MM: Sehr geehrte Klaus Klingner, zunächst an
Sie die immer wiederholte Frage: Wie kamen Sie zum Islam?
Klaus Klingner: Ich beschäftige mich
eigentlich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Religion. Und mir
ist klar geworden, wenn wir Islam als Hingabe zu Gott verstehen, dann
bin ich eigentlich schon seit meiner Geburt ein Moslem und nicht erst
seit meiner 'offiziellen' Konvertierung.
MM: Sehr geehrte Roya Klingner, sie haben
als Religionslehrerin in Wien gearbeitet. Wie waren ihre Erfahrungen?
Roya Klingner: Es ist sehr schwer 12 Jahre
Erfahrungen in wenigen Worten zusammenzufassen. Es war aber eine gute
Gelegenheit die Probleme muslimischer Kinder in einer nicht-muslimischen
Gesellschaft kennen und verstehen zu lernen, da ich selber in einem
islamischen Land (Iran) aufgewachsen bin. Diese positiven und negativen
Erfahrungen waren für mich der Auslöser die Hilali-Website mit Hilfe meines
Mannes zu erstellen.
MM: Welche Ziele verfolgen Sie mit Hilali?
Klaus Klingner: Wir haben zusammen immer
wieder im Web geschaut und haben eigentlich keine wirklich kindgerechte
deutsche Seite zum Thema Islam gefunden. Entweder waren Sie vom Aufbau sehr
kompliziert oder die Inhalte waren sehr einseitig auf eine Rechtsschule
geprägt.
Roya Klingner: Hilali soll eine
eLearning-Plattform für Kinder zum Thema Islam sein, ohne sich auf
eine Rechtsschule festzulegen. Es soll eine vielfältige und auf
Toleranz basierende Informationsquelle sein. Außerdem wollte ich mit
Hilali auch meinen ehemaligen Schülern aus Wien eine Gelegenheit
geben, auf einfache Weise mit mir in Kontakt zu bleiben. Sie schreiben
mir sehr oft eMails. Hilali ist also sozusagen mein Abschiedsgeschenk
für meine Schüler.
MM: Worin unterscheidet sich solch ein
Internet-Angebot für Kinder von Homepages für Erwachsene?
Klaus Klingner: Aus der Sicht des
Webdesigners ist es gerade bei Kindern wichtig eine einfache und klare
Seitenstruktur aufzubauen, damit die Kinder sich voll auf den Inhalt
konzentrieren können.
Roya Klingner: Als Pädagogin und
Erzieherin ist es wichtig einfache und klar geschriebene Texte mit
vielfältigen und auf Kinder zugeschnittene Inhalte anzubieten.
MM: Und in wie weit können die Kinder
daran mitarbeiten?
Roya Klingner: In vielen Bereichen habe
ich die Worte und Beiträge der Kinder aus meinem Unterricht zu Inhalten und
Texten verarbeitet. Uns erreichen auch immer wieder eMails mit Fragen und
Vorschlägen für neue Themen die wir dann so nach und nach beantworten. Was
uns natürlich hilft, die Seite für die Kinder interessant zu halten.
MM: Wie ist die bisherige Resonanz?
Klaus Klingner:Die Gestaltung ist eigentlich
bei allen sehr positiv angekommen. Auch viele Erwachsene und Nicht-Muslime
scheinen die Seite immer wieder zu besuchen.
Roya Klingner: Von meinen ehemaligen
Schülern und Kolleginnen habe ich bislang nur positives Feedback bekommen.
MM: Was muss bei der Erziehung junger
Muslime in einer nichtmuslimischen Umgebung beachtet werden?
Roya Klingner: Das wichtigste ist vor
allem das Lernen von Toleranz gegenüber Nicht-Muslimen. Gerade durch
den Aufbau von Wissen über "die Anderen" lernen die Kinder
Verständnis. Auch für das miteinander von Muslimen unterschiedlicher
Rechtsschulen ist das extrem wichtig.
MM: In wie weit spielt die allgemeine
Verunsicherung der westlichen Gesellschaften zum Thema Islam eine
Rolle bei der Erziehung der Kinder hier?
Klaus Klingner: Durch die Verunsicherung
fällt es den Kindern oft sehr schwer ihren Platz in der Gesellschaft zu
finden. Gegenüber den Vorurteilen und dem anderen Wertverständnis ist für
Kinder dann oft nur noch die Flucht in die Gewalt oder Isolation der einzige
Ausweg. Durch die Vermittlung von Wissen hoffen wir das Miteinander stärken
zu können.
MM: Was sind Ihre Zukunftspläne bezüglich
der Hilali-Homepage?
Klaus Klingner: Momentan arbeite ich gerade
an einem Gästebuch, damit die Kinder noch direkter mit uns Kontakt aufnehmen
können. Außerdem überlegen wir die Einrichtung eines Forums, damit die
Kinder auch direkt miteinander diskutieren können. Allerdings ist das bei
der heutigen Rechtslage etwas, was wir genau überlegen müssen!
Roya Klingner: Ich schreibe momentan an
einigen neuen Geschichten und arbeite weiter an der Gestaltung. Über den
Hilali-Shop möchten wir auch Kindern in Not helfen. Der komplette Erlös wird
zur Zeit dem S.O.S-Kinderdorf gespendet. Je nach Bedarf werden wir aber auch
andere Projekte, die Kindern helfen, unterstützen. Außerdem ist natürlich
noch einiges andere in Arbeit, aber da möchten wir noch nicht zu viel
verraten.
MM: Sehr geehrte Frau Klinger, sehr
geehrter Herr Klinger, wir danken für das Interview.
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