MM: Sehr geehrter Herr Davidsson, wie kommt
ein Komponist dazu, sich mit Terrorismus zu beschäftigen?
Elias Davidsson: Ich kam nicht direkt zum
Thema "Terrorismus". Vorher hatte ich mich jahrelang mit allerlei
gesellschaftlichen Themen beschäftigt, erstmals mit der Problematik der
Multis (auf Island), und dann mit dem Problem Palästina, die Wirtschaftssanktionen
gegen den Irak und andere internationale Probleme. Im Jahre 1988 gründete
ich mit einigen Freunden den Solidaritätsverein Island-Palästina. In 1996
bekam ich ein Stipendium des isländischen Roten Kreuzes für eine
Forschungsarbeit über die menschenrechtlichen Auswirkungen von
Wirtschaftssanktionen. Meine wissenschaftlichen Aufsätze auf diesem Gebiet
wurden in juristischen Zeitschriften in den USA, Großbritannien und Holland
publiziert. Das Problem des Terrorismus hat mich ursprünglich nicht
besonders interessiert. Natürlich bin ich ein Gegner des Terrorismus aber
betrachte es als ein relativ bescheidenes Übel - im Vergleich zu
Kindersterblichkeit, Hunger, AIDS, Staatsterror und Zivilkriege.
Mein Interesse an Terrorismus begann im Jahre 2002,
ein Jahr nach den Ereignissen vom 11. September als ich das Phänomen des
synthetischen Terror entdeckte. Synthetischer Terror sind Handlungen, wie
z.B. der Brandanschlag des Reichstages in 1933, der von den Nazis inszeniert
wurde, um die Kommunisten zu beschuldigen und diese dann auszurotten. Es
scheint mir, dass eine beträchtliche Portion der heutigen Terrorhandlungen
synthetisch sind, d.h. von Geheimdiensten präpariert werden, um es
irgendeinem Feind in die Schuhe zu schieben. Die Ereignisse vom 11.
September scheinen mir ein Musterbeispiel für synthetischen Terrorismus. Ich
habe seit dem Jahre 2002 diese Ereignisse sehr genau studiert und darüber
einige Aufsätze publiziert. Ich bin heute überzeugt, dass dieser Massenmord
von den amerikanischen Behörden präpariert und auch ausgeführt wurden. Es gibt
nicht den geringsten Beweis, dass irgendeiner der 19 genannten
"Flugzeugentführer" überhaupt in einer der abgestürzten Flugzeuge
eingestiegen ist. Die Geschichte von den 19 arabisch/islamischen
Flugzeugentführern bleibt bis heute eine Legende, oder genauer gesagt, ein
gewaltige Lüge, die als Berechtigung für die Tötung durch Bombenanschläge
von Tausenden unschuldiger Afghanen, für die Abschaffung von Menschenrechten
und für die Einführung eines globales "Krieges" gegen den Terror sorgte. Was
mich bis heute erstaunt, ist die Tatsache, dass diese Lügengeschichte ohne jegliche Kritik
von nahezu sämtlichen Medien akzeptiert wurde und an das Volk weitergegeben
wird. Noch verblüffender ist die Tatsache, dass auch Akademiker in der ganze
Welt diese Lügengeschichte ganz roh geschluckt haben und diese Geschichte
als Grundlage für unzählige wissenschaftliche Arbeiten verwendet haben.
Diese globale Zustimmung zu einer unbewiesenen Geschichte macht mir richtige
Sorgen über unsere Zukunft.
MM: Der Terror der deutschen Vergangenheit
hat ja dazu geführt, dass ihre Eltern das Land damals verlassen mussten. Was
hat sie wieder zurück geführt?
Elias Davidsson: Obwohl ich in Köln in
meiner Jugend ein Jahr studiert habe, sah ich Deutschland nie als meine Heimat
an.
Aber ich habe mich hier immer wohl gefühlt. Meine Frau und ich sind einige Male durch Deutschland gereist und wir fühlten uns sehr gut. Ganz besonders
schätzen wir die Freundlichkeit der Menschen. Wir wollten aus Island
auch wegziehen u.a. wegen der langen und dunklen Winter, dem Wetter und auch aus
fachlichen Gründen. Wir wollten auch ins Grüne, wo viel Bäume wachsen.
Keiner dieser Gründe war allein bestimmend, aber wir wollten mal etwas Neues
versuchen und Deutschland fiel in die Wahl.
MM: Was können wir für unsere heutige Zeit aus dem
damaligen Nazi-Terror lernen?
Elias Davidsson: Wir können Vieles davon
lernen. Ich möchte hier nur zwei Lehren erwähnen. In der Hitlerzeit wurde
die Zeitung “Der Stürmer” von Julius Streicher herausgegeben. Ihr
Hauptmerkmal war Antisemitismus zu propagieren, darunter die Behauptung dass
Juden Ritualmorde begehen, d.h. wegen ihrer Religion christliche Kinder
ermorden. Diese Blutbeschuldigung wurde im Mittelalter in einigen Ländern
verbreitet und sorgte für Ausschreitungen gegen Juden. Da Julius Streicher
so viel Hass gegen Juden verbreitete und damit auch zur
nationalsozialistische Vernichtungspolitik beitrug, wurde er im Nürnberger
Prozess zum Tode verurteilt. Heute wird eine neue Version von
Volksverhetzung betrieben. Sie richtet sich nicht gegen Juden sondern gegen
die islamische Welt. Auch heute werden erlogene Blutbeschuldingungen
hervorgebracht, um Unterdrückung und Kriege zu schüren. Doch der
Propagandaapparat von Julius Streicher würde heute als bescheiden betrachtet
werden verglichen mit dem Ausmaß des heutigen Propagandaapparates gegen den
Islam, der ganze Erdteile überdeckt und von Hollywood unterstützt wird.
Während Julius Streicher sogar von hochgradigen Nazis als unverschämt
kritisiert wurde, treibt heute nahezu die gesamte westliche Presse
Volkshetze gegen Muslime, indem sie Muslime für allerlei Terrorhandlungen
beschuldigen, ohne dabei auch den geringsten Beweis vorzulegen. Die Form der
heutigen Propaganda ist zwar subtiler als derjenige Streichers, aber ihre
Funktion ist dieselbe: Sie sorgt dafür, dass die Bevölkerung bewaffnete
Expeditionen ihrer Regierungen in anderen Erdteile unterstützt, im Namen der
Bekämpfung der so genannten islamisch-terroristischen Verschwörung.
Die zweite Lehre betrifft die Rolle der akademische
Schicht. In den Anfangsjahren des dritten Reiches, wurden Juden aus
akademischen Stellen herausgeschmissen. Ihre Kollegen zeigten im großen und
ganzen keine Solidarität. Ihre Feigheit ebnete den Weg nach Auschwitz. Heute
leben wir in einer ähnlichen Zeit. Die akademische Welt schweigt, während
die Massenmedien Lügen über die terroristische Gefahr verbreiten und ganze
Völker bedrohen. Universitäten weigern sich, sich kritisch mit der
Geschichte des 11. September auseinanderzusetzen. Berühmte Professoren sind
bereit für Geld und Prestige die Wahrheit über diese Ereignisse zu
verschweigen. Die akademische Welt könnte mit ein wenig Mut die Kriege gegen
den Afghanistan und Irak, also den Tod von über eine Million Personen,
verhindern.
MM: Mit welchem Argument könnte man denn
heute noch Journalisten oder Politiker davon überzeugen, dass der 11.
September anders abgelaufen sein muss, als es die Medien vertreten. Ist denn
nicht schon alles gesagt, und wird nicht jeder, der eine abweichende Meinung
vertritt als Volksverhetzer diffamiert?
Elias Davidsson: Das sind mehrere Fragen auf
einmal. Fangen wir mit der letzten Frage an. Ich betrachte die Wahrheit als
ein Leitfaden für meine Arbeit, und berufe mich auf die wissenschaftliche
Methode. Es kümmert mich nicht im geringsten, was Herr Jedermann sagt oder
was irgendwelche Propagandisten oder Politiker richtig finden. Meine
Forschungsarbeiten sprechen für sich selbst und stehen offen für sachliche
Kritik. Niemand hat mich der Volksverhetzung beschuldigt. Ich bin es, der
Journalisten als Volksverhetzer bezeichnet, wenn diese ohne die geringsten
Beweise Muslime des Mordes anschuldigen, was sie seit dem 11. September
täglich tun. Die erste Frage kann ich leider schlecht beantworten. Ich
glaube nicht, dass Argumente einen Journalisten überzeugen können, der
bezahlt ist, um die Wahrheit zu verschweigen, bzw. Information unkritisch
aus den Nachrichtenagenturen weiterzuvermitteln. Die Journalisten müssen
immerhin ihre Familien ernähren. Ähnelt das nicht einer gewissen Art von Prostitution?
MM: Mittlerweise ist es so, dass im Zuge der
Feldzüge nach dem 11. September selbst deutsche Soldaten darin verwickelt
sind, Zivilisten in Afghanistan umzubringen. Wie kann Deutschland sich aus
dieser Sackgasse befreien?
Elias Davidsson: Als Ausländer möchte ich
mich nicht all zu sehr in die deutsche Politik einmischen. Da die Invasion
und Besatzung Afghanistans aber eine gemeinsame NATO-Affäre darstellt, woran
auch Island teilnimmt, möchte ich einige Fakten erwähnen. Zunächst muss
erkannt werden, dass die Invasion Afghanistans eine grobe Verletzung des
Völkerrechts darstellt und nach dem Muster von Nürnberg 1945 als ein
Verbrechen gegen den Frieden bezeichnet werden sollte. Die
Generalversammlung der Vereinigten Nationen verabschiedete am 14. Dezember
1974 einen Beschluss, in dem der Aggressionskrieg definiert wurde. Der Angriff
gegen Afghanistan im Jahre 2001 war gemäß dieser Definition ein klassisches
Beispiel eines Angriffskrieges, der in den Statuten des internationalen
Strafgerichtes, als ein Verbrechen bezeichnet wird. Die US-amerikanische
Regierung behauptete zwar - in petto - dass es sich um legitime
Selbstverteidigung handele, aber traute sich nicht, völkerrechtliche
Argumente vorzulegen. Selbst wenn die Ereignisse des 11. Septembers
irgendwie mit Afghanistan verbunden gewesen wären, wäre der Angriffskrieg
rechtswidrig, denn Selbstverteidigung gilt nur in ganz bestimmten
Situationen, was aber nach dem 11. September nicht der Fall war. Wie es auch
ist, hat die USA nicht einmal einen Beweis vorgelegt, dass der 11. September
überhaupt etwas mit Afghanistan zu tun hätte. Die Regierungen der NATO haben
von der USA nicht den geringsten Beweis erhalten noch von der USA dies
verlangt. Die NATO-Regierungen handelten wie in einem Club der Eingeweihten:
Fragen stellt man nicht unter Brüdern. Man vertraut dem großen Bruder und
schweigt. Sogar die traditionellen Kriegsgegner, die in europäischen
Parlamenten sitzen, blieben stumm: Sie baten nicht einmal um Beweise dafür,
dass Afghanistan etwas mit dem 11. September zu tun hätte. Was niemand
erwartet hat, ist dass ausgerechnet die amerikanische Bundespolizei FBI im
Juni 2006 erklären würde, dass sie keine Beweise für die Teilnahme von Osama
bin Laden an den Verbrechen des 11. September besitze. Diese Nachricht wurde
allerdings von den "freien" Medien im Westen größtenteils verschwiegen, denn
sie hätte den Mythos von Osama bin Laden zerbrochen. Sollte jemand diese
Betrügereien einmal bloßlegen, könnte er die Veröffentlichung der Gründe fordern,
die eine NATO-Regierung berechtigten, den Angriffskrieg gegen den Afghanistan
zu rechtfertigen oder unterstützen. Die Regierungen der NATO haben durch
ihre Geheimhaltung gezeigt, dass sie die Treue zu den USA höher als ihre
demokratischen Verpflichtungen werten. Was verschwiegen wird, ist
höchstwahrscheinlich das Fehlen von jeglichen Beweisen über eine Beziehung
zwischen Afghanistan und den 11. September. Bei diesem Betrug machen alle
NATO-Mitglieder mit, mit der schweigenden Duldung der politischer Klasse.
MM: Wollen Sie denn ernsthaft vorschlagen,
Bush und Merkel vor eine Instanz zu bringen, die sie - vergleichbar 1945 in
Nürnberg - der Verbrechen gegen die Menschheit anklagen?
Elias Davidsson: Wie ich den heutigen Stand
des internationalen Strafrechts verstehe, besteht zur Zeit keine
internationale Instanz, die Bush oder Merkel für den Krieg gegen den Irak
anklagen könnte: Weder wegen Verbrechen gegen die Menschheit noch wegen
einem Angriffskrieg. In der USA wäre es theoretisch möglich George W. Bush
aufgrund der amerikanischen Gesetze anzuklagen, aber nicht aufgrund des
internationalen Strafrechts. Solche Versuche sind schon unternommen worden.
Frau Merkel könnte man - und sollte man - wegen ihrer Unterstützung der
amerikanischen Außenpolitik heftig kritisieren, aber strafrechtlich glaube
ich, das sie nicht anklagbar ist in Bezug auf die Kriegsführung gegen
Afghanistan und Irak (d.h. auf Grund eines strafrechtlichen
Angriffskrieges). Sie wäre wohl auch in 1945 freigesprochen worden.
Allerdings haben einige kritische Völkerrechtler die These geäußert, dass
das Vorgehen gegen das irakische Volk ein Völkermord im juristischen Sinne
sei. In diesem Fall wäre möglicherweise ein Beitrag von deutschen Politikern
an diesem mutmaßlichen Völkermord anklagbar, möglicherweise aufgrund
deutscher Gesetzgebung. Das müsste genauer nachgeprüft werden. Ich bin aber
nicht überzeugt, dass das Vorgehen gegen das irakische Volk alle
Voraussetzungen für die Anschuldigung des Völkermordes erfüllt, insbesondere
nicht den hohen Grad des Vorsatzes. Es müsste z.B. bewiesen werden, dass die
Autoren der Angriffe gegen das irakische Volk vorsätzlich dieses Volk
physisch zerstören wollten und das die Helfer dieser Angriffe, bzw.
deutschen Politiker, von diesem Ziel wussten.
MM: Als westliche Vorhut gegen den
Terrorismus gilt - lange vor dem 11. September - Israel. Warum stellen Sie
sich in Ihren öffentlichen Äußerungen gegen jenes Land, dass uns als einzige
Demokratie im Nahen Osten vorgestellt wird?
Elias Davidsson: Das kann kurz beantwortet
werden: Israel ist eine bürgerliche Demokratie, aber nur für Juden. Da ich
mich auf den universellen Normen der Menschenrechte berufe, kann ich
selbstverständlich nicht einen Staat als demokratisch bezeichnen, der
Menschen aufgrund der ethnischen Herkunft, Rasse oder Religion
diskriminiert. In Israel ist Rassendiskriminierung - wie sie völkerrechtlich
definiert wird - gesetzlich verordnet und ist darüber hinaus die Basis des
Judenstaates. Mit anderen Worten: Ohne Diskriminierung - kein Judenstaat.
MM: Ein großes Problem aus israelischer
Sicht stellen die palästinensischen Flüchtlinge dar. Wie fühlen Sie
diesbezüglich als Kind von Flüchtlingen, der heute problemlos in die Heimat
der geflohenen Eltern zurück kehren konnte?
Elias Davidsson: Ich bin froh, dass Sie
diese Frage stellen. Deutschland ist möglicherweise das einzige Land, dass
eine höchst ethische und ehrenhafte Politik betrieb, um das Unrecht an den
aus Deutschland vertriebenen oder ausgewanderten Juden gutzumachen. Meine
Mutter bekam nicht nur eine finanzielle Entschädigung für die Verluste, die
sie durch die Emigrierung erlitt, sondern sie wurde auch eingeladen in der
Bundesrepublik, ihre Heimat, zurückzukehren. Zahlreiche deutsche Städte
haben ihre früheren jüdischen Bewohner zu Feiern und andere Ereignissen
eingeladen, um ihren guten Willen gegenüber ihren älteren Bürgern zu zeigen.
Deutschland könnte seine eigene Nachkriegspolitik gegenüber den vertriebenen
Juden als Musterbeispiel weltweit propagieren, z.B. durch die Institutionen
der UNO. So eine Politik erwarte ich auch vom Staat Israel gegenüber meinen
palästinensischen Brüdern und Schwestern, die aus ihrer Heimat in 1948 und
später vertrieben worden sind. Sie haben dasselbe Recht auf Rückkehr in ihre
Heimat, wie meine Mutter in ihre. Wenn Israel sich das Beispiel Deutschlands
zueigen gemacht hätte, wäre schon längst ein Frieden entstanden.
MM: Solcherlei Meinungen haben ihnen von
Zionisten den Vorwurf des jüdischen Selbsthasser eingebracht. Wir können Sie
gerade der deutschen Bevölkerung erklären, dass die Friedensbestrebung von
Ihnen und Ihresgleichen die authentische jüdische Haltung ist und nicht der
Zionismus?
Elias Davidsson: Ich bin kein Spezialist des
Judentums aber alle religiösen Juden, die ich kenne, sind friedliche
Menschen und betrachten Gott als das einzig Heilige. Die Nation, die Fahne,
die Nationalhymne und das Militär dürfen nicht von einem richtigen Juden als
Gottersatz hochgepriesen werden. Das tun aber Menschen, die sich als Juden
bezeichnen und den Judentum ins Verruf bringen. Daher ist Zionismus von sehr
religiösen Juden als ein Verbrechen bezeichnet worden. Ich bin zwar nicht
religiös aber diese religiöse Einstellung finde ich einleuchtend und
logisch. Wie es auch ist, betrachte ich meine eigene Publizistik gegen
Israel nicht als ein Beitrag zum Judentum, sondern einen Beitrag für
Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden. Es gibt aber Menschen, die
ähnlich wie ich arbeiten, damit das Judentum nicht in Verruf gerät, darunter
Menschen die das Judentum modernisieren möchten.
MM: Zurück zu den Ereignissen nach dem 11.
September. Zuerst war es Afghanistan, dann der Irak, Iran wurde bedroht, und
jetzt kommt auch noch Georgien ins Spiel. Und in allen Fällen ist von einer
Kooperation der USA vor allem mit Israel die Rede. Ist das eine unheilige
Allianz?
Elias Davidsson: Freundschaft kann es nur
zwischen Einzelmenschen geben. Staaten haben nur Interessen. Allianzen
zwischen Staaten sind daher immer unheilig. Was die Allianz zwischen Israel
und der USA betrifft, so muss man die Vorgeschichte des Staates Israel
kennen lernen, um zu verstehen, dass Israel schon vor seiner Errichtung in
1948 als ein Brückenkopf des europäischen (und später amerikanischer)
Imperialismus vorgesehen war. Die geheime Vorbereitung der Balfourerklärung
von 1917 - ein Meisterstück des politischen Betrugs - zeigt, warum die
westliche Mächte an der Errichtung des Judenstaates interessiert waren und
an seiner Bebewahrung interessiert sind. Israel hat es bis heute geschafft
arabische Potentaten vor ihren eigenen Völkern zu schützen und die
Emanzipation der arabischen Region zu verhindern. Von diesem Standpunkt aus ist
die USA-Israel-Allianz ganz natürlich und kann nur durch die Abschaffung des
zionistischen Regimes beendet werden. Ich denke diese Abschaffung kann aber
nur mit friedlichen Mitteln bewirkt werden. Zugespitzt würde ich sogar
behaupten, dass die größte Gefahr für Israel der Frieden ist. Ich könnte
diese These noch genauer erklären.
MM: Sehr gerne; und könnte man nicht einen
großen Bogen in die gesamte imperialistische Welt schlagen, die ohne einen
permanenten Kriegszustand gar nicht lange existieren kann?
Elias Davidsson: Die These, wonach der
Frieden eine Gefahr für das Judenstaat sei, beruht auf dem Grundprinzip des
Zionismus, nämlich der Bewahrung des Judenstaates, d.h. eines
Nationalstaates, in dem Juden den Staatsapparat kontrollieren. Unter
demokratischen Unständen ist das aber nur möglich, wenn die große Mehrheit
der Bevölkerung aus Juden besteht. Wenn Frieden ausbrechen würde und die
Grenzen zu den Nachbarstaaten sich öffnen, wird Israel sich langsam in der
arabische Region integrieren, wohin es auch gehört, auch in Bezug auf
Kultur, Sprache und Demographie. Zionisten aber befürchten die Arabisierung
des Landes. Sie befürchten, dass irgendwann die Araber die Mehrheit der
Bevölkerung stellen und damit die Privilegien der Juden außer Kraft setzen
werden. In Israel wurde sogar eine offizielle Kommission errichtet, die sich
mit der “demographischen Gefahr” auseinandersetzt. Die Geburt jedes
christlichen oder muslimischen Kindes in Galiläa wird in Israel mit
Besorgnis aus zionistische Sicht betrachtet. Zionisten befürchten auch das
Juden als “Volk” durch Mischehen verschwinden würden und bemühen sich
überall, wo sie tätig sind, auch in Deutschland, sich gegen Mischehen
einzusetzen. Die Angst vor dem Frieden erklärt, warum Israel immer
Friedensinitiativen sabotiert und auch arabische Staaten immer wieder
provoziert. Israel will zwar keine richtigen Kriege. Es braucht aber die
Bewahrung einer ständiger Spannung zwischen sich und den “anderen”, die wie
eine Mauer Juden gegen das Außen bewahrt und einigt.
MM: Gibt es eigentlich unter ihren
Musikerkollegen ähnlich engagierte Personen?
Elias Davidsson: Mir sind nicht viele
Musiker bekannt, die sich intensiv mit diesen Sachgebieten beschäftigt
haben. Ich darf aber zwei jüdische Musiker erwähnen, die sich mutig für eine
ehrenhafte Verständigung zwischen Juden und Palästinenser eingesetzt haben:
Der verstorbene Yehudi Menuhin, einer der bedeutendsten Violinspieler seiner
Zeit, und Daniel Barenboim, Musikdirektor der Berliner Philharmonie, der mit
dem palästinensischen Intellektuellen Edward Said einen gemischten
israelisch-palästinensischen Orchester gegründet hat. Musiker sind oft
sensible Menschen, die auch leicht für Gerechtigkeit ansprechbar sind. Musik
ist immerhin eine Sprache, die keine Grenzen und Nationalitäten kennt. Sie
ist eine universelle Sprache des Geistes und der Empfindungen.
MM: Was
wünschen Sie sich für die jetzt aufwachenden Kinder?
Elias Davidsson: Ich wünsche unseren Kindern
die Fähigkeit und die Muße, selbst die Welt zu erforschen und den Mut, ihre
Ansicht zu äußern. Ich wünsche unseren Kindern eine Gesellschaft, in der die
Vermarktung von Hass, Gewalt und Pornographie nicht gestattet ist, in der
Kinder ihre Kindheit auch genießen können, in der Kinder wichtiger sind als
Autos, in der jedes Kind auf Erden die Möglichkeit hat, nicht nur seine
leiblichen Bedürfnisse zu erfüllen, sondern auch mit geistlichen und
künstlerischen Werten umzugehen lernt. Als Musiker würde ich mir wünschen,
das jedem Kind auf der Erde das Recht auf musikalischen Unterricht anerkannt
wird. Dafür müssen wir Erwachsenen endlich unsere Zukunft in die eigenen
Hände nehmen. Die Menschen, an die wir uns traditionell seit Hunderten von
Jahren anlehnen Politiker, Journalisten, Akademiker haben uns zumeist
betrogen. Sie haben seit 2001 alles getan, um die Wahrheit über die
Ereignisse des 11. September zu vertuschen und die Täter zu schützen. Sie
haben uns belogen, damit wir die Tötung von unschuldigen Menschen in
Afghanistan und Irak finanzieren oder unsere Söhne und Töchter dahin senden,
um zu töten oder zu sterben. Sie lügen uns immer weiter an, indem sie den
Mythos der islamischen Terrorgefahr verbreiten. Jetzt soll damit Schluss
werden. Wir wissen, wen wir meiden sollen. Diese Einsicht kann uns helfen
eine bessere Welt für unsere Kinder aufzubauen.
MM: Herr Davidsson, wir danken für das
Interview.
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