MM: Sehr geehrter Herr Fischer, Sie gelten
als Experte im Denkmalschutz und bei der Altbausanierung. Warum wollen Sie
das Alte bewahren?
Konrad Fischer: In unseren alten Bauten
steckt eine Menge an guter Erfahrung. Sie können auch heute noch bestens
funktionieren, wenn wir uns bei der Instandsetzung mit Verstand um
altbauverträgliche Methoden bemühen. Diese stehen freilich oft genug im
Widerspruch zu den von der Bauindustrie diktierten Bauweisen. Durch
sorgfältige Planung und Verzicht auf den modernen Schnickschnack können die
alten Häuser oft preisgünstiger, energiesparender und kostensicherer saniert
werden, als es misslungene Projekte mit den gewöhnlichen Kostenexplosionen
und überraschendem Sanierpfusch vermuten lassen. Außerdem bieten die
Altbauten im Vergleich zur neuen Architektur aus Stahl, Glas und Dämmstoff
eine wesentlich vorteilhaftere Wohnatmosphäre und passen sich in die
historisch gewachsene Umgebung gestalterisch besser ein. Die Bewahrung
unserer Altbauten bietet folglich genug Herausforderungen und Sinnstiftung,
die bei der Arbeit Spaß machen. Außerdem hat jeder Altbau seine eigene
Problemstellung. Das bringt Abwechslung und lässt bestimmt keine Langeweile
mit "Schubladenlösungen" aufkommen.
MM: In diesem Zusammenhang kritisieren sie
in Vorträgen, Publikationen und auf ihrer Webseite übliche, aber falsche
Sanier- und Energiesparmaßnahmen sowie den staatlich organisierten
Klimaschutzschwindel. Was kann denn an Energiesparmaßnahmen falsch sein?
Konrad Fischer: Hier müssen wir
unterscheiden zwischen Maßnahmen, die wirklich beim sinnvollen Energiesparen
helfen und solchen, die das lediglich behaupten, aber in Wahrheit zur
Energieverschwendung führen. Leider sind letztere das Ergebnis eines
raffinierten Marketings und abscheulicher Beeinflussung von maßgeblichen
Teilen unserer Administration durch Lobbyisten, wie im Pharmabereich ja
allgemein bekannt und durch die Großfirmen auch im globalen Maßstab bestens
praktiziert. Im Klartext werden so angebliche Energiesparmaßnahmen
befördert, ja sogar zwangsweise verordnet, die lediglich das Umsatzinteresse
der daran beteiligten Profiteure bis runter zum letzten Baustoffhändler und
Handwerker befriedigen. Der Bauherr bekommt dadurch aber weder
Energieersparnisse, noch technisch funktionierende und gesunde
Baukonstruktionen.
Ein Beispiel: die so genannte Wärmedämmung aus
Leichtbaustoffen, Schäumen und Gespinsten. Sie lässt die Wärme mangels
Speicherfähigkeit schnell durch, ist feuchteempfindlich und wird deswegen
schnell von zerstörerischem Algenbewuchs und krankmachendem Schimmelpilz
befallen. Falsche Rechenmethoden mit dem so genannten U-Wert fördern den
expertengestützten Irrglauben an die Dämmwirkung. Praktisch dämmen aber nur
Massivbaustoffe gegen vorschnelle Hitzedurchdringung. Lehm-, Stein- und
Holzbauten in kalten und heißen Ländern weltweit beweisen das seit
Jahrtausenden, doch wir sollen zur windigen Zelt- und Barackenbauweise
zurückkatapultiert werden.
Die übertriebene Gebäudedichtung durch
Isolierfenster und Plastikfolien verschärft außerdem das Feuchteproblem in
unseren Wohnungen und macht krank. So kann bestimmt keine Energie gespart
werden, sondern es entsteht Schimmel. Genug Praxisbeispiele belegen das.
Auch die angeblichen Ökoenergien können nur mit
Hilfe von unverschämten Subventionen am Markt installiert werden. In
Wahrheit lässt sich Energie gar nicht teurer, aufwendiger und
umweltschädlicher herstellen, als beispielsweise durch schwermetalldotierte
Photovoltaikplatten, landschaftszerstörende Windkraftparks und die im
Vergleich zu Öl und Atomkraft viel zu geringe Energiedichte von Sonne und
Wind. Analog zur Ökoenergie könnten wir auch Wasser mit einem Sieb schöpfen.
All diesen Unsinn nenne ich falsches
"Energiesparen". Und das Märchen vom menschengemachten Klimawandel liefert
dazu die ebenfalls erlogenen Grundlagen. Dabei geht es nur um
Geschäftemacherei. Für das Energiesparen kommt nichts dabei heraus,
geschweige denn könnte man durch derlei "Klimaschutz" das immer chaotische
Wettergeschehen beeinflussen. Ich fühle mich bei diesem ganzen hochmoralisch
und apokalyptisch aufgeladenen Ökoschwindel sehr an die Zeit der staatlich
und kirchlich organisierten Verbrennung von "Wetterhexen" erinnert. Heute
werden die Kritiker des Klimaschwindels bereits öffentlich und namentlich
als "Leugner" gebrandmarkt. Das verweist mehr als deutlich in die
hierzulande schon fleißig eingeübte Leugnerverfolgung bei
Gesinnungsstraftaten.
MM: Sehr geehrte Frau Fischer, sie arbeiten
auf einem ganz anderen Gebiet und laden im Religionsunterricht Muslimas zum
Dialog ein. Haben Sie denn keine Angst vor dem Kopftuch und wollen Sie nicht
die Muslime vom Kopftuch befreien?
Petra Fischer: Angst ist zu viel gesagt. Das
Kopftuch war mir natürlich auch fremd und vielleicht sogar ein bisschen
unheimlich. Ein Grund mehr, Muslimas selbst nach ihren Beweggründen zu
fragen, warum sie das Kopftuch tragen. Dabei haben mich die Erklärungen
einer Muslima besonders beeindruckt. Sie erzählt, wie sie sich als junges
Mädchen geweigert habe, ein Kopftuch zu tragen. Doch nach einem Besuch bei
ihrer Großmutter in Anatolien, wo ihrer Meinung nach die Unterdrückung der
Frau erlebbar ist, begann sie danach zu fragen, was für eine Religion das
sei, die erlaube oder sogar gebiete, Frauen zu schlagen, das Rederecht zu
verweigern. Sie studierte den Koran und merkte, welch hohe Verehrung
Mohammed der Frau zukommen lässt und begann den Koran als eine Quelle der
Offenbarung zu verstehen, die ihr als Frau Rechte gewährte und nicht nahm.
Man müsse zwischen Islam und Tradition unterscheiden, sagt sie. So begann
sie das Kopftuch zu tragen, um ihre Würde als Frau zu unterstreichen. Sie
sagt, sie fühle sich seitdem als Dame, das Verhältnis unter Frauen sei viel
kameradschaftlicher, weil man nicht in Äußerlichkeiten miteinander
konkurriert und nur als kleiner Nebeneffekt sei sie in der täglichen
Kleiderfrage entlastet.
Diese Frau beeindruckt mich und meine Schüler immer
wieder durch ihre Lebendigkeit, Fröhlichkeit und Persönlichkeit. Nach ihrem
Unterrichtsbesuch sagen die Schüler, sie würden jetzt Kopftuchträgerinnen
mit anderen Augen sehen. Diese Muslima hat mir gezeigt, dass das Kopftuch
beides sein kann, Zeichen der Unterdrückung und einer besonderen Würdigung
der Frau als Frau. Letzteres aber ist für sie im Sinne des Koran und der
eigentliche Islam. Mir ist das Kopftuch nicht mehr unheimlich. Allerdings
muss ich dazu sagen: Burka und schwarze, lange Mäntel, kombiniert mit
Lederriemen im Gesicht befremden mich immer noch.
Das Kopftuch aber als Zeichen der Unterdrückung in
staatlichen Einrichtungen zu verbieten, ist für mich durch nichts zu
begründen und extrem frauenfeindlich. Eine Lehrerin, die Kopftuch trägt, hat
ein Studium hinter sich gebracht, ist finanziell unabhängig und keinesfalls
unterdrückt. Das Verbot richtet sich ausschließlich gegen Frauen und zwar
solche, die auf eigenen Beinen stehen und denen nun die berufliche
Existenzgrundlage entzogen wird.
MM: Obwohl Sie Beamtin sind, haben Sie in
2001 als Dekanatsfrauenbeauftragte einen bayernweiten offenen Brief an
Bundeskanzler Schröder gegen den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr
veranlasst. Haben Sie dafür keinen Ärger bekommen, und was wollen Sie Frau
Merkel schreiben?
Petra Fischer: Als Beamtin, die dem Staat
treu dienen will, sehe ich es als meine Pflicht an, zu politischen Fragen
Stellung zu nehmen.
Der Afghanistan-Krieg und eigentlich schon die
Beteiligung der Bundeswehr im Kosovo markieren eine grundlegende
Richtungsänderung, was Kriegseinsätze der BRD betrifft. Damals hatte ich das
Gefühl, wir stehen an einer Weggabelung und könnten noch den richtigen Weg
wählen, nie mehr Beteiligung an Angriffskriegen. Darüberhinaus war mir von
Anfang an klar, dass es um Öl geht und nicht um Bin Laden.
Ich hatte keine Probleme durch den offenen Brief.
Innerhalb der Kirche wurde diese Aktion von der Frauengleichstellungsstelle
in München mitgetragen. Ansonsten wurde sie kaum zur Kenntnis genommen, wie
mir scheint. Dennoch würde ich jederzeit wieder so eine Aktion in Gang
setzen, wenn ich das Gefühl hätte, ich vertrete eine wichtige Position, die
niemand teilt oder die in den Medien totgeschwiegen wird. Der Brief entstand
in den ersten acht Wochen nach dem 11.9., als nur zum Krieg getrieben wurde.
An Frau Merkel würde ich daher nicht schreiben. Ich
habe nichts zu sagen, was nicht sonst schon gesagt worden wäre.
MM: Und damit sind wir auch bei der
bemerkenswert umfangreichen Internetseite über Altbau und Denkmalpflege. Bei
genauerem Hinsehen der im ersten Blick etwas unübersichtlich erscheinenden
Seite dreht sich vieles nicht nur um Altbauten, sondern auch um die
Weltpolitik. Ist das nicht eine ungewöhnliche Kombination?
Konrad Fischer: Das kann man gewiss so
sehen. Allerdings ist nach meinem Verständnis das Bauen und Wohnen immer
auch eingebunden in eine politische Dimension. Unsere Politiker und
Verwaltungen setzen in so vielen Bereichen - und nicht nur beim Bauen -
alles daran, auf Kosten der schutzlosen Bevölkerung ihre eigentlichen
Auftraggeber - die maßgeblichen Wirtschaftsmächte - und ihr eigenes Streben
nach Macht und Geld zufrieden zu stellen. Das verursacht bei mir zum einen
Politikerverdrossenheit, zum anderen reizt es den Mut zum Widerstand. Der
kann sich im täglichen Handeln, aber auch publizistisch in Leserbriefen und
eben auf der Webseite austoben.
Andererseits bin ich durch meine Arbeit an alten
Bauten immer auch an Geschichtszeugnissen tätig. Dabei darf ich mir tiefe
Einblicke in die Geschichte gönnen, auch in ihre durchaus übliche Fälschung
nach jeweils herrschender Meinung. Wenn eine mythologische
Staatsdenkmalpflege früher nie dagewesene Bauzustände als
wahrheitsheischende "Rekonstruktion" präsentiert, Zeichen unliebsamer
Herrschaftsepochen nach zeitgeistigem Belieben löscht und zerbombte
Altstadtstrukturen wieder so hinstellt, als wäre nichts gewesen, kommt man
schon ins Nachdenken über geschichtliche Wahrheit und die dahinter stehende
Politik.
Wer als Bauhistoriker den schöpferischen Einfluss
fremder Kulturen von Arabien bis Japan und China kennt, denken wir nur an
den europäischen Burgen- und Schlösserbau, kann sich für einen blutigen
Kampf der Kulturen nur schwer erwärmen. Die Denkmalpflege lehrt nicht nur
den Respekt vor den historischen Bauwerken, sondern auch vor ihren Schöpfern
und Bewahrern. Und im denkmalpflegerischen Begriff "Weltkulturerbe" wird
klar, dass dieser Respekt global verstanden werden muss.
Ich denke, gerade als historisch bewanderte
Kulturschaffende, als traditionsbewusste Deutsche und selbstverständlich
auch als Christen steht es uns gut an, gegen Geschichtslügen,
Menschenrechtsverletzungen, imperialistisch-zerstörerische Politik,
Religionsmissbrauch und Volksverhetzung klar Stellung zu beziehen. Die
jüngsten Vernichtungsaktionen gegen Mensch und Kultur im Irak und Heiligen
Land, auf dem Balkan, in Afghanistan, bald wohl auch im Iran - inzwischen
auch in unserem Namen und auf unsere Rechnung - gehören für mich ebenso dazu
wie die Sprengung der herrlichen Buddhastatuen durch die Taliban.
Mich lässt das alles keineswegs kalt. Meine
Webseite widme ich deswegen nicht nur der Aufklärung zum Bauthema, sondern
teilweise auch den Hintergründen des aktuellen Kriegstreibens. Der Jude
Gerard Menuhin, den ich wie den israelischen Friedenskämpfer Uri Avnery als
mutigen Moralisten sehr schätze, schrieb unlängst: "Wer den Reichtum der
verschiedenen Kulturen bewahren will, darf keine gewaltsame Einmischung
betreiben." Genau darum geht es mir.
Wir stehen offenbar am Beginn eines dritten
Weltkriegs, jede Stimme zum Frieden, zur Umkehr auf diesem Zerstörungsweg
würde gebraucht. Obwohl gerade wir Deutschen unendlich viel unseres
geschichtlichen Reichtums in Kriegen verloren haben, ducken sich die meisten
von uns wieder ängstlich weg und hoffen, dass der Sturm vorüberzieht.
Unser Dr. Martin Luther hat sich damals vor den
Fürstenthron gestellt und seine moralische Position mutig vertreten. Das
Endergebnis war nicht gerade ermutigend. Dennoch: Wenn auch meine kleine
Webseite weder gegen die skandalöse deutsche und Weltpolitik noch gegen den
staatlich geförderten Sanierpfusch im großen und ganzen nichts erreichen
kann, soll sie wenigstens mein kleines Sandkorn im fremdgesteuerten
Weltgetriebe, mein kleines Apfelbäumchen vor dem Untergang sein. Das ist für
mein Gewissen schon mehr als nichts.
Unseren Eltern wurde ja immer vorgehalten, dass sie
gegen das Nazitreiben zu wenig unternahmen. Zu Kofferbombenattentaten wie
weiland Stauffenberg habe ich allerdings kein Vertrauen. Auch das 5. Gebot -
"Du sollst nicht töten" - steht dem entgegen. Also bleibt es beim Schreiben
und der Hoffnung, durch Aufklärung am gewaltfreien Wandel mitzuwirken.
MM: Frau Fischer, lesen Sie auch manchmal in
der Homepage Ihres Ehemannes? Wie stehen Sie zu seinen außerbaulichen
Aktivitäten?
Petra Fischer: Die Homepage meines Mannes
kenne ich eher aus Gesprächen mit ihm. Zum Lesen bin ich kaum gekommen. Was
die politischen Aktivitäten meines Mannes betrifft, kann ich nicht alle
Ansichten teilen, bewundere aber seinen Mut.
MM: Nun leben Sie beide in einer Region
Deutschland, über die zumindest der Nichtbayer das Gefühl hat, dass dort die
größten Freunde jener Weltpolitik herrschen, die Sie kritisieren. Sind Sie
Außenseiter?
Konrad Fischer: Angesichts der vielen
Nichtwähler und Wähler des angeblich "kleineren Übels" ist es fraglich, ob
man von einer Außenseiterrolle sprechen kann. Gegen den Mainstream, den uns
die Politik und nahezu gleichgeschalteten Medien bieten, sage ich mir immer
"Nur tote Fische(r) schwimmen mit dem Strom". Insofern würde ich lieber
Außenseiter bleiben, als mein Gewissen und meine Überzeugungen aufzugeben.
Petra Fischer: Meiner Ansicht nach vertreten
die Freunde jener Weltpolitik nicht die Menschen, so wie wir sie in unserem
Umfeld erfahren. Deswegen empfinde ich uns nicht als Außenseiter, wenn auch
manchmal als Vorreiter.
MM: Abschlussfrage an beide: Sie sind beide
gläubige Christen. Machen Sie sich keine Sorgen um die "Islamisierung"
Deutschlands?
Konrad Fischer: Die unbegrenzte Aufnahme von
nichtdeutschen Wirtschaftsflüchtlingen, egal welcher Konfession und von wo
auch immer, sehe ich kritisch. Die Chance eines friedfertigen Miteinanders
kommt durch soziale Spannungen in Gefahr, ein aggressiver Fanatismus kann
sich ausbreiten. Und der besorgt uns wohl alle.
Die "Islamisierung" verstehe ich aber auch als
Chance. Da viele der islamischen Mitbürger unsere Westbindung noch nicht so
verinnerlicht haben, unserem anerzogenen Schuldkomplex und der verewigten
Büßerrolle eher skeptisch gegenüberstehen, könnte dies eine offenere
Auseinandersetzung mit diesen tabubeladenen Themen befruchten.
Außerdem ist die "Islamisierung" ein Prüf- und
Schleifstein für unsere entchristlichte Gesellschaft. Sie befindet sich in
galoppierender Auflösung und könnte sich mehr auf ihre Wurzeln besinnen.
Auch eine dem Evangelium und dem Kirchenvolk entfremdete und immer
zeitgeistigere Kirchenobrigkeit täte etwas Ansporn gut. Wenn schon nicht von
Luther, warum nicht von guten Freitagspredigern?
Von Siebenbürgen her - meine Mutter stammt von dort
- kenne ich das meist friedfertige Miteinander verschiedenster Religionen.
Meine Vorfahren im Karpatenbecken konnten ihr Volkstum mit Religion,
Schulwesen und Sprache über viele Jahrhunderte bewahren, auch und gerade
unter dem osmanischen Reich.
Im 18. Jahrhundert zogen die josephinischen
Reformen die Lehre aus den europaweiten Verfolgungen, Vertreibungen und
Vernichtungen, für die sich auch unsere Religion leider missbrauchen ließ,
und gewährten den verschiedenen Völkerschaften unter der habsburgischen
Krone umfangreiche Freizügigkeiten.
Ein weiteres Vorbild sehe ich in der Aufnahme und
Förderung der hugenottischen und anderer Glaubensflüchtlinge durch den
aufgeklärten preußischen Staat.
Daher befürworte ich eine kulturelle und religiöse
Autonomie auch des Islams bei uns, zumindest aber Anerkenntnis und nicht
Unterdrückung oder Zwangsintegration. Nur gegenseitige Toleranz kann uns ja
vor heißgekochten Konflikten bewahren.
Für die Umnutzung einer Altstadtruine als
islamisches Bethaus fertigte ich vor einiger Zeit die Pläne und nutzte dabei
das im Studium vertiefte Verständnis vom islamischen Sakralbau. Mit dem
Minarett neben dem Kirchturm und einem offenen religiösen Wettbewerb habe
ich also kein Problem. Schon eher mit dem Leerstand und Verfall unserer
Gotteshäuser. Sie werden von den schrumpfenden Gemeinden aufgegeben,
zumindest vernachlässigt. In Rumänien wechseln die von den ausgesiedelten
Siebenbürger Sachsen verlassenen Kirchbauten mehr und mehr die Konfession -
und bleiben so erhalten. Das gefällt mir besser, als deren Profanisierung
für Sportstätten, Kaufhallen oder sonstwas.
Petra Fischer: Was mir keinen Spaß macht,
ist die Vorstellung, dass manche Muslime hier einen Gottesstaat errichten
wollen. Ich hänge an meinem christlichen Abendland. Aber viel mehr Sorgen
mache ich mir um den Zustand unserer Kirche und die religiöse Ignoranz
weiter Teile unserer Bevölkerung.
MM: Herr und Frau Fischer, wir danken für
das Interview.
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