Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Ismael Buric
 

Muslim-Markt interviewt 
Ismael Buric, deutscher Jugend-Meister in Karate

30.7.2007

Ismael Buric (Jahrgang 1990) ist deutscher Jugend-Meister 2007 im Karate in der Gewichtsklasse bis 75 kg. Er ist Mitglied beim Nippon Bremerhaven e.V. und der deutschen Jugendnationalmannschaft. 2005 war er bereits 3. der Deutschen Jugend-Meisterschaft, 2006 Deutscher Jugend-Vizemeister, er hatte den 1. Platz beim Serbien-Montenegro-Cup erreicht und wurde beim Wskf World-cup (World Shotokan Karate Federation) Zweiter.

Er ist Träger des braunen Gurtes (im Karate darf man erst mit 18 Jahren in Deutschland die Prüfung zum schwarzen Gurt absolvieren). Als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft hat er eine Sondergenehmigung, dass er den Schwarzen Gürtel mit 16 Jahren erlangen darf.

Er lebt mit seinen zwei jüngeren Geschwistern bei seinen Eltern in Bremerhaven und besucht die Realschule.

MM: Lieber Ismael, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur deutschen Meisterschaft im Kumite. Können Sie dem weniger Karate-Kundigen Leser einmal erläutern, was Karate ist und was Kumite bedeutet?

Buric: Karate ist eine alte Kampfkunst und traditionell eine erstklassige, effektive Selbstverteidigung, bei der der ganze Körper eingesetzt wird. Sie fördert das Selbstbewusstsein und die Gelassenheit. Im Training und Wettkampf werden alle Techniken mit Fuß oder Faust vor dem Auftreffen gestoppt. Der Verzicht auf Trefferwirkung hat oberste Priorität. Kumite ist das Japanische Wort für Wettkampf.

MM: Verzeihen Sie die Frage des Unkundigen, aber ist es nicht letztendlich dennoch eine Sport für Schläger?

Buric: Nein, ganz und gar nicht. Karate darf niemals offensiv sondern - wenn überhaupt - nur in Notwehr eingesetzt werden. Alle Übungen sind eher zur Förderung der Selbstbeherrschung. Karate fördert die Persönlichkeit, die Selbstbeherrschung des Körpers und der Seele. Konzentration, Verantwortungsbewusstsein und die Achtung vor dem Gegner werden bereis im Training systematisch aufgebaut. Karate kann von Menschen aller Altersstufen erlernt werden. Karate bietet vielseitige Anforderungen an den Körper und Geist und ist somit ein idealer Ausgleich zum Alltagsstress. Karate schult Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit in hohem Maße. Bewusstes Atmen und Konzentrationsübungen machen aus dem Kampf die Kunst, mit leeren Händen sich zu verteidigen.

MM: Sie betreiben den Sport ja als Hochleistungssport, wie viel Zeit wenden Sie für den Sport auf?

Buric: Ich trainiere 5 mal die Woche jeweils eineinhalb Stunden. Dazu kommen dann noch die Wettkämpfe im nationalen Bereich an Wochenenden und einige wenige internationale Auftritte mit dazugehörigen Reisen, wie z.B. im kommenden Herbst bei den Weltmeisterschaften in Istanbul.

MM: Bleibt da noch genügend Zeit für die Schule?

Buric: Mir persönlich reicht es, weil ich meistens um 13.30 Uhr von der Schule komme, und mein Training beginnt immer um 18 Uhr. Meine Eltern meinen aber, dass ich etwas mehr für die Schule tun könnte. Aber jeder hat seine eigenen Stärken.

MM: Wie viele Pokale schmücken denn bereits Ihr Zimmer?

Buric: Ich habe 13 Pokale und 44 Medaillen und unzählige Urkunden

MM: Nun vertreten Sie Deutschland auch auf internationalen Wettkämpfen, welche Nationen gelten denn als die stärksten?

Buric: Als stärkste Nation zählt Iran, Aserbaidschan , Kasachstan , Spanien, Türkei, Italien, Frankreich, Deutschland. ich freue mich bei international Wettkämpfen so viele Menschen aus so vielen Ländern zu treffen. Sport verbindet über Nationen, Kulturen und Religionen hinweg.

MM: Und warum ist nicht Japan in Ihrer Aufzählung?

Buric: Weil die Japaner immer noch das traditionelle Karate praktizieren, wir Europäer haben das Karate weiter entwickelt und modernisiert. Dadurch sind wir den Japanern weit voraus, Sie werden falls Sie nichts ändern uns in naher Zukunft nicht gefährlich werden können.

MM: Haben Sie als praktizierender Muslim Probleme dadurch in der Nationalmannschaft?

Buric: Nein ich persönlich als Mann habe überhaupt keine Probleme. In der deutschen Nationalmannschaft sind einige Muslime, dort wird Integration gelebt. Mit dem Essen natürlich muss ich aufpassen. Und es ist auch manchmal schwierig einen Ort zu finden , wo man das Gebet verrichten kann. Meine Nationalmannschaftskollegen haben aber kein Problem damit, dass ich ein Muslim bin. Sport dient meiner Meinung nach am besten sich zum Integrieren. In der deutschen Nationalmannschaft gibt es eine lange Tradition von Menschen mit Migrationshintergrund. Sie haben und sie leisten heute einen enormen Teil an Arbeit, indem sie viele Vereine betreiben und dort viel Jugendarbeit leisten.

MM: Gibt es auch Frauen im Karatesport, die mit Kopftuch kämpfen?

Buric: In der Nationalmannschaft gibt es keine Frau mit Kopftuch, aber in den Vereinen habe ich schon oft Kämpferinnern mit Kopftuch gesehen.

MM: Haben Sie als praktizierender Muslim Probleme in der Nationalmannschaft?

Buric: Nein, der Sport verbindet uns. Und es ist ein Sport, in dem Fairness eine sehr wichtige Rolle spielt. Wir kommen alle sehr gut miteinander zurecht, und ich habe gerade im Fernsehen gesehen, wie der Fußballer und Bayern-Star Ribery vor dem Spiel ein Dua (Bittgebet) auf dem Platz vor laufender Kamera gemacht hat. Im Sport finden die Menschen zueinander.

MM: Lieber Ismeel Buric, wir danken für das Interview.

 

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