Im Namen des Erhabenen  

  Interview mit Ludwig Watzal

 

Muslim-Markt interviewt
Dr. Ludwig Watzal, Politikwissenschaftler, Journalist und Buchautor mit Schwerpunkt Palästina und Nahost
3.11.2016

Ludwig Watzal ist Jahrgang 1950 und hat eine Lehre als Großhandelskaufmann abgeschlossen. Anschließend holte er das Abitur nach und studierte Politische Wissenschaften an der FU Berlin, das er als Dipl. Pol. abschloss. Es folgte ein Masterstudium der Internationalen Beziehungen an der University of Pennsylvania in Philadelphia (M.A.) sowie eine Studium der Philosophie an der Hochschule für Philosophie S.J. in München (M.A.) und katholische Theologie in Würzburg. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Universität der Bundeswehr in München, an der er zum Dr. phil. promovierte. Er arbeitete von 2000 bis 2006 als Lehrbeauftragter an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Von 1986 bis 2016 war er Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Nebenberuflich arbeitet er als Redakteur, Journalist und Buchautor. Er kommentiert für Radio- und Fernsehstationen unter anderem das Geschehen im so genannten Nahen Osten. Zu dem Thema hat er auch zahlreiche Bücher verfasst, darunter Titel wie: „Frieden ohne Gerechtigkeit? Israel und die Menschenrechte der Palästinenser“ (1994), „Feinde des Friedens. Der endlose Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern“ (2001), das auch auf Englisch in Palästina erschienen ist.

Die Tatsache, dass er sachlich und wissenschaftlich fundiert über die Lage der Menschenrechte der Palästinenser unter israelischer Besatzung berichtet hat sowie zum Einsatz für Gerechtigkeit in der Region auffordert, hat ihm aus bestimmten Kreisen den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht, um ihn mundtot zu machen (2008). Er betreibt eine eigene Homepage, auf der einige Bücher als pdf abrufbar sind (siehe unten).

MM: Sehr geehrter Herr Watzal, Sie waren bei der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) von 1986-2008 Redakteur der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte", der Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament". Die zionistische Lobby und ihre deutschen Helfershelfer haben eine regelrechte Hetz- und Verleumdungskampagne gegen sie initiiert, so dass sie in den Fachbereich Förderung und dann nach zwei Jahren in den Fachbereich Extremismus wohl strafversetzt worden sind. Solange sie bei der BpB waren, konnten Sie aus verständlichen Gründen kaum die ganze Geschichte aus Ihrer Sicht erzählen, aber wird es nicht Zeit, die interessierte Bevölkerung aufzuklären?

Dr. Watzal: Durchaus. Die Treibjagd auf mich begann am Tag nach meinem Kommentar im DeutschlandRadio Berlin unter dem Titel "Haim Saban, die Medien und Israel" , in dem ich Haim Sabans Kauf von SAT 1 und einige andere bizarre Vorkommnisse kommentiert hatte. Ein organisierter "Shitstorm" brach über mich und die Bundeszentrale herein und wie nicht anders zu erwarten war, knickte Thomas Krüger, der Präsident der BpB, nach einer Weile - nachdem auch der damalige Innenminister Otto Schily und Mentor - Druck auf ihn ausgeübt hatte, anscheinend ein. Diese Hetzkampagne, die sich von September 2004 bis April 2008 hinzog, wurde hauptsächlich von den Wadenbeißern und Heckschützen der zionistischen Lobby, quasi dem Plebs, inszeniert, mit dem ich schon alleine fertiggeworden wäre, da sie keine Argumente hatten, sondern mit Verdrehungen, Halbwahrheiten und Lügen hantierten. In einigen Berichten, die die Leitung der BpB an das Innenministerium schicken musste, wurde ich jedes Mal von allen Anschuldigungen "freigesprochen", und meine unparteiische Arbeit wurde gelobt. Aber letztendlich saß mein größter Widersacher in der BpB.

MM: ... und nach 2008?

Dr. Watzal: Was seit April 2008 über mich hereinbrach, kann nur als Versuch einer Vernichtung meines Rufes und meiner beruflichen Existenz bezeichnet werden. Da haben sich nämlich die "big shots" der zionistischen Israellobby mit Briefen und Emails an den Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble gewandt und gefordert, mich zu entlassen. Zu diesen gehörten Abraham Foxman, der damalige Boss der Anti Defamation League in den USA, der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, der Generalsekretär der Israelischen Kultusgemeinden in Wien, Raimund Fastenbauer, ein sogenannter Koordinierungsrat deutscher Nichtregierungsorganisationen gegen Antisemitismus zusammen mit der Jüdischen Gemeinde in Berlin ließen es sich nicht nehmen, auf diesen Diffamierungszug mit aufzuspringen. Von den anderen Figuren aus dem politischen Milieu gar nicht zu reden. Vermutlich wurde diese Kampagne von der Hetzwebsite "honestly concerned" koordiniert, da sie auf ihrer Seite nicht nur alle Briefe online gestellt hat, sondern auch ankündigte, das "Weitere Protestbriefe, i. B. auch von NICHTJÜDISCHEN "Gruppierungen" mit ähnlichem Kontext sind in Arbeit..." (siehe dazu: Eine „unkoordinierte“ und „spontane“ Verleumdungskampagne). Flankiert wurde diese Aktion durch verleumderische Artikel in der Springer-Presse, dem Tagesspiegel und der Jüdischen Allgemeinen. Die Treibjagd zog sich über zwölf Jahre hin. Sie wurde vom Palästina-Portal minutiös dokumentiert.

MM: Wie blicken Sie heute rückwirkend auf die Geschehnisse?

Dr. Watzal: Ich konnte mir nicht in meinen kühnsten Träumen vorstellen, dass mir jemals so etwas passieren würde, und gerade nicht in der Bundeszentrale, die ja Werte wie Zivilcourage, gesellschaftliches Engagement und andere schöne Parolen, die nichts kosten, vor sich herträgt. Wenn es aber heißt, sich vor einen Mitarbeiter zu stellen, der nichts anderes als ebendiese Werte in seinen Schriften vertreten hat, dann war keiner dieser Maulhelden zu sehen, am wenigsten Präsident Krüger. Im Gegenteil, die Führung und einige von Krügers Hofschranzen haben aktiv gegen mich gearbeitet und mit den Hetzern kooperiert. Gott sei Dank gab es damals noch einige anständige Kollegen, die mich über die geplanten Schweinereien, die im Umkreis von Thomas Krüger gegen mich ausgeheckt worden sind, auf dem Laufenden gehalten haben. An dem Vorwurf des "Antisemitismus" war von Anfang an nichts dran, was zeigt, dass man noch nicht einmal ein "antisemitisches" Wort aus meinen Schriften präsentieren konnte. Folglich musste auch der damalige Generalsekretär Stephan Kramer, den die Linkspartei im November letzten Jahres zum Präsidenten des thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz (sic!) gemacht hat, Innenminister Schäuble eine Collage, die er aus zwei meiner Artikel zusammengebastelt hatte, unterjubeln, um so etwas wie "Antisemitismus" vorzutäuschen. Bei meiner Kritik an den Menschenrechtsverletzungen und den Verstößen gegen das Völkerrecht sah ich mich immer in guter Gesellschaft mit zahlreichen Juden im In- und Ausland wie zum Beispiel Felicia Langer, Rolf Verleger, Abraham Melzer, Elias Davidsson, Evelyn Hecht-Galinski, Ilan Pappe, Norman G. Finkelstein, Rabbi Michael Lerner, Tikva Honig-Parnass, Uri Davis, Uri Avnery u.v.a.m., die das Beste der jüdisch-humanistischen Tradition verkörpern. Auch die Propheten haben immer wieder den Herrschenden der damaligen Zeit ins Gewissen geredet.

MM: Was würden Sie mit Ihren heutigen Erfahrungsschatz anders machen als damals?

Dr. Watzal: Gar nichts! Vielleicht hätte ich offensiver in der Öffentlichkeit dagegen vorgehen sollen, um die Lügen der zionistischen Lobby bekanntzumachen. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan. Da die BRD-Medien vor der Israellobby eine ehrfurchtsvolle Habachtstellung einnehmen, war keiner der so genannten Kollegen bereit, über die Tatsachen zu berichten. Sie haben doch Ähnliches am eigenen Leibe erfahren müssen. Hinzu kam der enorme Druck durch Krügers Bundeszentrale, die alles Erdenkliche versucht hat, um mir zu kündigen. Man hat sogar zwei anwaltliche Gutachten anfertigen lassen, in denen der Versuch unternommen worden ist, mir so etwas ähnliches wie "Antisemitismus" oder arbeitsrechtliche "Verstöße" nachweisen zu können. Beide Gutachten entpuppten sich als Flop, da die überforderten Anwälte nach etwas gesucht haben, was es in meinem Schrifttum nicht gab. Ich erspare mir die Aufzählung aller weiteren niederträchtigen und schikanösen Maßnahmen. Mein Fazit: Außer enormen "Spesen" (Vergeudung von Steuergelder) nichts gewesen. Darüber hinaus hat die Bundeszentrale zwei Prozesse gegen mich verloren, und zwar den vor dem Arbeitsgericht in Bonn und den zweiten vor dem Verwaltungsgericht in Köln. In beiden gab es eine schallende Ohrfeige für die Krüger-Behörde.

MM: Sie haben sehr lange gekämpft ...

Dr. Watzal: Mein Fall war in dem zeitlichen Ausmaß bisher einzigartig in Deutschland. Wenn Sie sich aber die Verleumdungsaktionen der zionistischen Israellobby gegen Andersdenkende in jüngster Zeit anschauen, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Lobby eine große Gefahr für die Meinungsfreiheit darstellt. Es ist heute kaum noch möglich irgendeine Ausstellung oder Vortrag zu halten, der von dieser Lobby nicht mit der verleumderischen Parole des "Antisemitismus" gebrandmarkt wird. Jüngstes Beispiel war das Verbot der Stadt München, nach der Intervention von Charlotte Knobloch, den jüdischen Verleger Abi Melzer im EineWeltHaus reden zu lassen. München ist die Stadt mit den meisten Redeverboten für Andersdenkende. Oder nehmen Sie die Hetzkampagnen gegen meinen Kollegen Arn Strohmeyer in Bremen.

Die Machenschaften der zionistischen Israellobby lassen sich am treffendsten mit den Worten des ehemaligen amerikanischen Botschafters Charles Freeman umschreiben, der von Präsident Obama zum Vorsitzenden des Nationalen Nachrichtendienstlichen Rates und Berater der US-Regierung ernannt werden sollte. Kurz nach Bekanntwerden dieser Absicht startete die zionistische Lobby eine der übelsten Verleumdungskampagnen in den USA gegen Freeman, der daraufhin den vorgesehenen Job nicht antrat. Hervorzuheben ist jedoch, das Obama keinen Finger für ihn rührte. In einer Presseerklärung vom 12. März 2009 sagte Freeman damals. „Die Taktiken der Israel-Lobby stellen Höhepunkte der Schande und Unanständigkeit dar, sie schließen Rufmord ebenso mit ein wie selektive falsche Zitate, vorsätzliche Verfälschung der Fakten, Fabrikationen von Unwahrheiten und vollkommene Missachtung der Wahrheit.“ Diese Charakterisierung traf exakt auf die Kampagne gegen mich zu.

MM: Die von Ihnen vor einem Jahrzehnt beschriebene „brutale israelische Okkupation“ ist seither viel brutaler geworden. Welche Mitschuld tragen wir Deutsche?

Dr. Watzal: Nicht nur die Deutschen, sondern alle freiheitlichen Demokratien tragen eine Schuld daran, dass sich die rechtsnationalistischen israelischen Regierungen so aufführen können, wie sie es tun. Von den Deutschen und deren "Mut" halte ich, offen gesagt, gar nichts, wenn ich mir die Geschichte der letzten einhundert Jahre anschaue. Auch heute hat sich daran nur Unwesentliches geändert. In einer Demokratie kann ich auch sorglos den "Widerstandskämpfer" spielen.

MM: Ist aber die Sorge der Intellektuellen nicht nachvollziehbar angesichts dessen, was Ihnen zugestoßen ist?

Dr. Watzal: Sie reden von den "Sorgen" der Intellektuellen. Sind sie es gerade nicht, die sich als Rechtfertiger eines jedweden Systems immer schon einen Namen gemacht haben? Bei den Verbrechen, Menschrechts- und Völkerrechtsverstößen des zionistischen Besatzungsregimes müssten eigentlich alle Intellektuellen unisono auf die Barrikaden gehen und ihren Protest äußern. Günter Grass hat es kurz vor seinem Tod gewagt, in einem so genannten Gedicht das tatsächliche Problem mit Israel anzusprechen. Das Ende ist bekannt. Alle Medien sind über ihn hergefallen, bis auf Jakob Augstein, aber auch ihn haben sich die Zionisten einige Monate später vorgeknöpft und an den "antisemitischen" Pranger gestellt, indem ihn eine rechts orientierte zionistische und obskure Organisation in Los Angeles unter die Top-Zehn-Antisemiten eingereiht hat, was er eigentlich hätte als Auszeichnung verstehen sollen. Seitdem ist er einsichtig und handsame geworden und hat in einem Phoenix-Interview gewissen stilistischen Unsensibilitäten bei einigen Formulierungen eingeräumt.

MM: Dennoch scheint der Zenit der Allmachtphantasien des westlichen Kapitalismus, der die Hauptstütze des Zionismus ist, überschritten. In Israel wird der immer offenere Rassismus gar nicht mehr verheimlicht! In den USA können nur noch zwei Verrückte und/oder Verbrecher als Präsidentschaftskandidaten gegeneinander antreten, die man in jedem anderen Land wohl eher in eine geschlossene Anstalt verfrachtet hätte. Und in Deutschland erreichen die alten Parteien das Volk auch kaum mehr. Besteht in solch einem Untergangsszenario eines Imperiums nicht die Gefahr eines Weltkrieges, deren erste Anzeichen sich in Nahost bereits abzeichnen?

Dr. Watzal: Ohne die massiven finanziellen, politischen, militärischen, wirtschaftlichen und kulturellem Unterstützungen des westlichen Imperialismus könnte Israel als Brückenkopf des westlichen Imperialismus nicht auf Dauer überleben. Nicht nur in Israel feiert der Rassismus fröhliche Urstände. Blicken Sie nur in die USA oder auch in die Länder der Europäischen Union, offener Rassismus allerorten. Jedes Land hat die Repräsentanten, die es verdient, selber gewählt. Da bilden die USA keine Ausnahme, aber dass diese Nation nur zwischen zwei politischen "crooks" zu wählen hat, sollte dem Rest der Welt zu denken geben. Letztendlich ist es egal, wer im Weißen Haus sitzt. Obama ist dafür das beste Beispiel. In Europa wurde er geradezu als ein "Messias" gefeiert. Herausgekommen ist jedoch eine nicht-weiße Bush-light-Version.

Ob das Imperium untergeht, möchte ich bezweifeln. Dass wir jedoch an der Schwelle zu einem Dritten Weltkrieg stehen jedoch nicht. Sollte Hillary Clinton ins Weiße Haus einziehen und ihre so genannte Flugverbotszone in Syrien gewaltsam durchsetzen wollen, wird es zu einem Showdown zwischen Russland und der aggressivsten Nation in der Welt, den USA, kommen. Kein Land der Welt hat so viele Kriege geführt wie die USA. Der Nahe Osten wurde durch die Aggressionen der USA und seiner willigen Helfershelfer in Europa ins absolute Chaos gestürzt: Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und Jemen seinen hier nur als Beispiele genannt. Auch der Putsch in der Ukraine geht auf das Konto der USA und einiger Europäer. Die Expansion der NATO bis an die Grenzen Russlands zeigt, dass die USA und in ihrem Schlepptau die NATO aggressive Absichten haben. Gerade hat die NATO massive Truppenverlegungen in die Staaten Osteuropas beschlossen. Es zeigt sich, dass der Westen der Aggressor ist und die folgsamen Medien diese Aggression von der Seitenlinie noch befeuern und wahrheitswidrig berichten.

MM: Während wir dieses Interview führen, wurde im Libanon nach 29 Jahren ohne Staatsoberhaupt wieder eine Regierung gebildet. Ausgerechnet die zur Neutralität verpflichtete Tagesschau schrieb dazu "Riad und Washington haben verloren". Was ist los mit dem deutschen Volk, dass es so kritiklos den USA folgt und keinerlei Scham mehr empfindet, wenn Politiker die Achse Washington, Tel Aviv und Riad in einem Atemzug nennen?

Dr. Watzal: Dass die deutschen Medien weder objektiv berichten noch neutral sind, dürfte jedem politischen Beobachter klar sein. Die Medien in Deutschland und den USA, um nur diese beiden Länder zu nennen, sind zu Hofschranzen und Claqueuren der herrschenden politischen Klasse verkommen. Sie sind im System "eingebettet", das ihnen die Luft zur freien und unabhängigen Berichterstattung nimmt. Wie Sie richtig erwähnt haben, hat die Tagesschau von einer Verbindung zwischen Riad und Washington gesprochen. In der Tat bilden beide Länder eine Art unheilige Allianz. Beide sind Förderer des internationalen Terrorismus, wie die Entwicklung von Al-Kaida, IS (Islamischer Staat) und al-Nusra-Front zeigt, um die letzte säkulare Regierung in Syrien zu stürzen und auch dort ein Terrorregime wie in Libyen zu errichten. Von einem so genannten religiös und ethnisch motivierten Bürgerkrieg zu reden, wie das die USA tun, ist völlig irreführend. Vor der US-Aggression in Afghanistan und dem darauffolgenden Überfall auf den Irak, gab es in diesen Ländern keinerlei religiös oder ethnisch motivierte Gewalt. Die USA haben bewusst diese Karte gespielt, um diese Länder auf Jahrzehnte hinaus ins Chaos zu stürzen und zu destabilisieren. Ich erwähne hier nur den Yinon-Plan, in dem ein Szenario vorgeschlagen wurde, das jetzt von den USA - erweitert auf Afrika - ins Werk gesetzt worden ist. Die USA sind die Hauptverursacher des Chaos in der Region und für die Flüchtlingskrise in den Länder des Nahen Ostens und Europa verantwortlich.

MM: Welche Hoffnung sehen Sie für Deutschlands Zukunft angesichts der unheilvollen Verstrickungen in NATO und den völkerrechtswidrigen Einsätzen der USA?

Dr. Watzal: Unter der Merkel-Regierung sehe ich Deutschlands Zukunft alles andere als optimistisch. Konnte der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder kurz vor dem Überfall der USA auf Irak den Bush-Kriegern noch die Stirn bieten, indem er sagte, dass über Krieg und Frieden in Deutschland und nicht anderswo entschieden werde, trifft dies für Merkel nicht mehr zu. Sie hat sich, aus welchen Gründen auch immer, ins amerikanisch-israelische Fahrwasser begeben, was für Deutschland nicht Gutes verheißt. Allein schon, dass Israel ein Teil der deutschen Staatsräson ist, ist eine verantwortungslose Aussage. Oder Merkels Verhalten in der Abhör-Affäre durch die NSA: Abhören unter Freunden gehe gar nicht. Eine politisch dämlichere Aussage kann man sich kaum von einer Bundeskanzlerin vorstellen. Seitdem die so genannte Rosenholz-Datei beim Sturz der DDR in die Hände der CIA gefallen ist, sind nicht nur viele Politiker und Medienleute servil gegenüber den USA geworden.

Merkel gehört auch zu denjenigen, die immer wieder für Härte gegenüber Präsident Vladimir Putin plädieren, obwohl er es ist, der nur auf die Aggressionen der NATO reagiert. Seine warnende Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, auf der sich die Kriegstreiber des Westens ein Stelldichein geben, wurde vom Westen arrogant belächelt und beiseitegeschoben. Deutschland sollte seine eigenen nationalen Interessen verfolgen, so wie es jeder andere Nationalstaat auch tut, und aus dem Sanktionsregime gegen Russland, das den Europäern von den USA aufgezwungen worden ist, ausscheren und zu den alten freundschaftlichen Beziehungen zurückkehren, die unter Helmut Kohl und Gerhard Schröder geherrscht haben. Auch sollte Deutschland seine Beziehungen zum Iran massiv ausbauen und nicht länger die destruktive Politik der USA und Israels unterstützen.

MM: In Ihrem Ruhestand haben Sie jetzt größere Freiheiten. Wie wollen Sie diese nutzen und welche Projekten wollen Sie in Zukunft umsetzen?

Dr. Watzal: In der Tat bin ich seit dem 1. Mai endlich wieder geistig frei und kann schreiben, wie und was ich will. Ich habe bereits zwei Bücher als Lektor betreut und schreibe sehr viel, auch für Englischsprachige Websites in den USA, Kanada, Australien, Indien und dem Fernen Osten. Manchmal wünschte ich, der Tag hätte 25 Stunden, dann hätte ich wenigstens eine Stunde zur Muße.

MM: Herr Dr. Watzal, wir danken für das Interview.

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