MM: Sehr geehrter Herr Yoldas, wir haben Sie
bereits vor fünf Jahren interviewt (siehe
Mustafa Yoldas - Vorsitzender der SCHURA
Hamburg), damals allerdings unter besseren
Vorzeichen. Wie fühlen Sie sich heute, fast eine Woche nach dem Verbot der IHH?
Yoldas: Es ist nicht so bedeutsam, wie ich
mich fühle, sondern wie es den Tausenden von Menschen geht, welchen die vom
Bundesinnenminister verbotene Hilfsorganisation "Internationale Humanitäre
Hilfsorganisation (IHH)" tagtäglich geholfen hat. Wie geht es zudem allen
meinen Mitarbeitern, die bis vor wenigen Tagen einem geregelten Beruf
nachgingen, Hilfsprojekte in der ganzen Welt koordinierten und von heute auf
morgen, ohne jegliche Vorwarnung, arbeitslos geworden sind?
MM: Gab es denn Vorzeihen, dass es so kommen
könnte?
Yoldas: Überhaupt nicht! Die
Hilfsorganisation besteht seit 1998, also nunmehr 12 Jahre! Ich selbst war
erst seit einem Jahr Vorsitzender. Die Projekte, die wir betreut haben, sind
in über 80 Ländern verteilt, und in der letzten Zeit hat sich an unserer
Arbeit absolut nichts geändert, dass jetzt plötzlich solch ein Verbot aus
heiterem Himmel über den Hilfsprojekten zusammengebrochen ist. Wenn es
Probleme gegeben hätte, hätte man uns ansprechen können, um diese zu lösen.
Ist man darauf fixiert, jegliche Hilfe an die Bevölkerung des Gaza-Streifens
zu unterbinden - anders kann man die Begründung des Verbots nicht verstehen
- hätte man uns ja diesbezüglich warnen können, so dass zumindest die
Hilfsprojekte in anderen Ländern weiter laufen können. Jetzt erklären Sie
doch bitte einem Bürger in Haiti, warum wir ihm nicht mehr helfen können.
Was glauben Sie wird der sagen, wenn er hört, dass seine Hilfe deswegen
unterbleibt, weil der Bundesinnenminister die Hilfsprojekte für Waisenkinder
in den Gaza-Streifen verboten hat, damit die Hamas nicht davon entlastet
wird. Manchmal glaube ich als Muslim, der seine Heimat in Deutschland hat,
dass unsere Welt hier Kopf steht.
MM: Was hat die
"Internationale Humanitäre Hilfsorganisation (IHH)" mit der IHH in der
Türkei zu tun, die mit einem Hilfskonvoi versucht hat die
Völkerrechtswidrige Blockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen und auf
offener See von israelischen Soldaten überfallen wurde?
Yoldas: Das hat ja die IHH in der Türkei
schon längst in einer Pressemitteilung deutlich gemacht. Es sind zwei
unterschiedliche Organisationen. Sicherlich hat die zeitliche Nähe zu den
Ereignissen auf dem Schiff "Mavi Marmara" auch einige unserer Freunde
stutzig gemacht, dass hier eine Art "Verwechslung" stattgefunden haben
könnte oder eine Art "Rache", denn anders ist nach deren Betrachtung kaum zu
erklären, warum die IHH gerade jetzt verboten werden sollte. Aber das sind
Spekulationen, an denen ich mich nicht beteiligen möchte, da ich sie nicht
belegen kann! Wichtig aber erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass die
deutsche Politik den Ereignissen etwas hinterherhinkt. Die ganze Welt hat
den Piratenakt einschließlich der Tötung von neun Personen verurteilt! Es
war in internationalen Gewässern und daran zweifelt niemand! Selbst deutsche
Journalisten konnten ihre sonstige Zurückhaltung nicht mehr aufrecht
erhalten. Sogar innerhalb von Israel gab es Kritik und erstmalig in meiner
Lebenszeit habe ich miterlebt, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland
zumindest einen Hauch von so etwas wie Kritik geäußert hat. Nur deutsche
Regierungspolitiker scheinen resistent zu sein gegen das Unrecht, welches
von Israel ausgeht. Aber; das sei hier noch einmal wiederholt: Unsere
Hilfsprojekte haben mit den Hilfskonvois nichts zu tun gehabt!
MM: Welche Auswirkungen hat das Verbot?
Yoldas: Das Verbot hat die Auswirkung, dass
all unsere Mitarbeiter von einem Tag auf den anderen sich arbeitslos melden
mussten. Das Verbot hat die Auswirkung, dass alle unsere Spendengelder und
die von uns erworbenen Gebäude beschlagnahmt worden sind. Das Verbot hat die
Auswirkung, dass alle von Deutschland aus koordinierten Hilfsprojekte
zunächst einmal in einen chaotischen Zustand geraten. Sicherlich werden
unsere Nachbarorganisationen in den Nachbarländern versuchen, die Dinge mit
dem geringsten Schaden für die Betroffenen zu übernehmen, aber das dürfte
sehr schwer sein. Wir haben hier die absurde Situation, dass die IHH in
einer ganzen Reihe von europäischen Ländern problemlos arbeitet. Wir aber -
nicht einmal meine Wenigkeit, der ehrenamtlich Vorsitzender war - dürfen
jenen Organisationen in irgendeiner Weise helfen, die Hilfsprojekte halbwegs
geordnet zu übernehmen. Sämtliche Arbeiten für die IHH sind uns verboten und
ohnehin sind die meisten Dokumente beschlagnahmt. Bitte erklären Sie den
Menschen in Haiti, in Afrika, in Teilen von Asien in über 80 Ländern, dass
wir ihre Hilfsprojekte noch nicht einmal geordnet an Nachbarländer
Deutschland übergeben konnten, weil der deutsche Bundesinnenminister uns das
nicht erlaubt hat. Bitte erklären Sie das den Menschen und erklären sie dann
der deutschen Bevölkerung, warum das Ansehen Deutschlands in weiten Teilen
der Welt im Sturzflug ist.
MM: Woher kamen die Gelder, mit denen Sie
Waisenkinder unterstützt haben?
Yoldas: Es waren die Spenden von Spendern,
zumeist die allesamt einzeln stets nachgewiesen wurden. Wir haben eine stets
vorzüglich - echt deutsche - Buchführung gehabt, und daran hat auch nie
jemand etwas ausgesetzt. Ich bin der festen Überzeugung, dass die aktuellen
Ereignisse um unseren Verein in keinem anderen Land der Erde hätten erfolgen
können. Und es tut mir heute noch weh, wenn ich daran denke, wie auch das
Geld dieser Spender beschlagnahmt wurde und wie Menschen in Deutschland
offensichtlich davon abgehalten werden sollen, muslimischen Organisationen
Geld zu spenden, die Palästinensern helfen.
MM: Wem haben Sie im Gaza-Streifen geholfen?
Yoldas: Es ist kein Geheimnis, dass seit dem
letzten Überfall Israels auf den Gaza-Streifen über 1400 Menschen - zumeist
Zivilisten - getötet wurden. Viele von diesem Menschen haben Kinder
hinterlassen. Andere haben verletzte und Versehrte zu versorgen. Noch mehr
Menschen sind obdachlos geworden. Niemand hat Zweifel daran, dass wir vor
allem Waisenkinder unterstützt haben. Aber der Bundesinnenminister hat
argumentiert, dass unsere Hilfe für die Waisenkinder die Hamas entlasten
würde - da sonst sie diese Kinder unterstützen müssten. Ich habe in meinem
ganzen Leben noch nie einer derart pervertierte Begründung für das Verbot
von Hilfeleistungen von einem deutschen Politiker gehört. Und es schmerzt so
etwas in seinem Land mitzuerleben. Nach dieser Logik dürften wir in keinem
anderen Land der Welt humanitär tätig sein, das von einem Diktator regiert
wird, weil man ja dadurch den Diktator entlasten würde. Demnach müsste auch
das Rote Kreuz verboten werden, weil es in Afghanistan Taliban in Erster
Hilfe ausbildet, die wiederum deutsche Soldaten verletzen oder töten könnten
(Yoldas
verweist auf diesen
Spiegel-Artikel).
MM: Hat die IHH die Hamas unterstützt?
Yoldas: Wir hatten doch nie etwas mit der
Hamas zu tun, außer dass jede Organisation, die irgendetwas im Gaza-Streife
tut, sich die entsprechenden Genehmigungen von der demokratisch gewählten
Regierung holen muss. So gesehen würden auch das Rote Kreuz und die UN die
Hamas unterstützen, denn die helfen dort auch Bedürftigen. Gemäß Lesart des
Bundesinnenministers dürfen aber Verein, die in Deutschland ansässig sind,
das nicht mehr tun. Als geradezu infame Verleumdung empfand ich die
Reduktion der IHH auf die Schlagzeile "Hamas-Spendenverein", wie es vom
Bundesinnenministerium geschehen ist. Und genau so tragisch ist es, dass
Teile der Medien diese einseitige Betrachtung kritiklos übernommen und sich
mehr oder weniger als Regierungssprecher betätigt haben, anstelle einer
unabhängigen sachlichen Berichterstattung.
MM: In welcher Form haben die IHH oder Sie
persönlich das
Existenzrecht Israels abgestritten?
Yoldas: Wir haben uns nie in politische
Auseinandersetzungen eingemischt, außer dass wir den Hilfsbedürftigen Hilfe
geleistet haben. Sie werden in keiner einzigen Publikation der IHH - ich
muss ja jetzt sagen "ehemaligen" IHH - irgendein Abstreiten des
Existenzrechts Israels finden. Meine persönliche Meinung ist, dass Israel
dann ein gleichberechtigter Staat in der Staatengemeinschaft sein kann, wenn
Juden, Christen und Muslime als gleichberechtigte Staatsbürger im Land leben
können. Der Bundesinnenminister aus einer Partei mit einem "C" im
Parteinamen vertritt hingegen offenbar die Meinung, dass Israel ein Staat
sein muss, in dem Christen und Muslime mindere Rechte genießen als Juden.
Darüber können wir gerne miteinander im privaten Rahmen diskutieren. Aber
auf die Arbeit der IHH hat das keine Auswirkung. Die IHH ist bzw. war eine
Hilfsorganisation, die Bedürftigen geholfen hat. Und wenn es irgendwo in der
Welt hilfsbedürftige Juden gegeben hätte, hätten wir diesen gleichermaßen
geholfen. Wir haben nicht nach der Religion gefragt, bevor wir geholfen
haben. In Haiti gibt es doch kaum Muslime, und dennoch haben wir geholfen
nach der verheerenden Naturkatastrophe! Dass der Bundesinnenminister in
Zukunft alle Vereine verbieten will, die das Existenzrecht Israels
anzweifeln, ist seine Entscheidung, die nichts mit der IHH zu tun hat, da
wir davon nicht betroffen sind. Umso verläumderischer ist dann der
Beigeschmack, wenn solch ein Hinweis in der Erklärung auftaucht, die mit der
ehemaligen IHH zu tun hat. Als deutscher Staatsbürger würde ich begrüßen,
wenn der Bundesinnenminister gleiches Recht für alle gelten lässt, keine
Religion bevorzugt oder benachteiligt und in Zukunft auch jede Organisation
verbietet, die das Existenzrecht Palästinas anzweifelt.
MM: Was war die Ihnen schriftlich
mitgeteilte Begründung für das Verbot der Organisation?
Yoldas: Sie unterschied sich nicht von dem,
was wir in den Medien als Pressemitteilung gelesen haben. Weitere Details
werden wohl erst im Rahmen einer gerichtlichen Auseinandersetzung geklärt
werden können. Der Bundesinnenminister führt in erster Linie auf, dass sich
die IHH mit ihrer Betätigung gegen den Gedanken der Völkerverständigung
gerichtet hätte. Welch eine Perversion!? Gerade mit unseren Aktivitäten in
über 80 Ländern der Erde haben wir womöglich mehr PR für Deutschland gemacht
und für Völkerverständigung beigetragen als es das Bundesinnenministerium
jemals dazu in der Lage gewesen wäre. Der Name IHH war jedenfalls in der
Welt bekannter als der Name de Maizière. Einen größeren Bärendienst für das
verschwindende Ansehen Deutschlands in der Welt hätte der
Bundesinnenminister kaum leisten können.
MM: Welche Auswirkungen hatte das Verbot für
Sie, gab es eine Wohnungsdurchsuchung, ist ein Teil Ihres
Eigentumsbeschlagnahmt worden?
Yoldas: Es gab eine Wohnungsdurchsuchung
morgens um 7 Uhr. Der
leitende Beamte kennt mich. Wir sind hier in Hamburg nicht fremd! Man kennt
unsere integrativen Ansätze. Ich bin der offizielle Gesprächspartner der
Stadt bzw. des Bundeslandes bezüglich möglichem Staatsvertrag mit Hamburger
Muslimen. Eigentlich haben wir ein konstruktives Verhältnis mit den
Behörden, welches seit Jahren gewachsen ist. So hatte ich auch das Gefühl,
dass der leitende Beamte gar nicht so glücklich war über seine Aufgabe, und
man ist wirklich anständig mit uns umgegangen! Später habe ich aus den
Medien erfahren, dass die zuständigen Behörden deutlich darauf hingewiesen
hätten, dass die Angelegenheit nichts mit Hamburg zu tun hätte und man
lediglich verpflichtet war, Amthilfe in einer Bundesangelegenheit zu
leisten. Mit den Behörden Vorort, den Beamten in unserer Stadt, habe ich
keine Probleme!
MM: Das klingt doch schon ganz versöhnlich.
Yoldas: Wer mich persönlich kennt, der weiß,
dass ich stets versöhnlich bin. Hier ist in meinen Augen ein fürchterlicher
Fehler geschehen. Aber solch ein Fehler kann ja auch wieder korrigiert
werden. Die Frage ist nur, wie lange die Korrektur bedarf, denn je länger es
dauert, desto gravierender sind die Auswirkungen. Ich habe keine Hassgefühle
gegen deutsche Beamten. Das sind zumeist anständige Kerle, die ihre Arbeit
sachlich ausüben! Ich wehre mich aber dagegen, dass diese Beamten für
Interessen missbraucht werden, die ein Innenminister entscheidet. In diesem
Fall war er wirklich nicht gut beraten!
MM: Wie werden Sie gegen das Verbot vorgehen?
Yoldas: Es gibt für uns nur die Option des
juristischen Weges. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Allerdings müssen
wir als Muslime uns schon fragen, ob die Organisation in Form eines
eingetragenen Vereins in Zukunft noch sinnvoll ist, denn das ist eine der
wenigen Organisationsformen, bei denen ein Innenminister von sich aus und
ohne jegliche gerichtliche Entscheidung ein Verbot erlassen kann und wir
dann unsere Unschuld beweisen müssen, was meines Erachtens sehr bedenklich
für das Rechtssystem ist. Bei einer GmbH oder gar einer Stiftung müsste der Innenminister erst den
Rechtsweg beschreiten, und dort hätte er meines Erachtens keine Chance
gehabt!
MM: Glauben Sie, dass eine derartig
einseitige Unterstützung der deutschen Politik für den Zionismus auf Kosten
der unter Besatzung lebenden leidenden Bevölkerung Palästinas zum
Frieden in der Region betragen kann?
Yoldas: Was für eine Frage? Sicher nicht.
Ich verstehe ohnehin nicht, warum die deutsche Politik, die in Jahrzehnten -
wenn nicht gar Jahrhunderten - ein solch enormes Ansehen in der Welt
aufgebaut hat, in solch kurzer Zeit an die Wand gefahren werden kann. Ich
habe manchmal das Gefühl, dass die hiesigen Journalisten und Politiker -
wohl aus sprachlichen Gründen - nie über den Tellerrand Europas und der USA
hinausschauen. Nach meiner Pressekonferenz zum Thema gab es mehrer hundert
Meldungen in der ganzen Welt, fast alle geprägt von Unverständnis über die
Entscheidung des deutschen Innenministers, aber in Deutschland hat kaum
jemand von unserer Position berichtet. Bis auf wenige Ausnahmen aus dem
linken Spektrum haben alle jene, die kritiklos die Worte des
Bundesinnenministers abgedruckt haben, unsere Gegendarstellung ignoriert.
Das ist eine Entwicklung, die gefährlich für jedes demokratische Land ist.
Zurück zu ihrer Frage. Ich habe sie meines Erachtens schon zuvor
beantwortet. Wenn jemand glaubt, dass es Frieden in jener Region geben kann,
ohne dass Juden, Christen, Muslime und andere als gleichberechtigte Bürger
in ihrer Heimat leben, der glaubt auch an den Weihnachtmann und den
Osterhasen.
MM: Sie sind ja unter deutschsprachigen
Muslimen sicherlich einer der bekanntesten Persönlichkeiten. Was empfehlen
Sie den Menschen, die Sie gut kennen und jetzt verbittert sind über eine
derart offenbar hasserfüllte Politik gegen notleidende Menschen. Wie können
Sie ihre Verbitterung in konstruktives Verhalten umwandeln?
Yoldas: Ich gebe zu, dass ich im ersten
Moment selbst sehr verbittert war. Aber mein Alter gibt mir da einen
gewissen Schutz erst dann zu reagieren, wenn man alle Aspekte berücksichtigt
hat. Zunächst einmal bitten wir alle gottesehrfürchtige Menschen um ihr
Gebet. Ansonsten ist es bedeutsam, dass in einer sachlichen Form - und vor
allem bei Einhaltung aller deutschen Gesetze! - über dieses Thema und
verwandte Themen offen debattiert wird. Wir werden nicht drumherumkommen
offen darüber zu diskutieren, ob z.B. der Grundwert aus dem deutschen
Grundgesetz Artikel 3 (3) nicht ein Grundwert ist, der für alle Regionen der
Welt Gültigkeit haben muss. Wie oft wenden sich Menschen an mich und
verlangen von mir, dass türkische Christen in der Türkei gleichberechtigt
sein sollen. Ist das keine berechtigte Forderung? Ich meine ja! Und überall,
wo das nicht der Fall ist, muss man das ansprechen. Mich wundert nur, dass
die gleichen Leute keine Gleichberechtigung der Christen in der Heimatstadt
Jesu, weder in Nazareth noch in Bethlehem, einfordern. Da stimmt doch etwas
nicht in der Debatte in Deutschland! Und es wird eines der wichtigsten
Themen auch für die Integration der Muslime in Deutschland sein, dass die
Werte, die man einfordert, und die Rechte und Pflichte, von denen man
spricht, nicht stets gegen Muslime angewandt werden, sie selbst aber davon
nie profitieren können.
MM: Haben Sie die Hoffnung, dass jemals in
diesem Land ein Innenminister wegen Amtsmissbrauch zur Rechenschaft gezogen
wird, wenn er die dringend benötigte Hilfeleistung an Bedürftige in dieser
Welt mutwillig verhindert?
Yoldas: Man soll die Hoffnung auf Wahrheit
nie aufgeben, aber meine Hoffnung in dieser Angelegenheit bezieht sich nicht
auf die Zukunft irgendeines Ministers. Meine Hoffnung ist, dass
baldestmöglichst unsere Arbeiten wieder aufgenommen werden können.
Zweifelsohne verlangt der Idealist im Herzen, dass Menschen, die solch eine
krasse Ungerechtigkeit, wie dieses Verbot, zu verantworten haben, dafür zur
Rechenschaft gezogen werden, aber der Innenminister glaubt an Gott und ich
auch. Und so können wir diesen Disput eines Tages, wenn wir beide nicht mehr
in dieser Welt weilen, vor unserem Schöpfer ausdiskutieren. Ich weiß auch
nicht, unter welchen Zwängen er stand und welcher Druck auf ihn ausgeübt
wurde und warum er gerade jetzt dieses absurde Verbot erlassen hat, auch
wenn unserem durch israelische Beamte verhörten Mitarbeiter im Februar
diesen Jahres angedroht worden ist, dass man alles daran setzen werde, die
IHH in Deutschland verbieten zu lassen. Es sei eine dicke Akte mit
Schriftwechsel zwischen deutschen und israelischen Behörden auf dem Tisch
gewesen. Ich hoffe nicht, dass Israel nun auch die Innenpolitik der
Bundesrepublik mitbestimmt. Daher
richtet sich mein Groll ja auch nicht gegen eine Person sondern gegen die
Ungerechtigkeit, die hier geschehen ist, und ich hoffe vor allem, dass den
Waisenkindern in Gaza und an anderen Orten bald wieder geholfen werden kann.
MM: Herr Yoldas, wir wünschen Ihnen den
Segen Gottes, Seine Unterstützung bei Ihrem Einsatz für Wahrheit und danken für das Interview.
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