Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Sinan Wilke
 

Muslim-Markt interviewt 
Sinan Wilke, ehemaliger Leiter eines Vereins zu Gründung einer muslimischen Kindertagesstätte (KITA) in Berlin

23.2.2008

Sinan Wilke (Jahrgang 1984) hat einen deutschen Vater aus Berlin und eine türkische Mutter aus Istanbul. Nach seinem Realschulabschluss begann er im kaufmännischen Bereich tätig zu werden.

Wilke spricht deutsch, englisch, türkisch, und beherrscht die arabische Schrift. Er ist verheiratet und lebt in Berlin.

In die Schlagzeilen geriet er, als er sich für ein KITA-Projekt engagierte.

MM: Sehr geehrter Sinan Wilke. Die Eingangsfrage fällt immer wieder: Wie war Ihr Weg zum Islam?

Wilke: Mit ca. 15 Jahren fing ich an mir immer wieder die Frage zu stellen, was der Sinn des Lebens sei. Meine Familie mütterlicherseits war kaum religiös und meine Familie väterlicherseits komplett atheistisch. Die Existenz eines Schöpfers war immer selbstverständlich für mich. Die einzige Frage, die mich beschäftigte, war, was dieser Schöpfer von mir verlangt. Da ich mich bis dato mit mehreren Religionen beschäftigt hatte und alle außer dem Islam meinem Verstand widersprachen, hatte ich meine Wahl getroffen. Der Islam war zwar die korrekte Entscheidung, aber das wahre Verständnis für den Islam zu erlangen sollte noch eine große Hürde sein.

MM: Es heißt, dass Sie Kontakt zur Hizb-ut-Tahrir hatten, einer Gruppierung, die zwar in England erlaubt aber in Deutschland inzwischen verboten ist. Wie kam es dazu?

Wilke: Nach ca. drei weiteren Jahren lernte ich bei einer Irak-Konferenz in der Mensa einer Berliner Universität die Gruppe Hizb-ut-Tahrir kennen. Damals war sie noch nicht verboten! Danach verbrachte ich einige Jahre mit Anhängern der Gruppe. Leider erst später erkannte ich jedoch durch das eigene Studium der islamischen Quellen, dass die Hizb-ut-Tahrir alles andere als eine islamische Gruppierung ist. Ich erkannte, dass sie Jugendliche durch emotionale Themen versuchen in Ihren Bann zu ziehen und sie auszunutzen für ihre dunklen Zwecke. Wenn man natürlich anfänglich über kaum ein Wissen über den Islam verfügt und beobachtet, wie diese Leute öffentlich Leid kritisieren, den "Islam" verlangen usw., dann vertraut man Ihnen als unerfahrener Jugendlicher leichtfertig auch in allen anderen islamischen Angelegenheiten. Dies kann dazu führen, dass man all Ihre Bücher blind akzeptiert, auswendig lernt und weiterpredigt. Ich rufe speziell bei dieser fehlgeleiteten Gruppierung auf hohe Achtsamkeit auf. Ihre Ideen sind allemal unislamisch und beinhalten Thesen und Konzepte von allerlei "islamischen" Sekten.

MM: Und wie kam es zur Loslösung?

Wilke: Als ich den Charakter der Sekte erkannte, sagte ich mich von dieser Gruppierung, ihren Mitgliedern und ihren Ideen los. Seitdem führe ich ein bescheidenes Leben und verbringe die meiste Zeit damit, mir Arabischkenntnisse in der Sprache anzueignen, um die Quellen unserer Religion in ihrer ursprünglichen Sprache zu verstehen. Natürlich würde ich gerne auch Mitglieder und Sympathisanten der inzwischen in Deutschland verbotenen Hizb-ut-Tahrir von dem katastrophalen Irrgang dieser Gruppe berichten, jedoch besteht hierzu keine Möglichkeit, da solche Leute eine Konfrontation ihrer spalterischen und unislamischen Ideen mit den erleuchtenden Ideen des Islam fürchten und daher jedem Ihrer Anhänger ein Kontakt- und Gesprächsverbot mit "Abtrünnigen" wie mir erteilt haben. Solche Leute sind immer die Ersten, wenn es darum geht, Veranstaltungen in Begegnungsstätten, an denen ein Dialog der Religionen zumindest versucht wird, zu stören und die Arrogantesten, wenn es darum geht, wer die Wahrheit in der Hand hält. Aber sobald jemand auftaucht und ihre heimtückischen Ideen anprangert und aufdeckt, ziehen sie sich zurück und vermeiden jeden Kontakt, damit in den gutgläubigen Köpfen ihrer zumeist jugendlichen Anhänger ja keine Zweifel auftauchen. Wenn solch eine Gruppierung eine ehemalige Kolonialmacht wie England hinter sich stehen hat, ist es natürlich kein Wunder, dass sie immense Möglichkeiten haben auch weiterhin ihre abscheulichen Gedanken zu verbreiten.

MM: Wie kam es zu der Idee einer Kindertagesstätte?

Wilke: Gemeinsam mit sieben Freunden und Bekannten haben wir im Jahr 2007 einen gemeinnützigen Verein (Morgenland e.V.) gegründet, der am 17.10.2007 im Vereinsregister eingetragen wurde, mit der Vision eines Tages eine Kindertagesstätte zu gründen, bei der gezielt die Sprachdefizite von Kindern mit Migrationshintergrund behoben werden sollen. Wir haben eine Konzeption erstellt, die besagt, dass die KITA islamisch geprägt sein soll, aber gleichzeitig offen für alle Interessierte aller Religionen. Das lässt sich bereits an den Gründungmitgliedern erkennen, von denen vier alewitisch geprägt sind.

MM: Was waren denn die Schwerpunkte der islamischen Konzeption?

Wilke: Neben der Vermittlung der universellen und auch im Islam gültigen Werte der Zehn Gebote standen in der Praxis insbesondere die Aspekte der Halal-Speise für die Kinder, islamische Feiertage und wahre Gleichberechtigung der Geschlechter im Vordergrund. Den letzten Punkt haben wir hinzugefügt, da uns von der Senatsverwaltung für Jugend, Forschung und Sport mitgeteilt wurde, dass dies in den meisten Familien mit muslimischen Hintergrund nicht gegeben sei. Tatsächlich war uns auch bewusst, dass islamisches Ideal und muslimische Praxis auch in Deutschland diesbezüglich oft voneinander abweicht, und für eine gerechte gleichberechtigte Erziehung muss man bereits bei den Kleinen anfangen. Kleine Paschas sollte es in unserer KITA jedenfalls nicht geben.

MM: Wie war denn die senatorische Resonanz auf das Konzept?

Wilke: Während des Konzeptionierungsprozesses sah ein Vereinsmitglied ein riesengroßes Plakat auf einer Berliner Straße, auf dem stand "Neueröffnung evangelischer KITA". Eine informative Frage bei der zuständigen Behörde, ob wir als Verein bei einer Neueröffnung einer KITA auch eine solche Ankündigung machen dürften mit dem Text "Neueröffnung islamischer KITA" führte zu der Antwort, dass dann das Augenmerk speziell auf unsere KITA gesetzt werden würde. Ab jenem Tag war uns klar, dass dieses Projekt nicht einfach werden würde.

MM: Wie kamen Sie dennoch voran?

Wilke: Zunächst haben wir geeignete Räumlichkeiten angemietet. Wir haben zwischenzeitlich fast alle Behördengänge getätigt und bis zum heutigen Tage 20.000 € für Einrichtungsgegenstände, welche die Ämter angefordert haben, Spielzeug, Büchern usw. investiert. Daneben gab es zahlreiche Probleme mit den Räumlichkeiten, da uns zugesagte Baumaßnahmen bis heute nicht umgesetzt wurden. Aber wir sind dennoch guter Hoffnung, was die materiellen Probleme angeht. Daneben gibt es aber noch politische Probleme, die mit der allgemeinen Stimmung im Land zu tun haben dürften.

MM: Wie sahen die politischen Probleme aus?

Wilke: Ich beschränke mich auf den Höhepunkt der letzten Wochen: Anfang Februar haben wir erfahren, dass in der Bezirksverordnetenversammlung "Berlin Mitte" von der CDU-Fraktion eine Anfrage gestellt wurde, ob die Senatsverwaltung wisse, dass hier eine "islamistisch-fundamentalistische" KITA eröffnet worden sei. Darauf wurde festgestellt, dass der Verein die Rahmenvereinbarung des Landes Berlin unterschrieben hat. Im Anschluss kam es zu mehreren Missverständnissen zwischen Politikern, Journalisten und zudem einer anderen Kindertagsstätte, die uns wohl als Konkurrenz betrachtete.

MM: Wenn sie aber alle rechtlichen Vorgaben immer erfüllt haben, dann gab es doch keinen Anlass, gegen Sie vorzugehen?

Wilke: Da die rechtlichen Rahmenbedingungen keinen Ansatz zu Klage gegen uns ermöglichten, und wir stets bemüht waren, immer alle Auflagen zu erfüllen, wurde aus politischer und journalistischer Seite nunmehr meine Person und meine Vergangenheit ins Visier genommen. So hatte die CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung die Frage gestellt, ob sich bei dem Vorstandsvorsitzenden der Morgenland e.V., um jenen S. Wilke handele, der in einer Studie von 2003 gesagt hat: "Alle Ungläubigen sind im Gegensatz zum Islam nur lästige Mücken... Wir hassen den Unglauben und lieben den Koran; die Zeit des Kalifats ist nah, bekämpfet die Ungläubigen...".

MM: Haben Sie denn wirklich so etwas unmenschliches gesagt bzw. geschrieben?

Wilke: Das habe ich nie bestritten. Das stand einstmals auf meiner Webseite, als ich 18 Jahre alt war in Form eines Gedichtes und als ich mit der in Deutschland inzwischen verbotenen Hizb-ut-Tahrir sympathisierte. Ich bestreite ja nicht, dass meine damaligen Ansichten noch sehr ungeordnet und von einem sehr einseitigen Bild geprägt waren. Als neuer Konvertit hatte ich noch nicht hinreichend Gelegenheit gehabt, alle Richtungen des Islam kennen zu lernen, und ich kannte noch nicht die große Bandbreite von Ansichten und Vorstellungen die sicherlich vom Hassprediger bis hin zur Liebesmystik reicht. Aber ich habe mich nachweislich von meinen damaligen falschen Vorstellungen getrennt und diese später auch nicht mehr vertreten. Ich kann nicht leugnen mit 18 Jahren Gedanken vertreten zu haben, die ich heute bedauere, aber hat nicht jeder Mensch das Recht sich zum Besseren ändern zu dürfen, und wollen wir tatsächlich jeden Menschen in Deutschland an dem messen, was er mit 18 Jahren gesagt hat?

MM: Welche Wirkungen hatte das auf die Gründung der KITA?

Wilke: Uns wurde mitgeteilt, dass man Auskunft beim Verfassungsschutz über mich einholen werde. Die ursprünglich für März 2008 anvisierte Betriebserlaubnis wurde verschoben, da Fragen geklärt werden müssen und die Antwort vom Verfassungsschutz abgewartet werden muss, vielleicht sogar von allen Mitgliedern des Vereins. Gleichzeitig gelangte die Geschichte in die Medien, die daraus dann eine echte Gruselgeschichte vom bösen Muslim gemacht haben. Journalisten erschienen unangekündigt vor unserer privaten Haustür und stellten Fragen. Ich bin nicht darauf eingegangen, da uns von jenen, die eine echte Integration von Muslimen in das Land verhindern wollen, ohnehin jedes Wort im Munde umgedreht werden.

MM: Nun kann man ja eine gewisse begründete Scheu der Mehrheitsgesellschaft nicht verübeln. Wie kam es denn zu ihren einstmals sicherlich auch aus islamischer Sicht zu hinterfragenden "Radikalität"?

Wilke: Ich gebe ja zu, dass ich einstmals Sympathisant der Hizb ut-Tahrir war und vor fünf Jahren jenes Gedicht verfasst habe. Diese ganze Doppelzüngigkeit der westlichen Politik gegenüber dem Irak, Palästina und all die anderen besetzten Gebiete, diese ganze Ungerechtigkeit einer Welt, die auf der einen Seite ihre überschüssigen Lebensmittel vernichtet und auf der anderen Seite zusieht, wie jeden Tag zigtausend Menschen an Hunger sterben, all das führt einen jungen Mann leichter in die Arme einer "radikalen" Lösung, wobei ich meine ernsten Probleme mit dem Begriff "radikal" habe. Ist es nicht viel "radikaler" zuzusehen, wie jeden Tag so viele Menschen an Hunger und/oder Besatzung sterben und wir irgendwie mitschuld sind? Damals war auch meine Kenntnis der arabischen Sprache noch zu gering, als dass ich hätte erkennen können, dass es ja gar keine "Ungläubigen" in dem Sinn gibt. Schließlich glaubt jeder an irgendetwas, und sei es an sich selbst. Auch weiß ich durch die vielen Kontakte, dass es in jeder Religion und unter allen Menschen aufrichtige und weniger aufrichtige gibt. Und zugegebenermaßen sind die Dinge eben nicht immer so einfach zu verstehen, zu erklären und zu lösen, wie es sich ein 18-Jähriger vorstellt und wünscht. Der Gerechtigkeitswille auf der einen Seite, das Unrecht, das als "Frieden und Freiheit" vorgestellt wird auf der anderen Seite und die fehlende Alternative macht es Jugendlichen so schwer. Aber wir müssen diese Dinge sachlich und konstruktiv angehen und nicht so destruktiv, wie Muslime hier immer wieder abgewiesen werden.

MM: Ist denn der deutsche "Konvertit" besonders gefährdet zum "Extremismus"?

Wilke: Das kann man sicherlich nicht so verallgemeinern. Tatsache aber ist, dass der Deutsche, der den Islam annimmt, bestimmte Doppelzüngigkeiten und Heuchelei der eigenen Gesellschaft leichter erkennt, als der Nichtdeutsche und sich folglich mehr darüber aufregt. Dass in einem Theater der Prophet Muhammad (s.) auf bestialische Weise symbolisch geköpft wurde und dieses als Freiheit der Kunst akzeptiert wird und jeder, der sich dagegen äußert, als "Islamist" bezeichnet wird, erscheint mir als ein Beispiel für diese Doppelmoral.

Wie kann es sein, dass ich mich von meiner eigenen Vergangenheit klar distanziere, jedoch trotzdem als Hassprediger behandelt werde und die Presse mich geradezu jagt, nur damit irgendeine Partei wieder einmal ein neues Wahlkampfthema hat und ihrem Hass gegenüber dem Islam und Muslimen freien Lauf lassen kann? Bei aller Distanz zu dem, was ich einst gedacht, gesagt und geschrieben habe, muss man auch feststellen, dass es einem gar nicht leicht gemacht wird, sich davon zu lösen. Fast scheint es, als wenn ich manchen als "Extremist" lieber bin, denn als integrierter aber selbstbewusster Muslim! Wieso wird der KITA-Verein als "islamistisch" und "fundamentalistisch bezeichnet", wenn die Konzeption eindeutig das Gegenteil beweist und die tagtägliche Beobachtung uns ohnehin sicher wäre? Warum werden Menschen, die sich die Aufgabe gemacht haben, die deutsche Sprache zu fördern, so ungerecht behandelt, wie derzeit durch die Medien? Offiziell heißt es immer wieder, dass Integration bedeute, die deutsche Sprache zu erlernen, jedoch seine eigene Kultur zu behalten. Wenn es jedoch um die Umsetzung geht, dann heißt es plötzlich Integration bedeute, die Werte der Gesellschaft zu übernehmen und diese seien die christlichen Werte. Unser Verein besteht aus sieben Mitgliedern. Allein vier davon sind alewitischer Herkunft! Warum wird meine Jugendsünde dem Verein auferlegt? Schließlich lehrt auch der Islam die selben Prinzipien, wie die Bibel, die Zehn Gebote. Genau diese menschlichen Werte, die uns unser Gott gelehrt hat, um einen friedlichen Umgang in einer Gesellschaft zu garantieren, müssen wir, ob Christen, Muslime oder Juden unseren Kleinen lehren.

MM: Nun haben sie sich also von der Hizb-ut-Tahrir distanziert. Wurde Ihnen das den nirgends zugute gerechnet?

Wilke: Ich bin deutscher Staatsbürger mit deutsch-türkischen Wurzeln der sich vor fünf Jahren für den Islam interessiert hat und leider in ein Fettnäpfchen getreten ist. Leider habe ich viel zu spät erkannt, dass die Hizb-ut-Tahrir nicht nur die Machenschaften des Kapitalismus wie Irakkrieg, Afghanistankrieg usw. kritisieren, was mich damals bewegt hat Sympathien für sie zu haben, sondern viel mehr die Aufgabe gemacht hat, die islamische Gemeinschaft mit ihren falschen so genannten "islamischen" Konzepten und Ideen zu vergiften. Manchmal frage ich mich, ob manche Muslime wirklich von sich aus derart denken können, oder gewisse Interessenkreise das unterstützen. Allerdings weiß ich aus meiner eigenen Vergangenheit, dass ein junger Mann leicht in solch eine Falle hineintappen kann! Heute bin ich - Gott sei Dank - davon geläutert und erkenne zunehmend die Weisheit des Islam, die Menschen zusammenbringt und nicht spaltet. Die Achtung des Islam gegenüber Juden und Christen ist Bestandteil der religiösen Praxis und des Glaubensfundaments.

Aber anstatt zu sagen, dieser Mensch, hat es geschafft sich aus solch einer Gruppierung zu entfernen, werde ich nun für meine Vergangenheit diskriminiert und von manchen Medien sogar wie ein Verbrecher behandelt. Daher habe ich mich am Samstag, den 16.2.2008 vor der Mitgliederversammlung entschieden mein Amt als Vorstandsvorsitzender abzulegen und gleichzeitig den Verein zu verlassen, um das gute Projekt nicht zu belasten und den Medien nicht weiter die Chance zu geben, ihre Angriffe auf meine Person gegen ein für die Gesellschaft nützliches Projekt zu missbrauchen. Zugegebenermaßen haben mich jene medialen Angriffe zudem auch gesundheitlich belastet, so dass ich auch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage bin, das Projekt zu unterstützen. Ich hoffe, mein Rückzug wird dazu führen, dass zumindest einigen Migrationskindern mit dieser Privatinitiative geholfen werden kann, besser deutsch zu lernen in einer KITA, der ihre Eltern vertrauen.

MM: Was wäre denn Ihr Wunsch für eine Versachlichung der Debatte?

Wilke: Ich könnte mir vorstellen, dass bei einer rechtzeitigen Betriebserlaubnis der Verein durch eine extrem hohe Transparenz verdeutlichen würde, wie offen er einen konstruktiven Beitrag zur Gesellschaft leisten will. Die Tür wäre sicherlich offen für jeden, der ernsthaftes Interesse an einen fairen Dialog hat. Auch könnte sich jeder Journalist selbst davon überzeugen, dass ihre absurden Vorwürfe nicht haltbar sind. Vielleicht erkennt dann auch der eine oder andere seine Sachlichkeit bewahrende Journalist, dass man sicherlich nicht den Weg der Behörden und der Öffentlichkeit gegangen wäre, wenn man etwas illegales beabsichtigt hätte.

Und viele der Vorwürfe von manchen Medien sind ohnehin absurd! Niemand von uns will den 4-5 jährigen Mädchen ein Kopftuch anziehen, wie es manche behaupten! Aber andererseits, falls bestimmte Eltern uns ihre Kinder so bringen, können wir sie auch nicht dazu zwingen es auszuziehen; das würden auch nichtmuslimische KITAs nicht tun. So sollen bei uns die Jungen sowie Mädchen mit und ohne Kopftuch gemeinsam und ungezwungen miteinander spielen. Die Behörden haben doch alle Mittel in der Hand. Der Verein ruft dazu auf gemeinsam diesen konstruktive Versuch zu starten, auch gegen den Widerstand derjenigen, die Muslime aus der Gesellschaft verbannen wollen. Sie werden sehen, dass die Kinder aus der KITA Morgenland e.V. mit besseren Sprachvoraussetzungen eingeschult werden, als viele andere! Leider werde ich selbst aber nichts weiter dazu beitragen können. So hat mein Schöpfer offenbar andere Aufgaben für mich vorgesehen in Seiner Gnade, die ich voller Dankbarkeit erwarte.

MM: Haben Sie denn keine Sorge, dass das Interview im Muslim-Markt ihrem Anliegen schaden könnte?

Wilke: Warum denn? Ich habe gelesen, dass zahlreiche bekannte Hochschullehrer und sogar Persönlichkeiten wie Fürst Hans-Adam II., Dr. Norbert Blüm, einer der Weizsäckers und der alternative Nobelpreisträger Galtung Ihnen Interviews gegeben haben, und alle Interviews zeichnen sich durch Sachlichkeit aus. Der Leser hat nie das Gefühl, dass Sie den Interviewpartner vorführen möchten. Diese Atmosphäre und die Zusage des Muslim-Markt, das ich das Interview mehrfach überprüfen darf, und dass es nicht veröffentlicht wird, bevor ich es frei gebe, haben mich dazu veranlasst, diesen Weg in die Öffentlichkeit zu suchen. Ich weiß, dass mir auch das von einigen verübelt werden wird, aber meine Hoffnung ruht einzig in Gott und dass die Vernunft des Menschen, die der Schöpfer uns geschenkt hat, obsiegen wird. Zudem ist das KITA-Projekt jetzt "unbelastet" durch mich. Und ich kann die Unwahrheiten, die über mich durch ganz bestimmte in Berlin für ihre Unwahrheiten gegen Muslime bekannte Personen verbreitet werden, jetzt gelassener ertragen.

MM: Herr Wilke, wir danken für das Interview, wünschen dem KITA-Projekt viel Erfolg und Ihnen eine neue gesegnete Aufgabe!

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