MM: Sehr geehrter Herr Kuehl, vielen
Dank für Ihre Bereitschaft zu einem Interview. Die von Ihnen betriebene
Homepage 'freace.de' stellt sich selbst vor mit dem Hinweis:
"Nachrichten, die man nicht überall findet". Was soll damit
ausgesagt werden und wo finden Sie Ihre Nachrichten?
N. Kuehl: Freace.de soll Nachrichten veröffentlichen,
die in den 'großen Medien' - aus welchen Gründen auch immer - keine
Beachtung finden, aber mir - dies ist sicherlich subjektiv - wichtig
erscheinen. Menschen können sich nur dann eine fundierte Meinung
bilden, wenn sie umfassende Informationen besitzen. Freace.de soll hier
helfen, Lücken, die von anderen Medien gelassen werden, zu schließen.
MM: Dennoch unterscheiden sie Ihre
Meldungen von den sogenannten Mainstream-Nachrichten. Können die
anderen kein Englisch?
N. Kuehl: Dies wäre sicherlich der richtige
Zeitpunkt für eine "Verschwörungstheorie". Diese scheint hierfür
aber nicht wirklich notwendig zu sein. Bei manchen Medien mag die
Entscheidung, einige Meldungen nicht zu bringen, auf
"freundschaftlichen" Beziehungen zur Politik beruhen, bei
anderen geschieht dies vermutlich aufgrund der politischen Ansichten von
Besitzern oder Chefredakteuren, auch der einzelne Redakteur hat hier natürlich
einen Entscheidungsspielraum und bei wiederum anderen Medien handelt es
sich sicherlich einfach um eine wirtschaftliche Entscheidung. Wenn die
"Zielgruppe" sich nicht für gewisse Nachrichten interessiert,
so werden diese eben zugunsten anderer, "passenderer"
Informationen ignoriert. Unabhängig davon, wie die Gründe im
Einzelfall auch aussehen, führt dies im Endergebnis allerdings dazu,
dass ein Teil der täglichen Geschehnisse aus dem Grossteil der Medien
ausgeblendet wird.
MM: Was bedeutet eigentlich Freace,
wir konnten den Begriff im Lexikon MM nicht finden.
N. Kuehl: "Freace" setzt sich
aus "freedom" und "peace" zusammen, zwei Begriffen,
über deren Vorhandensein derzeit leider ziemlich wenig zu berichten
ist.
MM: Viele Nachrichten aus freace.de,
insbesondere diejenigen über imperialistische Bestrebungen werden vom
Muslim-Markt zitiert, überrascht Sie diese scheinbar gedankliche Nähe
in bestimmten Bereichen?
N. Kuehl: Bei näherem Hinsehen kann
dies kaum überraschen, da in letzter Zeit eine zunehmende Fixierung auf
einen "christlichen" Standpunkt in vielen Medien und bei einer
großen Zahl von Politikern zu beobachten ist. Da Freace im Gegensatz
dazu versucht, eine möglichst neutrale Position einzunehmen, ist klar,
dass die Artikel relativ häufig zitiert oder verlinkt werden. Ein
weiterer Grund dürfte die kritische Berichterstattung über das
Verhalten der USA und Israels sein, da diese Themen von vielen Medien
nur sehr "vorsichtig" behandelt werden, viele Moslems aber
gerade an diesen Themen stark interessiert sind.
MM: Sind sie ein Gottesehrfürchtiger
Mensch?
N. Kuehl: Im Sinne des Wortes: nein. Das
bedeutet aber nicht, dass mir die von praktisch allen Religionen
vertretenen Werte wie Menschlichkeit, Toleranz und Ehrlichkeit gleichgültig
sind, ganz im Gegenteil. Außerdem glaube ich nicht, dass "Gottesehrfürchtigkeit"
Bedingung für eine unabhängige Berichterstattung ist. In manchen
Bereichen könnte diese einem objektiven Blickwinkel sogar im Weg
stehen, da dies zumeist auch die Bevorzugung des eigenen Glaubens
bedeutet.
MM: Was ist dann der Antrieb für Ihr
Engagement?
N. Kuehl: Lesern Informationen zu
bieten, die sie anderswo nicht oder kaum erhalten, um dazu beizutragen,
dass sie sich ein vollständigeres Bild machen können. Ein
demokratisches System kann nur funktionieren, wenn die Buerger ihre Wahl
aufgrund umfassender und ungefilterter Informationen treffen können.
Ich hoffe, hierzu einen Beitrag leisten zu können.
MM: Wie stellen Sie sich das
ideale Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland vor?
N. Kuehl: Auf der Grundlage von
gegenseitigem Respekt und Toleranz.
MM: Was wollen Sie selbst dazu
beitragen?
N. Kuehl: Ich hoffe, dass Freace.de
durch einen objektiveren Blickwinkel bereits dazu beiträgt.
MM: Herr
Kuehl, wir danken für das Interview.
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