MM: Sehr geehrter Herr Kirstein. "Glauben"
Sie heute noch an Ufos?
Kirstein: An “UFOS“ geglaubt habe ich
höchstens in meinen Kinderjahren. Seit mehr als 10 Jahren beschäftige ich
mich so wissenschaftlich und seriös wie möglich mit dem Thema. Für die
Meisten sind “UFOs“ gleichzusetzen mit außerirdischen Flugobjekten. Das aber
ist nur eine Theorie, die uns von Hollywood und dem Boulevard zu
eingetrichtert wurde. Hinter dem Begriff UFO steckt zunächst einmal nichts
weiter als ein zum Zeitpunkt der Sichtung unidentifiziertes Flugobjekt. UFOs
werden daher jeden Tag überall auf der Welt gesichtet. Gerade in Deutschland
herrscht seit einem Jahr ein regelrechter Boom mit über 700 gemeldeten
Sichtungen. Hinter diesen Meldungen stecken nach gründlicher Recherche
jedoch nichts weiter als Ballone, Flugzeuge, astronomische Objekte und nur
zu einem winzigen Teil auch tatsächlich Schwindel. Von außerirdischen
Flugobjekten also weit und breit keine Spur.
MM: Viel realer sind hingegen die aktuellen
Kriege im Irak und Afghanistan. Warum haben Sie in Ihrer kritische Analyse
die Handlungen der USA ausgerechnet "Kreuzzug" genannt?
Kirstein: Der religiös fanatische Aspekt
zieht sich wie ein roter Faden durch mein neues Buch “Amerikaas
Terrorkreuzzug“. Das fängt schon damit an, dass sich George Bush selbst als
“wiedergeborenen Christen“ bezeichnet. Viele Mitglieder der beiden
Bush-Administrationen seit 2001 pflegen einen christlich-religiösen
Fanatismus, der in den USA allgemein auf dem Vormarsch ist. Vor allem in den
ländlichen Gebieten des mittleren Westens, der deshalb auch oft als “bibble
belt“ (biblischer Gürtel) bezeichnet wird.
Ein trauriges Paradebeispiel eines modernen
Kreuzritters stellt dabei Erik Prince dar. Er ist der Eigentümer des
Söldnerunternehmens Blackwater, welches im Irak das größte Kontingent
privater Soldaten stellt. Leider sind es oft gerade diese Söldner, die für
die schlimmsten Kriegsverbrechen der letzten Jahre verantwortlich sind. Erik
Prince selbst stammt bereits auch einer christlich-fundamentalen Familie ab
und er macht keinen Hehl aus seiner Meinung, dass das Christentum die einzig
wahre Religion auf Erden sei. Er spendet Jahr für Jahr an christliche
Organisationen, die mit dem Geld unter anderem versuchen in muslimischen
Ländern zu missionieren. Seine Wahlkampfspenden gingen in der Vergangenheit
hingegen zu 100% immer an die Republikaner, an George Bush.
MM: Der "Kreuzzug" richtet sich ja nicht nur
gegen Muslime, sondern auch gegen Christen, z.B. im Libanon oder gegen
Russland. In wie weit kann solch eine Handlungsweise überhaupt auf das
Christentum bzw. dessen Missbrauch zurück geführt werden?
Kirstein: Die Religion ist ein Aspekt der
Ideologie dieser Hardliner. Manche missbrauchen sie um damit Wahlen zu
gewinnen, andere wiederum verfolgen tatsächlich die Idee eines modernen
Kreuzzugs. Bushs Wahlkampfsiege 2000 und 2004 waren zu einem großen Teil von
den Stimmen der religiös-geprägten US-amerikanischen Bevölkerung geprägt.
Ohne diese Stimmen hätte er die Wahlen nicht gewinnen können. Auffallend
ist, dass es insbesondere Unternehmen mit einer religiös geprägten
Führungsebene sind, die nach dem 11. September von den Angriffskriegen der
USA profitierten. Als bestes Beispiel kann hier wieder Erik Prince und seine
Blackwater-Söldner genannt werden. Hier vermischt sich wirtschaftlicher
Erfolg und religiöse Überzeugung zu einem gefährlichen Mix.
Was das Thema Russland angeht, so spielen hier
einzig und allein geopolitische Aspekte eine Rolle. Russland ist in den
letzten Jahren wieder erstarkt und einigen ehemaligen Kalten Kriegern in
Washington wäre es nur allzu recht das Land durch ein Raketenabwehrschild
und neue Stützpunkte in Vorderasien in Schach zu halten. Die Achse
Moskau-Teheran ist in den Augen mancher Hardliner ein ebenso großer Dorn im
Auge.
Ich möchte aber auch hier deutlich machen, dass die
Ideologie dieser Menschen nichts mit dem Christentum an sich zu tun hat. Ich
finde es nur äußerst bedauerlich, dass von Seiten des Vatikans hier nicht
viel entschiedener entgegen getreten wird.
MM: Tun das denn irgendwelche andere
Kirchen?
Kirstein: Offensichtlich nicht, nein. Doch
gerade von der Katholischen Kirche würde ich mir entschieden mehr Abgrenzung
wünschen, da die Bush-Regierung sich nicht selten auf ihren “göttlichen
Auftrag“ berief und damit den Glauben von Milliarden von Menschen
missbrauchte. Mit ihrem Hauptsitz im Vatikan, und somit mitten in Europa,
sollte sie eine größere Rolle in der Zusammenfindung von muslimischen und
christlichen Glauben in Europa einnehmen. Dass beide Weltreligionen
gemeinsam Hand in Hand miteinander existieren können, sehe ich tagtäglich in
meinem Freundeskreis. Das einfache Volk ist den Großen scheinbar schon einen
gewaltigen Schritt voraus.
MM: Sie nehmen kaum ein Blatt vor dem Mund,
wenn Sie über die der beiden Amtszeiten des US-Präsidenten George W. Bush
schreiben. Dennoch sind Ihre Erkenntnisse bezüglich der Verbrechen der
heutigen USA eigentlich kein Geheimnis. Warum schreiben Sie etwas so klar
und eindeutig, was andere zwar wissen bzw. wissen könnten, aber dennoch sich
nicht trauen, es so klar darzulegen?
Kirstein: Das Schreiben über diese Themen
bedeutet für mich auch stets eine Art Selbsterkenntnis. Ich schreibe, um mir
gleichzeitig selbst klar zu werden, was in dieser unserer Zeit schief läuft.
Das Ganze entwickelt sich dann zu einem Selbstläufer und je mehr ich den
Themen auf den Grund gehe, desto mehr habe ich das Bedürfnis mein
Wissenszuwachs auch anderen zur Verfügung zu stellen. Ich zähle mit meinen
27 Jahre sicherlich noch zu einer jungen Generation, muss aber gerade auch
im Freundes- und Bekanntenkreis feststellen, wie wenig allgemein über die
Verbrechen in Guantanamo oder über die Folterkammern der CIA bekannt ist.
Die Menschen heutzutage schalten ihren Kopf allzu oft nur noch auf Durchzug
und beschäftigen sich nicht intensiv mit einem Thema. Ich möchte mit meinen
Büchern komplizierte Zusammenhänge möglichst einfach wiedergeben und erhoffe
mir dadurch eine Leserschaft anzusprechen, die ansonsten nicht zu einem
politischen Sachbuch greifen würde. Das ich dabei klar und ohne Umschweife
schreibe, liegt in meiner Natur. Ich bin ein Mann der deutlichen Worte.
MM: Nun sind Sie Bürger eines Staates,
dessen Führung heute den aller engsten Schulterschluss mit den USA ausübt.
Wie viel Mitschuld laden wir uns damit allesamt auf?
Kirstein: Eine gute Frage. Gleichfalls
könnte man zu bedenken geben, wie demokratisch ein Land wie Deutschland denn
tatsächlich ist. Würde es Volksabstimmungen geben, ob man als Land in einen
Krieg ziehen sollte oder nicht, in Deutschland wären damit keine Mehrheiten
mehr zu gewinnen. Sind die Volksvertreter aber erst einmal gewählt, genießen
sie für die laufende Legislaturperiode aber geradezu Narrenfreiheit.
Für mich persönlich kann ich erst einmal keine
Mitschuld erkennen. Schon gar nicht, da ich keine dieser politischen
Parteien überhaupt in Erwägung ziehen würde, sie zu wählen. Als Bürger
meines Landes aber besitzen wir mit Sicherheit eine gewisse Mitschuld. Die
ganze Welt schaut mehr oder weniger stillschweigend weg, wenn in Guantanamo
ohne jegliche Rechte Unschuldige über Jahre hinweg gefangen und misshandelt
werden. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man sich geschworen “Nie wieder. Nie
wieder wegsehen“. Doch was ist jetzt? Niemand stemmt sich ernsthaft gegen
die Supermacht USA, obwohl es gerade die Europäische Union sein müsste, die
als nahe stehender Partner und größter Im- und Exporteur von
Wirtschaftsgütern die Rolle des Mahners übernehmen müsste. Doch leider ist
es nicht so. Die Wirtschaft und das Kapital bestimmen den Kurs und nicht die
Moral.
MM: Kommen Sie sich manchmal vor wie das
Kind, das bei des Königs neuen Kleidern laut rausbrüllt, dass der König
nackt ist, nur mit dem Unterschied, dass bei Ihnen das Volk auch danach noch
weiter aus Angst schweigt?
Kirstein: In Deutschland bzw. in ganz Europa
hat sich in den letzten Jahren schon ein gewisser Anti-Amerikanismus breit
gemacht. Wobei mir das Wort überhaupt nicht gefällt. Denn anti-amerikanisch
sind eher die Taten Washingtons: Zerschlagung von Demokratie, Unterdrückung
von Menschenrechten, Entzug von Freiheit etc.
Ich würde also nicht von Angst in der Bevölkerung
sprechen. Diejenigen, die sich mit Politik beschäftigen, haben durchaus
genug Verstand um zu erkennen, dass der Washingtoner Weg nicht der richtige
ist. Das Problem sehe ich vielmehr in unserer heutigen Medienlandschaft, die
in einer Informationsüberflutung gipfelt, weshalb viele Menschen mit dem
täglichen Input an News gar nicht mehr hinterherkommt und deshalb auf
Durchzug schaltet. Zudem kommt, dass in gewissen Medien die Selbstzensur
eingesetzt hat und man sehr einseitig berichtet. Es ist ganz einfach das
Unwissen bzw. das Wegschauen vor Problemen, dass unsere heutige Gesellschaft
prägt.
MM: Was aber kann der Einzelne schon tun, um
sich dagegen zu engagieren, es kann ja schließlich nicht jeder Autor werden?
Kirstein: Informieren lautet hier das
Zauberwort. Man muss nur hinschauen wollen und sich auch Abseits des
Medienmainstreams ein Bild machen. Ich rate in meinem Freundeskreis stets
zur Weiterbildung. "Geht doch mal in eine Moschee, erlebt dort die
Atmosphäre und lasst euch über den Islam erzählen." Gleichzeitig wünsche ich
mir aber auch in manchen Teilen der muslimischen Bevölkerung in Deutschland
mehr Integrationswillen. Jeder muss vom anderen lernen, Brücken müssen
gesponnen werden. In meinem Bekanntenkreis funktioniert das sehr gut,
deshalb hört bei uns schon lange niemand mehr auf das, was uns aus den
Medien berichtet wird. Nur gemeinsam ist es möglich, dem Fundamentalismus in
all seinen Formen keinen Nährboden zu bereiten. Es liegt also an jedem
einzelnen, sich zu informieren und das Wissen weiterzugeben an Freunde,
Verwandte oder Kinder.
MM: Zurück zur Eingangsfrage; können Sie
sich vorstellen, dass diese ganze Vorstellung bezüglich außerirdischen UFOs
ganz bewusst "geschürt" wird, um Menschen zumindest Hoffnung aus dem Weltall
zu geben, wenn schon kaum Hoffnung irdischerseits zu bestehen scheint?
Kirstein: In machen Kreisen ist das
sicherlich der Fall. Ich spreche hier speziell von UFO-Sekten wie der
RAEL-Bewegung. In diesen Kreisen wird das Ende der Menschheit propagiert und
gleichzeitig die Erlösung durch eine außerirdische Macht. Auch in den Lehren
der Scientology spielt dies eine Rolle. Was aber den normalen
UFO-Interessierten angeht, kann diese Theorie nicht angewandt werden. Auch
nicht auf die Weltraumbehörden wie NASA oder ESA. Wenn hier von Zeit zu Zeit
von sensationellen Entdeckungen rund um außerirdisches Leben zu lesen ist,
dann gilt dies stets nur zur Gewinnung von neuen Forschungsgeldern von
Staaten und privaten Sponsoren.
MM: Was sind ihre nächsten Projekte?
Kirstein: Ich komme gerade erst von einer
14-tägigen Forschungsreise aus der Türkei zurück. Ich habe mir im Süden
Anatoliens einige antike Stätten der Griechen und der Römer angeschaut und
werde meine Erlebnisse für einen Bericht auf meiner Webseite aufbereiten.
Ansonsten bin ich nun auch erst einmal froh, dass
die Arbeiten an meinem neuen Buch nun abgeschlossen sind. Da ich berufstätig
bin, geschah die Arbeit daran stets an Abenden und Nächten in meiner
Freizeit.
Mit großem Interesse verfolge ich die derzeitigen
Vorwahlen in den USA und erhoffe mir durch einen Wahlgewinn von Barack Obama
zumindest eine kleine Entspannung in der Weltpolitik. Mit Sicherheit werde
ich auch in den kommenden Jahren das politische Auftreten der USA auf der
Weltbühne verfolgen und wenn es dabei erneut zu Schandtaten kommt, diese
auch in klaren Worten benennen. Vielleicht auch in einem neuen Buch. Das
wird die Zukunft und das Handeln der nächsten US-Regierung zeigen.
MM: Herr Kirstein, wir danken für das
Interview.
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