Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Familie Klingner
 

Muslim-Markt interviewt 
Roya & Klaus Klingner, Betreiber der Hilali Homepage für Kinder

4.2.2008

Roya Klingner (Jahrgang 1970) stammt ursprünglich aus Teheran (Iran). Sie hat lange als islamische Religionslehrerin in Wien gearbeitet und ist Spezialistin für begabte und hochbegabte Kinder.

Auf diesen Erfahrungen aufbauend ist sie Kinderbuch-Autorin und Erzieherin. In ihrer Freizeit malt und zeichnet sie sehr gerne.
Klaus Klingner (Jahrgang 1967) ist Tierarzt, hat aber vor ein paar Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet jetzt unter anderem als Webdesigner und Administrator für ein großes deutsches IT-Unternehmen. Außerdem ist er ein begeisterter Fotograf. Er nahm 2007 den Islam an.

Beide sind seit 2007 verheiratet und leben in der Nähe von München. Zusammen betreiben sie die Hilali-Homepage für Kinder.

MM: Sehr geehrte Klaus Klingner, zunächst an Sie die immer wiederholte Frage: Wie kamen Sie zum Islam?

Klaus Klingner: Ich beschäftige mich eigentlich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Religion. Und mir ist klar geworden, wenn wir Islam als Hingabe zu Gott verstehen, dann bin ich eigentlich schon seit meiner Geburt ein Moslem und nicht erst seit meiner 'offiziellen' Konvertierung.

MM: Sehr geehrte Roya Klingner, sie haben als Religionslehrerin in Wien gearbeitet. Wie waren ihre Erfahrungen?

Roya Klingner: Es ist sehr schwer 12 Jahre Erfahrungen in wenigen Worten zusammenzufassen. Es war aber eine gute Gelegenheit die Probleme muslimischer Kinder in einer nicht-muslimischen Gesellschaft kennen und verstehen zu lernen, da ich selber in einem islamischen Land (Iran) aufgewachsen bin. Diese positiven und negativen Erfahrungen waren für mich der Auslöser die Hilali-Website mit Hilfe meines Mannes zu erstellen.

MM: Welche Ziele verfolgen Sie mit Hilali?

Klaus Klingner: Wir haben zusammen immer wieder im Web geschaut und haben eigentlich keine wirklich kindgerechte deutsche Seite zum Thema Islam gefunden. Entweder waren Sie vom Aufbau sehr kompliziert oder die Inhalte waren sehr einseitig auf eine Rechtsschule geprägt.

Roya Klingner: Hilali soll eine eLearning-Plattform für Kinder zum Thema Islam sein, ohne sich auf eine Rechtsschule festzulegen. Es soll eine vielfältige und auf Toleranz basierende Informationsquelle sein. Außerdem wollte ich mit Hilali auch meinen ehemaligen Schülern aus Wien eine Gelegenheit geben, auf einfache Weise mit mir in Kontakt zu bleiben. Sie schreiben mir sehr oft eMails. Hilali ist also sozusagen mein Abschiedsgeschenk für meine Schüler.

MM: Worin unterscheidet sich solch ein Internet-Angebot für Kinder von Homepages für Erwachsene?

Klaus Klingner: Aus der Sicht des Webdesigners ist es gerade bei Kindern wichtig eine einfache und klare Seitenstruktur aufzubauen, damit die Kinder sich voll auf den Inhalt konzentrieren können.

Roya Klingner: Als Pädagogin und Erzieherin ist es wichtig einfache und klar geschriebene Texte mit vielfältigen und auf Kinder zugeschnittene Inhalte anzubieten.

MM: Und in wie weit können die Kinder daran mitarbeiten?

Roya Klingner: In vielen Bereichen habe ich die Worte und Beiträge der Kinder aus meinem Unterricht zu Inhalten und Texten verarbeitet. Uns erreichen auch immer wieder eMails mit Fragen und Vorschlägen für neue Themen die wir dann so nach und nach beantworten. Was uns natürlich hilft, die Seite für die Kinder interessant zu halten.

MM: Wie ist die bisherige Resonanz?

Klaus Klingner:Die Gestaltung ist eigentlich bei allen sehr positiv angekommen. Auch viele Erwachsene und Nicht-Muslime scheinen die Seite immer wieder zu besuchen.

Roya Klingner: Von meinen ehemaligen Schülern und Kolleginnen habe ich bislang nur positives Feedback bekommen.

MM: Was muss bei der Erziehung junger Muslime in einer nichtmuslimischen Umgebung beachtet werden?

Roya Klingner: Das wichtigste ist vor allem das Lernen von Toleranz gegenüber Nicht-Muslimen. Gerade durch den Aufbau von Wissen über "die Anderen" lernen die Kinder Verständnis. Auch für das miteinander von Muslimen unterschiedlicher Rechtsschulen ist das extrem wichtig.

MM: In wie weit spielt die allgemeine Verunsicherung der westlichen Gesellschaften zum Thema Islam eine Rolle bei der Erziehung der Kinder hier?

Klaus Klingner: Durch die Verunsicherung fällt es den Kindern oft sehr schwer ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Gegenüber den Vorurteilen und dem anderen Wertverständnis ist für Kinder dann oft nur noch die Flucht in die Gewalt oder Isolation der einzige Ausweg. Durch die Vermittlung von Wissen hoffen wir das Miteinander stärken zu können.

MM: Was sind Ihre Zukunftspläne bezüglich der Hilali-Homepage?

Klaus Klingner: Momentan arbeite ich gerade an einem Gästebuch, damit die Kinder noch direkter mit uns Kontakt aufnehmen können. Außerdem überlegen wir die Einrichtung eines Forums, damit die Kinder auch direkt miteinander diskutieren können. Allerdings ist das bei der heutigen Rechtslage etwas, was wir genau überlegen müssen!

Roya Klingner: Ich schreibe momentan an einigen neuen Geschichten und arbeite weiter an der Gestaltung. Über den Hilali-Shop möchten wir auch Kindern in Not helfen. Der komplette Erlös wird zur Zeit dem S.O.S-Kinderdorf gespendet. Je nach Bedarf werden wir aber auch andere Projekte, die Kindern helfen, unterstützen. Außerdem ist natürlich noch einiges andere in Arbeit, aber da möchten wir noch nicht zu viel verraten.

MM: Sehr geehrte Frau Klinger, sehr geehrter Herr Klinger, wir danken für das Interview.

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