Antworten
der BÜSO
11. Juli 2002
Sehr geehrter Herr Özoguz,
anbei schicke ich Ihnen die Antworten der Büso zu Ihrem Fragekatalog.
Mit freundlichen Grüßen,
Helga Zepp-LaRouche
Innenpolitik
| Welche Rolle spielt Gott bei der Entscheidungsfindung in Ihrer Partei? |
Die Menschenwürde kann nur dann gewahrt werden, wenn die Politik auf einem
Menschenbild basiert, das den Menschen als Ebenbild Gottes versteht. Diese Ebenbildlichkeit
besteht darin, dass der Mensch im Unterschied zu allen anderen Lebewesen ein kognitives
Wesen ist, d.h. dass seine kreative Vernunft die Gesetzmäßigkeit der Schöpfungsordnung
immer besser verstehen und damit die Lebensrundlagen für den Menschen verbessern kann.
| Was versteht Ihre Partei unter dem Begriff "Leitkultur", und
in welchem Sinn sind deutsche Muslime von der "Leitkultur"
betroffen? |
Die Büso setzt sich für einen Dialog der Kulturen ein, der nur funktionieren
kann,
wenn wir uns auf die jeweils beste Traditionen der verschiedenen Kulturen beziehen. Das
bedeutet, dass wir u.a., die deutsche Klassik von Lessing, Schiller, Bach und Beethoven
wiederbeleben müssen, genauso wie die großen Beiträge der Bagdader Kalifen der
Abbassyden-Dynastie, von Al Kindi, Al Farabi, Ibn Sina und ...um nur einige zu nennen. Die
Universalgeschichte zeigt, dass mal die eine, mal die andere Kultur die "Leitkultur" der
Menschheit war. Wir müssen heute die besten Traditionen aller Kulturen beleben, wenn wir
aus der heutigen moralischen Krise in der Welt herauskommen wollen.
| Denkt Ihre Partei an eine Anerkennung der großen muslimischen
Dachverbände als Körperschaften des öffentlichen Rechts? |
Ja
| Können Sie sich eine Lehrerin mit Kopftuch an einer öffentlichen
Schule vorstellen, unabhängig davon, ob es eine christliche Nonne oder eine
islamische Frau ist? |
Ja
| Können Sie sich eine Muslima mit Kopftuch in einer leitenden Funktion
Ihrer Partei vorstellen? |
Ja
| Welche Vorschläge haben Sie für die Integration kopftuchtragender
Muslimas in öffentlichen Bereichen, Bildungseinrichtungen und im
Arbeitsmarkt? |
Wir müssen daran arbeiten, dass die Integration eine normale Angelegenheit und es
als normal angesehen wird, dass die Menschen verschiedene Traditionen haben. Was uns
kränken sollte, ist nicht das äußere Erscheinungsbild, sondern das was der Seele schadet.
| Welche Position vertritt Ihre Partei bezüglich islamischen
Religionsunterrichtes an deutschen Schulen? |
Islamischer Religionsunterricht sollte angeboten werden in Übereinstimmung mit dem
klassischen Standard des Humboldtschen Bildungsideals. Dieses Erziehungsmodell ist zwar als
solches nicht religiös, aber seine Zielsetzung der Erziehung zu charakterlicher
Schönheit und einer kreativen Persönlichkeit sollte für jeden Aspekt der Erziehung
Maßstab sein.
| Welche Position vertritt Ihre Partei zu der zunehmenden Zahl an
Abtreibungen in diesem Land? |
Antwort: Das Hauptproblem besteht darin, dass die Politik der im Bundestag vertretenen
Parteien jungen Menschen und Familien keine Vision für die Zukunft zeigen. Die
Büso hat vor, das Gemeinwohl wieder in den Mittelpunkt der Politik zu stellen und durch die
Verwirklichung einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung ein Klima zu schaffen, in der
Kinder und Jugendliche eine positive Zukunftsperspektive sehen können.
Außenpolitik
| Welche grundsätzliche Rolle spielt "Gerechtigkeit" in Ihrer
Auffassung von Außenpolitik und wie setzen Sie dies um? |
Das Naturrecht definiert den Standard für Gerechtigkeit und hat damit universelle
Geltung. Die Weltwirtschaftsordnung muss dahingehend geändert werden, dass sie die
Existenz und Menschenwürde aller auf diesem Planeten lebenden Menschen ermöglicht.
| Welche Position vertritt Ihre Partei gegenüber der Gründung eines
unabhängigen Staates Palästina? Wie will Ihre Partei gegen die
unmenschliche und völkerrechtswidrige Besatzungspolitik Israels vorgehen? |
Die Büso ist für die sofortige Errichtung eines palästinensischen Staates in
Übereinstimmung mit dem Osloer Vertrag, der zwischen Präsident Arafat und Präsident
Rabin vereinbart worden ist. Dabei ist eine umfangreiche wirtschaftliche Entwicklung des
gesamten Nahen und Mittleren Ostens entscheidend, vor allem großzügiger Entsalzungs-
und Bewässerngsanlagen, damit eine Grundlage für den Frieden geschaffen werden kann.
Die Büso hat dazu den "Oasis-Plan" entwickelt. Israel muss gezwungen werden, die Resolutionen der UNO zu respektieren.
| Ist Ihre Partei bereit, die USA bei militärischen Angriffen auf
weitere Länder (nach Afghanistan) zu unterstützen? |
Nein. Bis heute gibt es keinen gerichtsverwertbaren Beweis, dass Vertreter islamischer
Bewegungen oder Staaten für die Ereignisse des 11. September verantwortlich waren. Ein
Krieg gegen weitere Länder ist deshalb unmoralisch und ungesetzlich. Bei dieser Strategie
eines "Kriegs der Zivilisationen" handelt es sich um angloamerikanische
geopolitische Szenarios, wie sie von Berhard Lewis, Zbignew Brzezinski und Samual Huntington
entwickelt worden sind.
| Können Sie sich vorstellen, auch die Vorladung anderer
Kriegsverbrecher außer Milosevic (z. B. Sharon) vor ein internationales
Gericht gegen Kriegsverbrechen zu unterstützen? |
Die Frage internationaler Gerichte ist an sich problematisch, weil sie die Tür zu einer
imperialen Gerichtsbarkeit eines neuen Weltreiches öffnet. Aber falls man es für richtig
hält, Milosevic vor ein solches Gericht zu stellen, dann ist Scharon sicherlich mehr als qualifiziert.
Gegenwärtig dominiert in Israel eine Fraktion, die sich explizit in der Tradition von Jabotinsky
und seiner faschistischen Bewegung befindet. Die israelische Zeitung Haarets berichtete
kürzlich, dass die israelische Armee das Recht habe, alle militärischen Präzedenzfälle
für ihre Zwecke zu studieren und die Lehren daraus zu ziehen, darunter eben auch das Vorgehen
der Naziz gegen das Warschauer Ghetto. Der Standard der deutschen Politik in Bezug auf den Judaismus muss sich an dem Beitrag
orientieren, den Moses Mendelsohn für die Vorbereitung der deutschen Klassik geleistet
hat. Ohne den jüdischen Beitrag wäre dieser Höhepunkt der deutschen Kultur nicht
denkbar gewesen.
| Ungefähr ein Fünftel der Menschheit sind Muslime, die bis heute in
keiner ständigen Form im UN-Sicherheitsrat vertreten sind. Inwieweit
unterstützen Sie eine repräsentative Zusammensetzung dieses Gremiums und
wie verträgt sich das sog. Veto-Recht mit Ihrem Demokratieverständnis? |
Gegenwärtig ist die Arabische Liga die führende islamische Organisation.
Angesichts der großen Anzahl islamischer Staaten sollten sie ausgestattet mit Vetorecht im UN Sicherheitsrat
vertreten sein.
| Deutschland hat in den letzten 50 Jahren selbst keinen Krieg
angefangen, keinerlei Stellvertreterkriege angezettelt und genoss bis zur
"uneingeschränkten" Kopplung an die USA in der "Dritten
Welt", speziell in der islamischen Welt, ein sehr hohes Ansehen. In
welcher Weise wollen Sie dieses Ansehen retten bzw. ausbauen? |
Deutschland muss eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung großer Entwicklungsprojekte spielen. Dies liegt sowohl im deutschen Selbstinteresse, als auch im
Interesse der Entwicklungsländer, die diese Kooperation dringend brauchen. Da das globale
Finanzsystem sich in der Endphase seines systemischen Kollapses befindet, wird die
multinationale Kooperation bei solchen Entwicklungsprogrammen wie der Eurasischen
Landbrücke und dem Oasis-Plan für den Nahen und Mittleren Osten, sowie die Golf Region
eine Überlebensfrage.
Wirtschaftspolitik
| Welche grundsätzliche Rolle spielt "Gerechtigkeit" in Ihrer
Auffassung von Wirtschaftspolitik und wie setzen Sie diese um? |
Die Büso vertritt das Prinzip, das nur die Regierung legitim ist, die dem Allgemeinwohl
verpflichtet ist. Die Idee des Allgemeinwohls hat sich zum ersten Mal im Zusammenhang mit der
Entwicklung des souveränen Nationalstaates im 15. Jahrhundert herausgebildet.
Wir treten für die sofortige Reorganisation des hoffnungslos bankrotten Finanzsystems ein, das mit
Globalisierung und Internationalem Währungsfond assoziiert ist. Statt dessen brauchen wir ein
Neues Bretton Woods System, das an den besten Aspekten des alten Bretton Woods Systems
anknüpft aber darüber hinaus gerechte Bedingungen für die Entwicklungsländer
schafft. Auch die von uns angestrebte Rekonstruktion der Weltwirtschaft ausgehend vom Ausbau der
Eurasischen Landbrücke über die Bering Strasse nach Nord- und Südamerika und über
Ägypten nach Afrika ist so angelegt, dass sie das Überleben aller heute lebenden
Menschen auf diesem Planeten sichern muss.
| Wie steht Ihre Partei zu fairen Preisen für Rohstoffe aus
Entwicklungsländern? |
Wir treten generell für Paritätspreise für Rohstoffe ein, die an einen Paritätspreis
für Gold gekoppelt sind.
| Setzt sich Ihre Partei für dieselben Gesundheitsstandards für
Menschen und in Entwicklungsländern ein? |
Ja, wir treten für einen universellen Gesundheitsstandard ein. Dieser Standard darf aber nicht
von der Praxis bestimmt sein, wie sie gegenwärtig in Deutschland und den USA beispielsweise vorherrscht, und die de facto eine Zwei- Klassenmedizin
eingeführt hat. Ziel muss die optimale Präventivmedizin für alle Menschen sein. Es muss auch erlaubt sein, dass
Generika vertrieben werden, um die preisgünstigste Versorgung zu ermöglichen. So haben
z.B. Länder wie Brasilien und Kuba das Recht, Anti-Aids-Medikamente an Afrika zu liebefern,
und die Opponenten, die Pharmakonzerne, haben Unrecht.
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