MM: Sehr geehrter Sinan
Wilke. Die Eingangsfrage fällt immer wieder: Wie war Ihr Weg zum Islam?
Wilke: Mit ca. 15 Jahren
fing ich an mir immer wieder die Frage zu stellen, was der Sinn des Lebens
sei. Meine Familie mütterlicherseits war kaum religiös und meine Familie
väterlicherseits komplett atheistisch. Die Existenz eines Schöpfers war
immer selbstverständlich für mich. Die einzige Frage, die mich beschäftigte,
war, was dieser Schöpfer von mir verlangt. Da ich mich bis dato mit mehreren
Religionen beschäftigt hatte und alle außer dem Islam meinem Verstand
widersprachen, hatte ich meine Wahl getroffen. Der Islam war zwar die
korrekte Entscheidung, aber das wahre Verständnis für den Islam zu erlangen
sollte noch eine große Hürde sein.
MM: Es heißt, dass Sie
Kontakt zur Hizb-ut-Tahrir hatten, einer Gruppierung, die zwar in England
erlaubt aber in Deutschland inzwischen verboten ist. Wie kam es dazu?
Wilke: Nach ca. drei
weiteren Jahren lernte ich bei einer Irak-Konferenz in der Mensa einer
Berliner Universität die Gruppe Hizb-ut-Tahrir kennen. Damals war sie noch
nicht verboten! Danach verbrachte ich einige Jahre mit Anhängern der Gruppe.
Leider erst später erkannte ich jedoch durch das eigene Studium der
islamischen Quellen, dass die Hizb-ut-Tahrir alles andere als eine
islamische Gruppierung ist. Ich erkannte, dass sie Jugendliche durch
emotionale Themen versuchen in Ihren Bann zu ziehen und sie auszunutzen für
ihre dunklen Zwecke. Wenn man natürlich anfänglich über kaum ein Wissen über
den Islam verfügt und beobachtet, wie diese Leute öffentlich Leid
kritisieren, den "Islam" verlangen usw., dann vertraut man Ihnen als
unerfahrener Jugendlicher leichtfertig auch in allen anderen islamischen
Angelegenheiten. Dies kann dazu führen, dass man all Ihre Bücher blind
akzeptiert, auswendig lernt und weiterpredigt. Ich rufe speziell bei dieser
fehlgeleiteten Gruppierung auf hohe Achtsamkeit auf. Ihre Ideen sind allemal
unislamisch und beinhalten Thesen und Konzepte von allerlei "islamischen"
Sekten.
MM: Und wie kam es zur
Loslösung?
Wilke: Als ich den
Charakter der Sekte erkannte, sagte ich mich von dieser Gruppierung, ihren
Mitgliedern und ihren Ideen los. Seitdem führe ich ein bescheidenes Leben
und verbringe die meiste Zeit damit, mir Arabischkenntnisse in der Sprache
anzueignen, um die Quellen unserer Religion in ihrer ursprünglichen Sprache
zu verstehen. Natürlich würde ich gerne auch Mitglieder und Sympathisanten
der inzwischen in Deutschland verbotenen Hizb-ut-Tahrir von dem
katastrophalen Irrgang dieser Gruppe berichten, jedoch besteht hierzu keine
Möglichkeit, da solche Leute eine Konfrontation ihrer spalterischen und
unislamischen Ideen mit den erleuchtenden Ideen des Islam fürchten und daher
jedem Ihrer Anhänger ein Kontakt- und Gesprächsverbot mit "Abtrünnigen" wie
mir erteilt haben. Solche Leute sind immer die Ersten, wenn es darum geht,
Veranstaltungen in Begegnungsstätten, an denen ein Dialog der Religionen
zumindest versucht wird, zu stören und die Arrogantesten, wenn es darum
geht, wer die Wahrheit in der Hand hält. Aber sobald jemand auftaucht und
ihre heimtückischen Ideen anprangert und aufdeckt, ziehen sie sich zurück
und vermeiden jeden Kontakt, damit in den gutgläubigen Köpfen ihrer zumeist
jugendlichen Anhänger ja keine Zweifel auftauchen. Wenn solch eine
Gruppierung eine ehemalige Kolonialmacht wie England hinter sich stehen hat,
ist es natürlich kein Wunder, dass sie immense Möglichkeiten haben auch
weiterhin ihre abscheulichen Gedanken zu verbreiten.
MM: Wie kam es zu der
Idee einer Kindertagesstätte?
Wilke: Gemeinsam mit
sieben Freunden und Bekannten haben wir im Jahr 2007 einen gemeinnützigen
Verein (Morgenland e.V.) gegründet, der am 17.10.2007 im Vereinsregister
eingetragen wurde, mit der Vision eines Tages eine Kindertagesstätte zu
gründen, bei der gezielt die Sprachdefizite von Kindern mit
Migrationshintergrund behoben werden sollen. Wir haben eine Konzeption
erstellt, die besagt, dass die KITA islamisch geprägt sein soll, aber
gleichzeitig offen für alle Interessierte aller Religionen. Das lässt sich
bereits an den Gründungmitgliedern erkennen, von denen vier alewitisch
geprägt sind.
MM: Was waren denn die
Schwerpunkte der islamischen Konzeption?
Wilke: Neben der
Vermittlung der universellen und auch im Islam gültigen Werte der Zehn
Gebote standen in der Praxis insbesondere die Aspekte der Halal-Speise für
die Kinder, islamische Feiertage und wahre Gleichberechtigung der
Geschlechter im Vordergrund. Den letzten Punkt haben wir hinzugefügt, da uns
von der Senatsverwaltung für Jugend, Forschung und Sport mitgeteilt wurde,
dass dies in den meisten Familien mit muslimischen Hintergrund nicht gegeben
sei. Tatsächlich war uns auch bewusst, dass islamisches Ideal und
muslimische Praxis auch in Deutschland diesbezüglich oft voneinander
abweicht, und für eine gerechte gleichberechtigte Erziehung muss man bereits
bei den Kleinen anfangen. Kleine Paschas sollte es in unserer KITA
jedenfalls nicht geben.
MM: Wie war denn die
senatorische Resonanz auf das Konzept?
Wilke: Während des
Konzeptionierungsprozesses sah ein Vereinsmitglied ein riesengroßes Plakat
auf einer Berliner Straße, auf dem stand "Neueröffnung evangelischer KITA".
Eine informative Frage bei der zuständigen Behörde, ob wir als Verein bei
einer Neueröffnung einer KITA auch eine solche Ankündigung machen dürften
mit dem Text "Neueröffnung islamischer KITA" führte zu der Antwort,
dass dann das Augenmerk speziell auf unsere KITA gesetzt werden würde. Ab
jenem Tag war uns klar, dass dieses Projekt nicht einfach werden würde.
MM: Wie kamen Sie
dennoch voran?
Wilke: Zunächst haben
wir geeignete Räumlichkeiten angemietet. Wir haben zwischenzeitlich fast
alle Behördengänge getätigt und bis zum heutigen Tage 20.000 € für
Einrichtungsgegenstände, welche die Ämter angefordert haben, Spielzeug,
Büchern usw. investiert. Daneben gab es zahlreiche Probleme mit den
Räumlichkeiten, da uns zugesagte Baumaßnahmen bis heute nicht umgesetzt
wurden. Aber wir sind dennoch guter Hoffnung, was die materiellen Probleme
angeht. Daneben gibt es aber noch politische Probleme, die mit der
allgemeinen Stimmung im Land zu tun haben dürften.
MM: Wie sahen die
politischen Probleme aus?
Wilke: Ich beschränke
mich auf den Höhepunkt der letzten Wochen: Anfang Februar haben wir
erfahren, dass in der Bezirksverordnetenversammlung "Berlin Mitte" von der
CDU-Fraktion eine Anfrage gestellt wurde, ob die Senatsverwaltung wisse,
dass hier eine "islamistisch-fundamentalistische" KITA eröffnet worden sei.
Darauf wurde festgestellt, dass der Verein die Rahmenvereinbarung des Landes
Berlin unterschrieben hat. Im Anschluss kam es zu mehreren
Missverständnissen zwischen Politikern, Journalisten und zudem einer anderen
Kindertagsstätte, die uns wohl als Konkurrenz betrachtete.
MM: Wenn sie aber alle
rechtlichen Vorgaben immer erfüllt haben, dann gab es doch keinen Anlass,
gegen Sie vorzugehen?
Wilke: Da die
rechtlichen Rahmenbedingungen keinen Ansatz zu Klage gegen uns ermöglichten,
und wir stets bemüht waren, immer alle Auflagen zu erfüllen, wurde aus
politischer und journalistischer Seite nunmehr meine Person und meine
Vergangenheit ins Visier genommen. So hatte die CDU-Fraktion in der
Bezirksverordnetenversammlung die Frage gestellt, ob sich bei dem
Vorstandsvorsitzenden der Morgenland e.V., um jenen S. Wilke handele, der in
einer Studie von 2003 gesagt hat: "Alle Ungläubigen sind im Gegensatz zum
Islam nur lästige Mücken... Wir hassen den Unglauben und lieben den Koran;
die Zeit des Kalifats ist nah, bekämpfet die Ungläubigen...".
MM: Haben Sie denn
wirklich so etwas unmenschliches gesagt bzw. geschrieben?
Wilke: Das habe ich nie
bestritten. Das stand einstmals auf meiner Webseite, als ich 18 Jahre alt
war in Form eines Gedichtes und als ich mit der in Deutschland inzwischen
verbotenen Hizb-ut-Tahrir sympathisierte. Ich bestreite ja nicht, dass meine
damaligen Ansichten noch sehr ungeordnet und von einem sehr einseitigen Bild
geprägt waren. Als neuer Konvertit hatte ich noch nicht hinreichend
Gelegenheit gehabt, alle Richtungen des Islam kennen zu lernen, und ich
kannte noch nicht die große Bandbreite von Ansichten und Vorstellungen die
sicherlich vom Hassprediger bis hin zur Liebesmystik reicht. Aber ich habe
mich nachweislich von meinen damaligen falschen Vorstellungen getrennt und
diese später auch nicht mehr vertreten. Ich kann nicht leugnen mit 18 Jahren
Gedanken vertreten zu haben, die ich heute bedauere, aber hat nicht jeder
Mensch das Recht sich zum Besseren ändern zu dürfen, und wollen wir
tatsächlich jeden Menschen in Deutschland an dem messen, was er mit 18
Jahren gesagt hat?
MM: Welche Wirkungen
hatte das auf die Gründung der KITA?
Wilke: Uns wurde
mitgeteilt, dass man Auskunft beim Verfassungsschutz über mich einholen
werde. Die ursprünglich für März 2008 anvisierte Betriebserlaubnis wurde
verschoben, da Fragen geklärt werden müssen und die Antwort vom
Verfassungsschutz abgewartet werden muss, vielleicht sogar von allen
Mitgliedern des Vereins. Gleichzeitig gelangte die Geschichte in die Medien,
die daraus dann eine echte Gruselgeschichte vom bösen Muslim gemacht haben.
Journalisten erschienen unangekündigt vor unserer privaten Haustür und
stellten Fragen. Ich bin nicht darauf eingegangen, da uns von jenen, die
eine echte Integration von Muslimen in das Land verhindern wollen, ohnehin
jedes Wort im Munde umgedreht werden.
MM: Nun kann man ja eine
gewisse begründete Scheu der Mehrheitsgesellschaft nicht verübeln. Wie kam
es denn zu ihren einstmals sicherlich auch aus islamischer Sicht zu
hinterfragenden "Radikalität"?
Wilke: Ich gebe ja zu,
dass ich einstmals Sympathisant der Hizb ut-Tahrir war und vor fünf Jahren
jenes Gedicht verfasst habe. Diese ganze Doppelzüngigkeit der westlichen
Politik gegenüber dem Irak, Palästina und all die anderen besetzten Gebiete,
diese ganze Ungerechtigkeit einer Welt, die auf der einen Seite ihre
überschüssigen Lebensmittel vernichtet und auf der anderen Seite zusieht,
wie jeden Tag zigtausend Menschen an Hunger sterben, all das führt einen
jungen Mann leichter in die Arme einer "radikalen" Lösung, wobei ich meine
ernsten Probleme mit dem Begriff "radikal" habe. Ist es nicht viel
"radikaler" zuzusehen, wie jeden Tag so viele Menschen an Hunger und/oder
Besatzung sterben und wir irgendwie mitschuld sind? Damals war auch meine
Kenntnis der arabischen Sprache noch zu gering, als dass ich hätte erkennen
können, dass es ja gar keine "Ungläubigen" in dem Sinn gibt. Schließlich
glaubt jeder an irgendetwas, und sei es an sich selbst. Auch weiß ich durch
die vielen Kontakte, dass es in jeder Religion und unter allen Menschen
aufrichtige und weniger aufrichtige gibt. Und zugegebenermaßen sind die
Dinge eben nicht immer so einfach zu verstehen, zu erklären und zu lösen,
wie es sich ein 18-Jähriger vorstellt und wünscht. Der Gerechtigkeitswille
auf der einen Seite, das Unrecht, das als "Frieden und Freiheit" vorgestellt
wird auf der anderen Seite und die fehlende Alternative macht es
Jugendlichen so schwer. Aber wir müssen diese Dinge sachlich und konstruktiv
angehen und nicht so destruktiv, wie Muslime hier immer wieder abgewiesen
werden.
MM: Ist denn der
deutsche "Konvertit" besonders gefährdet zum "Extremismus"?
Wilke: Das kann man
sicherlich nicht so verallgemeinern. Tatsache aber ist, dass der Deutsche,
der den Islam annimmt, bestimmte Doppelzüngigkeiten und Heuchelei der
eigenen Gesellschaft leichter erkennt, als der Nichtdeutsche und sich
folglich mehr darüber aufregt. Dass in einem Theater der Prophet Muhammad
(s.) auf bestialische Weise symbolisch geköpft wurde und dieses als Freiheit
der Kunst akzeptiert wird und jeder, der sich dagegen äußert, als "Islamist"
bezeichnet wird, erscheint mir als ein Beispiel für diese Doppelmoral.
Wie kann es sein, dass ich mich
von meiner eigenen Vergangenheit klar distanziere, jedoch trotzdem als
Hassprediger behandelt werde und die Presse mich geradezu jagt, nur damit
irgendeine Partei wieder einmal ein neues Wahlkampfthema hat und ihrem Hass
gegenüber dem Islam und Muslimen freien Lauf lassen kann? Bei aller Distanz
zu dem, was ich einst gedacht, gesagt und geschrieben habe, muss man auch
feststellen, dass es einem gar nicht leicht gemacht wird, sich davon zu
lösen. Fast scheint es, als wenn ich manchen als "Extremist" lieber bin,
denn als integrierter aber selbstbewusster Muslim! Wieso wird der
KITA-Verein als "islamistisch" und "fundamentalistisch bezeichnet", wenn die
Konzeption eindeutig das Gegenteil beweist und die tagtägliche Beobachtung
uns ohnehin sicher wäre? Warum werden Menschen, die sich die Aufgabe gemacht
haben, die deutsche Sprache zu fördern, so ungerecht behandelt, wie derzeit
durch die Medien? Offiziell heißt es immer wieder, dass Integration bedeute,
die deutsche Sprache zu erlernen, jedoch seine eigene Kultur zu behalten.
Wenn es jedoch um die Umsetzung geht, dann heißt es plötzlich Integration
bedeute, die Werte der Gesellschaft zu übernehmen und diese seien die
christlichen Werte. Unser Verein besteht aus sieben Mitgliedern. Allein vier
davon sind alewitischer Herkunft! Warum wird meine Jugendsünde dem Verein
auferlegt? Schließlich lehrt auch der Islam die selben Prinzipien, wie die
Bibel, die Zehn Gebote. Genau diese menschlichen Werte, die uns unser Gott
gelehrt hat, um einen friedlichen Umgang in einer Gesellschaft zu
garantieren, müssen wir, ob Christen, Muslime oder Juden unseren Kleinen
lehren.
MM: Nun haben sie sich
also von der Hizb-ut-Tahrir distanziert. Wurde Ihnen das den nirgends zugute
gerechnet?
Wilke: Ich bin deutscher
Staatsbürger mit deutsch-türkischen Wurzeln der sich vor fünf Jahren für den
Islam interessiert hat und leider in ein Fettnäpfchen getreten ist. Leider
habe ich viel zu spät erkannt, dass die Hizb-ut-Tahrir nicht nur die
Machenschaften des Kapitalismus wie Irakkrieg, Afghanistankrieg usw.
kritisieren, was mich damals bewegt hat Sympathien für sie zu haben, sondern
viel mehr die Aufgabe gemacht hat, die islamische Gemeinschaft mit ihren
falschen so genannten "islamischen" Konzepten und Ideen zu vergiften.
Manchmal frage ich mich, ob manche Muslime wirklich von sich aus derart
denken können, oder gewisse Interessenkreise das unterstützen. Allerdings
weiß ich aus meiner eigenen Vergangenheit, dass ein junger Mann leicht in
solch eine Falle hineintappen kann! Heute bin ich - Gott sei Dank - davon
geläutert und erkenne zunehmend die Weisheit des Islam, die Menschen
zusammenbringt und nicht spaltet. Die Achtung des Islam gegenüber
Juden und Christen ist Bestandteil der religiösen Praxis und des
Glaubensfundaments.
Aber anstatt zu sagen, dieser
Mensch, hat es geschafft sich aus solch einer Gruppierung zu entfernen,
werde ich nun für meine Vergangenheit diskriminiert und von manchen Medien
sogar wie ein Verbrecher behandelt. Daher habe ich mich am Samstag, den
16.2.2008 vor der Mitgliederversammlung entschieden mein Amt als
Vorstandsvorsitzender abzulegen und gleichzeitig den Verein zu verlassen, um
das gute Projekt nicht zu belasten und den Medien nicht weiter die Chance zu
geben, ihre Angriffe auf meine Person gegen ein für die Gesellschaft
nützliches Projekt zu missbrauchen. Zugegebenermaßen haben mich jene
medialen Angriffe zudem auch gesundheitlich belastet, so dass ich auch aus
gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage bin, das Projekt zu
unterstützen. Ich hoffe, mein Rückzug wird dazu führen, dass zumindest
einigen Migrationskindern mit dieser Privatinitiative geholfen werden kann,
besser deutsch zu lernen in einer KITA, der ihre Eltern vertrauen.
MM: Was wäre denn Ihr
Wunsch für eine Versachlichung der Debatte?
Wilke: Ich könnte mir
vorstellen, dass bei einer rechtzeitigen Betriebserlaubnis der Verein durch
eine extrem hohe Transparenz verdeutlichen würde, wie offen er einen
konstruktiven Beitrag zur Gesellschaft leisten will. Die Tür wäre sicherlich
offen für jeden, der ernsthaftes Interesse an einen fairen Dialog hat. Auch
könnte sich jeder Journalist selbst davon überzeugen, dass ihre absurden
Vorwürfe nicht haltbar sind. Vielleicht erkennt dann auch der eine oder
andere seine Sachlichkeit bewahrende Journalist, dass man sicherlich nicht
den Weg der Behörden und der Öffentlichkeit gegangen wäre, wenn man etwas
illegales beabsichtigt hätte.
Und viele der Vorwürfe von
manchen Medien sind ohnehin absurd! Niemand von uns will den 4-5 jährigen
Mädchen ein Kopftuch anziehen, wie es manche behaupten! Aber andererseits,
falls bestimmte Eltern uns ihre Kinder so bringen, können wir sie auch nicht
dazu zwingen es auszuziehen; das würden auch nichtmuslimische KITAs nicht
tun. So sollen bei uns die Jungen sowie Mädchen mit und ohne Kopftuch
gemeinsam und ungezwungen miteinander spielen. Die Behörden haben doch alle
Mittel in der Hand. Der Verein ruft dazu auf gemeinsam diesen konstruktive
Versuch zu starten, auch gegen den Widerstand derjenigen, die Muslime aus
der Gesellschaft verbannen wollen. Sie werden sehen, dass die Kinder aus der
KITA Morgenland e.V. mit besseren Sprachvoraussetzungen eingeschult werden,
als viele andere! Leider werde ich selbst aber nichts weiter dazu beitragen
können. So hat mein Schöpfer offenbar andere Aufgaben für mich vorgesehen in
Seiner Gnade, die ich voller Dankbarkeit erwarte.
MM: Haben Sie denn keine
Sorge, dass das Interview im Muslim-Markt ihrem Anliegen schaden könnte?
Wilke: Warum denn? Ich
habe gelesen, dass zahlreiche bekannte Hochschullehrer und sogar
Persönlichkeiten wie Fürst Hans-Adam II., Dr. Norbert Blüm, einer der
Weizsäckers und der alternative Nobelpreisträger Galtung Ihnen Interviews
gegeben haben, und alle Interviews zeichnen sich durch Sachlichkeit aus. Der
Leser hat nie das Gefühl, dass Sie den Interviewpartner vorführen möchten.
Diese Atmosphäre und die Zusage des Muslim-Markt, das ich das Interview
mehrfach überprüfen darf, und dass es nicht veröffentlicht wird, bevor ich
es frei gebe, haben mich dazu veranlasst, diesen Weg in die Öffentlichkeit
zu suchen. Ich weiß, dass mir auch das von einigen verübelt werden wird,
aber meine Hoffnung ruht einzig in Gott und dass die Vernunft des Menschen,
die der Schöpfer uns geschenkt hat, obsiegen wird. Zudem ist das
KITA-Projekt jetzt "unbelastet" durch mich. Und ich kann die Unwahrheiten,
die über mich durch ganz bestimmte in Berlin für ihre Unwahrheiten gegen
Muslime bekannte Personen verbreitet werden, jetzt gelassener ertragen.
MM: Herr Wilke, wir
danken für das Interview, wünschen dem KITA-Projekt viel Erfolg und Ihnen
eine neue gesegnete Aufgabe! |