Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Aischa Panning
 

Muslim-Markt interviewt
Aischa Panning, Künstlerin

14.10.2008

Aischa Panning (Künstlername "Shanti al Ilham") ist 1980 in der Nähe von Berlin geboren. Bereits als Kind wurde ihre künstlerische Begabung entdeckt und einige Jahre durch Zeichenzirkel gefördert. Nach dem Fachabitur für Wirtschaft erlernte sie u.a. getrieben von dem Wunsch nach gemeinnütziger Tätigkeit in der Entwicklungshilfe den Beruf der Krankenschwester.

Mit 20 Jahren nahm sie den Islam an. Da es ihr immer schwerer fiel, ihre künstlerische Begabung mit ihrer Religion zu vereinbaren, malte sie nur noch gelegentlich und verkaufte ihre Bilder durch On-line-Auktionen und mittels Ausstellungen in arabischen Restaurants. Später malte sie zu Spendenzwecken, wobei der Erlös ihrer Werke u.a. einem Moscheebau zugute kam. Aufgrund des Drängens von Bekannten startet sie nunmehr einen neuen Anlauf und versucht Interessierten mit ihren Bildern die Schönheit des Islams näher zu bringen.

Aischa Panning ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Berlin, plant aber bald ins europäische Ausland zu ziehen.

MM: Sehr geehrte Aischa Panning, bitte erzählen Sie unseren Lesern Ihren Weg zum Islam?

Panning: Ich wuchs in einer Gegend auf, in der es (jedenfalls zur damaligen Zeit) meines Wissens nach keine Muslime gab, bzw. ich keine kannte, die eher zu den ruhigen Fleckchen am Rande Berlins zählte und wohl mehr für ihre rechts-orientierte Jugend bekannt war. Im Alter von 13 Jahren verreiste ich mit meiner Familie zum ersten Mal in ein Land, das jedenfalls nach Außen als islamisches Land zählt: Die Türkei. Ich war fasziniert von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen dieses Landes und begann mich mehr mit deren Kultur auseinander zusetzen. Ich erlernte sogar nebenbei im Selbststudium teilweise die türkische Sprache.
Nachdem ich die 10. Klasse beendet hatte, begann ich mein Fachabi für Wirtschaft in Berlin Lichtenberg, wo ich auch eine meiner jetzigen besten Freundinnen kennen lernte. Sie ist türkische Kurdin. Durch sie bekam ich näheren Einblick in die islamische Religion und mit der Zeit merkte ich mehr und mehr, dass diese Herzlichkeit, die mich zuvor so sehr faszinierte, nicht etwa mit deren Herkunft, sondern mit deren Religion zu tun hat. Doch das allein war es nicht, was mich von der Richtigkeit der islamischen Religion überzeugte.

MM: Was war es denn?

Panning: Durch bestimmte persönliche Ereignisse, begann ich nach dem richtigen Weg zu suchen. Nach dem Sinn des Lebens. Ich wuchs ohne Religion auf - und doch sagte mir mein Verstand von klein auf, dass Gott existiert und dass der Tod nicht "ewige Dunkelheit" bedeutet, sondern dass es danach weiter geht... Aber wie? Wo liegt die Wahrheit? Welches ist der richtige Weg? Was passiert danach? Diese Fragen beschäftigten mich. Und ich begann mich anfangs mit dem Judentum etwas auseinander zusetzen... zwischendurch auch mit Buddhismus... dann mit dem Christentum... Doch in all diesen Glaubensrichtungen und Lebensweisen gab es so viele Dinge, die sich widersprachen.
Wie z.B. die Tatsache dass im Christentum (jedenfalls nach der Aussage der meisten Christen) daran geglaubt wird, dass Jesus der Sohn Gottes sei, getötet wurde und sich im Himmel befinden würde - die angebliche "3 in 1 - Theorie". Wie kann jemand glauben, dass Gott - der Schöpfer von Allem, der der ohne Anfang und ohne Ende existiert - der existierte bevor Er alles erschuf (bevor Er Dunkelheit und Helligkeit erschuf - bevor Er Ort und Zeit erschuf - seinen Geschöpfen ähneln würde, bzw. sogar ein Geschöpf sei?... Denn einen Sohn zu haben, bedeutet Eigenschaften der Geschöpfe zu haben. Die Tatsache dass Gott unsterblich ist - Er ist derjenige, der Leben und Tod erschafft - widerspricht den Aussagen der Christen dass Gott getötet worden wäre. Und wenn jemand dennoch daran glauben würde, ähnelt es der Götzenanbetung.

MM: So wussten Sie zwar, was Sie ablehnen wollten, aber wie kamen Sie zu dem, was Sie annehmen wollten?

Panning: Während eines Türkeiaufenthaltes im Alter von 20 Jahren (es war zur Zeit des gesegneten Monats Ramadan), hörte ich jemanden sagen, dass das letzte himmlische Buch, dass zur Erde gesandt wurde (bzw. auf einen Prophet offenbart wurde), der Qur'an ist. Das war für mich ausschlaggebend, mich mehr mit der islamischen Religion zu beschäftigen und den Qur'an zu lesen. Mit der Zeit wurden all meine Fragen, die ich zuvor im Kopf hatte, beantwortet. Und all mein Misstrauen und Vorurteile, die ich gegenüber dieser Religion hatte, wurden sozusagen im Nichts aufgelöst. Der Islam ist alles andere als eine Gewalt predigende Religion. Und schon gar nicht ist es eine Religion, die vorhergehende Propheten, wie Jesus oder Moses etc., verleugnet oder als falsche Propheten darstellt. Im Gegenteil sogar: Jesus und Moses, sowie auch Abraham und andere Propheten, sind sehr geehrte Propheten im Islam und wurden mehrmals im noblen Qur'an erwähnt. Jesus (a.), zum Beispiel, wurde zumindest namentlich sogar 5 mal mehr im Qur'an erwähnt als unser Prophet Muhammad, (a.). Und sogar seine Mutter Maria und deren Mutter Hanna haben einen sehr hohen Rang, wie es aus der islamischen Lehre hervorgeht. Jedoch wird keine der genannten Personen mit den Eigenschaften Gottes beschrieben oder angebetet. Denn das Recht der Anbetung gebührt einzig und allein Gott, dem Schöpfer von allem.

Da ich seit meiner frühen Kindheit von der Existenz Gottes überzeugt war und mir oft den Kopf über den Sinn des Lebens zerbrach: Warum geboren werden? Ein Leben lang zu arbeiten, um ein Dach über dem Kopf zu haben und essen und schlafen zu können, bis man zu krank zum arbeiten ist um dann irgendwann zu sterben... Auf die Fragen, was nach dem Tod geschieht, wurde mir geantwortet, dass der Tod das Ende sei und es nichts danach gäbe. Diese These verursachte in meiner Kindheit oft große Ängste und Lustlosigkeit an Spielen. Oft beobachtete ich die Kinder und fragte mich, was ihr Spielen für einen Sinn hätte. So dass ich oftmals nur mitspielte, um in der Menge nicht zu sehr aufzufallen. Doch Alhamdulillah (Gott sei Dank), als ich den Islam kennen lernte, machte für mich alles einen Sinn. Mit unserer Geburt in dieser Welt erhalten wir sozusagen von Gott die Chance uns für das ewige Leben im Paradies zu bewähren. Folgen wir seinen Geboten und halten uns von dem Verbotenen fern, so werden wir InschaaAllah (so Gott will) diese Prüfung bestehen und im Jenseits zu den Gewinnern gehören. Der Tod bedeutet vielleicht den Abschied von dieser Welt, doch bedeutet es sozusagen für uns auch eine Art "Reise" ins Jenseits. Je nachdem, wie wir uns in dieser Welt gegeben haben, ob wir dem Aufruf des letzten Gesandten Gottes gefolgt sind oder uns nur um das weltliche geschert haben, ohne Gott für Seine Gaben zu danken und uns auf den Tod vorzubereiten, wird unser Urteil am Tag des Jüngsten Gerichts über uns ausfallen.

So revertierte ich aus Überzeugung zur Richtigkeit dieser Religion zum Islam.

MM: Und welche Glaubensinhalte faszinierten Sie zuallererst?

Panning: Natürlich Allah, der Schöpfer allen Seins. Allah ist ja der arabische Ausdruck für Gott. Selbst die Christen in arabischen Ländern benutzen das Wort Allah, wenn sie über Gott sprechen wollen. In der französischen Sprache wird das Wort "Dieu" benutzt, im Englischen "God", im Italienischen "Dio", usw. Dies sind Namen in verschiedenen Sprachen, die auf den Schöpfer hinweisen. Aber Allah ist etwas Besonderes. Der Begriff verträgt keinen Artikel. Es gibt kein "der Allah", weder im Deutschen noch im Arabischen. Allah ist Allah, weder weiblich noch männlich sondern der Schöpfer allen Seins.

Gott hat die Menschen erschaffen, damit sie Ihn anbeten und den Weg der Propheten folgen; nicht weil Er das benötigt, sondern weil wir dadurch geehrt sind, Seine Diener sein zu dürfen. Islam habe ich verinnerlicht als das "sich ergeben". Ich gebe mein "Ich" auf und "ergebe mich", um InschaaAllah (so Gott es will) im Jenseits das ewige Leben im Paradies genießen zu dürfen. Das heißt, an einen Schöpfer zu glauben, Ihm nichts zuzugesellen und dem Propheten der Zeit zu folgen. Es gab 124.000 Propheten und nur wenige unter ihnen waren Araber. Die Mehrheit der uns bekannten Propheten war von den Kindern Israels. "Der Islam ist in dem Sinn keine "neue" Religion, sondern die Religion aller Propheten - von Adam, Idris, Abraham, Moses, Jesus usw. bis hin zu Muhammad - die sich in idealer Form der Anbetung des Einzigen Gottes - im arabischen "Allah" - "ergeben" haben. Die Botschaft des Islams richtet sich an die ganze Menschheit und nicht nur an das arabische oder türkische Volk, und so habe auch ich mich angesprochen gefühlt und mein Verstand sagte mir, dass der Qur'an und die Worte "Muhammads" (möge Allah seinen Rang erhöhen) mit Wahrheit erfüllt sind. Doch da ich damals noch in meinem Heimatort lebte, traute ich mich anfangs nicht anderen meinen Sinneswandel preiszugeben, aus Angst vor deren Reaktionen. Da es für die anderen anscheinend auch seltsam war, eine Deutsche zu sehen, die den Islam annahm, kam es dann auch so, dass sich so einige über mich lustig machten und mich gar verpönten, als ich dann doch endlich mein Herz öffnete. So zog ich noch im Jahre 2000, zu Beginn meiner Ausbildung, von meinem Elternhaus aus und brach sämtliche Kontakte zu damaligen Freundeskreisen ab, um von da an im Kiez von Kreuzberg zwischen Muslimen zu leben und meine Religion richtig ausleben zu können, ohne mich verstecken zu müssen. Als ich dann in den Moscheen immer mehr deutsche Muslime kennen lernte und mitbekam wie viele Männer und Frauen sogar schon im Alter von 14 oder 17 Jahren zum Islam übertreten, hatte ich plötzlich nicht mehr das Gefühl "unnormal" zu sein und fühlte mich noch mehr darin bestärkt, den richtigen Weg gewählt zu haben. Und mit der Zeit, um so mehr ich lernte und praktizierte, merkte ich mehr und mehr, dass es wahr ist: "Durch den Islam findet der Mensch gesellschaftliche Harmonie und Frieden mit sich selbst - Alhamdulillah (Gott sei Dank)".

MM: Arbeiten Sie noch als Krankenschwester und was ist aus Ihrem Ideal der Entwicklungshilfe geworden?

Panning: Im Jahre 2005 heiratete ich meinen Mann und gegen Ende des gleichen Jahres kam auch mein Sohn zur Welt. Seit seiner Geburt befand ich mich im Erziehungsurlaub und versuchte mich mehr auf meine Familie, Islam und Malerei zu konzentrieren. Bei Versuchen doch noch meinen Traum der Entwicklungshilfe verwirklichen zu können, musste ich leider immer wieder feststellen, dass ich mit einer bloßen Ausbildung zur Krankenschwester zu unqualifiziert dafür bin. Aufgrund der damaligen Arbeitsmarktsituation und meiner religiösen Erscheinung hatte ich nach meiner Ausbildung so gut wie keine Chance mehr weiterhin in einem Krankenhaus arbeiten zu können und war eher gezwungen in der Hauskrankenpflege tätig zu werden. Durch meine Arbeit in der Hauskrankenpflege, sammelte ich leider viel zu wenig Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen und zudem litt bei dieser eintönigen Tätigkeit auch sehr mein fachliches Wissen. Mal abgesehen davon, dass ich aufgrund meiner Schwangerschaft auch nicht lang genug in meiner Branche arbeiten konnte, um mich eventuell für einen Job in der Entwicklungshilfe qualifizieren zu können.
Nachdem ich dies realisiert hatte und es sowieso die ein oder andere Sache in meinem Beruf gab, die ich nicht mit meiner Religion vereinbaren konnte, nahm ich mir vor nach meinem Erziehungsurlaub vorerst nicht mehr in meinem Beruf zu arbeiten und mich stattdessen auf meine Malerei zu konzentrieren.

MM: Wie war ihre "künstlerische" Weiterentwicklung zum Islam; was konnten sie aus den früheren Arbeiten und Erfahrungen mitnehmen, was mussten sie zurück lassen?

Panning: Nach islamischem Gesetz haben Bilder, auf denen z.B. nur Landschaften oder Lebewesen abgebildet sind, sowie abstrakte Kunst keinen Nutzen. Mal abgesehen davon, dass es - zumindest in manchen Rechtsschulen - verboten ist Lebewesen abzubilden oder Handel mit Dingen zu betreiben, die keinen Nutzen haben oder gar haram (verboten) sind. So entschloss ich mich irgendwann dazu meine Bilder nur noch in islamische Richtung zu gestalten.

MM: Welche Motive bevorzugen Sie heute?

Panning: Anfangs fertigte ich nur Bilder mit Moscheen an, von denen einige real und andere mehr auf Fantasien aufgebaut waren. Mit der Zeit begann ich auch Pflanzenmotive oder moderne Kunst in meine Bilder mit aufzunehmen. Doch damit diese Bilder auch einen Nutzen haben, verziere ich sie zum Beispiel mit qur'anischen Schriftzügen. Denn auf diese Weise kann ich für meine Arbeit (mit dem Willen von Allah) Segen erlangen und die Käufer meiner Bilder können sich Segen ins Haus holen, wenn sie damit ihre Wände schmücken. Zum anderen hoffe ich, dem ein oder anderen mit meinen Bildern den Islam näher zu bringen oder zur Erinnerung des Gedenken Allahs behilflich sein zu können.

MM: Arbeiten Sie mehr im Auftrag oder malen Sie das, was Ihnen gerade gefällt?

Panning: Zum größten Teil male ich das was mir gefällt. Ich biete aber auch Auftragsmalerei an, da es immer wieder mal vorkommt, dass ich von Interessenten gebeten werde, zum Beispiel ein Gemälde von einer bestimmten Moschee anzufertigen oder nur bestimmte Farbtöne für ihr Bild zu verwenden.

MM: Welche Maltechniken verwenden Sie und wie groß muss man sich Ihre Kunstwerke vorstellen?

Panning: Ich fertige hauptsächlich nur Acrylbilder an. Das heißt, dass ich spezielle Künstleracrylfarben auf eine von mir selbst angefertigte Leinwand auftrage. Da es verboten ist den Name von Allah oder gar Qur'an mit Unreinheiten niederzuschreiben, möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass ich bei der Auswahl meiner Materialien streng darauf achte dass diese auch Helal (erlaubt) sind. D.h., dass ich zum Beispiel auch keine Pinsel aus Schweinsborste oder anderem Tierhaar verwende, die im Islam verboten sind zu verzerren. Sondern ausschließlich Pinsel aus Synthetik oder Ziegen- und Ochsenhaar zur Anwendung kommen.

Für gewöhnlich fertige ich Gemälde in den Größen 80x60 cm oder 100x70 cm an… dies kann aber auch je nach Auftragslage unterschiedlich sein, so dass ich z.B. auch ab und zu Bilder in der Größe von ca. 200x140 cm angefertigt habe. Aufgrund dessen, dass ich meine Leinwände selbst anfertige, bin ich in der Auswahl der Bildgrößen sehr flexibel und dazu in der Lage sehr kleine Bilder (wie z.B. 20x30 cm) oder auch XXL-Größen bis zu 2x2 m zu erstellen.

MM: Kann man davon leben?

Panning: Leider habe ich in Berlin in den vergangenen Jahren oft die Erfahrung machen müssen, dass viele Menschen den Wert solcher Bilder nicht zu schätzen wissen und obwohl ich meines Erachtens nach, schon relativ niedrige Preise mache, trotzdem immer wieder versuchen, wie auf einem türkischen Bazar, die Preise gar bis auf 10,- oder 20,- Euro pro Bild runterzuhandeln. Natürlich hängt das wahrscheinlich auch damit zusammen, dass einem in vielen Geschäften für niedrige Preise einfache Kunstdrucke angeboten werden. Daher war es mir wichtig, meine Arbeit auch übers Internet zu präsentieren und auf meiner Seite den Menschen auch den enormen Arbeitsaufwand etc. zu verdeutlichen, der hinter solch handgemalten Gemälden steckt.
Sozusagen steckt dieses Projekt momentan noch in Kinderschuhen. Ich hoffe allerdings, dass ich irgendwann auch davon leben kann bi-idhni-llah (mit Allahs Erlaubnis).

MM: Malen Sie auch mit Ihrem Sohn?

Panning: : Ja, mein Sohn äußert bereits großes Interesse in künstlerischen Betätigungen. Er bekommt aber, wenn, dann eine kleine Leinwand für sich, oder Papier, an dem er seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Jedoch mussten bisher auch öfters schon meine Wände darunter leiden.

MM: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit der Malerei auf Gottes Weg.

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