MM:
Sehr geehrter Herr
Vogt, ihr Film über die "Geheimakte Heß" führte zu einer "medialen
Hinrichtung" gegen ihre Person, die in der Entlassung durch die Universität
Leipzig ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Bitte schildern Sie uns die
Ereignisse aus Ihrer Sicht.
Prof. Vogt:
Der
Hauptgrund für das von der so genannten "Antifa" erzwungene Ende meine
Lehrtätigkeit sind meine diversen zeitgeschichtlichen Filme: "Geheimakte Heß"
(n-tv, 2003 und 2004), "Death by hanging" über den Nürnberger Prozess (DVD,
2006) und sogar die mit Wolfgang Venohr 1983 (!) von die ARD ausgestrahlte
zweiteilige Dokumentation über Kriegsverbrechen der Alliierten im Zweiten
Weltkrieg sowie die Herausgabe von Filmen über den 11. September 2001
(deutsche Fassung von "Loose Change", DVD, 2007).
Die Kampagne gegen
meine auf historischen Forschungen fußenden Filme ist schon mehrere
Jahrzehnte alt: Die damals von Ostberlin bezahlte VVN startete bereits 1983,
als ich die zwei o. g. großen ARD-Dokumentationen über die Kriegsverbrechen
der Alliierten im 2. Weltkrieg machte und dabei erstmals und bislang
einmalig die Verbrechen der Roten Armee an Deutschen dokumentierte. Dass die
Frankfurter Rundschau, die sich an der medialen Hinrichtung beteiligte, ohne
auch nur den Versuch gemacht zu machen, mit mir je in Kontakt zu treten,
ausgerechnet zwei ARD-Dokumentationen als Beispiel meines vermeintlichen
"Revisionismus’" brandmarkt und sich damit nahtlos in die Reihe der zu
DDR-Zeiten von der Stasi finanzierten Diffamierungstäter einreiht, wirft ein
bezeichnende Licht auf heutige journalistische Praxis. Die jüngere Kampagne
gegen den Heß-Film geht seitens der "Antifa" auf das Jahr 2004 und den
Ausstrahlungen des Films auf n-tv zurück. Dabei wurde – natürlich –
ebenfalls zu keinem Zeitpunkt eine fachliche Auseinandersetzung mit mir
gesucht. Es gab nie einen Kontakt oder Kontaktversuch. Es ging von Anfang an
um Rufmord. Damit sollte ganz im Stil eines totalitären Systems der Inhalt
meines Filmes diskreditiert und einer fachlichen Auseinandersetzung entzogen
werden. Warum? Was ist so schlimm an diesem Film, dass, wenn schon nicht
seine weitere Verbreitung verhindert werden kann (auch das wurde versucht),
zumindest die Auseinandersetzung mit den Inhalten a priori diskreditiert
werden soll?
MM:
Warum wurde denn Ihrer Meinung nach keine fachliche Auseinandersetzung
gesucht?
Prof. Vogt:
Dazu muss
ich etwas zum Inhalt der "Geheimakte Heß" sagen: In der Dokumentation
berichte ich anhand neuster, im britischen National Archive (ehemals Public
Record Office) vom britischen Junghistoriker Martin Allen gefundenen
diversen deutschen Friedensvorschlägen an England, wonach Deutschland bereit
war, u.a. alle besetzten Länder zu räumen, Reparationszahlungen für
entstandene Beschädigungen an diese Länder zu zahlen, sowie einen polnischen
Staat wiederherzustellen. Dadurch wären mit einem Schlag all die Gründe
weggefallen, die am 3. September 1939 den britischen Kriegseintritt
rechtfertigten. Die zum Durchkämpfen des Krieges entschlossene britische
Regierung hätte aber ihrem Volk und der Öffentlichkeit nicht verständlich
machen können, dass, während alle Kriegsziele durch Verhandlungen zu
erreichen gewesen wären, man trotzdem weiterkämpfen sollte.
Heß wurde – das
zeigen die im Film erstmals gezeigten Dokumente – vom britischen
Geheimdienst SO1 in eine Falle gelockt: Die komplette Korrespondenz, die Heß
über seinen Vertrauten, Prof. Haushofer, mit dem Duke of Hamliton zu führen
glaubte, führten sie in Wirklichkeit mit dem SO1. In der Tat gab es eine
ganze Reihe von Friedensinitiativen in Richtung England von ganz
unterschiedlichen Adressaten in und außerhalb des deutschen Reiches. So gibt
es z. B. ein eigenes Dossier des Foreign Office, in dem auf ca. 20 Seiten
ein ganzes Bündel von Friedensvorschlägen zusammengefasst wird. Ein Exemplar
der Dossiers, das nur einem ganz kleinen Kreis zur Verfügung gestellt wurde,
liegt im Public Record Office und wird im Film gezeigt.
Der Film erwähnt
einen konkreten Mehrpunktefriedensplan eines Dr. Weissauer, den dieser dem
britischen Botschafter in Schweden, Mallet, unterbreitet (siehe Dokument
unten). Auch dieser Plan sieht neben dem kompletten Rückzug aller deutscher
Truppen aus den westlichen Kriegsschauplätzen, dem Angebot, für die
entstanden Kriegsschäden Entschädigungen zu leisten auch den Punkt
"Wiederherstellung des polnischen Staates" vor. Dieser Friedensvorschlag
stammte direkt von Hitler: Dr. Weissauer war eine Art persönlicher
Rechtsanwalt Hitlers. Insofern liegt es durchaus nahe, dass Hitler auch von
den Plänen von Heß wusste bzw. diesen persönlich nach England geschickt hat.
Inzwischen ist der Bericht eines Augenzeugen aufgetaucht, der von einer
Sitzung unmittelbar von dem Englandflug bei Hitler berichtet, bei der
sämtliche Details der Heß-Mission im Fall eines Erfolgs und im Fall eines
Misserfolgs von Hitler persönlich festgelegt wurden.
Sämtliche dieser
Friedensinitiativen wurden von Churchill und seinem Außenamtsstaatssekretär
Vansittart kategorisch abgelehnt. Churchill erklärte, England könne den
europäischen Krieg nicht gewinnen, sondern nur einen Weltkrieg. Daher ging
es ihm um eine Politik der unbedingten Kriegsausweitung. Im übrigen sei es
ihm egal, ob Deutschland von den Nazis oder einem Jesuitenpater regiert
werde. Und Vansittart, sein Chefdenker und Chefstratege, machte in einer
Notiz an den Außenminister Eden deutlich, dass es um die „Vernichtung
Deutschlands, nicht um Nazi-Deutschlands“ ginge und von daher sämtliche
Friedensangebote abzulehnen seien. Man habe – so Vansittart weiter – „genug
von Angeboten von Weissauer, Dahlerus, Goerdeler und Konsorten“ (siehe
Dokument unten). Damit scheiterte an der antideutschen Haltung der
britischen Regierung auch die Chancen, gemeinsam mit Vertretern des
Deutschen Widerstandes eine politische Veränderung im Deutschen Reich und
ein Ende der NS-Herrschaft zu erreichen.
MM:
Welche Schlussfolgerungen sind Ihrer Meinung nach fachlich und sachlich
relevant?
Prof. Vogt:
Hier sind
drei Punkte bemerkenswert: Zum einen kann hier – fachlich zulässig und
wissenschaftlich untermauert – die Politik Churchills kritisiert werden.
Hier stellt sich die Frage an die Kritiker, wo das Problem ist. Eine Politik
der Kriegsausweitung ist nichts, was man nicht kritisieren dürfte – auch
dann nicht, wenn sie von Deutschlands Kriegsgegnern betrieben wurde. Im
Übrigen befinde ich mich aber mit meiner Kritik in bester Gesellschaft:
Churchill wurde von seinem eigenen Kabinettskollegen und Minister Hugh
Dalton (Chef der Geheimdienste und Labourmitglied) ob dieser Politik der
Kriegsausweitung aufs Heftigste kritisiert. Dalton unterstellte (wie man
heute weiß: zu recht), dass sie Millionen von Menschleben kosten würde.
Dalton wurde wegen dieser Kritik an Churchill seines Ministeramtes enthoben.
Auch diese Kritik wir in einem Dokument im Film gezeigt und belegt (siehe
Dokument unten).
Der zweite Punkt
bezieht sich auf Churchills und Vansittarts Motive. Sie sind, da es ihnen
ganz eindeutig nicht um die Nazis, sondern um die Deutschen an sich geht,
chauvinistisch bzw. ihr Position wurde sogar als rassistisch bezeichnet.
Nicht die Nazis waren aus der Sicht dieser Herren das Problem, sondern in
ihrem blinden Deutschenhass die Deutschen als Ethnie. Auch dies ist – ebenso
wie andere rassistische und chauvinistische Positionen – ein zulässiger
Gegenstand kritischer Anmerkungen.
Der dritte Punkt
macht aber die ganze Tragik der Haltung der britischen Regierung und ihre
fatalen Konsequenzen deutlich: „Weissauer, Dahlerus, Goerdeler und
Konsorten“, heißt es bei Vansittart. Mit diesen Personen und ihren
Friedensangeboten möchte er nichts zu tun haben. Nun muss man, wenn man in
Sachen Heß keine Expertise aufweisen kann, Weissauer und Dahlerus nicht
zwingend kennen. Aber bei dem dritten Namen müsste es klingeln, zumindest
bei Historikern. Dass Vansittart mit Goerdeler einen der führenden
Repräsentanten des deutschen Widerstandes und damit des anderen, des
besseren Deutschlands unter die Rubrik der "Konsorten" subsumiert, mit denen
er, Vansittart, nicht über Frieden verhandeln will, ist historisch mehr als
tragisch und kann man nur seinem blinden Deutschenhass zuschreiben. Die
historische Alternative hätte 1941 nämlich sein können: Die britische
Regierung unterstützt den deutschen Widerstand in dessen Umsturz- und
Attentatsplänen gegen die NS-Machthaber und beendet mit einem Reichskanzler
Goerdeler an der Spitze den Krieg. Kein Barbarossa, kein Russlandfeldzug mit
Millionen Toten, keine massenhaften KZ-Verbrechen, kein Bombenterror gegen
die deutsche Zivilbevölkerung. Auch hier gestehe ich, dass ich einer solchen
Weichenstellung 1941 angesichts des tatsächlichen Verlaufs der Geschichte
sehr viel Positives abgewinnen kann. Dass sie wahrscheinlich auch am
Chauvinismus der britischen Führung, an deren Deutschenhass und dem
fanatischen Vernichtungswillen Churchills gegenüber Deutschland scheiterte,
darf aus politischer wie historischer Sicht angemerkt und kritisiert werden.
Dass diese höchst kritikwürdige Politik der Regierung Churchill an der
deutschen Verantwortung der weiteren Ereignisse natürlich nicht das
Geringste ändert, steht außer Frage und ist – im Gegensatz zu den in den
Medien geäußerten Verdächtigungen – von mir nie bestritten worden.
MM:
Wie konnten diese Aspekte so lange "verschwiegen" werden?
Prof. Vogt:
Dass Heß
sehr wahrscheinlich mit einem konkreten Friedensvorschlag nach England flog,
sollte (und soll bis heute) nicht bekannt werden. Daher durfte im Nürnberger
Prozess Prof. Karl Haushofer, der die Pläne Heß’ kannte, in seinem Auftrag
den Flug plante und die komplette Korrespondenz von Heß mit dem Duke of
Hamilton führte, auf keinen Fall zugunsten von Heß aussagen. Und so
erhielten Haushofer und seine Frau vor seiner geplanten Zeugenaussage Besuch
von zwei britischen Geheimdienstagenten. Die Herren müssen so überzeugend
gewesen sein, dass Haushofer sich selbigen Tages zusammen mit seiner Frau im
Wald erhängte. Die beiden Geheimagenten konnten ihrem Auftraggeber, dem
späteren britischen Hochkommissar in der BRD, anschließend erleichtert nach
England melden, dass „das Problem diesen Mann und den Nürnberger Prozess
betreffend beseitigt“ wurde (siehe Dokument unten). Auch dieses Dokument
zeige ich in meinem Film, und es berechtigt, wie man es juristische
formulieren würde, einen "berechtigten Anfangsverdacht", dass es bei dem
"Selbstmord" vielleicht nicht ganz mit rechten Dingen zuging. In jedem Fall
starb Haushofer für das IMT zur rechten Zeit und konnte für Heß und über den
Englandflug keine Aussage mehr machen.
Auch dass Heß 1987
schließlich angeblich spontan Selbstmord verübte, als Gorbatschow laut Radio
Moskau verkünden ließ, Heß noch vor Weihnachten nach Hause zu entlassen,
kann nun hinterfragt werden. Keine der seitens der Engländer am Todestag
veröffentlichten, gleich mehreren Todesursachen (Selbstmord durch
Erschießen, durch Erdrosseln oder schließlich durch Erhängen) stimmen,
können stimmen, und vieles spricht hier für Mord und nur wenig für
Selbstmord. Auch hier sprechen meine im Film zu Worte gekommenen Experten
und Augenzeugen, der amerikanische Gefängnisdirektor in Spandau („Es war
Mord. Das muss einmal gesagt werden.“) und Heß’ tunesischer
Krankenpfleger sowie der deutsche Gerichtsmediziner, der die zweite
Obduktion machte, eine absolut eindeutige Sprache. Alle gehen von Mord aus
und stellen heraus, dass die mehreren Todesursachen, die die Briten am
Todestag von Hess der Öffentlichkeit der Reihe nach mitteilten, in jedem
Fall mit dem tatsächlichen Geschehen nichts zu tun haben. Auch hier Fakten
bzw. das, was der Jurist auch hier als einen "berechtigten Anfangsverdacht"
bezeichnen würde, um ein Ermittlungsverfahren in Sachen Mord zu eröffnen.
Erkenntnisse, die wissenschaftlich zulässig und abgedeckt sind durch die
Rede-, Meinungs- und vor allem die Wissenschaftsfreiheit unseres
Grundgesetzes.
MM:
Aus einem der zum Interview vorgelegten Archiv-Dokumente (siehe unten) wird
deutlich, dass vieles noch über ein Jahrzehnt unter Verschluss bleiben
sollte. Warum kommt es dennoch jetzt zutage, und wer hat ein Interesse
daran?
Prof. Vogt:
Die
eigentliche Heß-Akte ist noch auf Jahre geschlossen. Ich habe Dossiers mit
dem Hinweis "closed until 2019" oder "closed until 2021" gefunden. Und ob
dann 2019 oder 2021 die Akten wirklich freigegeben werden, wissen die
Götter.
Das Besondere an den
Dokumentenfunden von Martin Allen war, dass er als Experte der Dokumente des
Foreign Office auf nicht gesperrte Nebenakten des britischen Geheimdienstes
stieß, in denen sich die für Heß aufgestellte Falle detailliert nachweisen
ließ. An der Veröffentlichung dieser Dokumente, die wohl versehentlich nicht
gesperrt wurden, hatte in UK keiner ein Interesse. Und als Allen dann auch
noch für sein nächstes Buch Dokumente fand, die die Ermordung Heinrich
Himmlers belegten, begannen merkwürdige Aktivitäten. Die Schlüsseldokumente
verschwanden für eine gewisse Zeit aus dem Archiv und wurden an eine
Privatperson ausgehändigt – ein wissenschaftlich Unding und absolutes
Fehlverhalten eines staatlichen Archivs. Und wenn es dann noch stimmt, dass
dieses "Ausleihen" an eine Privatperson auf Veranlassung eines verdeckten
Mitarbeiters des britischen Geheimdienstes und zugleich
"Enthüllungsjournalisten" erfolgte, wird das Ganze zum doppelten Skandal. In
jedem Fall tauchten jene Himmlerdokumente nach einigen Tagen in Privatbesitz
wieder auf – und stellten sich plötzlich als Fälschung heraus. Honi soit qui
mal y pense
(altes Französisch; wörtlich: „Verabscheut sei, der schlecht darüber denkt“).
Der Kelch des
Skandals, Himmler ermordet zu haben, ist an England noch einmal vorbei
gegangen. Das alles aber zeigt, dass es Fakten zu verbergen gibt, die selbst
nach über 70 Jahren nicht an die Öffentlichkeit dürfen.
MM:
Ist es denn in Deutschland verboten nach Einsicht bisher verborgener oder
unter Verschluss gehaltener Akten zu anderen wissenschaftlichen Schlüssen zu
kommen, als eine "Hofberichterstattung", wie wir es nennen, erlaubt?
Prof. Vogt:
Da mir in keinem Fall bei meinen historischen Filmen ein Fehler nachgewiesen
werden konnte, wobei selbst das im Wissenschaftsbetrieb völlig normal wäre,
da Erkenntnisse von gestern morgen überholt sein können, muss es möglich
sein, Forschungsergebnisse in einem freiheitlichen Rechtsstaat unter dem
Schutz der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit zu publizieren.
Forschungsergebnisse an das politische Postulat einer volkspädagogischen
Erwünschtheit zu koppeln oder ihre Veröffentlichung davon abhängig zu
machen, wen man auf die Zehen tritt oder wen man politisch nützen könnte,
bedeutet ein Rückfall in Zeiten totalitärer Systeme und das Ende von
Wissenschaftsfreiheit.
Das, was im
vergangenen Jahr in den Medien in meinem Fall "abging", erinnert in seinen
Auswirkungen sehr an eine Beobachtung, die in solchen Fällen Alexandre de
Tocqueville 1835, also vor über 170 Jahren machte und schrieb: „In den
demokratischen Republiken geht die Tyrannei anders zu Werk; sie geht
unmittelbar auf den Geist los. Der Machthaber sagt hier nicht: "Du denkst
wie ich, oder Du stirbst"; er sagt: "Du hast die Freiheit, nicht zu
denken wie ich, aber von dem Tag an bist Du ein Fremder unter uns. Du wirst
Deine Bürgerrechte behalten, aber es wird Dir nichts mehr nützen. Du wirst
unter Menschen wohnen, aber Deine Rechte auf menschlichen Umgang verlieren.
Wenn Du Dich einem unter Deinesgleichen nähern willst, so wird er Dich
fliehen wie einen Aussätzigen; sogar wer an Deine Unschuld glaubt, wird Dich
verlassen, sonst meidet man auch ihn. Gehe hin in Frieden, ich lasse Dir das
Leben, aber es ist schlimmer als der Tod.’"
...
MM:
... das kann der Muslim-Markt aus eigener Erfahrung bestätigen ...
Prof. Vogt:
... Die Mechanismen der medialen Hinrichtung in der BRD funktionieren
ausgezeichnet. Es reichen ganz wenige von der "Antifa" instrumentalisierte
oder selbst dort tätige Studenten in Kombination mit der Presse, um eine
unliebsame Person abzuschießen. Liegt erst einmal das diffamierende
Gesamtgemälde eines "Rechtextremisten" vor, wagt sich auch die bürgerliche
oder liberale Presse nicht mehr nach vorn. Vor dem Abzuschießenden und aus
der Gemeinschaft der ehrbaren Bürger Auszusondernden ziehen sich dann alle
zurück.
Die Auswirkungen
einer solchen Situation auf den Wissenschaftsbetrieb an sich sind fatal:
Ganze Themenfelder aus unterschiedlichsten Forschungsgebieten liegen brach
und dürfen nicht mehr behandelt werden. Dabei geht es bei weitem nicht nur
um die Zeitgeschichte, bei der z. B. das Thema Heß aber auch eine
differenzierte Betrachtung der juristischen Besonderheit des Nürnberger
Prozesses oder die hierzulande z.B. kaum diskutierte Frage der Bewertung und
der Berechtigung des alliierten Bombenterrors Gegenstände der Forschung sein
können müssten. Auch in zahlreichen anderen Forschungsgebieten
(Intelligenzforschung, Hirnforschung mit der Determinationsproblematik,
Demoskopie etc., Kriminalitätsforschung) ist zunehmend sichergestellt, dass
nur die politisch richtigen, also politisch korrekten Ergebnisse publiziert
und bearbeitet werden und solche Themen, bei denen das nun beim besten
Willen nicht funktioniert, erst gar nicht angegangen werden. Das Ergebnis
ist dann allerdings keine "linke Wissenschaft", sondern gar keine
Wissenschaft: Die Erde ist nun einmal keine Scheibe, auch wenn dieses
Ergebnis auch schon einmal politisch unkorrekt war.
MM:
Sie sollen Beifall von der NPD für Ihre Filme bekommen haben. Wie nahe
stehen Sie den zur NPD?
Prof. Vogt:
Für einen
Wissenschaftler in einem freien Land sollte es und muss es egal sein, wen
seine wissenschaftlichen Erkenntnisse stören oder wem sie gefallen.
Wissenschaft an sich ist dem Streben nach Erkenntnis und nach Wahrheit
verpflichtet. Nach Beifall zu schielen oder vor Beifall Angst zu haben, ist
das Ende von Wissenschaft. „Volkspädagogisch unerwünschte Wahrheiten“
(Golo Mann) zu scheuen oder gar zu verschweigen, führt zu einer
politisierten "Wissenschaft", die zur Hure des jeweiligen politischen
Systems wird. Karl Marx hat eine solche Wissenschaft so beschrieben: „Die
herrschende Lehre ist die Lehre der Herrschenden.“
Eine solche Haltung
ließe – so der sofort erhobene Vorwurf – die Verantwortung des
Wissenschaftlers außer acht. Das ist Unsinn: Eine Verantwortung für Fakten,
für die Wahrheit kann es nicht geben. Das wäre so, als wolle man denjenigen,
der die Schwerkraft erstmals beschrieben hat für sämtliche seit dem
erfolgten Unfälle aufgrund von Stürzen zur Verantwortung ziehen. In meinem
konkreten Fall: Wenn die Akten eine chauvinistische, deutsch- und damit
ausländerfeindliche Einstellung britischer Spitzenpolitiker belegen und
damit jede Chance auf ein Ende des Krieges 1941 belegen, dann kann ich das
nicht ändern. Und dieses Faktum wird nicht aus der Welt geschaffen, wenn man
es verschweigt – schon gar nicht im Internetzeitalter.
Doch ich will der
Frage nicht ausweichen: Ich weiß nicht, ob meinem Film eine Partei "Beifall
gezollt" hat. Ich habe es nicht mitbekommen, und es interessiert mich
ebensowenig, wie wenn eine andere Partei ob meines Filmes Schaum vor dem
Mund bekommt (aber auch das habe ich nicht mitbekommen). Angesichts der
Aufgaben und den Herausforderungen, vor denen deutsche Politik heute steht,
und angesichts des Unvermögens aller Parteien, diese Aufgaben zu lösen und
sich dabei ein wenig an der für eine Demokratie an und für sich zentralen
Basis, nämlich dem eigen Demos, dem Volk zu orientieren, stehe ich allen
Parteien gleich nahe – nämlich unendlich weit fern.
MM:
Mal eine private Frage dazu: Sind Sie eigentlich stolz Deutscher zu sein?
Prof. Vogt:
Wie jede Nation hat auch die deutsche Licht- und Schattenseiten, Zeiten
historischer Größe und die des politischen Niedergangs, Geistesgrößen von
Weltformat und auch Verbrecher von Weltformat. Die Ausschläge nach beiden
Seiten sind vielleicht oft größer als bei anderen Nationen. „Man hat,“ wie
Churchill einmal drastisch bemerkt haben soll, „die Deutschen entweder an
der Kehle, oder sie kriechen einem in den Arsch“. Insofern gibt es
Phasen und Persönlichkeiten, historische Ereignisse und Taten Deutscher, auf
die man Stolz sein kann und solche, bei denen das nicht der Fall ist. Aber
man kann ebensowenig ein bisschen schwanger sein wie man ein bisschen
Deutscher sein und sich die historischen Rosinen rauspicken kann. Man muss
sich zu diesem Volk bekennen und es mit allen seinen Ecken und Kanten lieben
– oder es eben sein lassen. Ich bekenne mich zu meiner Liebe zu diesem,
meinem Vaterland.
MM:
Aber ist das nicht bereits ein "ethnischer" bzw. "rassistischer" Ansatz?
Warum sollte es in bestimmten Völkern mehr "Ausschläge" geben als in
anderen? Wie wäre es mit einem politischen (nicht religiösen) Ansatz, dass
wir alle Kinder Adams und Evas sind, alle "durchmischt und durchrasst" sind
und letztendlich jeder Mensch frei seine geistige Heimat wählen kann, was
die eigentliche Freiheit des Menschen ausmacht?
Prof. Vogt:
Für Hegel sind Nationen "unmittelbar zu Gott". Und Herder sprach davon, dass
jedes Volk "ein Gedanke Gottes" sei. Die Welt ist bunt und vielschichtig in
ihren Kulturen, ihren Völkern und – wenn dieser ebenso verpönte wie
gleichwohl zutreffende Begriff Verwendung finden soll – ihren Rassen. Die
Nationen haben sich unter verschiedenen Bedingungen herausgebildet und
bilden jeweils eine Gemeinschaft, die ihren Angehörigen Identität verleiht.
Das ist ein ethnopluralistischer, ethnischer aber kein rassistischer Ansatz.
Denn die Unterschiede zwischen den Nationen sind Fakten. Unterschiede, die
aus einer Mischung von ethnischen und historisch-gesellschaftlichen
Prozessen oft in Jahrhunderten entstanden sind. Diese Unterschiede sind aber
nicht zu bewerten in Gut und Böse, Herrenrasse und minderwertige Rasse. Das
ist Rassismus: vorhandene Unterschiede nicht zu akzeptieren, sondern in
höher- oder minderwertig zu bewerten. Der Patriot hingegen liebt sein
Vaterland – und er achtet die vielen anderen Vaterländer anderer Menschen.
Das unterscheidet ihn auch vom Chauvinisten, der andere Vaterländer
missachtet.
Wir sind nie nur
Mensch an sich, sondern wir sind alle Angehörige einer, maximal zweier
Nationen. Jeder Mensch braucht (s)eine Identität. Und Identität ohne
nationale Identität, ohne sein Eingeordnetsein im Wir, ist keine. Ein Mensch
ohne nationale Identität lebt im klassischen Marx’schen Sinn entfremdet von
seiner Nation und damit von sich selbst – mit allen von Marx beschrieben
Konsequenzen entfremdeten Daseins.
Welche Bedeutung
nationale Identität gerade in der Fremde hat, haben wir gerade erlebt: Zehn,
20 oder 30 Jahre eines Lebens in Köln-Kalk oder in Köln-Ehrenfeld hat nichts
zu einer deutschen Identitätsbildung der dort lebenden Türken beigetragen.
Nur eine Stunde im gemeinsamen emotionalen Bad nationaler Identität mit und
durch Erdogan hat die türkische Identität der in Köln lebenden Türken
bekräftigt oder, wo sie verschüttet oder erst gar nicht vorhanden schien,
wiederbelebt oder geschaffen. Von drei Jahrzehnten in Köln blieb nach
wenigen Minuten nichts mehr übrig.
So gesehen ist
Assimilation in der Tat menschenrechtswidrig, ist rassistisch und
chauvinistisch, weil sie von Angehörigen der einen Nation die Unterwerfung
unter die Identität, Kultur, Glaube, Geschichte, Tradition und Wurzeln einer
anderen erwartet. Diese Menschen sollen und wollen aber am deutschen Wesen
nicht genesen. Das politische Versagen liegt also nicht in fehlender oder
mangelnder Integration, sondern das Versagen liegt im Ansinnen, in der
Arroganz dieser Integration selbst.
Der Globalist ist
der eigentliche Rassist, weil er sämtliche Nationen und Kulturen
gleichermaßen verachtet. Er will die nationalen Unterschiede einebnen,
besser ausrotten. Er missachtet Nationen und Kulturen und will letztlich („globalisation
is US“, wie ein US-Soziologe treffend bemerkte) einen identitätslosen,
us-amerikanischen Konsumbürger. Das ist der eigentliche
Globalisierungsfaschismus, der Völker und Nationen nicht mehr nur
unterdrückt, sondern in ihrer Identität ausradiert.
Nationale Identität
und die sich daraus ergebende Interessen haben in der Geschichte immer
wieder auch zu Konflikten von Völkern untereinander geführt. Das ist leider
dem Menschen immanent, wie es eben auch im Privaten oder Beruflichen Kämpfe
und Auseinandersetzungen gibt. Diese nationalen Konflikte sind aber in der
Regel auf Nachbarkonflikte begrenzt. Das unterscheidet den regionalen, aus
nationalen (Abwehr) oder chauvinistischen (Aggression) Gründen ausbrechenden
Konflikten vom Imperialismus.
Wenn man – wie die
USA – die Welt nicht als eine Gemeinschaft von Nationen betrachtet, bei
denen es einzelne gibt, mit denen man im Dissens liegt oder liegen kann,
sondern als Märkte, als Besitzer von Rohstoffen etc., auf die man
ungehindert freien Zugriff reklamiert und diesen mit allen Mittel
durchzusetzen bereit ist, dann geht es nicht mehr um berechtigte nationale
Interessen, sondern um die Durchsetzung grenzenloser wirtschaftlicher und
das heißt militärsicher Macht. Im Unterschied zu allen Staaten der Erde
zeichnet sich die Geschichte der USA zumindest in den letzten 100 Jahren
dadurch aus, dass es wohl kein einziges Jahr in der Geschichte der USA gibt,
in dem sie nicht im Krieg mit einem anderen Land wo auch immer auf dem
Globus liegt oder zumindest in einem Krieg, einen Putsch, einem Bürgerkrieg
involviert war. Globalisierung ist nur das Schönreden, der
Etikettenschwindel des US-Imperialismus’.
MM:
Marx behauptet, dass die "soziale Schicht" den Menschen determiniert,
wohingegen Nationalisten oder Rassisten den Menschen durch die "Nation"
determinieren, einem Begriff, der genau so schwammig und weltweit
unterschiedlich betrachtet wird, wie "soziale Schicht". Der Islam hingegen
befreit den Menschen von solchen nie frei gewählten Gefängnissen und gibt
ihm die Freiheit der echten "nationalen" und "sozialen" Identität. Ein
gläubiger Muslim bekennt sich zur "Nation" der Gottesehrfürchtigen und
versucht sein bestes, ein konstruktives Mitglied jener Nation zu sein. Er
weiß, dass alle Menschen von einem Elternpaar abstammen und allein schon
deshalb der Glaube an Rassen Rassismus ist, völlig unabhängig davon, wie man
die "Unterschiede" bewertet. Und er bekennt sich zur "sozialen Schicht" der
Bedürftigen, um immer den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft zu stehen
(unabhängig vom eigenen Bildungs- oder Einkommensniveau). Dass manche
Politiker diesen reinen Islam mit anderen Elmenten, wie Marxismus oder
Nationalismus mischen, ändert nichts an der reinen Lehre. Ist für Sie unter
diesen Umständen möglicherweise besser nachvollziehbar, warum praktizierende
gläubige Muslime sowohl gegen Marxisten als auch gegen Nationalisten stehen
und der "Kampf der Kulturen" im Grunde darin besteht, die einzige bestehende
echte freiheitliche Bewegung dieser Welt auszuschalten?
Prof. Vogt:
Marx
definiert das Bewusstsein über das Sein. Nach seinem Menschenbild ist der
Mensch durch seine soziale Situation determiniert und von daher bis zum
Kommunismus nicht frei. Die gesellschaftlichen Veränderungen erfolgen gemäß
historischer Gesetzlichkeiten, werden also nicht von "Männern, die
Geschichte machen", gemacht, sondern passieren gesellschaftlich gesetzmäßig.
Ein solcher Ansatz birgt Unfreiheit und vor allem Unterdrückung dann, wenn
sich ein Mensch gesellschaftlich "falsch" verhält. Das sind dann die
konterrevolutionären Kräfte, die es auszuschalten gilt. (Und genau so
verhält sich die Antifa mit ihren Gegnern.)
Der Patriot (ich
ziehe diesen Begriff dem des "Nationalisten" vor, weil dieser zu negativ
besetzt ist) liebt sein Vaterland und achtet die Vaterländer der anderen.
Davon aber ist der Glaube zu trennen. Ich kann als deutscher Patriot den
unterschiedlichsten Religionen angehören oder nach den unterschiedlichsten
ethischen Grundsätze leben. Das ändert an meinem primären Deutschsein
nichts. Und ich kann meine Religion wechseln und zu einer anderen
konvertieren. Da bin ich völlig frei. Ich kann aber nicht aus meinem
Deutschsein konvertieren. Ich kann zwar als formalen Akt die
Staatsbürgerschaft zurückgeben und eine andere annehmen. Das ändert aber an
meiner Nationalität nichts. Der Pass sagt nichts. Natürlich kann ich mich
auch meinem Vaterland entfremden. Das ist in der Regel ein langer und ein
schmerzlicher Prozess, der im nations- und identitätslosen Nirwana endet.
Warum stellt man oft bei Auswanderern auf dem amerikanischen Kontinent oder
in Australien selbst nach Generationen immer noch deren Nationalität und
deren nationale Eigenschaften fest? Es gibt eine italienische, eine irische,
eine polnische und natürlich eine indianische oder schwarzafrikanische
nationale Identität selbst nach Generationen im Besitz eines US-Passes.
Ob sämtliche
Menschen von einem Elternpaar abstammen, weiß ich nicht. Aber selbst
unterstellt, dass dem so wäre, haben sich in der Menschheitsgeschichte klar
erkennbare, klar unterscheidbare, sogar in Teilen der DNA differenzierbare
Rassen (auch wenn der Begriff in Deutschland verpönt ist, was z. B. im
englischsprachigen Raum nicht der Fall ist) und Völker, Nationen
herausgebildet. Letztere sind durch gemeinsame Abstammung, Kultur,
Geschichte, Sprache und einen gemeinsamen Siedlungsraum gekennzeichnet. Ganz
offenkundig hat sich, wie Herder sagt, Gott dabei etwas gedacht. Diese
Vielfalt der Nationen mag den Globalisten, den Marxisten und den religiösen
Fundamentalisten stören – aber diese Vielfalt ist Realität. Und sie macht
die herrliche, gottgegebene Buntheit der Menschheit aus, die zumindest ich
nicht missen möchte.
Jede Ideologie und
jede Theologie, die primär den "Soll-Mensch" an sich sieht, hat immer zu
Ketzerverfolgungen und massenhaften Unterdrückungen und Blutbädern geführt.
Denn der von allem losgelöste Mensch an und für sich ist ein rein
theoretisches Konstrukt, das die Notwendigkeit zur "Anpassung" abweichender
Subjekte an die Menschheitsnorm führt. Ein solche Anpassung an die
christliche Menschheitsnorm führte zu den Hexenverfolgungen und
Ketzerprozessen, zu Folterungen und millionenfachen Massenmord. Die
Säuberungen abweichender Klassenfeinde und Reaktionäre bildete den Weg in
das Kulackenmorden Lenins, den stalinistischen Ausrottungen in seinen
diversen Säuberungsprozessen und den Millionen Toten der "Kulturrevolution"
Maos. Wir finden diesen vermeintlich menschheitsbeglückenden Ansatz aber
auch in der jakobinischen Terrorherrschaft der Französischen Revolution.
Auch ein rassistischer oder chauvinistischer Politikansatz wie z. B. die
faschistische Variante geht von einem Sollbild des Menschen aus und misst
alle daran – und "sortiert und selektiert" danach die, die dem Sollbild
nicht entsprechen, aus. In dieselbe Richtung gehen messianische,
fundamentalistische theologische (ob nun christliche, jüdische oder
islamische) oder politische Theorien wie z. B. der Globalismus. Auch hier
geht es um das Menschbild eines ungehindert Konsumierenden, also in Wahrheit
des ungehindert Auszubeutenden, für das die Welt mit einem Krieg nach dem
anderen überzogen wird, weil „natürlich“ die Rohstoffe der Welt allen (also
erst einmal der USA) uneingeschränkt zugänglich gemacht werden müssen.
Dem allen gegenüber
stehen der Respekt und die Achtung und die Anerkennung unterschiedlicher
Völker und Kulturen und das Recht eines jeden Volkes, nach seinen
Vorstellungen (wirtschaftlich, politisch, religiös, ethisch etc.) zu leben.
Der Ethnopluralismus garantiert Freiheit und Toleranz – und kulturelle
Vielfalt.
MM:
Manche haben Ihre Arbeit mit den Attributen "revisionistisch"
"verschwörungstheoretisch" oder gar "antisemitisch" belegt. Wie reagieren
Sie darauf?
Prof. Vogt:
Wissenschaft
muss den Dissens, den Disput und den Diskurs ertragen, ja, sie kann ohne all
das nicht leben und sich weiterentwickeln. Ein Ausschließen von
Wissenschaftlern aus dem Wissenschaftsbetrieb, weil sie irgendeiner
politischen Richtung nicht passen, käme einer Gleichschaltung gleich – also
dem Ende von Wissenschaft. Wenn aus wissenschaftlicher Sicht die Faktenlage
bei genauem Hinsehen an sich eindeutig und unwiderlegbar ist, bleibt den
"Kritikern" – in Wirklichkeit den Denunzianten – nur der Vorwurf, solche
Filme "revisionistisch", der "verschwörungstheoretisch" (Antisemitismus
wurde mir bislang noch nicht vorgeworfen – wird aber bei "Qualität" der
"Argumente" meiner Kritiker sicherlich auch noch kommen) und seien von daher
– auch bei eindeutiger Beweislage – nicht zulässig. Volkspädagogisch
unerwünschte Wahrheiten darf man also nicht verbreiten. Soviel zur Freiheit
der Wissenschaft unter Kuratel deutscher, bewährter Blockwartmentalität.
Hier lohnt sich ein
kurzes Innehalten: Die (Geschichts-)Wissenschaft von morgen wird immer die
von gestern und heute revidieren. Und so wird es durch neue Akten- und
Dokumentenfunde seitens echter Wissenschaft neue Sichtweisen und
Interpretationen geben können und geben müssen. Wissenschaft ist damit eo
ipso "revisionistisch", sonst wäre sie keine Wissenschaft, sondern
Dogmenverkündung. Die Erkenntnisse nach volkspädagogisch erwünschten und
volkspädagogisch unerwünschten Fakten zu sortieren und die einen zu
publizieren und die anderen zu verschweigen, mag politisch korrekt sein, ist
aber in jedem Fall das Ende von Wissenschaft. Aber keine Sorge, das tritt
nicht ein, denn man kann eine solche Selektion zwar in Deutschland
durchsetzen aber nicht weltweit. Insofern wird – Dank des Internets –
jedermann auch in Deutschland an den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen
in anderen Ländern teilhaben können. (Nach den deutschen Ergebnissen einer
PC-"Wissenschaft" zu sehen, würde sich bei einer konsequenten Unterwerfung
unter die Political Correctness ohnehin nicht mehr lohnen.)
MM:
Sie selbst waren
Hochschullehrer für Kommunikationsmanagement. Wie ist es denn mit der
Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit in Deutschland bestellt?
Prof. Vogt:
Vor dem Hintergrund des bereits genannten kann es nur ein Fazit geben: Es
steht schlecht um die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit in Deutschland.
Als bedauerliches Erbe der 68-er Zeit, deren politisch Geprägte heute in
allen Parteien die Verantwortung tragen ist ein systematischer Prozess der
Demontage von Geistesfreiheit zu verzeichnen. Die Jenningers, Hohmanns,
Günzels, Rabehls, Eva Hermans, Schüsselbrunners und so weiter, und so weiter
unserer Zeit zeichnen eine Blutspur mentaler Massaker durch unser Land, bei
denen das einzige Verbrechen der Verfolgten oder Hingerichteten in einer
abweichenden Meinung bestand.
Nur sollen sich die,
die heute in Deutschland wissenschaftlich Unbequeme mundtot machen, nicht
wundern, dass wissenschaftliche Ergebnisse z. B. aus der Zeitspanne
1933–1945, die Teile des bisherigen Bildes modifizieren, neue Erkenntnisse
bringen, die bisher weiße Westen beflecken, Verbrechen der anderen aufdecken
oder kommunizieren (siehe z. B. die jüngste Katyndebatte in Polen durch den
Film des großen Andrzej Wajda über den sowjetischen Massenmord an Tausenden
von Polen oder siehe die jüngst von einem britischen Moralphilosophen
"losgetretene" Debatte in UK um ein britisches Kriegsverbrechen größten
Ausmaßes, nämlich die Beteiligung am Massenmord in Form des alliierten
Bombenterrors gegen die deutsche Zivilbevölkerung) dazu führen, dass solche
Themen in ganz besonderer Weise durch ihre Tabuisierung von der offiziellen
Wissenschaft mit "falschem Beifall" versehen werden. Grade weil die
deutschen Wissenschaft PC-korrekte Lücken und weiße Felder hinterlässt, wird
sich dann dort jeder ungestört und ungehindert tummeln können, die Lücken
mit der eigenen Ideologie füllen und solche wissenschaftlichen Ergebnisse
politisch ausschlachten und/oder missbrauchen. Die Tabuaufsteller und
Faktenignoranten hierzulande arbeiten also direkt jenen politischen Kreisen
in der BRD in die Hände, die sie am meisten verabscheuen, da sie ihnen als
Konsequenz von politisch korrekter "Wissenschaft" auf diesen Feldern die
alleinige Deutungsmacht überlassen. Anstatt also unbequeme Wissenschaftler
und deren Themen politisch korrekt auszugrenzen, sollten diese Unbequemen
lieber zum Wissenschaftsalltag gehören, die Aufgeregtheiten darüber einfach
ignoriert und statt dessen dem unverändert weisen Grundsatz gefolgt werden:
„Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden.“
MM:
Sie scheinen eine Vorliebe für "heiße Eisen" zu haben und befassen sich
jetzt auch noch mit dem Thema "Islamisten". Haben Sie denn keine Angst vor
Islamisten?
Prof. Vogt:
In unserem
Film zeigen wir das Leben von überzeugten Moslems in Deutschland. Wir zeigen
Menschen, die ihren Glauben ernst nehmen, die sich nicht an ihnen fremde,
ihnen nicht gehörende und zu ihnen nicht passende Kultur anpassen, sondern
sich, ihrer Nationalität und ihrem Glauben treu bleiben. Konsequente,
ehrliche authentische Menschen, die sich nicht an die sie umgebende Kultur
anbiedern und versuchen für das Verleugnen der eigenen Kultur, schalen
Beifall zu erhaschen. Warum sollte ich davor Angst haben? Im Gegenteil: Ich
respektiere diese Menschen und ihre Überzeugung, ihren ungebrochenen
Glauben. Sie erteilen dem, was Erdogan völlig zu Recht,
"menschenrechtswidriges Assimilationsgeschwätz" nennt, eine klare Absage –
durch ihr praktiziertes und konsequentes Leben als Moslems.
Die
Multikultiseifenblase ist längst geplatzt – nur unsere Medien und unsere
Politiker wollen es noch nicht zur Kenntnis nehmen. Und vor Menschen, die
ihre Nationalität und ihren Glauben ernst nehmen, habe ich Respekt, Achtung
und Sympathie und keine Angst. Und genau dieser Respekt, diese Achtung kommt
in unserem Film zum Ausdruck.
MM:
Liegt hier nicht ein
mögliches Missverständnis Ihrerseits vor? Glaube und Überzeugung kann jemand
frei annehmen. Wenn er es nicht frei wählt, sondern lediglich dem folgt, in
das er "hineingeboren" wurde, ist es keine wahre Überzeugung. Sie aber
scheinen beides in einen Topf zu werfen. Können Sie sich denn nicht
vorstellen, dass ein "echter" Deutscher Muslim wird?
Prof. Vogt:
Natürlich kann man Glaube und Weltanschauung frei annehmen oder auch
wechseln. Dennoch bestimmen Geschichte, Traditionen, Kultur und nationale
Identität dies ganz erheblich mit und bilden die Rahmenbedingungen, unter
denen sich auch Religiosität ausprägen. Die im alten Japan zu findende
Tradition des Harakiri und der dieser zugrunde liegende, besondere und
typisch japanische Ehrbegriff z.B. – sicher ein absolutes Extrembeispiel –
wird im Wesentlichen auf Japan begrenzt bleiben und hierzulande nicht zu
finden sein. Das, was man mit der russischen Seele oder den preußischen
Tugenden verbindet, ist im Wesentlichen einmal in Russland und das andere
Mal in Deutschland zu finden. Es sind die Rahmenbedingungen nationaler
Identität, die auch das Einzelindividuum prägen.
Das alles schließt
nicht aus, dass es einzelne Individuen gibt, die als Deutsche auf religiösem
Gebiet neue, andere Wege gehen. Interessanterweise wird man dann bei diesen
Menschen eher eine besonders starke Ausprägung der nationalen
Herkunftstraditionen feststellen. Insofern kann natürlich – schon auch aus
unterschiedlichen historischen Traditionen in Deutschland – ein "echter
Deutscher" Heide oder Christ, Moslem oder Buddhist, Jude oder Angehöriger
einer anderen Religion sein.
MM:
Wenn man den zeitlichen Ablauf Ihrer medialen "Hinrichtung" analysiert,
könnte man möglicherweise auch zu der Vermutung gelangen, dass sie zwar für
die eine Ansicht bestraft wurden - angebliche Nazinähe eignet sich immer gut
dafür - aber eigentlich ihre kritischen Ansichten zum Bereich "Islamismus",
"11. September" und den darauf aufbauend angezettelten Kriegen der
eigentliche Grund waren. Ist das für Sie denkbar, dass die
Hofberichterstattung bestimmte "Abweichler" niemals zulassen kann,
insbesondere wenn sie sich bis zur ARD vorkämpfen?
Prof. Vogt:
Chronologisch gesehen ist der Beginn der neuen Hetze der Antifa am Heß-Film
festzumachen: im Jahre 2004. In der Tat ist es aber richtig, dass die
(offizielle) Auslöser der Diffamierungskampagne in Leipzig (die echten
Drahtzieher sitzen ggf. woanders) auch meine ARD-Filme aus dem Jahre 1983
und meine kritischen Filme zum 11. September im Zusammenhang mit meiner
offenkundigen Untragbarkeit als Hochschullehrer ansprachen – einer
Einschätzung, der man sich dann in Leipzig angesichts des Mediendrucks
leider beugte. Ein solch publizistisches Tun als absolut vereinbar mit den
Prinzipen von Wissenschafts- und Meinungsfreiheit anzusehen und die
Dreistigkeit des Zensurgebarens von Personen, die zugaben, die Filme nicht
einmal gesehen zu haben, einfach zurückzuweisen, dazu hatte man leider den
Mut nicht.
Richtig ist auch,
dass man mir den Umstand, dass einige meiner Filme von ARD und ZDF und
diversen privaten Sendern ausgestrahlt wurden, als besondere Perfidie
auslegte: Ich habe es geschafft, so die Kritik Antifa-Blockwarte aber auch
z. B. der Frankfurter Rundschau, die Sender zu täuschen, brüste mich mit
meinen TV-Ausstrahlungen und habe die dort Verantwortlichen ob meiner
düsteren politischen Absichten im Unklaren gelassen. Eine Anklage aus dem
Drehbuch der Hexen- und Ketzerprozesse des Mittelalters oder der
Säuberungsprozesse Stalins, bei denen stets alles Entlastende als Beleg
besonders schwerer Schuld, eines besonders trickreichen Bundes mit dem
Teufel oder eines besonders gut verschleierten Einlassens mit dem
Klassenfeind interpretiert wurde – und zur Aburteilung führte.
MM:
Wie geht es denn jetzt weiter nach ihrer "medialen Hinrichtung"; wie "leben"
Sie weiter?
Prof. Vogt:
Ich lebe seit nunmehr über drei Jahrzehnten mit den Diffamierungen der
Antifa. Einer der eifrigsten Sammler politisch inkorrekter Publikationen,
der sich immer wieder als "Experte" (der Denunziation) betätigt, muss über
mich seit Studentenzeiten "gesammelt" haben – in wessen Auftrag auch immer.
Insofern gewöhnt man sich an solche Attacken – zur Aufgabe, zur mentalen
Unterwerfung führen sie allerdings nicht. Die Hunde bellen, die Karawane
zieht vorüber.
MM:
Und kann man davon leben?
Prof. Vogt:
Natürlich nicht. Wer heutzutage in einem allgemeinen politischen Klima der
Political-Inkorrektheit-Unfreiheit gegen den Mainstream arbeitet, wird
natürlich nicht staatlich subventioniert (wie weite Teile der Antifa),
sondern muss vielmehr um sein wirtschaftliches Auskommen kämpfen. Insofern
gehört nicht nur Zivilcourage und Stehvermögen, sondern auch
Nehmerqualitäten und eine große Portion Idealismus dazu – und die
Bereitschaft, wirtschaftlich erheblich Abstriche zu machen. Aber dafür
garantiert ein solches Leben wahre geistige Freiheit und den Vorteil, sich
jeden Morgen im Spiegel betrachten zu können.
MM:
Prof. Vogt, wir danken für das Interview.
Originaldokumente zum Thema, die von Prof. Vogt
zur Verfügung gestellt wurden
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