MM: Sehr
geehrter Herr Bartels, mit Net News Global betreiben Sie eine Art
Nachrichtenzentrale alternativer Informationen. Die Seite wurde
ursprünglich von anderen aufgebaut. Wie haben Sie die Verantwortung über
Umwege erhalten?
Bartels: Net News Global wurde vom
Bergmann Udo Schreiber aufgebaut. Als er vor zwei Jahren sehr schwer
erkrankt ist, hat er Daniel Neun und mir die Verantwortung für die Seite
übertragen, wobei Daniel die Federführung hatte. Letzen September hat
Daniel mich gefragt, ob ich die Verantwortung für Net News Global
federführend übernehmen möchte, ich habe zugesagt und seitdem habe ich
die Verantwortung für Net News Global.
MM: Bereits vorher ist Ihr Blog "Mein
Parteibuch" mit der Endung ".de" eine oft gelesene Seite gewesen. Warum
gibt es sie nicht mehr und warum gibt es jetzt eine Seite mit der Endung
".com"?
Bartels: Bereits im Jahr 2006 hat mich
die Information erreicht, dass es eine konzertierte politische Aktion
gäbe, um mich daran zu hindern, mich weiterhin so kritisch in den
öffentlichen gesellschaftlichen Diskussionsprozess einzubringen, wie ich
das auf meiner Webseite mein-parteibuch.de bis dato getan habe. Mit der
Thematisierung von Korruption und Strukturen politischer Patronage sei
ich einigen sehr einflussreichen Personen unangenehm auf die Füße
getreten. Nachdem sich Anfang 2007 juristische Attacken häuften, habe
ich meine Webseite geschlossen und das anonymisierte Archiv der bis
dahin erstellten Inhalte der Öffentlichkeit zur freien Verfügung
gestellt. Dieses Archiv hat jemand aufgegriffen und darauf aufbauend
unter
www.mein-parteibuch.com eine neue, im Ausland
gehostete Webseite aufgebaut.
MM: Sie haben im Rahmen des Abmahnwahns
eine Vorreiterrolle, um den Streitwert einer solchen Angelegenheit zu
vermindern. Welche Bedeutung haben Ihre gerichtlichen Erfolge
diesbezüglich und wer bestimmt eigentlich den Streitwert?
Bartels: Die Politik hat auf die breite
Kritik am Missbrauch des Abmahnwesens mit einer für manche Fälle
geltenden Kostendeckelung von Abmahnungen reagiert, wozu das
Äußerungsrecht aber nicht gehört. Die Gerichte haben auf meine
juristische Standfestigkeit zunächst mit einer eher strengeren
äußerungsrechtlichen Rechtssprechung reagiert. Der Streitwert wird von
den Gerichten nach freiem Ermessen festgelegt. Die sich daraus
errechnenden Verfahrenskosten, die der Verlierer zu tragen hat oder bei
teilweise erfolgreichen Klagen geteilt werden, erreichen leicht
fünfstellige Größenordnungen. Der Ausgang von äußerungsrechtlichen
Verfahren ist aufgrund dessen, dass praktisch das gesamte Äußerungsrecht
im freien Ermessen von Richtern liegt, selbst für Experten sehr schwer
vorherzusagen. Selbst bei scheinbar eindeutigen Sachlagen würde ich
immer eine Quote von 10% oder mehr einkalkulieren, dass es doch anders
kommt. Hinzu kommt das Risiko, dass man zwar den Prozess gewinnt, man
jedoch auf den Kosten sitzenbleibt, weil das Geld vom Kläger nicht zu
bekommen ist. Die Höhe der Streitwerte ist meiner Meinung nach der
entscheidende Punkt, mit dem das Maß der kritischen Beteiligung der
Bevölkerung an der öffentlichen Diskussion politisch und juristisch
gesteuert werden kann. Derzeit werden die in äußerungsrechtlichen
Verfahren die Streitwerte regelmäßig so hoch angesetzt, dass die Kosten
eines einzigen nicht gewonnenen Verfahrens für gering bis normal
verdienende Menschen und kleinere Publikationen existenzbedrohend sind.
Für milliardenschwere Massenmedien sind die Höhe der Streitwerte und die
damit verbundenen Verfahrenskosten hingegen kein Problem. Da werden
einfach von vornherein ein paar Prozent der millionenschweren
Verkaufserlöse für die Kosten von Rechtstreitigkeiten eingeplant und
dann gedruckt, was auch immer die Leitung des Hauses drucken will. In
der Praxis führt das dazu, dass eine stärkere Konzentration der Medien
hin zu finanzstarken Massenmedien begünstigt wird, auflagen- und
finanzschwächere Medien vorsichtiger mit Kritik sein müssen und gering
bis normal verdienende Menschen um ihre Existenz fürchten müssen, wenn
sie sich in der Öffentlichkeit kritisch äußern. Für ein Medium mit zehn
Millionen Lesern bedeuten angenommene äußerungsrechtliche
Verfahrenskosten von 10.000 Euro eine Belastung von 0,1 Cent pro Leser,
was recht leicht aus Verkaufspreis, Werbeeinnahmen oder Spenden
finanziert werden kann. Für eine Webseite mit zehn Lesern bedeuten der
gleiche Streitwert und die sich daraus ergebenden Verfahrenskosten von
10.000 Euro eine Belastung von 1.000 Euro pro Leser, was durch
Verkaufspreis, Werbeeinnahmen oder Spenden kaum zu finanzieren ist.
MM: Woran sollte sich denn der
Streitwert orientieren?
Bartels: Ich sehe in der gängigen Praxis
der unabhängig von Auflage und Verbreitung gleich hohen Streitwerte und
der sich daraus ergebenden Verfahrenskosten eine Behinderung der
Ausübung des Grundrechtes auf Meinungsfreiheit für wirtschaftlich
Schwächere, also eine Verletzung des Gleichheitsprinzips. Und auch
sachlich halte ich es in Bezug auf die Schwere eines möglichen
rechtswidrigen Eingriffs in jemandes Persönlichkeitsrecht für einen
großen Unterschied, ob die betreffende Äußerung in einer Zeitung mit
zehn Millionen Lesern täglich oder auf einer Seite eines Internetforums
mit zehn Lesern täglich veröffentlicht wurde. Diese Argumentation habe
ich vor etwa zwei Jahren dem Bundesverfassungsgericht vorgetragen.
Seitdem bin ich neugierig, wie das Bundesverfassungsgericht entscheiden
wird. Dass sich das Bundesverfassungsgericht mit der Entscheidung nun
schon zwei Jahre Zeit lässt, deute ich als Zeichen dafür, dass die
Entscheidung nicht einfach ist. Ich sehe dahinter auch die politische
Frage, ob in Deutschland ein Trend in Richtung mehr Medienpluralität und
mehr öffentlicher Partizipation einfacher Leute gewünscht ist oder
nicht. Eine große Medienkonzentration halte ich für nicht wünschenswert
und setze mich dafür ein, dass der Trend in Richtung mehr
Meinungsvielfalt umgekehrt wird.
MM: Trotz Ihrer vielen Erfolge in
Prozessen gab es auch Misserfolge, so dass sie veröffentlichte
Textpassagen entfernt haben. Sind sie heute erfahrener und reifer bei
der Veröffentlichung?
Bartels: Selbstverständlich habe ich in
der Zeit als Blogger viel an Erfahrung gewonnen. Ich weiß heute, dass
jede Äußerung, durch die sich jemand persönlich betroffen fühlt, in
Deutschland juristisch angegriffen werden kann, äußerungsrechtliche
Prozesse sehr teuer und die Ergebnisse von äußerungsrechtlichen
Prozessen kaum vorherzusagen sind. Veröffentlichte Textpassagen zu
entfernen sehe ich nicht als Misserfolg an. Wenn mich jemand darum
bittet oder auffordert, eine bestimmte Textpassage zu entfernen, so
komme ich der Bitte in der Regel nach. Ich sehe es auch als wenig
zielführend an, sich darum vor Gericht zu streiten, ein paar bestimmte
Buchstabenfolgen veröffentlichen zu dürfen oder nicht. Mit der Zeit, die
so ein Gerichtsverfahren verbraucht, kann man meist sinnvolleres
anfangen. Ich streite mich in der Regel nur, wenn jemand für eine
Aufforderung zur Löschung bestimmter Textpassagen obendrein noch ein
paar Hundert Euro Abmahnkosten bei mir einklagen möchte.
MM: Wirft man einen Blick auf ihre
jeweiligen juristischen "Gegnern", so sind vom einem
Ex-Polizeipräsidenten über einen Minister und Starrechtsanwälten so
ziemlich alle Fettnäpfchen dabei. Führen Sie einen Privatkrieg gegen die
"Etablierten"?
Bartels: Nein, keineswegs möchte ich
einen Privatkrieg gegen die "Etablierten" führen. Ich möchte ein Stück
dazu beitragen, dass politische Entscheidungen nach Möglichkeit etwas
mehr im Sinne des Wohlergehens der Allgemeinheit getroffen werden. Dazu
halte ich es für ratsam, zu schauen, wie die politischen Entscheidungen
zustande kommen. Meiner Erfahrung nach stehen hinter politischen
Entscheidungen oftmals nicht nur persönliche Überzeugungen, sondern auch
Interessen. Interessen werden gebündelt in Strukturen, also z.B.
öffentliche oder nicht-öffentliche, formelle oder nicht-formelle
Organisationen. Zwischen den Interessen schafft die Politik dann einen
Ausgleich, der in Gesetze und andere Regularien gegossen wird, für deren
Einhaltung Polizei und Justiz sorgen sollen. Das Interesse der
Allgemeinheit wird dabei leider, insbesondere wenn keine Wahlen anstehen
oder der Informationsstand der Allgemeinheit schlecht ist, oft nicht so
umfangreich berücksichtigt, wie es wünschenswert wäre. Ich halte es für
wichtig, dass der Informationsstand der Allgemeinheit oder zumindest
eines kritischen Teils der Allgemeinheit nach Möglichkeit gut ist. Dazu
gehört meiner Meinung nach auch, dafür zu sorgen, dass die Interessen
und Strukturen, die für wichtige politische und andere gesellschaftliche
Entscheidungen relevant sein könnten, bekannt sind. Dafür zu sorgen,
wäre meiner Meinung nach eigentlich Aufgabe der Massenmedien. Leider
haben die Medien in Deutschland ihre Aufgabe, die Allgemeinheit über
politische Entscheidungen und Hintergründe wie Interessen und Strukturen
zu informieren, meiner Meinung nach in jüngster Zeit in einiger Hinsicht
nicht besonders gut erfüllt. Mein Eindruck ist eher, dass deutsche
Massenmedien Interessen und Strukturen hinter politischen Entscheidungen
oftmals verschweigen und sich stattdessen von Strukturen, deren
Interessen nicht deckungsgleich mit dem Interesse der Allgemeinheit ist,
zur psychologischen Kriegsführung gegen die Allgemeinheit benutzen
lassen. Mit Interessen und Strukturen meine ich nicht unbedingt nur
Kleinigkeiten wie den alltäglichen Gebrauch von Vitamin B. Lassen Sie
mich ein Beispiel geben, was ich damit meine.
MM: ... ja bitte ...
Bartels: Bei den Interessen kann es zum
Beispiel um so elementare Fragen wie Krieg und Frieden gehen. Das
Bundesverteidigungsministerium gibt derzeit etwa 30 Mrd. Euro jährlich
aus. Ich denke, soviel Geld kann starke Interessen und mächtige
Strukturen in Gang setzen und am Laufen halten. Da könnte es zum
Beispiel ein Interesse von der Rüstungsindustrie nahestehenden
Strukturen geben, mehr Krieg zu haben, um dabei mehr Rüstungsgüter
verkaufen zu können. Dem könnte ein Interesse der Allgemeinheit
gegenüberstehen, Frieden und mehr Wohlstand für alle zu erreichen, also
zum Beispiel dieses Geld stattdessen für Bildung auszugeben, was ich
persönlich für ein im Sinne des Wohls der Allgemeinheit erstrebenswertes
Ziel halte. Ich sehe nicht, dass die äußere Sicherheit Deutschlands
durch irgendjemanden bedroht wird und bin der Meinung, Deutschland
braucht gar kein Militär. Mir scheint es jedoch so, dass deutsche
Massenmedien versuchen, mit abstrusen Geschichten imaginäre Feindbilder
aufzubauen, die geeignet sind, in der Allgemeinheit ein Gefühl der
Unsicherheit zu erzeugen und so eine Rechtfertigungshilfe für hohe
Militärausgaben zu schaffen.
MM: Welche Auswirkungen hat das in der
Praxis?
Bartels: Gern werde ich auch noch ein
wenig konkreter. Besonders augenfällig erscheint es mir, wie Politik und
deutsche Massenmedien versuchen, Iran als "Reich des Bösen" zu
konstruieren, in dem Menschenrechte nichts gelten. Ich meine, Iran und
die iranische Regierung als Feindbild aufzubauen, liegt nicht im
Interesse der Allgemeinheit, und zwar weder im Interesse der deutschen
Allgemeinheit noch der Menschheit insgesamt. Ich denke, dem Interesse
der Allgemeinheit wäre viel mehr gedient, wenn die deutschen Medien und
die deutsche Politik sich stattdessen verstärkt bemühen würden, in Iran
interessante deutsche Produkte wie Magnetschwebebahnen oder
Energietechnik zu verkaufen und interessante iranische Produkte wie zum
Beispiel Erdgas für die geplante Nabucco-Pipeline einzukaufen. Und ich
habe die Hoffnung, in einer Atmosphäre der Freundschaft könnte auch ganz
anders über kritische Menschenrechtsthemen gesprochen werden, die die
deutsche Öffentlichkeit derzeit anscheinend so bewegen wie zum Beispiel
Todesstrafe, der Umgang mit Homosexuellen oder, was mich als Blogger
sehr schmerzt, einen Weg der Gnade für Hoder, der mir zuletzt, was seine
Einstellung zur Islamischen Republik Iran anging, sehr geläutert schien.
Angesichts der zum Teil recht starken Interessen und großen Strukturen,
denen ich durch Öffentlichkeitsarbeit manchmal auf die Füße trete,
verwundet es nicht sonderlich, dass es da Interessenkonflikte gibt.
Anfänglich hat es mich etwas überrascht und beunruhigt, dass manche
Strukturen so nervös zu sein scheinen, dass sie meinen, es sei nötig,
selbst gegen kleinste Webseiten, die eine abweichende Meinung vertreten,
mit großer Härte vorgehen zu müssen. Inzwischen sehe ich das jedoch als
Zeichen von Hoffnung, der Hoffnung darauf, dass das Interesse der
Allgemeinheit noch recht dicht unter der Oberfläche der Interesse der
nicht am Algemeinwohl orientierten Strukturen zu finden ist.
MM: Ein Hossein Derakhshan (Hoder), der
seine Blogs aus dem westlichen Ausland betreibt und öffentlich damit
angibt, einen medienträchtigen Besuch in Israel durchgeführt zu haben,
mag ja für westliche Blogger von Interesse sein, aber können Sie sich
vorstellen, dass solch eine Schreiber, der öffentlich "Atomwaffen" für
Iran befürwortet und rechtfertigt - obwohl Iran damit nichts zu tun
haben will - eher westlichen Interessen dient, als iranischen und im
Iran nicht ganz so beliebt ist?
Bartels: Ja, das kann ich mir sehr gut
vorstellen. Und ich sehe auch, dass Hoder mit seinen dummen und von den
westlichen Massenmedien nur zu gern kolportierten Äußerungen zur
Atomtechnik des Iran der Kriegspropaganda gegen den Iran Vorschub
geleistet hat. Tragisch ist aus meiner Sicht, dass Hossein Derakhshan
bei den kritisch zur iranischen Regierung eingestellten Strukturen auch
nicht gerade beliebt ist, und zwar gerade deshalb, weil er die
Islamische Republik Iran gegen ungerechte Kritik zuletzt immer
deutlicher in Schutz nahm. Deshalb glaube ich nicht, dass Hoder
westlichen Interessen dient. Und ich vermute, nachdem seine
amerikanische Webseite anlässlich seiner Kritik an den Feinden des Iran
in Amerika zensiert wurde, hat er begriffen, dass das westliche Gerede
von Freiheit in der Praxis oft kaum mehr als eine Waffe der
psychologischen Kriegsführung zur Unterjochung anderer Länder ist. Seine
freiwillige Rückkehr in sein Heimatland scheint mir insofern auch
konsequent. Mein Eindruck ist, dass er seine früheren Fehler einsieht,
zutiefst bereut und sich seitdem bemüht, sie im Rahmen seiner
Möglichkeiten wieder gut zu machen. Ich mag mich irren. Über den Fall
Hossein Derakhshan zu entscheiden, ist natürlich alleinige Sache der
iranischen Justiz. Aber falls die iranische Justiz in diesem Fall zu
einem ähnlichen Eindruck kommt, wie ich ihn anhand der Lektüre seiner
Texte gewonnen habe, so werde ich erfreut sein, wenn Hoder die Gnade
zuteil wird, die die islamische Rechtsprechung in so einem Fall
vorsieht. Mein Punkt ist, dass ich glaube, wenn es der Westen anstelle
von Kriegspropaganda und Destabilisierungsversuchen mal damit probieren
würde, mit freundschaftlichen Absichten auf den Iran zuzugehen, könnten
die Menschen im Iran eher geneigt sein, Hoder seine Dummheiten, sofern
er sie aufrichtig bereut, zu verzeihen.
MM: Hoffen wir mit Ihnen das Beste für
alle Beteiligten. Ihre Blog-Engagement mit all den
daran gekoppelten Schwierigkeiten hält sie nicht davon ab, auch an
Demonstrationen teilzunehmen, wie z.B. gegen den Massenmord im
Gazastreifen. In einem Interview werden Sie damit zitiert, dass sie das
Massaker in Gaza mit der Niederschlagung des Warschauer Ghetto durch die
Nazis verglichen haben und die Position der Bundeskanzlerin als
heuchlerisch bezeichnet haben sollen. Was ist Ihre Motivation zu so viel
Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit bei Inkaufnahme all des daran
gekoppelten Ärgers?
Bartels: Ich kann ich an das Interview
nicht im Detail erinnern, aber es ist richtig, dass ich an mehreren
Demonstrationen gegen die "Operation Cast Lead" teilgenommen habe.
Sinnloses Blutvergießen widerspricht zutiefst meiner humanistischen
Weltanschauung. Einen für die ganze Welt sichtbaren Massenmord an
weitgehend wehrlosen Menschen zu bedauern und gleichzeitig als legitime
Verteidigungsmaßnahme zu bezeichnen, um damit nicht im Interesse der
Allgemeinheit liegenden Interessen und Strukturen zu dienen, halte ich
für Heuchelei. Ich denke, es stünde dem Ansehen Deutschlands in der Welt
gut zu Gesicht, wenn Deutschland mit Nachdruck darauf dringt, dass
diejenigen, die für diese Taten verantwortlich sind, sich vor dem
internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten. Ich wünsche
mir außerdem, dass die deutsche Politik sich mit allen zur Verfügung
stehenden friedlichen Mitteln nachdrücklich dafür einsetzt, dass
deutsche und andere Schiffe den Hafen von Gaza wie jeden anderen Hafen
der Welt anlaufen und deutsche und andere Flugzeuge den Internationalen
Flughafen Jassir Arafat anfliegen können, ohne mit Beschuss durch eine
fremde Macht rechnen zu müssen. Ich denke, zu einer Macht, die
Deutschland mit dem Beschuss von friedlichen Schiffen oder Flugzeugen
droht, sollte Deutschland jede diplomatische und wirtschaftliche
Beziehung abbrechen.
MM: Auf solch eine Folg folgt von gewissen
Seite geradezu automatisch der Vorwurf des Antisemitismus. Wie gehen Sie
damit um?
Bartels: Das sehe ich mit großer
Gelassenheit. Diejenigen, die inflationär mit an den Haaren
herbeigezogenen Antisemitismusvorwürfen um sich werfen, stellen sich
dadurch letztlich selbst bloß.
MM: Welche Zukunftsprojekte können wir noch
von Ihnen erwarten?
Bartels: Damit, Net News Global geduldig
und beständig fortzuführen, werde ich auf absehbare Zeit ausreichend
beschäftigt sein.
MM: Herr Bartels, wir danken für das
Interview.
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