Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Elias Davidsson
 

Muslim-Markt interviewt
Elias Davidsson - Komponist, Musiker und Menschenrechtsaktivist

2.8.2009

Elias Davidsson ist 1941 in Palästina als Sohn jüdischer Eltern geboren. Seine Eltern mussten ihrer Heimat, Deutschland, wegen den Nazis verlassen und konnten nur nach Palästina auswandern. Er lebte ab 1962 in Island. Seit seiner früher Kindheit hatte er eine besondere Beziehung zur Musik. Er hat Klavier und Komposition in Köln, Freiburg und Basel studiert.

Seine Werke wurden in der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Island aufgeführt. Er selbst spielt Klavier, Akkordeon und Lithophon.

Im Rahmen seiner Tätigkeit als Klavierlehrer, Musikpädagoge und Chorleiter, komponierte Davidsson zahlreiche Stücke für seine Schüler und Chöre. Mittlerweile sind mehr als 20 Sammlungen für Klavier, Streichinstrumente und Holzblasinstrumente mit seinen Kompositionen für Kinder im Eigenverlag erschienen.

Als freischaffender Komponist und Tonsetzer setzte er sich auch intensiv für Menschenrechte ein und vertiefte seine Studium zum Thema "Terrorismus".

Im Zuge seiner Rente ist er in die ursprüngliche Heimat seiner Eltern zurück gekehrt und lebt in Bonn in zweiter Ehe mit einem Sohn. Er ist isländischer Staatsbürger.

MM: Sehr geehrter Herr Davidsson, wie kommt ein Komponist dazu, sich mit Terrorismus zu beschäftigen?

Elias Davidsson: Ich kam nicht direkt zum Thema "Terrorismus". Vorher hatte ich mich jahrelang mit allerlei gesellschaftlichen Themen beschäftigt, erstmals mit der Problematik der Multis (auf Island), und dann mit dem Problem Palästina, die Wirtschaftssanktionen gegen den Irak und andere internationale Probleme. Im Jahre 1988 gründete ich mit einigen Freunden den Solidaritätsverein Island-Palästina. In 1996 bekam ich ein Stipendium des isländischen Roten Kreuzes für eine Forschungsarbeit über die menschenrechtlichen Auswirkungen von Wirtschaftssanktionen. Meine wissenschaftlichen Aufsätze auf diesem Gebiet wurden in juristischen Zeitschriften in den USA, Großbritannien und Holland publiziert. Das Problem des Terrorismus hat mich ursprünglich nicht besonders interessiert. Natürlich bin ich ein Gegner des Terrorismus aber betrachte es als ein relativ bescheidenes Übel - im Vergleich zu Kindersterblichkeit, Hunger, AIDS, Staatsterror und Zivilkriege.

Mein Interesse an Terrorismus begann im Jahre 2002, ein Jahr nach den Ereignissen vom 11. September als ich das Phänomen des synthetischen Terror entdeckte. Synthetischer Terror sind Handlungen, wie z.B. der Brandanschlag des Reichstages in 1933, der von den Nazis inszeniert wurde, um die Kommunisten zu beschuldigen und diese dann auszurotten. Es scheint mir, dass eine beträchtliche Portion der heutigen Terrorhandlungen synthetisch sind, d.h. von Geheimdiensten präpariert werden, um es irgendeinem Feind in die Schuhe zu schieben. Die Ereignisse vom 11. September scheinen mir ein Musterbeispiel für synthetischen Terrorismus. Ich habe seit dem Jahre 2002 diese Ereignisse sehr genau studiert und darüber einige Aufsätze publiziert. Ich bin heute überzeugt, dass dieser Massenmord von den amerikanischen Behörden präpariert und auch ausgeführt wurden. Es gibt nicht den geringsten Beweis, dass irgendeiner der 19 genannten "Flugzeugentführer" überhaupt in einer der abgestürzten Flugzeuge eingestiegen ist. Die Geschichte von den 19 arabisch/islamischen Flugzeugentführern bleibt bis heute eine Legende, oder genauer gesagt, ein gewaltige Lüge, die als Berechtigung für die Tötung durch Bombenanschläge von Tausenden unschuldiger Afghanen, für die Abschaffung von Menschenrechten und für die Einführung eines globales "Krieges" gegen den Terror sorgte. Was mich bis heute erstaunt, ist die Tatsache, dass diese Lügengeschichte ohne jegliche Kritik von nahezu sämtlichen Medien akzeptiert wurde und an das Volk weitergegeben wird. Noch verblüffender ist die Tatsache, dass auch Akademiker in der ganze Welt diese Lügengeschichte ganz roh geschluckt haben und diese Geschichte als Grundlage für unzählige wissenschaftliche Arbeiten verwendet haben. Diese globale Zustimmung zu einer unbewiesenen Geschichte macht mir richtige Sorgen über unsere Zukunft.

MM: Der Terror der deutschen Vergangenheit hat ja dazu geführt, dass ihre Eltern das Land damals verlassen mussten. Was hat sie wieder zurück geführt?

Elias Davidsson: Obwohl ich in Köln in meiner Jugend ein Jahr studiert habe, sah ich Deutschland nie als meine Heimat an. Aber ich habe mich hier immer wohl gefühlt. Meine Frau und ich sind einige Male durch Deutschland gereist und wir fühlten uns sehr gut. Ganz besonders schätzen wir die Freundlichkeit der Menschen. Wir wollten aus Island auch wegziehen u.a. wegen der langen und dunklen Winter, dem Wetter und auch aus fachlichen Gründen. Wir wollten auch ins Grüne, wo viel Bäume wachsen. Keiner dieser Gründe war allein bestimmend, aber wir wollten mal etwas Neues versuchen und Deutschland fiel in die Wahl.

MM: Was können wir für unsere heutige Zeit aus dem damaligen Nazi-Terror lernen?

Elias Davidsson: Wir können Vieles davon lernen. Ich möchte hier nur zwei Lehren erwähnen. In der Hitlerzeit wurde die Zeitung “Der Stürmer” von Julius Streicher herausgegeben. Ihr Hauptmerkmal war Antisemitismus zu propagieren, darunter die Behauptung dass Juden Ritualmorde begehen, d.h. wegen ihrer Religion christliche Kinder ermorden. Diese Blutbeschuldigung wurde im Mittelalter in einigen Ländern verbreitet und sorgte für Ausschreitungen gegen Juden. Da Julius Streicher so viel Hass gegen Juden verbreitete und damit auch zur nationalsozialistische Vernichtungspolitik beitrug, wurde er im Nürnberger Prozess zum Tode verurteilt. Heute wird eine neue Version von Volksverhetzung betrieben. Sie richtet sich nicht gegen Juden sondern gegen die islamische Welt. Auch heute werden erlogene Blutbeschuldingungen hervorgebracht, um Unterdrückung und Kriege zu schüren. Doch der Propagandaapparat von Julius Streicher würde heute als bescheiden betrachtet werden verglichen mit dem Ausmaß des heutigen Propagandaapparates gegen den Islam, der ganze Erdteile überdeckt und von Hollywood unterstützt wird. Während Julius Streicher sogar von hochgradigen Nazis als unverschämt kritisiert wurde, treibt heute nahezu die gesamte westliche Presse Volkshetze gegen Muslime, indem sie Muslime für allerlei Terrorhandlungen beschuldigen, ohne dabei auch den geringsten Beweis vorzulegen. Die Form der heutigen Propaganda ist zwar subtiler als derjenige Streichers, aber ihre Funktion ist dieselbe: Sie sorgt dafür, dass die Bevölkerung bewaffnete Expeditionen ihrer Regierungen in anderen Erdteile unterstützt, im Namen der Bekämpfung der so genannten islamisch-terroristischen Verschwörung.

Die zweite Lehre betrifft die Rolle der akademische Schicht. In den Anfangsjahren des dritten Reiches, wurden Juden aus akademischen Stellen herausgeschmissen. Ihre Kollegen zeigten im großen und ganzen keine Solidarität. Ihre Feigheit ebnete den Weg nach Auschwitz. Heute leben wir in einer ähnlichen Zeit. Die akademische Welt schweigt, während die Massenmedien Lügen über die terroristische Gefahr verbreiten und ganze Völker bedrohen. Universitäten weigern sich, sich kritisch mit der Geschichte des 11. September auseinanderzusetzen. Berühmte Professoren sind bereit für Geld und Prestige die Wahrheit über diese Ereignisse zu verschweigen. Die akademische Welt könnte mit ein wenig Mut die Kriege gegen den Afghanistan und Irak, also den Tod von über eine Million Personen, verhindern.

MM: Mit welchem Argument könnte man denn heute noch Journalisten oder Politiker davon überzeugen, dass der 11. September anders abgelaufen sein muss, als es die Medien vertreten. Ist denn nicht schon alles gesagt, und wird nicht jeder, der eine abweichende Meinung vertritt als Volksverhetzer diffamiert?

Elias Davidsson: Das sind mehrere Fragen auf einmal. Fangen wir mit der letzten Frage an. Ich betrachte die Wahrheit als ein Leitfaden für meine Arbeit, und berufe mich auf die wissenschaftliche Methode. Es kümmert mich nicht im geringsten, was Herr Jedermann sagt oder was irgendwelche Propagandisten oder Politiker richtig finden. Meine Forschungsarbeiten sprechen für sich selbst und stehen offen für sachliche Kritik. Niemand hat mich der Volksverhetzung beschuldigt. Ich bin es, der Journalisten als Volksverhetzer bezeichnet, wenn diese ohne die geringsten Beweise Muslime des Mordes anschuldigen, was sie seit dem 11. September täglich tun. Die erste Frage kann ich leider schlecht beantworten. Ich glaube nicht, dass Argumente einen Journalisten überzeugen können, der bezahlt ist, um die Wahrheit zu verschweigen, bzw. Information unkritisch aus den Nachrichtenagenturen weiterzuvermitteln. Die Journalisten müssen immerhin ihre Familien ernähren. Ähnelt das nicht einer gewissen Art von Prostitution?

MM: Mittlerweise ist es so, dass im Zuge der Feldzüge nach dem 11. September selbst deutsche Soldaten darin verwickelt sind, Zivilisten in Afghanistan umzubringen. Wie kann Deutschland sich aus dieser Sackgasse befreien?

Elias Davidsson: Als Ausländer möchte ich mich nicht all zu sehr in die deutsche Politik einmischen. Da die Invasion und Besatzung Afghanistans aber eine gemeinsame NATO-Affäre darstellt, woran auch Island teilnimmt, möchte ich einige Fakten erwähnen. Zunächst muss erkannt werden, dass die Invasion Afghanistans eine grobe Verletzung des Völkerrechts darstellt und nach dem Muster von Nürnberg 1945 als ein Verbrechen gegen den Frieden bezeichnet werden sollte. Die Generalversammlung der Vereinigten Nationen verabschiedete am 14. Dezember 1974 einen Beschluss, in dem der Aggressionskrieg definiert wurde. Der Angriff gegen Afghanistan im Jahre 2001 war gemäß dieser Definition ein klassisches Beispiel eines Angriffskrieges, der in den Statuten des internationalen Strafgerichtes, als ein Verbrechen bezeichnet wird. Die US-amerikanische Regierung behauptete zwar - in petto - dass es sich um legitime Selbstverteidigung handele, aber traute sich nicht, völkerrechtliche Argumente vorzulegen. Selbst wenn die Ereignisse des 11. Septembers irgendwie mit Afghanistan verbunden gewesen wären, wäre der Angriffskrieg rechtswidrig, denn Selbstverteidigung gilt nur in ganz bestimmten Situationen, was aber nach dem 11. September nicht der Fall war. Wie es auch ist, hat die USA nicht einmal einen Beweis vorgelegt, dass der 11. September überhaupt etwas mit Afghanistan zu tun hätte. Die Regierungen der NATO haben von der USA nicht den geringsten Beweis erhalten noch von der USA dies verlangt. Die NATO-Regierungen handelten wie in einem Club der Eingeweihten: Fragen stellt man nicht unter Brüdern. Man vertraut dem großen Bruder und schweigt. Sogar die traditionellen Kriegsgegner, die in europäischen Parlamenten sitzen, blieben stumm: Sie baten nicht einmal um Beweise dafür, dass Afghanistan etwas mit dem 11. September zu tun hätte. Was niemand erwartet hat, ist dass ausgerechnet die amerikanische Bundespolizei FBI im Juni 2006 erklären würde, dass sie keine Beweise für die Teilnahme von Osama bin Laden an den Verbrechen des 11. September besitze. Diese Nachricht wurde allerdings von den "freien" Medien im Westen größtenteils verschwiegen, denn sie hätte den Mythos von Osama bin Laden zerbrochen. Sollte jemand diese Betrügereien einmal bloßlegen, könnte er die Veröffentlichung der Gründe fordern, die eine NATO-Regierung berechtigten, den Angriffskrieg gegen den Afghanistan zu rechtfertigen oder unterstützen. Die Regierungen der NATO haben durch ihre Geheimhaltung gezeigt, dass sie die Treue zu den USA höher als ihre demokratischen Verpflichtungen werten. Was verschwiegen wird, ist höchstwahrscheinlich das Fehlen von jeglichen Beweisen über eine Beziehung zwischen Afghanistan und den 11. September. Bei diesem Betrug machen alle NATO-Mitglieder mit, mit der schweigenden Duldung der politischer Klasse.

MM: Wollen Sie denn ernsthaft vorschlagen, Bush und Merkel vor eine Instanz zu bringen, die sie - vergleichbar 1945 in Nürnberg - der Verbrechen gegen die Menschheit anklagen?

Elias Davidsson: Wie ich den heutigen Stand des internationalen Strafrechts verstehe, besteht zur Zeit keine internationale Instanz, die Bush oder Merkel für den Krieg gegen den Irak anklagen könnte: Weder wegen Verbrechen gegen die Menschheit noch wegen einem Angriffskrieg. In der USA wäre es theoretisch möglich George W. Bush aufgrund der amerikanischen Gesetze anzuklagen, aber nicht aufgrund des internationalen Strafrechts. Solche Versuche sind schon unternommen worden. Frau Merkel könnte man - und sollte man - wegen ihrer Unterstützung der amerikanischen Außenpolitik heftig kritisieren, aber strafrechtlich glaube ich, das sie nicht anklagbar ist in Bezug auf die Kriegsführung gegen Afghanistan und Irak (d.h. auf Grund eines strafrechtlichen Angriffskrieges). Sie wäre wohl auch in 1945 freigesprochen worden. Allerdings haben einige kritische Völkerrechtler die These geäußert, dass das Vorgehen gegen das irakische Volk ein Völkermord im juristischen Sinne sei. In diesem Fall wäre möglicherweise ein Beitrag von deutschen Politikern an diesem mutmaßlichen Völkermord anklagbar, möglicherweise aufgrund deutscher Gesetzgebung. Das müsste genauer nachgeprüft werden. Ich bin aber nicht überzeugt, dass das Vorgehen gegen das irakische Volk alle Voraussetzungen für die Anschuldigung des Völkermordes erfüllt, insbesondere nicht den hohen Grad des Vorsatzes. Es müsste z.B. bewiesen werden, dass die Autoren der Angriffe gegen das irakische Volk vorsätzlich dieses Volk physisch zerstören wollten und das die Helfer dieser Angriffe, bzw. deutschen Politiker, von diesem Ziel wussten.

MM: Als westliche Vorhut gegen den Terrorismus gilt - lange vor dem 11. September - Israel. Warum stellen Sie sich in Ihren öffentlichen Äußerungen gegen jenes Land, dass uns als einzige Demokratie im Nahen Osten vorgestellt wird?

Elias Davidsson: Das kann kurz beantwortet werden: Israel ist eine bürgerliche Demokratie, aber nur für Juden. Da ich mich auf den universellen Normen der Menschenrechte berufe, kann ich selbstverständlich nicht einen Staat als demokratisch bezeichnen, der Menschen aufgrund der ethnischen Herkunft, Rasse oder Religion diskriminiert. In Israel ist Rassendiskriminierung - wie sie völkerrechtlich definiert wird - gesetzlich verordnet und ist darüber hinaus die Basis des Judenstaates. Mit anderen Worten: Ohne Diskriminierung - kein Judenstaat.

MM: Ein großes Problem aus israelischer Sicht stellen die palästinensischen Flüchtlinge dar. Wie fühlen Sie diesbezüglich als Kind von Flüchtlingen, der heute problemlos in die Heimat der geflohenen Eltern zurück kehren konnte?

Elias Davidsson: Ich bin froh, dass Sie diese Frage stellen. Deutschland ist möglicherweise das einzige Land, dass eine höchst ethische und ehrenhafte Politik betrieb, um das Unrecht an den aus Deutschland vertriebenen oder ausgewanderten Juden gutzumachen. Meine Mutter bekam nicht nur eine finanzielle Entschädigung für die Verluste, die sie durch die Emigrierung erlitt, sondern sie wurde auch eingeladen in der Bundesrepublik, ihre Heimat, zurückzukehren. Zahlreiche deutsche Städte haben ihre früheren jüdischen Bewohner zu Feiern und andere Ereignissen eingeladen, um ihren guten Willen gegenüber ihren älteren Bürgern zu zeigen. Deutschland könnte seine eigene Nachkriegspolitik gegenüber den vertriebenen Juden als Musterbeispiel weltweit propagieren, z.B. durch die Institutionen der UNO. So eine Politik erwarte ich auch vom Staat Israel gegenüber meinen palästinensischen Brüdern und Schwestern, die aus ihrer Heimat in 1948 und später vertrieben worden sind. Sie haben dasselbe Recht auf Rückkehr in ihre Heimat, wie meine Mutter in ihre. Wenn Israel sich das Beispiel Deutschlands zueigen gemacht hätte, wäre schon längst ein Frieden entstanden.

MM: Solcherlei Meinungen haben ihnen von Zionisten den Vorwurf des jüdischen Selbsthasser eingebracht. Wir können Sie gerade der deutschen Bevölkerung erklären, dass die Friedensbestrebung von Ihnen und Ihresgleichen die authentische jüdische Haltung ist und nicht der Zionismus?

Elias Davidsson: Ich bin kein Spezialist des Judentums aber alle religiösen Juden, die ich kenne, sind friedliche Menschen und betrachten Gott als das einzig Heilige. Die Nation, die Fahne, die Nationalhymne und das Militär dürfen nicht von einem richtigen Juden als Gottersatz hochgepriesen werden. Das tun aber Menschen, die sich als Juden bezeichnen und den Judentum ins Verruf bringen. Daher ist Zionismus von sehr religiösen Juden als ein Verbrechen bezeichnet worden. Ich bin zwar nicht religiös aber diese religiöse Einstellung finde ich einleuchtend und logisch. Wie es auch ist, betrachte ich meine eigene Publizistik gegen Israel nicht als ein Beitrag zum Judentum, sondern einen Beitrag für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden. Es gibt aber Menschen, die ähnlich wie ich arbeiten, damit das Judentum nicht in Verruf gerät, darunter Menschen die das Judentum modernisieren möchten.

MM: Zurück zu den Ereignissen nach dem 11. September. Zuerst war es Afghanistan, dann der Irak, Iran wurde bedroht, und jetzt kommt auch noch Georgien ins Spiel. Und in allen Fällen ist von einer Kooperation der USA vor allem mit Israel die Rede. Ist das eine unheilige Allianz?

Elias Davidsson: Freundschaft kann es nur zwischen Einzelmenschen geben. Staaten haben nur Interessen. Allianzen zwischen Staaten sind daher immer unheilig. Was die Allianz zwischen Israel und der USA betrifft, so muss man die Vorgeschichte des Staates Israel kennen lernen, um zu verstehen, dass Israel schon vor seiner Errichtung in 1948 als ein Brückenkopf des europäischen (und später amerikanischer) Imperialismus vorgesehen war. Die geheime Vorbereitung der Balfourerklärung von 1917 - ein Meisterstück des politischen Betrugs - zeigt, warum die westliche Mächte an der Errichtung des Judenstaates interessiert waren und an seiner Bebewahrung interessiert sind. Israel hat es bis heute geschafft arabische Potentaten vor ihren eigenen Völkern zu schützen und die Emanzipation der arabischen Region zu verhindern. Von diesem Standpunkt aus ist die USA-Israel-Allianz ganz natürlich und kann nur durch die Abschaffung des zionistischen Regimes beendet werden. Ich denke diese Abschaffung kann aber nur mit friedlichen Mitteln bewirkt werden. Zugespitzt würde ich sogar behaupten, dass die größte Gefahr für Israel der Frieden ist. Ich könnte diese These noch genauer erklären.

MM: Sehr gerne; und könnte man nicht einen großen Bogen in die gesamte imperialistische Welt schlagen, die ohne einen permanenten Kriegszustand gar nicht lange existieren kann?

Elias Davidsson: Die These, wonach der Frieden eine Gefahr für das Judenstaat sei, beruht auf dem Grundprinzip des Zionismus, nämlich der Bewahrung des Judenstaates, d.h. eines Nationalstaates, in dem Juden den Staatsapparat kontrollieren. Unter demokratischen Unständen ist das aber nur möglich, wenn die große Mehrheit der Bevölkerung aus Juden besteht. Wenn Frieden ausbrechen würde und die Grenzen zu den Nachbarstaaten sich öffnen, wird Israel sich langsam in der arabische Region integrieren, wohin es auch gehört, auch in Bezug auf Kultur, Sprache und Demographie. Zionisten aber befürchten die Arabisierung des Landes. Sie befürchten, dass irgendwann die Araber die Mehrheit der Bevölkerung stellen und damit die Privilegien der Juden außer Kraft setzen werden. In Israel wurde sogar eine offizielle Kommission errichtet, die sich mit der “demographischen Gefahr” auseinandersetzt. Die Geburt jedes christlichen oder muslimischen Kindes in Galiläa wird in Israel mit Besorgnis aus zionistische Sicht betrachtet. Zionisten befürchten auch das Juden als “Volk” durch Mischehen verschwinden würden und bemühen sich überall, wo sie tätig sind, auch in Deutschland, sich gegen Mischehen einzusetzen. Die Angst vor dem Frieden erklärt, warum Israel immer Friedensinitiativen sabotiert und auch arabische Staaten immer wieder provoziert. Israel will zwar keine richtigen Kriege. Es braucht aber die Bewahrung einer ständiger Spannung zwischen sich und den “anderen”, die wie eine Mauer Juden gegen das Außen bewahrt und einigt.

MM: Gibt es eigentlich unter ihren Musikerkollegen ähnlich engagierte Personen?

Elias Davidsson: Mir sind nicht viele Musiker bekannt, die sich intensiv mit diesen Sachgebieten beschäftigt haben. Ich darf aber zwei jüdische Musiker erwähnen, die sich mutig für eine ehrenhafte Verständigung zwischen Juden und Palästinenser eingesetzt haben: Der verstorbene Yehudi Menuhin, einer der bedeutendsten Violinspieler seiner Zeit, und Daniel Barenboim, Musikdirektor der Berliner Philharmonie, der mit dem palästinensischen Intellektuellen Edward Said einen gemischten israelisch-palästinensischen Orchester gegründet hat. Musiker sind oft sensible Menschen, die auch leicht für Gerechtigkeit ansprechbar sind. Musik ist immerhin eine Sprache, die keine Grenzen und Nationalitäten kennt. Sie ist eine universelle Sprache des Geistes und der Empfindungen.

MM: Was wünschen Sie sich für die jetzt aufwachenden Kinder?

Elias Davidsson: Ich wünsche unseren Kindern die Fähigkeit und die Muße, selbst die Welt zu erforschen und den Mut, ihre Ansicht zu äußern. Ich wünsche unseren Kindern eine Gesellschaft, in der die Vermarktung von Hass, Gewalt und Pornographie nicht gestattet ist, in der Kinder ihre Kindheit auch genießen können, in der Kinder wichtiger sind als Autos, in der jedes Kind auf Erden die Möglichkeit hat, nicht nur seine leiblichen Bedürfnisse zu erfüllen, sondern auch mit geistlichen und künstlerischen Werten umzugehen lernt. Als Musiker würde ich mir wünschen, das jedem Kind auf der Erde das Recht auf musikalischen Unterricht anerkannt wird. Dafür müssen wir Erwachsenen endlich unsere Zukunft in die eigenen Hände nehmen. Die Menschen, an die wir uns traditionell seit Hunderten von Jahren anlehnen ­ Politiker, Journalisten, Akademiker ­ haben uns zumeist betrogen. Sie haben seit 2001 alles getan, um die Wahrheit über die Ereignisse des 11. September zu vertuschen und die Täter zu schützen. Sie haben uns belogen, damit wir die Tötung von unschuldigen Menschen in Afghanistan und Irak finanzieren oder unsere Söhne und Töchter dahin senden, um zu töten oder zu sterben. Sie lügen uns immer weiter an, indem sie den Mythos der islamischen Terrorgefahr verbreiten. Jetzt soll damit Schluss werden. Wir wissen, wen wir meiden sollen. Diese Einsicht kann uns helfen eine bessere Welt für unsere Kinder aufzubauen.

MM: Herr Davidsson, wir danken für das Interview.

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