MM: Herr Hauß, Sie betreiben das
Internetportal "Internationales Institut für Medienanalyse und
Friedensforschung". Was hat es mit dem Institut auf sich und was
war die Motivation für das Internetportal?
Hauß: Im März 1999 begann der erste
Krieg Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg, wieder ein
völkerrechtswidriger Angriffskrieg, wieder - auch- gegen Jugoslawien.
Jamie Shea, der ewiggrinsende NATO-Sprecher, bezeichnete damals die
Medien als Soldaten an der Heimatfront. Darin konnte ich ihm voll
zustimmen. TV, Radio und Zeitungen hatten die Deutschen langfristig
vorbereitet. Da waren nicht nur die Lügen über angebliche Massaker
(z.B. Racak (nicht zu verwechseln mit den Greueln einige Jahre zuvor im
benachbarten Bosnien), angeblicher Vertreibung der Kosovoalbaner usw..
Es fehlte auch jede kritische Distanz zur Regierungspolitik. Zu
vermerken blieb eine verbrecherische Unterdrückung grundlegenden
Wissens über Prinzipien des Völkerrechts, des Grundgesetzes, deutscher
Verträge und deutscher Geschichte.
Die allermeisten Medien hatten als 4. Gewalt
nicht nur versagt. Sie waren Teil der Exekutive geworden - und
beeinflussten sogar die Parlamentsarbeit im Sinne der rotgrünen
Regierung. Die Lügen aufzudecken, die Wirkmechanismen zu entschleiern,
Gegeninformationen und Basiswissen zu vermitteln - das waren die Ziele
des Instituts. Im Ausland (USA, Großbritannien) fanden sich Freunde,
die schnell verdeutlichten, daß manche Ungeheuerlichkeiten rein
deutsche Geburten waren. Der "Hufeisenplan" war eine Erfindung
Scharpings, ausgestaltet durch die sog. "Gräueltruppe" in
Scharpings Ministerium. Etwas Derartiges hatte Clinton ebenso wenig
nötig wie Blair. Von Kalifornien über Princeton, von Russen bis zu
Deutschen: eMails, Bilder, Videos, Links, rund um den Erdball versendet,
konnte ich auf der Webseite verarbeiten. Kriegsanlasslügen, Propaganda
usw. fanden in den Folgejahren immer wieder statt und folgen in
Deutschland mittlerweile primitiven, gleichwohl wirksamen, Schemata. Die
Arbeit geht nicht aus ...
MM: Bei Ihren detaillierten
Darstellungen zum 11. September, auch als Autor, werden Sie von den
etablierten Medien als "Verschwörungstheoretiker" eingestuft,
obwohl Ihre Darstellungen sachlich begründet sind. Wie erklären Sie
sich den unglaublichen Widerstand der etablierten Medien und welche
Hoffnung haben Sie, dass eines Tages die Wahrheit herauskommt?
Hauß: Reden wir nicht über
Verschwörungstheoretiker. Reden wir über Verschwörungspraktiker. Wenn
der 11.9.2001 nicht ein aberwitziger Verkehrsunfall war, haben sich
Menschen verschworen, dieses Verbrechen zu begehen. Die große offene
Frage ist doch nur: WER ? Als "Theoretiker" bezeichnet man
gemeinhin diejenigen, die Theorien über Zusammenhänge herstellen, also
z.B. über den 11.9.. Ich bin es nicht. Die Theorieproduktion findet im
Weißen Haus, im Pentagon, in Langley, beim PNAC statt: Osama und seine
19 Banditen seien es gewesen. Beweise ? Keine. Belege ? Keine. Bin
Ladens behauptete Verbindung zu Saddam Hussein wurde mittlerweile sogar
von Rumsfeld dementiert. Der "unglaubliche Widerstand der
etablierten Medien" hängt damit zusammen, daß die gesamte
Begründung für den "Krieg gegen den Terror" in ein NICHTS
zusammenfällt, wenn die Urheber des 11.9. nicht mehr weltweit gesucht
werden dürfen, sondern nur noch an den Ufern des Potomac. Machen Sie
sich bewusst, was dieser Umstand für die transatlantischen Beziehungen
bedeutet. Das greift ja die gesamte EU-Außenpolitik an, sogar die
Innenpolitik. Und die eigene Glaubwürdigkeit der Medien. Meine
Hoffnung, nach der Sie fragen, auf Wahrheitsfindung ist dennoch groß,
aber sie ist und bleibt zunächst Emotion. Gestützt wird sie durch die
Demokratie des Internets, durch die kollektive weltweite Vernunft, der
Aufhebung des Völkerrechts entgegenzutreten, durch die bisher schon
entlarvten Lügen und die dadurch gewachsene Skepsis nicht nur rund um
den Irakkrieg. Dagegen steht die mit dem 11.9. und seiner
"Story" verbundene Machtfrage. Osama ist der ideale
Allzweckterrorist, der medial über jedem interessanten Ölfeld
anzusiedeln ist, das man gerne in Besitz nehmen möchte. Wahlweise
bleiben nur noch "humanitäre Katastrophen" in den Staaten
über dem schwarzen Saft. Die Herren haben nicht viele Möglichkeiten,
ihr Tun zu bemänteln. Nimmt man ihnen Osama, wird es eng für
Legitimierer. Er, Osama, hält die US-geprägte Weltordnung zusammen
....
MM: Nero und Hitler, die sich jeweils
selbst angegriffen haben, um dann Christen bzw. Polen zu massakrieren,
hätten viel weniger Unheil anrichten können, wenn die betroffenen
Völker rechtzeitig geeignete Maßnahmen gegen die Unterdrücker
unernommen hätten. Welche Maßnahmen schlagen Sie im Rahmen des
erlaubten und möglichen vor, um eine ähnliche Katastrophe für unsere
Generation zu vermeiden?
Hauß: Die Antwort fiele leichter, gäbe
es in dieser historischen Parallele auch ein gemeinsames Motiv und
vergleichbare Ziele der handelnden Personen. Die Parallele erschöpft
sich jedoch in "bekannter Diktator, der künftige Opfer als Täter
darstellt". Maßnahmen gegen das "Opfer-Sein" gibt es
viele, für Einzelpersonen wie für Staaten, Kulturkreise usw.. Die
wichtigste ist die, Handelnder zu sein, Subjekt der Geschichte, und sein
Schicksal tatkräftig selbst in die Hand zu nehmen. Bevor es andere tun.
Erstaunlich war für mich übrigens die Passivität des arabischen
Kulturkreises angesichts der kollektiven Verdächtigung zum 11.9. und
auch im Rahmen des "Kampfes der Kulturen". Da haben sich
manche Muslime die bereitgestellten falschen Schuhe angezogen, andere
haben es dabei bewenden lassen, "wir waren es nicht" zu sagen.
Mit fünfmaligem individuellem Beten am Tag und baut man gegen die
Rumsfelds und Cheneys aber keine Gegenposition auf. Das eigene Handeln
im legalen, sittlichen und vernünftigen Rahmen ("erlaubt und
möglich") zur kollektiven Macht werden zu lassen, hat schon
Philosophen von Kant über Marx bis hin zu den Väter der UNO und des
Grundgesetzes bewegt. Ich will daher nicht auch noch Ratschläge zur
Neuerfindung des Rades von mir geben. Wer sich das Grundgesetz nicht zu
eigen macht und nicht einfach mal die UN-Charta liest, hat verloren. Da
hatten sich 1948 im Parlamentarischen Rat kluge Köpfe völlig
unterschiedlicher Herkunft zusammengetan, um Maßnahmen gegen die
Wiederholung der Katastrophe des 2. Weltkriegs zu treffen. Konsequenz
des 2 Weltkrieges war auch die Gründung der UNO. Aus der Sicht der
Väter und Mütter dieser Nachkriegsordnung sind Mörder, Terroristen
und Angriffskrieger keine Freiheitshelden, Staatsmänner oder
Verhandlungspartner, sondern nur Verbrecher, die zur Zeit noch nicht
hinter Gittern sitzen. Der Rest ist entweder Kriminalistik oder
(stillschweigende) Billigung.
MM: Wir geben Ihnen Recht, dass die
Öffentlichkeitsarbeit der Muslime ausbaufähig ist. Aber inzwischen
werden im Wochenrhythmus Distanzierungen verlangt, so dass es gar nicht
leicht ist, dem nachzukommen. Und wenn man selbst den Nichtmuslimen
schon nicht glaubt, dass die ganze Geschichte mit dem Islam nichts zu
tun hat, warum sollte man es dann Muslimen glauben?
Hauß: Es
geht nicht um Glauben. Es geht um Beweise und Taten. Da kann man
durchaus mehr tun. Attas Vater, ein angesehener Rechtsanwalt in Kairo,
könnte mehr zur Ehre seines Sohnes tun als in der Pressekonferenz, die
er damals einberief, unmotiviert über Israel zu schimpfen. Er hätte
über die Telefongesellschaft beweisen können, daß er nach dem 11.9.
von seinem Sohn angerufen wurde. Die Familie Ziad Jarrahs (Jarrah war
angeblich der Terrorpilot der UAL93, die in Pennsylvania abgestürzt
wurde), angesehene Leute im Bekaa-Tal im Libanon, könnte von der
US-Regierung Beweise verlangen. Und zwar insbesondere die Leiche ihres
Sohnes, die ja angeblich auf Eis liegt. Zahnärzte könnten dann das
Gebiss vergleichen, Genetiker die Genproben, Kriminalisten die
Fingerabdrücke von den Bordkarten und Pathologen die Todesursache
ermitteln. Wenn diese familiären Anliegen von den jeweiligen
Staatsregierungen lautstark unterstützt würden, wären wir viel
weiter. "Muslimen zu glauben" fiele leichter, wenn in
verschiedenen Staaten Terroristen konsequent verfolgt würden, was
leider derzeit nicht der Fall ist. Wenn offensiv klargestellt würde,
daß mit dem CIA-Agenten Osama Bin Laden keine klammheimliche Sympathie
bestünde. Aber ich gebe auch zu, daß wir Deutsche bzw. die Christen
ebenfalls ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Ich nenne hier mal
etwas anderes als die politischen Prozesse in Hamburg und die
Unterstützung von Kosovo-Terroristen, von Separatisten in Südsudan und
Tschetschenien. Wussten Sie, daß in der deutschen Hauptstadt ein
Denkmal für einen Selbstmordattentäter steht? Ja, so ein junger Mann,
der sich Sprengstoff umgebunden hat und sich selbst in die Luft jagte,
um seinen deutschen Landsleuten zum Sieg zu verhelfen? Der Mann hieß
Karl Klinke, und das ist keine 150 Jahre her. Wussten Sie, daß in
Münster die verdorrte, mumifizierte Hand wahrscheinlich als Relikte
einer deutschen mittelalterlichen "Scharia" (Urteil im Rahmen
der sog. Werverfassung), im Rathaus ausgestellt wird, und daß die
Leichen-Käfige für die Wiedertäufer (ketzerische Sekte) noch heute
als Denkmal an der Lambertikirche hängen ? Dass noch Ende des 19.
Jahrhunderts ägyptische Mumien in deutschen Apotheken zu Arznei
zerstoßen wurden? Die "Kriegerehrenmale" sind hier keine
Trauerstätten, und Synagogen müssen noch immer bewacht werden. Es geht
um Haltungen, um eine Wertedebatte, in der wir selbst nicht gerade
glänzend dastehen. Eine Ansicht, die ich hier mit zugegebenermaßen
etwas exotischen Beispielen unterfüttere. Deshalb halte ich mich mit
Ratschlägen - wie bisher - zurück. Ich habe nur auf Ihre Frage
geantwortet. Mubarak hat übrigens in zwei Interviews nach dem 11.9.
ganz cool auf die fliegerische Problematik hingewiesen. Als ehemaligem
Piloten fiel ihm auf, dass ungeübte Piloten derartige Kampfkurven wie
am 11.9. nicht fliegen konnten. Schade, daß das dann alles war an
Einsprüchen. Das Außenministerium Saudi-Arabiens widerspricht sich,
wie Bröckers und ich nachgewiesen haben, in eklatanter Art und Weise.
Ob uns Nichtmuslimen kein Glauben geschenkt wird, ist demgegenüber
zweitrangig - und es stimmt übrigens auch nicht. Bisher hat mir noch
niemand gesagt, er "glaube" dies oder das nicht. Die deutschen
Medienvertreter wissen, daß sie Handfesteres bieten müssten als ihren
Unglauben.
MM: In Ihren Veröffentlichungen -
insbesondere im Internet - fällt eine besonders kritische Haltung
gegenüber dem "Spiegel" auf. Immer wieder werden "Spiegel"-Artikel
förmlich in der Luft zerfetzt. Dabei wäre doch anzunehmen, dass ganz
andre Kriegstreiber in diesem Land und deren Medien viel mehr Unheil
anrichten. Ist das ein missverständlicher Eindruck, oder haben sie eine
besondere Beziehung zum "Spiegel"?
Hauß: Ihr Eindruck täuscht nicht.
Der Grund ist aber ganz simpel: der "Spiegel" ist nicht nur
das Flaggschiff des angeblich kritischen Journalismus, er ist auch in
Papierform und online das meistgelesene Magazin, angenehm aufgemacht und
seit der "Spiegelaffäre" vor 40 Jahren aus unerfindlichen
Gründen mit dem Nimbus "links" versehen. Also weit eher zur
Regierungspolitik passend als z.B. die FAZ. Außerdem -siehe z.B. die
Hamburger Prozesse gegen Motassadeq und Mzoudi- räumlich näher an der
Front als z.B. die "Süddeutsche". Zudem ein kleines
Medienimperium mit "Spiegel-TV".
MM: Einverstanden, aber ist nicht das
Springer-Imperium diesbezüglich nicht viel gefährlicher?
Hauß: Gefährlicher? Für wen oder was?
Die Leser der "Bild" wissen, was sie erwartet. Der
Wahrheitsgehalt der Meldungen wird umgekehrt proportional zur Größe
der abgebildeten Brüste wertgeschätzt. Die Leser des
"Spiegel" halten hingegen das, was sie in der Hand halten,
für seriös, für bildend, für unabhängig. Man glaubt es kaum, aber
so ist es.
MM: Der "Kampf der Kulturen"
ist ja ein schon lange vorbereiteter Plan, dessen Grundlagen in einem
Buch zu finden ist, nach dem sich die US-Imperialpolitik und damit auch
der gesamte "Westen" richtet. Gibt es denn in den
Führungsetagen des gesamten deutschen Geheimdienstapparates, auf der
Ebene der Politik, in der Armee oder unter einflussreichen
Wissenschaftlern oder Wirtschaftseliten keine Stimme, die das erkennt?
Wie kann solch eine an "Gleichschaltung" erinnernde Lag
entstehen?
Hauß: Erstens: Der "Kampf der
Kulturen" ist kein Plan, sondern eine vorgeschobene Begründung
(mit dem Status angeblicher Unausweichlichkeit) für eigene
Interessenspolitik. Er ist eins der Mittel u.a. der PNAC-Leute (Project
for the New American Century), die Welt und damit den Sprit in den Griff
zu bekommen, oder umgekehrt: das Öl und damit die Welt. Was keine Frage
von Jux, Freude und purer Machtgier ist, sondern etwas mit
Kapitalnotwendigkeiten zu tun hat, schnöder gesagt: mit Geld. Nicht mit
Kultur. Wenn mit der Unterscheidung von Hautfarben oder Fußgrößen
Geld zu machen wäre, würden Hautfarben oder Schuhpassformen wichtig
werden. Zweitens ist das kein Erkenntnisproblem, sondern eins von
Interessenslagen. Wissen über die eigenen Interessen ist bei den Eliten
natürlich vorhanden und abgesprochen. Und deshalb wissen fast alle in
den Führungsetagen Bescheid. Und drittens: Aber natürlich doch gibt es
Gegenstimmen! Man muss nur bereit sein, sie wahrzunehmen und als solche
wertzuschätzen. Auch wenn sie völlig fremd klingen. Ich nenne den
Papst. Ich nenne Mahner und Warner in Deutschland wie MdB Wimmer,
General a.D. Loquai. Bei den Wirtschaftseliten schauen wir natürlich
selten in deren Strategiepapiere, aber die EU und der Euro sind
Zeugnisse für den Wunsch nach einer multipolaren Welt.
MM: Sie kritisieren den Mangel an
Wissensdemokratie? Was wäre das in Ihrer Idealvorstellung?
Hauß: Weit bessere PISA-Noten. Das
Thema ist unerschöpflich. Angesichts der schnoddrigen Dummheit, die
über unsere Medien verblasen wird, sind HIV, BSE, Pest Cholera und die
spanische Grippe von 1918 vergleichsweise harmlos. Verglichen mit der
arabisch/muslimischen Kultur früherer Zeiten könnte man sich fast
schämen, wären die Phänomene nicht weltweit zu beobachten: Es wird
eine Unterschicht für einfache Dienstleistungsarbeiten herangezogen,
die gerade mal lesen und schreiben kann.
MM: Kann man solche
Unterdrückungsmechanismen immer ausschließlich auf die Unterdrücker
zurückführen? Trägt nicht in einem gewissen Maß jeder einzelne eine Mitverantwortung,
oder anders gefragt: Haben wir nicht die Regierung und das System,
welches wir verdienen?
Hauß: Jeder, also auch ein
Milliardär, hat die Freiheit, unter Brücken schlafen zu dürfen.
Jeder, also selbst der Bundeskanzler, darf Teller waschen. Jeder, auch
der Uni-Professor, darf frei entscheiden, ob er sich lieber Gottschalk
oder den Musikantenstadl anschaut. Die Mitverantwortung in Fragen des
Geldes, der Macht und des Wissens ist also begrenzt durch die Umstände,
in denen Verantwortung überhaupt wahrgenommen werden kann.
Tellerwäscher, Brückenpenner und Analphabeten haben ihren Status
selten aus freien Stücken angenommen, sind wohl kaum genetisch zum
Brückenpennen vorbestimmt. Auch Lernen will gelernt werden, Lernen ist
ein sozialer Akt, gesellschaftliche Umstände sind prägend und nicht
individuelles Wollen. Fragen Sie Lehrer ... Sie haben Recht: "in
einem gewissen Maß" trägt "jeder einzelne eine
Mitverantwortung". Wo ist das Maß? Als Demokrat verlange ich
Wahrhaftigkeit bei der Darstellung der Tatsachen, bevor über die
Tatsachen entschieden wird. Wie schon zuvor gesagt: Ein Parlament, das
systematisch belogen wird über z.B. die Situation in Jugoslawien, ist
seiner Rechte beraubt. Scharping lag die objektive Lagebeurteilung des
Amts für Nachrichtenwesen am 22.3.1999, zwei Tage vor Kriegsbeginn vor
("Tendenzen zu ethnischen Säuberungen sind weiterhin nicht zu
erkennen.") - dem Parlament nicht. Oder ein halbes Jahr zuvor: bei
den Kabinettsakten liegt der Protest Edzard Schmidt-Jorzigs gegen den
sog. Vorratsbeschluss vom 16.10.1998. Da liegt er gut. Der Bundestag wusste
nicht, daß er, der der zuständige Fachminister die zur Abstimmung
stehende Beschlussvorlage für verfassungs- und völkerrechtswidrig
hielt. Oder das Rambouillet-Papier: Der Bundestag wusste nicht, daß
dieser sog. "Vertragsentwurf" für Jugoslawien objektiv
unannehmbar war. Sein Annex B beinhaltete die faktische Besetzung
Gesamt-Jugoslawiens - das kann kein Staatspräsident unterschreiben, das
waren keine fairen Verhandlungen. Der Bundestag nahm nur wahr: Der
Milosevic will keine Vertragslösung - aber so war es nicht.
Das geht so weiter ! Da wird gelogen und
getrickst, und es kommen Entscheidungen heraus, wie sie von der
Regierung gebraucht werden. Um wieviel mehr gilt das für die
Gesamtbevölkerung, wenn schon der Bundestag derartig desinformiert
werden kann. Das haben wir NICHT verdient, um auf Ihre Frage
zurückzukommen.
MM: Kommen wir zum Schluss zurück zu
Ihrem Buch mit Mathias Bröckers: "Fakten, Fälschungen und die
unterdrückten Beweise des 11.9.". Was hat Ihnen das Buch gebracht
außer eine Menge Geld?
Hauß: Ich bin erstaunt über Ihre
Wertung einer "Menge". Und interessanter ist für mich, was
das Buch Ihnen und anderen Lesern gebracht hat. Für mich ist die
Befriedigung darüber wichtig, ein Standardwerk mitverfasst zu haben,
das auch noch lange dann Gültigkeit haben wird, wenn so manche
"Schnellschüsse" vergessen sein werden. Bedenken Sie, wie
Historiker in wenigen Jahren schon über den Irakkrieg und seine
erlogenen Begründungen schreiben werden. In den Neuauflagen der
Schulbücher - wird da etwa stehen: Bush führte einen Krieg gegen den
Irak, um ihm seine Massenvernichtungswaffen zu entreißen ? Und nun
frage ich ernsthaft: was wird in den Schulbüchern in einigen Jahren
stehen vom 11.9. ? Dass ein bin Laden aus einer Höhle heraus die USA
angriff, weil er sie nicht mochte? Und dass in -zig Prozessen gegen
seine Mitverschwörer diese Tat eindeutig juristisch geklärt und
bewiesen wurde? Das kann da nicht stehen. Das wird da nicht stehen.
Denn: Nicht ein Beweis, nicht ein einziger Prozess, nichts
Gerichtsverwertbares weltweit liegt vor . Aber unsere Belege und Fragen
und Hinweise auf die Abfangjäger usw.. Zum immerhin größten
Verbrechen dieses Jahrzehnts, das Anlass für eine Wende in der
Weltpolitik war.
MM: Bei der gesamten Entwicklung seit
dem 11.9. spielen eine Reihe von Menschen eine Rolle im sogenannten
Anti-Terror-Kampf, die einstmals auf einer ganz anderen Seite standen.
Derjenige, der Terroristen in diesem Land mit den abenteuerlichsten
Verteidigungsreden versucht hat zu rechtfertigen, versucht jetzt alle
möglichen Rechte einzuschränken, und derjenigen der einstmals
Polizisten mit Steinen beworfen hat, unterstützt faktisch eine Politik,
die Unschuldige mit Bomben tötet. Glauben Sie daran, dass ein Idealist
zum Verantwortungsträger in diesem System werden kann, ohne seine
Ideale zu verraten (ohne dass wir genannte Personen als Idealisten
bezeichnen möchten)?
Hauß: Schön, daß Sie Probleme
beim Wort "Idealist" haben. Ich auch. In unserem Fall hier
haben "Idealisten" ihren Idealismus vorgetäuscht. Sie waren
nie Idealisten. Sie waren von Jahr zu Jahr erfolgreichere und
ausgefuchstere Rattenfänger mit erheblichem Schauspieltalent. Halten
wir doch die Fakten fest:
- Der ehemalige Steinewerfer wurde zum
Mitbefehlshaber der Bombenwerfer in Jugoslawien.
- Der ehemalige Anwalt von Terroristen hat
"Probleme", die NPD zu verbieten, schafft es nicht, in
Hamburg trotz jahrelanger Beobachtung und Abhörerei die angeblichen
9/11-Vorbereitungen zu unterbinden, tschetschenische Terroristen in
Dresden festzusetzen.
- Sein Chef, ehemals Verteidiger von Mahler
und zumindest damals dessen Duzfreund, besuchte gerade Herrn Gaddafi
- Alle zusammen legen sie Wert auf die
Freundschaft zu Herrn Bush. Den Irakkrieg bezeichnen sie
wortgewaltig als "Abenteuer" - nicht etwa als
"völkerrechtswidrig".
Ich sehe hier nicht Idealisten am Werk, sondern
Leute, die fein säuberlich zwischen Worten wie "legal" und
"legitim" zu unterscheiden wissen - und seit Jahrzehnten
Illegales zu legitimieren wissen, Ich sehe eine Kontinuität in ihrem
Handeln und keine Brüche.
MM: Abschließende Frage; Jeder
Widerstand gegen Unrecht kostet Kraft. Was ist Ihre Kraftquelle?
Hauß: Das Recht. Schwarz auf
weiß, kodifiziert. Goethe sagte: "das ich getrost nach Hause
tragen kann." Auf unser Grundgesetz kann ich getrost bauen. Das ist
beruhigend. Das Vertrauen auf die kollektive Weisheit der Menschen. Das
Wissen über absehbare notwendige Entwicklungen. Was historische
Sprünge und Verwerfungen nicht ausschließt. Die Freude über alle
diejenigen, die mitmachen, in all ihrer Unterschiedlichkeit, über
kulturelle und Religionsgrenzen hinweg. Und die Ehrfurcht vor Natur und
Kultur, die wie auch die Justiz einen weit längeren Atem haben als die,
die sich derzeit für wichtig halten.
MM: Herr Hauß, wir danken ihnen für
das Gespräch
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