MM:
Sehr geehrter Herr Hörstel, bis vor zwei Jahren saßen Sie im Beirat der
Deutsch-Arabischen-Gesellschaft (DAG). Heute tun Sie das nicht mehr. Können
Sie uns die Umstände etwas genauer erläutern?
Hörstel:
Ich bin nicht mehr Mitglied der DAG, seit mich der Vorstand auf Betreiben
der Bundesregierung beim Präsidenten Wiesheu (Lobbyist der Bahn AG) aus dem
Beirat entfernt hat. Die Bundesregierung hat dies im Frühjahr 2006
unternommen, nachdem ich für ein Mitglied der Hamas-Regierung
Bundestagskontakte in Deutschland organisiert hatte. Die Reise des
parteifreien Flüchtlingsministers Atef Adwan in die Bundesrepublik ging
damals durch die Presse. Während der Reise erklärte die Bundesregierung
Herrn Adwan zur "persona non grata". Ich habe dann erklärt, dass ich die
Palästina-Politik der Bundesregierung mit politischen Mitteln zertrümmern
helfen werde, bis sie in kleinen Stücken am Boden liegt - restlos. Dies tue
ich, weil die Politik der Bundesregierung besonders im Kontakt mit manchen
muslimischen Ländern oder Problemzonen permanent das Völkerrecht missachtet.
Ich schulde es mir selbst als Christ und Deutscher, dieses ekelhafte Treiben
nicht länger zu dulden.
MM:
Nun, wenn sowohl die USA als auch Israel die Hamas als terroristische
Vereinigung einstufen, konnten Sie sich dann ernsthaft vorstellen, dass eine
Bundesregierung, noch dazu die aktuelle, eine als "Terroristen" eingestufte
Person willkommen heißt?
Hörstel:
EU-Außenpolitiker Javier Solana hatte erklärt, er könne die Hamas nicht als
Terror-Organisation einstufen, weil sie zu wenig Terror-Akte begehe.
Flüchtlingsminister Atef Adwan, den ich für einen charaktervollen feinen
Mann halte, ist nicht einmal Mitglied der Hamas. Wegen der völker- und
menschenrechtswidrigen Politik Israels gegenüber der demokratisch gewählten
Palästinenser-Regierung kam Adwans Besuch bei uns in Deutschland damals
einem humanitären Notruf gleich, da hätten wir Deutsche auf doppelter
Grundlage zeigen können, dass wir aus der Nazizeit gelernt haben: Kein Krieg
mehr von deutschem Boden aus, kein Rassismus, keine Unterdrückung, keine
Benachteiligung bestimmter Religionen oder ihrer Gläubigen. Das erwarte ich
von jeder Bundesregierung - andernfalls hat sie die Berechtigung zur
Amtsausübung verloren: Nach dem deutschen Grundgesetz und völlig unabhängig
vom Wahlergebnis.
MM:
Ihre zunehmend öffentlich geäußerte Kritik an der Nahost-Politik
Deutschlands bzw. der Politik gegenüber Muslimen bezieht sich ja nicht nur
auf Palästina, was passt Ihnen grundsätzlich nicht?
Hörstel:
Meinen politischen Freunden und mir und vielen Menschen in der ganzen Welt
passt nicht, dass wir grundsätzlich - und seit Schröder zunehmend - nicht
mehr nach der ethischen Grundlage unserer Außenpolitik fragen, sondern nach
den Wünschen von US-Regierungen. Wir fragen auch nicht, ob wir unseren
Freunden im Ausland, USA, Nato etc., statt durch Militäreinsätze wie in
Afghanistan, Kongo oder anderswo nicht besser dienen könnten, indem wir
ihnen zeigen und sagen, wie sehr ihre Politik ihren eigenen besten
Interessen langfristig schaden muss. Das muss man gar nicht offen tun. Und
man könnte den Worten auch gute Gesten der Freundschaft und Solidarität
folgen lassen. Ein Beispiel: Überall in der Welt vergiften die USA mit
Uranwaffen tausende und zehntausende Menschen: auf dem Balkan, im Irak, in
Afghanistan. Im Libanon taten es offenbar die Israelis. Schreckliche
Missbildungen bei Kindern sind die Folge, Genschädigungen über Generationen
hin. Wir könnten uns daran machen, diese schlimmen Folgen lindern zu helfen
- übrigens durchaus auch in den Familien der amerikanischen und israelischen
Soldaten, die von ihren allem Anschein nach verbrecherischen Vorgesetzten
offenbar dazu missbraucht wurden, diese Waffen einzusetzen - und dann selbst
kontaminiert werden.
MM:
Welche Versäumnisse werfen Sie der deutschen Politik vor?
Hörstel:
Ich zähle auf: Unser Versäumnis in Tschetschenien, wo wir unserem guten
Freund Putin helfen könnten, nicht sein eigenes russisches Haus mit seinen
nicht wenigen muslimischen Bewohnern anzuzünden - und ohne
Sicherheitsabstriche für sein Land einen klugen und menschenwürdigen Weg zu
gehen. Unser Versäumnis in Kaschmir, wo durch eine verbrecherische britische
Grenzziehung schon drei bis vier Kriege geführt wurden - und bis heute Mord
und Folter an der Tagesordnung sind. In Afghanistan, wo wir uns an einem
ekelhaften Verbrechen der US-Regierung auf der Grundlage eines weltweiten
mörderischen Großbetrugs beteiligen: dem angeblichen Attentat vom 11.
September, das doch m. E. die CIA unter ihrem ehemaligen Chef George Tenet
maßgeblich mitorganisiert hat. Auf der Grundlage dieses geschichtlich
ziemlich einmaligen Betruges erlaubt sich die USA weltweite Kriegführung,
zwingt ihre NATO-Verbündeten mit hinein - und stößt so die ganze Welt an den
Abgrund eines Flächenbrands. Dabei gibt es doch gerade in den USA viele
couragierte Menschen, die da nicht mehr mittun wollen. Warum unterstützen
wir ihre aufopferungsvolle Arbeit nicht besser? Von den Schwierigkeiten der
Muslime auf den Philippinen, in Thailand und anderswo will ich hier gar
nicht sprechen, das führt zu weit. Aber warum müssen wir eigentlich dauernd
Pakistan haftbar machen für unsere neokolonialistische Politik - und dieses
grundsätzlich freundliche und friedliche Volk immer wieder in blutige
Probleme stürzen?
MM: ...
und Iran?
Hörstel:
Was hat uns eigentlich der Iran getan, ein Land, in das die USA aus nackter
Gier seit 50 Jahren mit blutiger Hand hineinregieren, ein hoch kultiviertes
Volk, das unsere Freundschaft und Hilfe verdient? Statt dessen gehen wir mit
gezogener Waffe in Verhandlungen und sagen: Akzeptiert im Austausch für das
Recht auf friedliche Nuklear-Entwicklung einen Apfel und ein Ei - oder
sterbt. Das erinnert mich fatal an den Umgang mit restlos verteufelten
Taliban durch die USA: Akzeptiert unsere Pipeline-Vorschläge – oder
krepiert. Und dann stellen wir uns scheinheilig vor die Weltgemeinschaft hin
und verkünden mit den USA, Iran sei hoch aggressiv, WIR fühlen uns angeblich
bedroht. Von einem Land, das in 200 Jahren niemanden angegriffen hat. Und
weil der Iran nicht aggressiv genug ist für unsere verbrecherischen Pläne,
müssen wir noch mit internationalen Absprachen in allen westlichen Medien
Fehlübersetzungen der Aussagen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad
veröffentlichen. Und haben wir nicht durch unsere Atompolitik in Indien und
Nordkorea längst jede Glaubwürdigkeit verloren? Müssten wir nicht auch laut
Atomwaffensperrvertrag, dem gleichen Abkommen, das wir als Waffe gegen Iran
missbrauchen, längst alle nuklear abrüsten, allen voran die USA? Was tut
Deutschland, um die USA dazu zu bringen? Werden wir im Falle des
bevorstehenden Luftkrieges gegen Iran auch wieder gegen alles Völkerrecht
und gegen das Grundgesetz den USA erlauben, alle militärischen Einrichtungen
auf deutschem Boden für weitere Kriegsverbrechen zu nutzen? Haben wir
bedacht, dass wir damit Kombattanten der USA werden - und völkerrechtlich
der Iran uns deshalb im Kriegsfall angreifen dürfte? So wie auch Saddam
Hussein dieses Recht gehabt hätte? Diese letzteren beiden Punkte gründen
sich übrigens auf ein Bundeswehr-internes Rechtsgutachten, das mir vorliegt.
Was war mit Irak, was mit dem Kosovo? Ist die Liste deutscher Verfehlungen
und Rechtsbrüche schon so lang, dass sie den Rahmen jedes Interviews
sprengen muss, wenn man nur annähernd auf die Tatsachen eingehen will?
Glauben wir denn, wir kämen mit derart vielen Vergehen ungestraft davon?
Solche Fragen stellt übrigens auch der verdienstvolle
CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Gauweiler. Wollen wir nur alle sechs Monate
zur Kenntnis nehmen, dass das Netzwerk der "Terroristen" schon wieder
dichter und stärker geworden ist? Wer glaubt denn noch, es ginge hier um
Terroristen - angesichts dieser erdrückenden Aufzählung? Gibt es auch hier
Menschen, die zumindest im stillen Kämmerlein zugeben müssen, dass wir
derartigen Widerstand gegen unsere Politik mit eigener Schuld täglich
stärker herausfordern? Ich habe Angst vor der militärischen
Gewaltbereitschaft und Skrupellosigkeit von Frau Merkel und der von ihr
geführten Regierung.
MM: Wie
ist denn die rechtliche Situation für die deutsche Politik Ihrer Ansicht
nach?
Hörstel:
Jeder Minister, auch der Umweltminister oder die
Entwicklungshilfeministerin, ist persönlich mit verantwortlich für das Ganze
der deutschen Regierungspolitik, für jede Truppenentsendung, für jeden
Schuss, für jede Bombe. Und ich fürchte die Gier der US-Industriellen, die
in Bush einen geradezu lächerlich inkompetenten Politiker zum Zugpferd einer
verbrecherischen Regierung gemacht haben, die vor Massenmord, Folter,
Kriegsverbrechen, Umstürzen in fremden Ländern nicht zurückschrecken. Die
US-Wunschpartner einstmals Blair, heute Merkel, Sarkozy sind es, die uns
alle ins Verderben stürzen können. Mit ihren Iran-Kriegsplänen stehen sie
kurz davor. Und kein namhaftes Medium in Deutschland nimmt sich der Tatsache
an, dass wir bei Einsatz aller Israel zur Verfügung stehenden Uranbomben im
Iran mit erhöhten Strahlenwerten in unseren Vorgärten rechnen müssen. Das
hat die Klimaforschung an der hoch renommierten US-Universität Berkeley
herausgefunden. Und das ist hier gar keine Nachricht.
Aber wir streiten uns um Holocaust-Gedenktafeln
auf deutschen Bahnhöfen. Ich fände es gut, wenn wir diese Tafeln anbrächten
- und darum herum Tafeln, die an unsere Verbrechen an anderen Religionen wie
dem Islam ebenfalls erinnern, damit wir nicht mit rückwärts in die
Geschichte gewandtem Blick heute in unser Verderben laufen.
MM: Das
sprengt wirklich den Rahmen eines jeden Interviews. Unsere Leser sind aber
sehr wissbegierig, daher versuchen wir es zumindest in einigen Punkten zu
vertiefen. Wie soll Deutschland z.B. gegenüber dem heutigen Iran verfahren,
wenn das Land einen "Judenstaat" ablehnt und der Schutz Israels als
"Judenstaat" - in welchen Grenzen auch immer - widerspruchslos zur
Staatsräson aller Bundesregierungen erklärt wird? Und wie ist es mit der
Atomfrage?
Hörstel:
Iran lehnt den Judenstaat nicht ab sondern dessen Regierung. Diese Ansicht
teilen viele Juden, auch in Deutschland und der Welt. In dieser Frage steckt
bezüglich der damit verbundenen weit verbreiteten Vorstellung in Deutschland
und allen Nato-Ländern, der Iran wolle Israel auslöschen, ein Fehler, und
zwar ein Übersetzungsfehler; noch genauer: Es steckt darin ein planmäßiger,
internationaler Übersetzungsfehler von den Reden des iranischen Präsidenten
Ahmadinedschad. Wir sind aber inzwischen in Deutschland durch vielfältige
Privatinitiativen der ganzen Sache etwas näher gekommen und deswegen hat
z.B. der Auslandssprachendienst des Auswärtigen Amtes vor einigen Tagen
offiziell erklärt, dass die betroffene Passage in der Ansprache des
iranischen Präsidenten wie folgt heißt: "Das Regime, das Jerusalem
besetzt hält, muss aus den Annalen der Geschichte [safha-yi rozgar] getilgt
werden.” Das heißt also nicht „das Land sollte verschwinden“ oder
– was ja noch schlimmer wäre – „alle Menschen sollten verschwinden“,
schon gar nicht heißt es „Israel soll ausradiert werden“, also all
diese Behauptungen sind falsch. Was jetzt eigentlich noch aussteht in dieser
Frage, und dann komme ich zu Ihrer Frage, ist eigentlich eine Entschuldigung
der Bundeskanzlerin Merkel gegenüber dem iranischen Präsidenten, den sie in
dieser Form missverstanden hat. Das darf einer Kanzlerin nicht passieren und
muss natürlich gerade gerückt werden.
Aber jetzt zur Politik. Es ist natürlich völlig
klar und auch ganz eindeutig, was hier passiert. Der Iran hat das Recht
genau das zu tun, was er tut, nämlich für friedliche Zwecke Uran
anzureichern. Dass er dies nicht für friedliche Zwecke tut, können wir nicht
beweisen und ist auch nicht möglich zu beweisen: keine Kontrolle hat das
ergeben. Mehr als ein Dutzend US-Geheimdienste kamen Ende vergangenen Jahres
zu dem Schluss, der Iran habe sein Atomwaffenprogramm seit 2003 eingestellt.
Das Bush-Regime war stinksauer. Mit anderen Worten tut der Iran zur Zeit
das, was legal ist. Selbstverständlich ist es ganz sicher, dass, wenn man
über das für friedliche Zwecke notwendige Maß hinaus anreichert, dass man
dann Bomben basteln könnte, das ist keine Frage. Nur, man kann ja nicht
jemanden im Vorhinein bestrafen, womöglich noch mit Krieg, sondern nur
hinterher. So ist nun einmal die rechtliche Situation. Und es wird auch
nicht besser dadurch, dass eine Staatengemeinschaft wie die NATO unter
Führung der USA hingeht und dem Iran jetzt sagt: „Weil du ja in Zukunft
Bomben basteln könntest, werden wir dir heute schon verbieten, was du
rechtlich korrekterweise tust.“ Das kann man höchstens verhandeln. Dabei
sind wir. Hier stellt sich aber ganz klar heraus, alle Angebote die wir
gemacht haben, hat der Iran abgelehnt. Das ist sein Recht. Wir können ja
auch nicht zum Juwelier gehen und sagen: „Ok, diesen Goldring rück’ mal
bitte an mich heraus, ich biete dir dafür fünf Euro“, da lehnt der
Juwelier natürlich ab und dann sagen wir: „Ok, dann müssen wir das leider
mit Waffengewalt erzwingen.“ Das ist die Situation in der wir jetzt
sind. Wir benehmen uns letztlich wie Juwelierladenräuber und zwingen ein
Land etwas aufzugeben, für – wie ich gesagt habe - Apfel und Ei, was es
nicht aufgeben müsste, rechtlich gesehen. Das ist die Situation vor der wir
stehen, d.h. wieder einmal setzt sich die NATO international ins Unrecht;
nicht gut für unseren Ruf, nicht gut für die Politik und ich befürchte eben
möglicherweise auch, gar nicht gut für den Frieden.
MM:
Gut, dann ein Szenenwechsel. Sie haben vor 2006 und 2007 ausführliche
Interviews mit dem auch in Deutschland bekannten Afghanen Hekmatyar geführt,
allerdings wurde nur eines davon in Auszügen veröffentlicht, und haben
zahlreiche Insiderkenntnisse über das Land. Besteht nicht die Gefahr, dass
bald auch deutsche Soldaten in Särgen zurückgeführt werden? Und soll
Deutschland nicht am Hindukusch verteidigt werden?
Hörstel:
Ja, vor allem besorgt mich maßlos, dass die großen deutschen Medien bis
heute verschweigen, dass Hekmatyar der erste Afghane war, der einem über
fünf Jahre abgestuft und planvoll laufenden Disengagement Plan zugestimmt
hat, dem auch die mittlere Führungsebene der Kabuler Regierung begeistert
zugestimmt hat, für den die Taliban ihre Zustimmung signalisiert haben – nur
eben nicht die Nato. Die afghanische Situation ist unterdessen schwierig und
sie wird für die NATO immer schwieriger, das ist ganz eindeutig.
Schon die Zahlen sind fürchterlich: 2.400
„Vorfälle“ – das sind Gefechte, Straßenbomben und Selbstmordattentate 2005.
6.400 dann im Jahr 2006. Und seit 2007 werden die Zahlen mit Buchungstricks
geschönt, hat mir ein Bundeswehr-Insider erklärt: da liegen wir real bei
mindestens 12.000! Übrigens, die zahl der Selbstmordattentate ist mit 1-2
pro Woche sehr gering. Aber die Medien bei uns berichten hauptsächlich
darüber. Und gemeinsam mit dummen Politikern heißt es, solche Attentate
seien feige. Das ist natürlich Blödsinn, das ist eine mutige Tat. Die Frage
ist, ob man sie gutheißt. Die größten Zahlenanteile habe die Gefechte, das
muss man sich vorstellen: dieser irrwitzige Unterschied, auf der einen Seite
30-50 Jahre alte Technik, auf der anderen vernetzte elektronische
Kriegführung, Wärmesucher, Satelliteneinsatz, Luftunterstützung. Trotzdem:
In 92% Afghanistans sind die Taliban erheblich oder ständig präsent. Das ist
auch der Grund, warum jetzt noch einmal tausend Soldaten von der
Bundesregierung angefordert werden zur Genehmigung durch das Parlament im
September und Oktober. Dazu kann ich nur sagen, das ist ein besonders
schlechter Einfall, der führt nicht nur nicht weiter, sondern er führt auch
immer weiter ins Desaster. Und wir haben jetzt das große Problem, dass wir
zweierlei Dinge nicht schaffen. Zum einen schaffen wir es nicht, über
Afghanistan korrekt zu berichten. Hier sind fast alle Medien betroffen,
besonders aber die großen und wichtigen Medien. Ich habe aus eigener
Erfahrung feststellen dürfen, dass in lokalen und regionalen Medien sehr
viel mehr Wahrheit über Afghanistan steht, als in diesen großen Medien. Der
andere Punkt ist auf diesem Hintergrund auch, dass wir tatsächlich mit der
realen Situation in Afghanistan nicht klarkommen.
Wir wissen, dass die ganzen Toten, die es auf
westlicher Seite gegeben hat – ich will gar nicht von den zigtausend Toten
in Afghanistan reden durch unsere Bombardements, über die Toten in
Folterkellern überall in der Welt – dass diese ganzen Toten eigentlich in
einer Art Scheinkrieg entstanden sind, den die USA offenbar führen und
führen lassen, um in dieser Region ihre Machtposition zu stärken. Es geht um
die Bildung eines Brückenkopfs. Es geht um die Einkreisung Chinas und Irans,
um die Eindämmung Russlands, um Energierohstoffe und Kontrolle. Es ist noch
nie um ein paar bärtige Herren oder dieses seltsame Attentat vom 11.
September gegangen, dessen Umstände bis heute nicht restlos geklärt sind und
über das die amerikanische Regierung ja mehr Lügen verbreitet als
Wahrheiten. Denn die Nato-Invasion 2001 haben die USA geheimdienstlich ab
April 2001 in Pakistan vorbereiten lassen, sagte mir einer der beteiligten
pakistanischen Mitarbeiter.
MM:
Während Ihre Vorstellungen hinsichtlich Außenpolitik sicherlich einem
beachtlichen Teil der deutschen Bevölkerung aus dem Herzen spricht, scheinen
Sie zumindest in der Politik aber auch unter Journalisten nicht
mehrheitsfähig. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz insbesondere
angesichts Ihrer letzten Informationen?
Hörstel:
Das ist relativ einfach zu erklären. Wir haben in Deutschland eine
Medienszene, die sozusagen arm ist. Da ist kein Geld mehr vorhanden für
vernünftige Recherche, das ist schon einmal eine ganz wichtige Grundlage.
Darin ist natürlich auch eine politische Absicht zu entdecken, das ist ganz
klar. Man möchte keine kritischen Medien. Dann gibt es offenbar so etwas wie
einen Mechanismus, vielleicht eine heimliche Absprache, mit dem Ergebnis,
dass große Medien in Zeiten, in denen wir Truppen im Ausland stehen haben,
in schwierigen Auseinandersetzungen und Aufträgen, keine vernünftige Kritik
mehr üben oder viel zu wenig. Jedenfalls beschönigen wir sozusagen per
Prinzip und im System. Da passt ein Hörstel natürlich schlecht hinein. Das
heißt jedoch auf gut deutsch, dass die Menschen merken, etwas stimmt nicht,
aber sie wissen nicht genau warum. Deshalb haben sie sich intuitiv
eigentlich sozusagen gegen die Aussagen der großen Medien entschlossen, den
Krieg in Afghanistan abzulehnen. Nun ist es aber so, dass natürlich die
angestellten Journalisten der großen Medien versuchen müssen, ihre schwache
Position zu verteidigen, und das tun sie zum Beispiel indem sie hanebüchen
lächerliche Kommentare verfassen oder eben auch Hörstel angreifen, der den
unehrenhaften Kodex verletzt, mit der Meute zu lügen. Die Bevölkerung steht
da praktisch allein. Ich halte ja viele Vorträge, lebe auch zum Teil davon,
da stelle ich fest, dass die Bürger begierig sind, Dinge zu erfahren, von
denen sie den Eindruck haben, dass sie wahr sind. Und da ich die Dinge, die
ich sage, alle belegen kann, ist es ganz gut, dass hier das Gefühl entsteht:
„Aha, da ist also der Boden an der Sache“. Im Gegensatz dazu passen
sich festangestellte Journalismus den politischen Wünschen der Regierung und
der Fraktionsführungen genau so an wie auch die Mehrheit im Bundestag. Ich
habe heute gerade mit einem wichtigen Mann aus der deutschen Friedenszene
telefoniert und habe ihm bei der Gelegenheit gesagt, wir hätten in Fragen
von Militäreinsätzen ein so genanntes Rubber-Stamp-Parlament. Das ist ein
Parlament, das jede Vorlage der Regierung genehmigt. So zum Beispiel war
bereits zu hören, eine große Mehrheit des Bundestages werde die
angeforderten weiteren tausend Soldaten auf jeden Fall absegnen. So ist das,
egal was das Volk will. Drei Viertel des Bundestages stimmen zu und
dreiviertel des Volkes lehnen ab - und dieser Widerspruch ist, mehr als
sechzig Jahre nach Hitler, wieder hochgefährlich für die Demokratie. Nur mit
wenigen Mitgliedern dieses Bundestages kann ich vertrauensvoll sprechen, die
meisten meiden mich. Immerhin lesen viele meine e-mails…
MM:
Versuchen wir dennoch zur Abrundung einen optimistischen Ausblick. Könnte
Deutschland nicht angesichts seiner Geschichte und seinen traditionell guten
Beziehungen zu Muslimen, sowie einem nicht mehr zu übersehenden eigenen
muslimischen Bevölkerungsanteil eine Art Leuchtturmfunktion in Europa
übernehmen, um sich für einen gerechten Frieden in allen von Ihnen
angesprochenen Regionen einzusetzen und könnte solch ein Schwenk in der
Politik nicht auch positive Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft mit
enormen Wachstumspotentialen in der muslimischen Welt haben und zum inneren
Frieden mit den eigenen Muslimen beitragen?
Hörstel:
Eine wunderbare Frage, sehr gut formuliert. Ich kann natürlich zu allem nur
„Ja“ sagen, genau so könnte es gehen, da bedarf es überhaupt keiner
Diskussion. Ich will kurz auf das Thema Iran zurückkommen. Ein sehr
wichtiger Schritt wäre ja gewesen - leider ist es im Moment zu spät dazu -
dass wir unseren amerikanischen Freunden und Verbündeten schlicht verbieten,
von unserem Boden aus einen Krieg gegen den Iran zu starten. Ein leichter
Schritt, die Türken haben uns das im Irakkrieg vorgemacht. Und wir schaffen
das nicht, das ist mir mehr als peinlich, ich schäme mich. Sehenden Auges
bringt die Bundesregierung in diesen Tagen, während das Kriegsrisiko
besonders groß ist, dass Israel einen Pilotangriff führt und die NATO,
geführt von den USA, rückt dann nach, dass dieses Risiko bewusst eingegangen
wird. Und das halte ich für mich persönlich nur sehr schwer verzeihlich
gegenüber der Bundesregierung, weil ich nicht möchte, dass Deutschland sich
wieder an einem aggressiven Krieg beteiligt gegen ein Land, das völlig
unschuldig ist und gegen das wir mit allen Mitteln einen unangenehm
verlogenen Propaganda- und Geheimdienstkrieg führen. Und hier wäre auch
gleichzeitig der Ausweg aus der jetzigen Lage, in die wir uns hineinbegeben
haben, wo man sagen könnte, eine solche Geste, von deutschem Boden aus keine
ungerechten Kriege gegen fremde Völker mehr zu führen oder zu gestatten, das
wäre doch ein mal ein gutes Wort um in eine bessere Zukunft zu starten.
Das Positive, das sie angesprochen haben, das
sehe ich genauso, steckt vor allem aber darin, dass die Mehrheit des
deutschen Volkes solche verbrecherische Kriege ablehnt. Und jetzt geht es
eigentlich darum, dass wir in Zukunft unsere Volksvertreter, die so
genannten, die ich manchmal eher als "Volkstreter" bezeichnen möchte, dass
wir die dazu bringen, was das deutsche Volk sich wünscht, insbesondere in
solchen wichtigen Fragen von Krieg und Frieden; nämlich vor allem Frieden
und friedlichen Ausgleich der Interessen. Das geht auf jeden Fall, das geht
immer und überall, wenn man sich ehrlich zusammensetzt, kommt man
allermeistens auch zu guten Ergebnissen, und damit auch in bessere
internationale Verhältnisse.
Und ich stelle ja auch eines psychologisch fest,
wenn ich mich mit Muslimen in Deutschland unterhalte, spüre ich die
Enttäuschung. Dann spüre ich auch die Wut über Dinge, die hier passieren und
die natürlich nicht gutgeheißen werden können, Entscheidungen, die die
Bundesregierungen treffen, ob nun gegen Afghanistan für einen Flotteneinsatz
vor der Küste des Libanon im israelischen Interesse usw. usf., Dinge, die
nicht sein müssen, die wir einfach tun im blinden Gehorsam gegenüber
Washington. Das kann nicht gut sein, das müssen wir überwinden. Und wenn wir
es dann überwinden könnten, wären natürlich die Folgen ungeheuer,
insbesondere auch für das Zusammenleben der geborenen Deutschen mit den hier
lebenden mehreren Millionen Muslimen, die im Schnitt große Bereitschaft
zeigen, sich hier mit der umliegenden deutschen Bevölkerung gut zu
verstehen. Ich jedenfalls kenne persönlich viele solche Beispiele. Und das
könnte sich verbessern, wenn wir in unsere Außenpolitik einfach nur etwas
mehr nach Recht und Gesetz gehen würden.
MM:
Gut, dann kommen wir zur vorletzten Frage, die mit Ihrer Personen
zusammenhängen. Wofür steht der Friedenskreis Deutschland e.V., dessen
Vorsitzender Sie sind?
Hörstel:
Wir vertreten hauptsächlich zwei grundsätzliche Standpunkte. Der eine ist,
dass wir in der internationalen Politik das Recht und die Fairness sprechen
lassen und uns friedlich verhalten wollen; genau das, was die NATO eben in
den letzten Jahren nicht getan hat, und dass wir innenpolitisch den
Fortschritt sozial und nachhaltig gestalten wollen, also nicht nur
technologischen Fortschritt oder wirtschaftlichen Fortschritt, sondern, dass
dieser Fortschritt sich für alle Teile der Bevölkerung positiv auswirkt.
Wir haben heute in ganz Europa, aber auch in
Deutschland eine sich öffnende Schere zwischen arm und reich. Die Reichen
werden reicher, die Armen werden ärmer und das ganze Volk rückt immer weiter
auseinander. Wir wissen aus den neusten Berichterstattungen, dass 13 % der
Deutschen arm sind. Und diese Armut ist beißend, sie ist hart, sie hat ein
außerordentlich unschönes, unangenehmes Leben zur Folge und viele dieser
Armen bitten ihre Freunde mit Erfolg um Geld und dann leben sie davon auch,
letztlich greift der Staat also den Freunden dieser Betroffenen auf diese
Art und Weise sehr elegant in die Tasche. Und diese Verhältnisse können so
nicht andauern, wenn wir auf der anderen Seite sehen, dass die Zahl der
Millionäre wächst – und zwar in großem Maße. Wir erleben ja oft Steigerungen
in Konzernspitzengehältern, die unglaublich sind. In einem Jahr 30 % wollte
ein, Gott sei Dank, verabschiedeter, Konzernchef seinem Vorstand und sich
selbst genehmigen, während seien Firma vom größten Korruptionsskandal der
deutschen Geschichte gebeutelt wurde. 70 % waren es bei der Bahn, gerade zur
Zeit der Tarifkämpfe! Und als das hochkam gab es jedes Mal eine Explosion
der Wut und dann ist man jedes Mal schnell wieder davon abgerückt, aber das
kann es doch nicht gewesen sein. Es muss doch so sein, dass man sich ein
bisschen umschaut, wie es denn aussieht, man genehmigt sich nicht
Gehaltssprünge, die einfach jenseits von Gut und Böse sind und den Rest der
Bevölkerung nur verärgern können. Also das ist ein wichtiges Thema, dass wir
eben nicht vergessen, dass wir nur als ganzes Volk erfolgreich sein können
und zusammenleben können in Frieden und Ruhe und nicht, wie soll man sagen,
in Segmente aufgeteilt, den einen heult der Magen und bei den anderen heult
die Autohupe und die Jachthupe und der Privatflieger. So kann es nicht sein!
MM:
Abschließende Frage: Mit welchem Buch ist nach Ihren beiden Büchern über
Afghanistan und Pakistan in Zukunft zu rechnen?
Hörstel:
Das ist noch nicht sicher. Ich denke über zwei Projekte nach. Das eine
betrifft tatsächlich den Iran, wobei ich ständig das Gefühl habe, ich müsste
eigentlich morgen abreisen, weil ich nicht weiß, wie lange alles noch heil
ist. Und das andere Buch betrifft eindeutig Nahost und die verfahrene
Situation in Palästina.
MM: Herr Hörstel, wir danken Ihnen für das
Interview
Hörstel:
Besten Dank für dieses Gespräch.
|
MM: Dear Mr. Hoerstel, up until 2 years ago
you sat on the German-Arabic Society’s (Deutsche Arabischen Gesellschaft –
DAG) advisory board. You no longer do this. Could you explain what the
trouble was in more detail?
Hoerstel: I have not been a member of the
DAG since the German Federal Government (Bundesregierung) impelled President
Wiesheu (a German railways lobbyist) to have the board members remove me
from the advisory committee. The Bundesregierung did this in early 2006
after I had organised contacts within the German Parliament for a member of
the Hamas government. At the time, the non-partisan refugee minister Atef
Adwan’s visit to Germany was getting a lot of press coverage. While he was
here the Bundesregierung declared Mr. Adwan a ‘persona non grata’. I then
stated that I wanted to help smash the government’s Palestine policy to
smithereens using political means. I did this because the Bundesregierung’s
policy, in particular in relation to certain Muslim countries or
troublespots, continues to be in violation of international law. I owe it to
myself, as a Christian and a German, not to tolerate such despicable
goings-on any longer.
MM: Well, if both the USA and Israel class
Hamas as a terrorist organisation, did you honestly think that a
Bundesregierung – the present one to boot – would welcome a person who is
classed as a ‘terrorist’?
Hoerstel: The EU’s foreign policy expert
Javier Solana stated that Hamas could not be classed as a terrorist
organisation because they commit too few acts of terror. Refugee minister
Atef Adwan, someone I consider a decent, upstanding man, is not even a
member of Hamas. Due to Israel’s policy towards the democratically elected
Palestinian government (a policy which contravenes international law and
violates human rights), Adwan’s Germany visit was at the time tantamount to
a cry for humanitarian help. This would have been an opportunity for us
Germans to show what we have learned from the Nazi-era: no more wars waged
from German soil; no racism, no oppression, no discrimination against
certain religions or their believers. I expect this of every Bundesregierung
– and if these expectations are not fulfilled, then the government in
question loses the right to exercise their office: this is in accordance
with German constitutional law and is completely independent of the results
of a general election.
MM: Your increasingly publicly expressed
criticism of Germany’s Middle-East policy, or rather its policy towards
Muslims, does not only refer to Palestine. What does not fundamentally sit
well with you?
Hoerstel: It does not sit well with my
political friends and myself, and with many people the world over, that we
fundamentally – and since the Schroeder era increasingly so – no longer
question the ethical grounding of our foreign policy, but instead pander to
the demands of the US government. We also do not question whether, instead
of getting involved in military missions such as in Afghanistan, the Congo
or elsewhere, we would not better serve our friends abroad – be it the USA,
Nato and so on – by showing and telling them how much their own policies
will, in the long term, hurt their own best interests. This does not in any
way have to be done openly. And such words could be followed up by sound
gestures of friendship and solidarity. One example: the USA is poisoning
thousands and tens of thousands of people with its uranium weapons; in the
Balkans; in Iraq; in Afghanistan. In Lebanon the same thing was evidently
perpetrated by the Israelis. The consequences of such acts are horrific
abnormalities in children and genetic damage for generations to come. We
could get on with helping to alleviate the sinister repercussions –
repercussions, incidentally, that can also be felt within the families of
American and Israeli soldiers, who were seemingly improperly employed by
their superiors for the purposes of putting these uranium weapons to use –
and were then contaminated in the process.
MM: Which failures do you charge Germany’s
politics with?
Hoerstel: The list is as follows: our
failure in Chechnya where we could help prevent our friend Putin from
setting fire to his own Russian house with its not insignificant number of
Muslim inhabitants – and, without resorting to a security clampdown, help
his country to follow a wise and humane path. Our failure in Kashmir, where,
owing to a criminal British border demarcation, three or four wars have
already been waged – and where, even now, murder and torture are the order
of the day. In Afghanistan where we – in my opinion on the basis of a
dreadful world-wide deception of the highest order (the alleged September
11th attacks that the CIA, under its former head, George Tenet had a
significant hand in organising) – have become accomplices in a despicable
crime being perpetrated by the US government. On the basis of this
historically unprecedented deception, the USA has been given free reign to
wage war world-wide, forcing its Nato allies to get involved – bringing the
world to the brink of the inferno. At the same time there are, at present,
many courageous people in the USA who no longer want to be involved. I will
not speak here of the troubles of the Muslims in the Philippines and in
Thailand and elsewhere – this would take us too far afield. But do we really
have to continuously hold Pakistan responsible for our neocolonialist
politics – and must we, again and again, cast this fundamentally friendly
and peaceful people into deep and bloody waters?
MM: …and Iran?
Hoerstel: What has Iran ever done to us? For
reasons of pure greed the USA has meddled in the politics of this country
with bloodied hands for the last 50 years; a highly cultivated people that
have earned our friendship and assistance. Instead we go to the negotiating
table with a cocked gun and say: take these peanuts in exchange for your
right to peaceful nuclear development – or die. This reminds me,
embarrassingly, of the USA’s total demonisation of the Taliban: either
accept our pipeline suggestion – or perish. And then we sanctimoniously
plant ourselves in front of the world community and announce, with the USA,
that Iran is extremely aggressive, and that WE supposedly feel threatened.
Threatened by a country that has not attacked anyone for 200 years. And
since Iran is not belligerent enough for our criminal plans, we are forced –
with international collusion – to publish mistranslations of the Iranian
President Ahmadinejad’s statements in all Western media. And haven’t we long
since lost all credibility as a result of our nuclear policy concerning
North Korea and India? According to the nuclear non-proliferation treaty –
the same treaty we misuse against Iran – shouldn’t we have long since
decommissioned all nuclear weapons, with the USA spearheading such efforts?
What is Germany doing to get the USA to do this? Will we, in the event of an
impending aerial war against Iran yet again – and in contravention of all
international and fundamental law – allow the USA to use all military
installations on German soil for yet more war crimes? Have we considered
that we would, therewith, become the USA’s combatants – which would, under
international law, give Iran the right to attack us in the event of war?
Just as Saddam Hussein would also have had this right? These last two points,
by the way, are based on an internal legal report by the Bundeswehr (Federal
German Armed Forces), which I happen to have on hand. What was with Iraq?
With Kosovo? Is the list of German transgressions and legal violations
already so long that they (if one wants to even come close to dealing with
the facts in any detail) must go beyond the scope of every interview? Do we
really believe that we will get away with such a string of offences
unpunished? Incidentally, such questions are also being posed by the
commendable CSU (Christian Social Union) MP Dr. Gauweiler. Is it only every
six months that we want to take note of the fact that the ‘terrorist’
network has yet again grown denser and stronger? Who really believes, in
light of the damning facts enumerated here, that it’s about terrorists? Is
there anybody out there who has to admit, at least behind closed doors, that
we are the ones guilty of provoking such resistance to our policies? I fear
the military propensity towards violence as well as the unscrupulousness of
Mrs. Merkel and the government that she is the head of.
MM: What, then, is the legal situation of
German politics, in your opinion?
Hoerstel: Every minister – including the
Minister for the Environment or the Minister for Development – is personally
complicit in all of Germany’s governmental policy; for every troop
deployment; for every shot fired; for every bomb detonated. And I fear the
greed of the US industrialists who have made Bush – a ridiculously
incompetent politician – into the driving force behind a criminal government,
a government which does not shy away from mass murder, torture, war crimes
and putsches in foreign countries. The USA’s partners of choice – at one
time Blair, now Merkel and Sarkozy – will drive us to destruction. They are
on the brink of this with their preparations for war against Iran. And no
well-known media outlet in Germany seems to take on board the fact that if
Israel puts to use all the uranium bombs available to it in Iran, then we
will have to reckon with an increased level of radiation in our front yards.
This was discovered by the climate research department of the highly
distinguished US University of Berkeley. But here (in Germany) this is no
news whatsoever.
However, we bicker about holocaust memorial plaques
in German train stations. I would find it good if we could mount these
plaques – and mount other plaques round about them that would also remind us
of our crimes against other religions such as Islam, thereby preventing us
from going, our backs turned, into rack and ruin in the present, our glances
fixed on the past.
MM: This really goes beyond the scope of any
interview. Our readers are very inquisitive, therefore let us attempt to go
into more detail, at least in a few points. How should Germany proceed
vis-à-vis present day Iran, for example, when the country rejects a ‘Jewish
state,’ while the protection of Israel as a ‘Jewish state’ – within
whichever boundaries – is declared, without contradiction, as a reason of
state by all Federal German Governments? And what is the current situation
concerning the nuclear question?
Hoerstel: Iran does not reject a Jewish
state, only its government. This opinion is shared by many Jews, in Germany
and throughout the world too. Your question alludes to the belief, widely
held in Germany and in other Nato countries, that Iran seeks to wipe out
Israel. This is erroneous; this is a mistranslation. More precisely: this is
a systematic and international mistranslation of the speeches of the Iranian
President Ahmadinejad. By means of various private initiatives, we in
Germany have since gotten closer to the heart of the matter and this is why,
for example, the Language Services Division of the Federal Foreign Office
officially announced a few days ago that the passage from the Iranian
President’s speech in question reads, “The regime that continues to occupy
Jerusalem has to be erased from the annals of history (safha-yi rozgar).”
This does not mean, “The country should disappear,” or – what would be a lot
worse – “all people should disappear,” and definitely does not mean, “Israel
should be wiped out,” thus all these claims are false. What is now due in
relation to this issue, and then I will come to your question, is actually
an apology by Bundeskanzlerin Merkel to the Iranian President whom she has
misunderstood. A Chancellor should not allow such things to happen and the
mistake must naturally be immediately rectified.
But now to the politics. It is of course completely
clear and unequivocal what is happening here. Iran has the right to do
precisely what it is doing, namely, enriching uranium for peaceful purposes.
That it is not doing this for peaceful purposes is something that we cannot
prove and cannot, in fact, be proved: no inspection has shown this. At the
end of last year more than a dozen US secret services came to the conclusion
that Iran’s nuclear weapon program has been suspended since 2003. The Bush
regime was hopping mad. In other words, what Iran is currently doing is
legally above board. It goes without saying that enriching in excess of the
amount required to make use of uranium for peaceful purposes puts one in a
position to make bombs, no question. Only, one cannot punish someone in
advance, possibly with war, but rather after the fact. That is the current
situation as far as legality goes. And the whole thing is not made any
better when a community of nations like Nato, under US leadership, goes up
to Iran and says: “Because you might make bombs in the future, we will
forbid you from doing what you presently do legally.” One can, at most,
negotiate. This is where we are. It has, however, become starkly apparent
that all our offers have been rejected by Iran. This is Iran’s right. Nor
can we go to a jeweller’s and say: “Ok, hand this gold ring over to me, I’ll
give you five euros for it,” this offer is, of course, turned down by the
jeweller and then we say: “Ok, then we’ll have to get what we want by force
of arms.” This is the situation we presently find ourselves in. We are
behaving like jewellery shop robbers, forcing a country to relinquish – for
peanuts, as I’ve already stated – what it should, from a legal standpoint,
not have to relinquish. This is the situation that we are faced with; namely,
Nato has yet again put itself in the wrong – this is neither good for our
reputation, nor for politics and I fear, possibly also not good for peace.
MM: Very well then, a change of scenery.
Before 2006 and 2007 you conducted detailed interviews with the Afghan
Hekmatyar, who is also known in Germany, though only one of these interviews
was published in abridged form. You also have a great deal of insider
knowledge on Afghanistan. Is there not a danger that German soldiers will
soon be being brought back in coffins? And shouldn’t Germany be defended in
the Hindukush?
Hoerstel: Yes, it troubles me no end that
the mainstream German media stays silent to this day about the fact that
Hekmatyar was the first Afghan to consent to a well-planned and up-to-date
disengagement plan that posited a five year step-by-step withdrawal (from
Afghanistan). Even the mid-range leadership within the Kabul government gave
their enthusiastic consent to this plan; a plan that the Taliban also
signalled their approval for, but a plan, however, that did not meet with
Nato’s approval. The Afghan situation has since become difficult and will
become increasingly difficult for Nato, this is indisputable.
The figures are already horrifying: 2,400
‘incidents’ – these are skirmishes, roadside bombs and suicide bombings – in
the year 2005. There were 6,400 in 2006. And a Bundeswehr insider told me
that since 2007 the figures have been embellished by means of duplicitous
bookkeeping and that the real number of incidents is at least 12,000! By the
way, one to two suicide bombings per week is a very low figure indeed, yet
the media here reports such incidents more than any other. And the official
line, also shared by dimwitted politicians, is that such attacks are
cowardly. This is naturally nonsense; such deeds are courageous. The
question is rather whether one approves of the attacks. The largest portion
of the figures are accounted for by skirmishes, and one must bear the
following in mind: the absurd disparity between thirty to fifty-year-old
technology, on the one hand, and electronically co-ordinated warfare,
heat-seeking missiles and the use of satellite and close air support on the
other. Nonetheless, the Taliban have either a considerable or continual
presence in 92% of Afghanistan. This is also the reason why the
Bundesregierung has requested another 1,000 troops which are due to be
approved by parliament in September and October. In relation to this I can
only say that this is a particularly bad idea and leads nowhere, except into
yet more disaster. And now we are faced with the weighty problem of not
being able to do two different things. On the one hand, we are not able to
report on Afghanistan correctly. This concerns almost all media outlets, but
the mainstream media in particular. It has been possible for me to ascertain,
first hand, that much more truth is written about Afghanistan in local and
regional media than in the mainstream media. The other point is that when we
take into consideration the current state of affairs, it is clear that we
cannot get to grips with the real situation in Afghanistan.
We know that the sum of all dead on the Western
side – I do not wish to speak here of the umpteen thousand Afghans killed in
our bombardments or in torture chambers around the world – have come about
owing to a kind of bogus war that the USA evidently wages and allows to be
waged in order to strengthen its position of power in the region. It is
about establishing a foothold. It is about the encirclement of China and
Iran and about the containment of Russia; about natural resources and their
control. It was never about a few bearded men or the peculiar attack of the
11th of September, the circumstances of which have not been totally cleared
up to this day, an event which the American government propogates more lies
about than truth. This is attested to by what a Pakistani involved in the
whole affair told me: that US secret services were already preparing the
ground for Nato’s 2001 invasion of Afghanistan in April of that year.
MM: While your views regarding foreign
policy undoubtedly echo the sentiments of a considerable section of the
German population, your voice appears, at least in both politics and among
journalists, to be in the minority. How do you account for this discrepancy,
particularly in light of the information you have just given?
Hoerstel: This is fairly easy to explain. We
have here in Germany a media scene that is, in a manner of speaking, poor.
There is no longer any money available for intelligent investigation; this
is already a key underlying reason. In this one can, of course, discern a
political agenda, without question. Critical media is not wanted. Besides
this, there is also evidently something like a mechanism, perhaps a tacit
agreement, the outcome being that whenever we have forces overseas that are
involved in difficult disputes and missions, then the mainstream media is
loath to level any rational criticism, or far too little. In any case, we
systematically whitewash as a matter of principle, as it were. People such
as myself therefore fit very badly into such a milieu. What this means, in
plain English, is that people realise that something is afoot, but they do
not know why. They have, therefore, in spite of the statements of the
mainstream media, in fact intuitively, so to speak, made up their minds to
oppose the war in Afghanistan. Now, however, the salaried mainstream
journalists are understandably forced to defend their weak position, and
they do this, for example, by writing outrageously ridiculous opinion pieces,
or also even go so far as to attack me personally for violating the
dishonourable code of conduct which stipulates that I should lie along with
the rest of them. To all intents and purposes the population stands alone. I
deliver many lectures, and partly make my living from them, and while doing
this I see that our citizens are eager to learn of things that strike them
as being true. And as I can substantiate all of the things that I say, it is
extremely good to see sentiments arise such as, “Aha, this, then, is the
heart of the matter.” In contrast to this, the salaried journalists comply
with the political wishes of the government and the leadership committees in
precisely the same way as the majority of those in the Bundestag (Parliament).
I’ve just today had a telephone call with an influential member of the
German peace movement and I told him, while I was at it, that we have, in
issues pertaining to military deployments, something of a ‘rubber-stamp
parliament’. A parliament that okays every one of the government’s draft
proposals. So it was no surprise to hear, for example, that the vast
majority of the Bundestag rubber-stamped the call for one thousand more
troops for Afghanistan plus the take-over of responsibility for the ‘Quick
Reaction Force –QRF’. This is how it is, regardless of what the people want.
Three quarters of the Bundestag agree and three quarters of the population
disagree – and this contradiction is again, more than sixty years after
Hitler, a great danger for democracy. I can only speak in confidence with a
handful of members of the Bundestag; most of them steer clear of me. At any
rate, many of them read my e-mails…
MM: Let’s try, nevertheless, to round off
the interview with an optimistic outlook. Couldn’t Germany, in light of its
history and its traditionally good relations with Muslims, as well as in
light of its own significant Muslim population, which can no longer be
overlooked, act as a beacon in Europe; an advocate of a just peace in all of
the regions you have mentioned? And couldn’t a political volte-face have a
positive impact on a German economy with an enormous potential for growth in
the Islamic world, and also contribute to peace with Muslims within Germany?
Hoerstel: An excellent question, very well
put. I can, of course only say ‘yes’ to everything – this is precisely how
things could develop, on this there is no need for discussion. I want to
briefly come back to the Iran issue. An extremely important step would have
been – regrettably it is presently too late for this – to plain forbid our
American friends and allies from initiating a war against Iran using German
soil. An easy step; the Turkish have already set us an example in the Iraq
war. And we cannot accomplish this. This is more than embarrassing for me, I
am ashamed. The threat of war is particularly great these days; days when
Israel might launch an advance attack after which Nato, led by the USA,
could then move their forces in. The Bundesregierung has its eyes wide open
and takes this risk knowingly. And I consider the Bundesregierung’s current
behaviour incredibly difficult to forgive, because I do not want Germany to
be part of yet another aggressive war against a country that is completely
innocent and against whom we are waging an unpleasant and mendacious
propaganda and secret service war using all means at our disposal. And here,
at the same time, would be a way out of the current situation that we have
gotten ourselves into, where one could say, such a gesture – to no longer
wage or permit unjust wars to be waged against foreign peoples over or using
German soil – would be, for once, a good way to put us on the track to a
brighter future.
I see the plus points that you have addressed in
exactly the same way, but the positive aspect of all this lies, first and
foremost, in the fact that the majority of Germans oppose such criminal wars.
And now it is about getting our so-called people’s representatives – who I
sometimes prefer to describe as the people’s repressors – to do, in the
future, what the German people want; specifically concerning weighty issues
such as war and peace; that is to say, above all, peace and a peaceful
squaring of interests. This is by all means possible, always and everywhere.
When people sit together honestly at the same table then the outcome is for
the most part positive and ameliorates international relations in the
process.
And, at a psychological level, I have noticed one
thing for sure: when I talk to Muslims in Germany, I sense the
disappointment. I sense the outrage about what is going on here, things that
can clearly not be approved of; decisions made by the Bundesregierung, be it
against Afghanistan, or a fleet deployment to the Lebanese coast in the
interests of Israelis, and so on and so forth. Things that should not be,
things we simply do in blind obedience to Washington. This cannot be good;
this is something we must overcome. And if we can overcome this, then the
consequences would also be tremendous, specifically for the co-existence
between those born in Germany and the many million Muslims that live here,
who, on the whole, show a great readiness to get along well with the rest of
the German population. I, for one, know many examples of this. And this
could improve if we would simply act more in accordance with the rule of law.
MM: Good, now we come to the penultimate
question which relates to your people. What does the association which you
are chairman of – Friedenskreis Deutschland e.V. (Peace-circle Germany –
registered association) – stand for?
Hoerstel: In the main we represent two
fundamental standpoints. One is that, in matters pertaining to international
politics, we allow fairness and the rule of law to speak for themselves. We
want to comport ourselves peacefully – precisely what Nato has not done in
recent years – and we want to help shape progress in domestic politics in a
caring and sustainable way. This does not, however, mean only technological
or economic progress, but also progress that will have a positive impact on
Germans from all walks of life. We now see throughout Europe, but also in
Germany, a widening gap between rich and poor. The rich are getting richer
and the poor are getting poorer and the division is growing greater everyday.
The latest reports tell us that 13% of Germans are poor. And this poverty is
bitter and harsh and means an extremely unpleasant and uncomfortable life.
The poverty stricken successfully ask their friends for money and eventually
even live off it. In this way the state, in the end, manages to niftily dip
its hand into the pockets of the friends of these poor people. And such
conditions cannot be allowed to go on when we see that at the other end of
the spectrum the number of millionaires is rapidly increasing. We bear
witness to staggering increases in the pay packets of those in top level
managerial positions. In one year alone one – thank God now dismissed –
chief executive wanted to authorise a pay rise of 30% for himself and his
board of directors even though his company was at that time being rocked by
the greatest corruption scandal in Germany’s history. At the time of the
rail ticket disputes at the railways, management wanted to give themselves a
70% pay rise. When this came to light there was an explosion of anger but
each time things quickly returned to normal. However, that cannot possibly
be the end of the affair. One surely must test the water first before one
helps oneself to a leap in salary that goes far beyond the pale and can only
anger the rest of the population. This is an important issue that reminds us
that we can only be successful as one people, co-existing in peace and quiet,
and not – how should one put it – as a people split up into segments,
howling stomachs in one camp and howling car horns, yacht horns and private
jets in the other camp. It cannot be like this!
MM: A closing question: what kind of book
can we expect after your books on Afghanistan and Pakistan respectively?
Hoerstel: This is not yet clear. I am
considering two projects. One concerns Iran, in point of fact, whereupon I
constantly have the feeling that I must leave tomorrow for Iran as I do not
know how long everything will remain in one piece there. And the other book
is clearly concerned with the Middle-East and the off-course situation in
Palestine.
MM: Mr. Hoerstel, we thank you for this
interview.
Hoerstel: Many thanks for this conversation
opportunity.
|