MM: Sehr geehrter Herr Wogatzki, was hat
Sie dazu bewegt das Buch "Möge keiner sagen, er hätte es nicht gewusst!"
zu schreiben?
Wogatzki: Ich habe durch meine
Geburtsheimat eine sozialistische Schulbildung erhalten, die sowohl die
Ursachen des deutschen Faschismus, die Folgen desselben, als auch, und
das ist in Bezug zur Gegenwart essentiell, die daraus resultierenden
Lehren gezogen, konsequent Faschismus abgelehnt hat. Nie wieder
Faschismus!, als zentraler pädagogischer und gesellschaftlicher Inhalt
praktisch gelebt hat. Folgerichtig war die DDR, ein Bruder- und
Freundesstaat Palästinas. Angemerkt, so wird aus dem
antiimperialistischen, antikolonialistischen Grundhandeln der DDR, ihr
seit 1991 Antisemitismus, sogar Faschismus nachgesagt. Naturgemäß ist
diese Unterstellung in ihrer Falschheit allein durch die offensichtliche
Propaganda demaskiert.
MM: Wie kam es zu dem Titel des Buches?
Wogatzki: Der Titel ist ein Zitat des
inspirierenden Humanisten Noam Chomsky. Wie bekannt, so wurde der
international renommierte Wissenschaftler von Zionisten als, O-Ton:
ordinärer Antisemit, betitelt. Wie bereits weit verbreitet, wer für
seine internationalistischen Einsatz, Friedensarbeit, für sein
Engagement für die Freiheit Palästinas als "Antisemit" betitelt wird,
findet sich in ausgezeichneter Gesellschaft von Menschen mit praktisch
ethischem Handeln.
Mein Beweggrund zum Schreiben des beim Zambon
Verlag im Oktober 2017 erscheinenden Buches lautet, wenn alle Fakten vom
israelischen Rassenwahn bis zu gezielten Kindstötungen dokumentiert
sind, so exemplarisch die Hinrichtungen von Nadeem Nawara und Mohammad
M. Odeh Abu Daher am Nakba Tag 2014 außerhalb von Beitunia muss
gehandelt werden. Ist alles bekannt, und verpflichtet die Geschichte
niemals wieder gegen Faschismen zu schweigen, so muss Israel als Mörder-
und Täterstaat folgerichtig benannt werden! Es sind, von Massaker Deir
Yasin (1948) bis Massaker Gegossenes Blei (Tzuk Eitan; "cast lead" 2014)
sowie alle Tages- und Alltagsverbrechen weltweit bekannt.
MM: Bewegen Sie sich nicht auf einem
kritischen Pfad; gerade in Deutschland?
Wogatzki: Es ist grundsätzlich so, auch
ich habe mich an die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland zu halten.
Doch kein von Menschen geschaffenes Gesetz oder eines übergeordneten
Rechtssubjektes kann einen anderen Menschen jemals dazu nötigen
Verbrechen zu verschweigen; meinen Mitmenschen, auch wenn sie 3000 km
entfernt leben bis vegetieren, meine Solidarität zu verweigern hat
niemand das Recht! Ich bin zuvörderst meinem Gewissen verpflichtet. Kein
Gesetz das nicht mit mir als Mensch vereinbart wurde, kann mich zur
Ignoranz gegenüber meinen Mitmenschen in gleich welcher Form
verpflichten. Wird ein Mensch der sich für die Freiheit der Menschheit
verpflichtet, durch gleich welchen Grund dennoch in eine Pflicht
genötigt das dem Menschsein widerspricht, so hat der Nötigende dieses
Recht allein durch die Macht des Stärkeren an sich gerissen. Dann
handelt der Stärkere allein dem Unrecht, aber niemals dem Menschsein
nach.
Auch meine Menschenpflicht ist es, die seit 70
Jahren an den israelischen Verbrechen leidenden Palästinenser mit den
mir zur Verfügung stehenden Mitteln Solidarität im praktischen, das
heißt, dem rein ethischen Handeln von Menschen für Menschen folgend, zu
geben. Als Mensch habe ich nicht das Recht mich für oder gegen Unrecht
auszusprechen und zu handeln, denn allein dem Menschen innewohnenden
Pflicht Unrecht zu bekämpfen.
MM: Ihr Buch beginnt mit einem Vorwort
von Evelyn
Hecht-Galinski. Wie kam es dazu?
Wogatzki: Ich möchte die Beantwortung
Ihrer Frage mit einer Erinnerung einleiten. Am 24.03.2016 wurde der zum
Zeitpunkt unbewaffnete, verwundete, am Boden liegende 21-jährige Ab`del
Fatah al-Sharif durch Sanitätsmörder Elor Azaria vor laufender Kamera,
aus nächster Nähe hingerichtet. Fünf Monate vor diesem Mord, wurde am
04.10.2015, Fadi Samir Mustafa Alloun, gerade 19 Jahre alt geworden, von
einem Fascho-Siedlermob durch die Straßen von Al Quds gejagt. In der
Nähe des Damaskus Tor wurde der junge Mann von einem israelischen
Polizisten unter dem Gegröle des Mobs: "Erschieß den Hurensohn, worauf
wartest du!", mit 7 Schüssen hinterrücks erschossen. Auch diese gezielte
Tötung ist als Video online abrufbar. Der israelische Faschistenmob trat
auf den Leichnam des Palästinensers ein. Es ist nicht notwendig zu
erwähnen, dass diesem unbewaffneten Mordopfer die israelische
Tötungsbegründung vom "Messerterroristen", vom "stabbing" in
standardisiert niederträchtiger Weise unterstellt wurde.
Erinnern wir uns an die vor laufender Kamera
erfolgte schwerste Misshandlung von Ahmed Hamed. Bei einem provozierten
"Clash" bei denen das Einzige was den Palästinensern zu ihrer
rechtmäßigen händischen Verteidigung bleibt, Steine werfen erfolgte, von
Mistara´avims, unter abscheulicher Brutalität zusammengeschlagen wird,
fixiert von IOF-Söldnern und Geheimagenten, von einem weiteren
Mistara´avim mit einer Schusswaffe ins Bein geschossen, weiter
geprügelt, schwer verletzt, über die Straße gezerrt, weiter misshandelt,
verschleppt wird.
MM: ... was hat das mit Frau
Hecht-Galinski
zu tun?
Wogatzki: Evelyn Hecht-Galinski schrieb
am 30.3.2016 in ihrem kraftvollen Kommentar "Die Wurzel allen Übels":
„Musste es noch Beweise geben für die Verbrechen der “jüdischen
Verteidigungsarmee”, so wurden diese letzte Woche auf schreckliche Art
erneut bestätigt. Da erschoss, und nicht zum ersten Mal, ein “jüdischer
Verteidigungssoldat” einen schwer verletzt am Boden liegenden
Palästinenser. [...] Diese Vorfälle ließen sich seitenlang fortsetzen.”
Ihre Worte bewirkten in mir, nicht mehr
Schweigen zu dürfen, handeln zu müssen! Ihre ergreifenden Kommentare
bewegten mich schon lange. Bin ich fühlendes Wesen, habe ich die
Ursachen und die Folgen von Faschismus erkannt, muss auch ich die daraus
zwingende Verpflichtung gegen jedwede Menschenrechtsverbrechen die
Stimme erheben. Dies schließt selbstverständlich den real existierenden
israelischen Faschismus ein.
Ich schrieb Frau Hecht-Galinski zu Beginn März
2017, berichtete ihr von meinem Buchprojekt. Meine Anfrage beantwortete
sie mit einem Anruf. In diesem ersten Anruf unterhielten wir uns 75
Minuten, verstanden uns bald sofort. Seit dieser Zeit stehen wir in
regelmäßigen telefonischen Kontakt, unser Mailaustausch als auch mein
monatlicher Kommentar auf ihrer Internetseite zeugen davon, dass
unterschiedliche Geburtsjahrgänge, geographische Entfernung,
verschiedene Familiengeschichten, auch andere Systeme in denen wir
aufwuchsen, Menschen mit ethischer Überzeugung verbindet.
MM: Frau Hecht Galinski schreibt im
Vorwort, dass das Buch für sie ein Nachschlagewerk sei. Wie ist das zu
verstehen?
Wogatzki: Ja, dass das Buch
grundsätzlich als Nachschlagewerk verstanden und verwendet werden kann,
ist richtig. Ich bin einem Grundsatz während der Arbeit an dem Buch
gefolgt, und zwar: nicht wiederholen, was der vernunftorientierte Teil
der Menschheit weiß und nie leugnen sich einfallen lassen würde: Die
Nakba und alle ihr folgend, faktisch dokumentierten israelischen
Serienverbrechen.
Mein Anliegen und Vorgehensweise war es, an
Beispielen der Gegenwart und jungen Vergangenheit, derer es im
Apartheidstaat Israel äußerst viele gibt, das Leben, das
niedergeknüppelte Leben der Palästinenser unprätentiös, fassbar
darzustellen. Die reichhaltigen und beispielhaften Darstellungen setzte
ich in Bezug zu dem in Deutschland philosemitischen Antisemitismus
zunehmenden Islamhass, der gezielt geschürten Feindschaft gegenüber
Muslime; der dem Zionwahn übergeordneten vollständigen
menschenverachtenden Ignoranz gegenüber dem Unrecht an den
Palästinensern. Hierin lasse ich, um diesen Fakt zu belegen, die großen
Meinungsblätter, von Bild-Zeitung bis Süddeutsche Zeitung, von
Programmwissenschaftler bis seriöse Wissenschaftler, von
Tendenzschreibern bis Fachliteratur alles in allein eine Überlegung
fließen.
MM: Was kann der Leser im Buch
nachschlagen?
Wogatzki: Ausnehmend viel! Von
>>geredeten<< Regierungs-Lehren aus Krieg und Faschismus, diese
bekanntlich, wie es internationale Wissenschaftler bereits in den
1990ern formulierten, sich auf den Mord an Juden reduziert, die
Leidensgeschichten Millionen anderer Opfer aus der
deutsch-faschistischen Geschichte verschwunden sind. Bis hin zur
bundesdeutschen Proliferation von Unrecht in Israels Kolonialsystem,
Forcierung von Krisenherde, Erosion von nationalem Zusammenhalt,
Waffenverkäufe, Unterwerfung dem kriegstreibenden Diktat der USA, die
Ausbeutung von Entwicklungsländer, Sicherung von Wirtschaftsinteressen.
Neben der von mir als Schundpresse empfundene deutsche Journalismus der
meinungsformenden großen Blätter in Deutschland bis zu grotesken
Agitationspropagandasendungen aus Steuereinnahmen finanzierten
Sendungen, widme ich mich gleichermaßen der internationalen Presse.
Ebenso internationalen online Zeitungen, Filmen und Berichte über
Massenmorde an Palästinenser, gezielte Überfälle, nächtliche Razzien,
Personenentführungen und Hausdurchsuchungen. In Summa: Die Apartheid und
der Rassenwahn in Israel. Ich merke die geistige und charakterliche
Verwahrlosung des Staates Israel an. Meine belegten Aussagen stellen
keinesfalls Stimmungstendenz gegen Israelis dar, sondern explizit die
mir bewusst gewordene Menschen verachtende Israel-Regierung
einschließlich aller ihr zusprechenden Personen. Dass dies, zur
bundesdeutschen Schande, viele Personen des öffentlichen Lebens
beinhaltet, finden sich an Beispiele viele.
Ich widmete meine Aufmerksamkeit Aussagen von
Kunst- und Kulturschaffenden, internationalen Menschenrechtsaktivisten,
Autoren und Wissenschaftlern, von Bundestagsreden bis Redeverbote von
Bürgermeistern in Deutschland. Und ich setzte all die, von der
Bundesregierung geforderte Leugnung der israelischen Kriegs- und
Menschenrechtsverbrechen, die Verhöhnung der Geschichte, Beispiele aus
der widerlichsten deutschen Geschichte gegenüber. In meinem Buch stelle
ich die Frage auf, nicht allein wie die Bundeskanzlerin äußerte: "Müssen
es denn immer wieder Vergleiche dieser Art sein?“, als sie tatsächlich
behauptete, dass Fakten von Israelkritiker nur “Antisemitismus" sei "der
als vermeintliche Kritik an Israels Politik daherkommt...”.
Gleichermaßen zum direkten Gegenteil erwiesene Aussage der
Bundeskanzlerin: „...das sind 60 Jahre Herausforderungen im Kampf gegen
Bedrohungen und für Frieden und Sicherheit.„ Und der Leser kann sich
unter anderem auch die Frage beantworten: Wie kommt ein Mensch in einer
hohen Führungsposition auf derlei nicht belegbare Behauptungen, diese
aufzustellen, indes der Gründungsmythos des Staates Israel, wie auch
seinen nunmehr ehrlosen 70 Jahren allseits
bekannt ist. Wie die Menschheit auch in Deutschland weiß, das Merkel `sche
„Neuland“ legt alles dar. Von niedlichen Katzenvideos bis zum
israelischen Militarismus, Partys mit Bier, Campingausrüstung und
Erfrischungen, bei sicherer Entfernung der Bombardierung von Gaza
feiernd. Der Titel des Buches geht aus den Fakten über Israel hervor.
MM: Befürchten Sie nicht den Vorwurf von
Verschwörungstheorien und Antisemitismus?
Wogatzki: Mein Buch gründet auf frei
verfügbare Wissensinhalte, die aus der digitalen Welt nicht mehr zu
entfernen sind. Wer hierbei von Verschwörungstheorien, Antisemitismus,
Islamismus, linken Rechtsradikalismus, faschistischen Kommunismus und
oder dergleichen Unsinn reden wolle, der könne, wie es ihm (ihr) nicht
anders möglich erscheint verstehen zu wollen. Währenddessen die
Menschheit sehr genau weiß: Tatsachen werden nicht zu Lügen, lediglich
weil diese geleugnet werden.
Als Humanist und Autor ist es mir vollständig
gleich, was mir verübelt werden könnte oder nicht, was zu leugnen sich
nicht einmal mehr der Mindestanstand getraut. Es geht nicht darum, zu
gefallen, denn allein um Wahrheit.
Somit hat Frau Hecht-Galinski sehr wohl recht,
wenn sie sagt, für sie ist das Buch "Möge keiner sagen, er hätte es
nicht gewusst!" ein Nachschlagewerk. Der Leser kann jede Seite
aufschlagen und wird finden, er kann dort beginnen mit lesen ohne das
vorhergehend genannte gelesen haben zu müssen. Gleich welche Seite
gerade gelesen wird, dass einzige was der Text voraussetzt, ist der
Vernunftgebrauch. Wer für sich nützlich auf der ersten Seite des Buches
beginnt zu lesen, findet eine umfangreiche Berichterstattung über ein
Volk dessen Unterjochung auch Deutschlands Schuld ist. Flüchtlinge im
Abschiebeknast Holot, bundesdeutsches Fragilitätsmanagement,
Tendenzfreiheit?, deutsch-israelische Finanzierungen bei fehlender
Rückzahlung, nie wieder gutzumachende Wiedergutmachung, Andersdenkende,
Menschenschlächter, Gastarbeiter; von Heinz Reinefarth bis Moshe Dayan,
vom Adenauer`schen „Schnuppe“ über das Grundgesetz der BRD bis zur
immerwährenden Räsondoktrin.
MM: Sie thematisieren in Ihrem Buch auch
sehr kritische Begrifflichkeiten wie z.B. "Kindermörder Israel". Wird
das nicht gegen Sie verwendet werden? Darf man Ihrer Meinung nach so
etwas in Deutschland überhaupt sagen, wenn es doch bei Demonstrationen
von den Behörden verboten wird?
Wogatzki: Ich denke nicht, dass die
Begrifflichkeit "Kindermörder Israel" in ihrer sachlichen Bestimmung an
sich kritisch, denn allein der Wahrheit geschuldet ist. Allein sehr
kritisch ist es indes, die unumgehbare Wahrheit im Besonderen Israels
Kindermorde in Deutschland auszusprechen. Doch was soll getan werden?
Soll auch ich lügen? Sollen Menschen gegen Menschen lügen? Sollen die
israelischen Verbrechen am palästinensischen Volk vertuscht bleiben,
damit die Mörder an Hadeel al-Hashlamoun, Ali Saad Dawabsha, Muatazz
Washaha, Arafat Jaradat, Mustafa Tamimi, Vittorio Arrigoni, Juliano Mer
Khamis, Tom Hurndall, Rachel Corrie, Issa al Qatari, Mohammed Sinokrot,
Omar Robert Hamilton, Abd a-Rahman a-Dabagh, Mona Abu Tabaq, tausende
Menschen mehr immerwährende Verbrechen, unter Missbrauch des Holocaust,
begehen können? Die Weltgemeinschaft ist auch informiert über die
Ermordung der vier Kinder, spielend am Strand von Gaza. Ich habe
deutlich zu sagen niedergeschrieben, was zur Verständlichmachung dessen
keine anderen Worte, keine anderen Begriffe zulässt.
Wenn es in Deutschland untersagt ist, Tatsachen
israelischer Staatshandlungen mit und durch zutreffende Begriffe zur
Wahrheitsfindung zu benennen, dann haben wir es mit Fakten- und
Meinungsunterdrückung zu tun. Wenn dem so ist zeigt sich darin der
Aspekt der willentlich staatlichen Demokratieentsagung und der Hinnahme
von auch Kindstötungen.
MM: Darf man Ihrer Meinung nach so etwas
in Deutschland überhaupt sagen, wenn es doch bei Demonstrationen von den
Behörden verboten wird?
Wogatzki: Wenn, wie bereits geschehen,
Palästinaaktivisten Judenhass medial aber auch bereits justiziell
mittels Umdeutungen und „meine eigentlich“ unterstellt und zugedichtet
wird, weil die verurteilten Palästinaaktivisten den Fakt der
Kindstötungen durch Israel äußerten, liegt defacto eine per Erlass
unterstellte, nicht beweisbare Behauptung gegen Palästinaaktivisten vor.
Ob hierbei auch Rechtsbeugung der Fall sein kann, wird einmal zu
ergründen sein.
Weitere rechtsstaatliche
Mittel gegen verurteilte Faktenäußerer werden ausgeschöpft. Letztlich
hat der, dem Antisemitismus Unterstellte keine Handhabe gegen
nicht zu beweisende Behauptungen wie eben „meine eigentlich Judenhass“
und oder dergleichen abstrusen Formulierungen vorzugehen.
"Was kann gegen
Tatsachen getan werden? Tatsachenäußerer sind zu diskreditieren.
Meinungsunterdrückung von subtil bis plump durch geistige
Totalausfälle aus Pseudojournalismus und Meinungskolportage sind
durch Einflussnahme zu fördern, Bildungsfreiheit zu
reglementieren und Friedensarbeit ist als Antisemitismus zu
bezeichnen. Gesinnungsschnüffelei ist zu intensivieren, Verleger
müssen in Gerichtsprozesse finanziell bedrängt, Aktivisten
müssen im Bestreben für die Freiheit aller Menschen abgeurteilt,
Lesungen von Wissenschaftlern müssen verhindert,
Kulturausstellungen untersagt, Bürger wegen freier
Meinungsäußerung verklagt werden. Es müssen auf Wahrheit
bezogenen Meinungsäußerungen ein antisemitischer Ton unterstellt
werden und Demonstrationen - wenn nicht untersagt - über
Seitenstraßen aus der Öffentlichkeit exiliert werden. Hierauf
geht der Inhalt" meines "Buches ein."
Das sollte jedoch keinen Menschen, in
Deutschland schon gar nicht, davon abhalten, für die Menschenrechte für
alle Menschen, entschieden einzutreten.
MM: Rechnen Sie nicht mit Angriffen der
Zionismus-Lobby?
Wogatzki: Wer wurde noch nicht in
Deutschland ob seiner an Fakten belegten Aussagen mit Schmähungen und
Beleidigungen traktiert. Günter Grass, Evelyn Hecht-Galinski, Walter
Herrmann, Giuseppe Zambon. Prof. Norman Paech wurde vom Parteichef Gysi
gemaßregelt, er möge sich mit seiner sachbezogenen Kritik zu den
verbrecherischen Tatsachen Israels an den Palästinensern zurückhalten.
Auch Sie wurden, wie so viele Humanisten, mit
der abstrusen Unterstellung des "Antisemiten" besudelt. Darüber hinaus,
wurde Ihnen nicht allein die böswillige Lüge unterstellt, sondern auch
noch, damit niederste Propaganda in der Stimmungsmache komplett ist, mit
dem wertewestlichen Begriff "Islamist" belegt. An Blödheit strotzt diese
Unterstellung nur noch der darin enthaltenen Boshaftigkeit den zu
etablierenden Hass auf Muslime zu forcieren. Der faktische Begriff und
die freie Benennung der Tatsache, dass Israel auch Kindermörder ist, ist
international erwiesen.
“Um ehrlich zu sein, sollte man sagen, man
braucht kein Weltexperte für Internationales Recht zu sein, um zu
wissen, dass Israel 2009 im Gazastreifen Kriegsverbrechen begangen hat.
Die Berichte von Gruppen wie ‘Das Schweigen brechen’ und der
UN-Vertreter vor Ort bewiesen es – vor und nach dem Goldstone-Bericht.
Es war also nicht der einzige Beweis. Die Bilder, die wir auf unsern
Fernsehschirmen sahen und die, die wir vor Ort sahen, erzählen nur die
Geschichte einer kriminellen Politik des absichtlichen Tötens,
Verletzens und Verstümmelns als kollektive Strafe.”, sagte Ilan Pappe
über die Menschenrechtsverbrechen.
MM: ... Sie bezeichnen ja Israel nicht
nur als Kindermörder, was sicherlich kritisch gesehen wird ...
Wogatzki: Es kann nie einen sachlichen
Grund geben, weshalb Wahrheit bezogen auf ihren Inhalt kritisch sein
könnte. In meinem Buch sage ich, natürlich, Israel ist nicht nur
Kindermörder. Israel ist auch, wenn ein betreffender israelischer
Staatsbürger Zionist oder Nutznießer des Zionismus ist, kann Israel auch
ein äußerst wohlwollender Staat sein. Aber Israel ist ebenfalls
Kriegsverbrecher, Menschenrechtsverbrecher, in seinen Handlungen anderer
Terrorregime ähnlich handelnder. Im Buch heißt es: "Spätestens seitdem
auf Youtube und weiteren Kanälen weltweit die Morde der israelischen
Armee an Palästinensern, vornehmlich an Jugendlichen und Kindern,
weltweit abrufbar sind, ist die Aussage: Israel führt gezielte Tötungen
aus, eine erwiesene Tatsache. Niemand sagt: Premierminister Olmert hat
1980 in einem Supermarkt eine Tafel Schokolade mitgehen lassen." Wenn es
den Herrschenden in Deutschland, gleichfalls dem herrschenden System,
dem Zionismus in Deutschland nicht passt das Tatsachen als das benannt
werden, was sie sind, allein Wahrheit, und danach durch manigfaltige
Einschüchterungen (von mediale Diffamierungen bis
Gerichts-Schauprozesse) demokratische, dem Grundgesetz inhärente Werte
aushebelt, dann ist des Bürgers oberste Pflicht eben diese Grundwerte zu
schützen, gegen Unrecht zu opponieren.
MM: ... aber die Antisemitismuskeule
dürfte ihnen sicher sein ...
Wogatzki: Es ist bekannt, der Begriff
Antisemit trifft auf Antisemiten zu, nicht auf Menschen deren Äußerungen
erwiesenermaßen Tatsachen sind. Wenn ich sage, Elor Azaria ist ein
Mörder gleich wie Menachem Begin einer war, dann ist das letzte was
diese Aussage darstellt Antisemitismus. Niemand, außer der, das Judentum
raubende Zionismus, kommt auf die infame Behauptung Wahrheit als
Antisemitismus zu betiteln.
Dass Israel als Staatsmacht palästinensische
Kinder ermordet, kann doch heutzutage nur noch die Person bestreiten,
die angehalten ist diesen Fakt zu leugnen und umzudeuten: »meine
eigentlich Judenhass« zu unterstellen.
Es ist klar zu verstehen: Definierte Begriffe
und faktisch zutreffende Aussagen zur gegenwärtig noch nicht bestehenden
juristischen Strafsache "Internationaler Strafgerichtshof ./. Staat
Israel", dass die unumkehrbare Tatsache "Kindermörder Israel" zum
Antisemitismus umgedeutet wird, ist die direkte Entsagung all dessen,
was die Geschichte aus 60.000.000 Toten, dem deutsch-faschistischen
Großmachtswahn, einer aufgeklärten Menschheit an Bildung zur Verfügung
steht.
Ich habe mich bei der Arbeit zum Buch gefragt,
wo hört Rufmord, Aussetzung der freien Meinungs-Tatsachenäußerung auf
und wo beginnt Rechtsbeugung. Auch, ob die Menschheitsgeschichte
dergleichen bereits kennt. "I have killed lots of Arabs in my life and
there is no problem with that.", sagte M. Feiglin, dieses Zitat weithin,
auch in Deutschland bekannt! Das ist Araberhass. Das ist
Palästinenserhass. Das ist nicht "meine eigentlich", sondern der
Rassenwahn auf zugegebene Morde an Araber. Bekannt ist die
Rassenwahnideologie des in Israel verehrten Rabbi J. Ovadia, der sagte
und in der Haaretz nachlesbar ist: "Right wing rabbi‘s ruling: Israel
totally destroy Gaza if necessary - Haaretz/Dov Lior" (Fariss Wogatzki;
"Möge keiner sagen, er hätte es nicht gewusst!" Zambon Verlag 2017)
MM: Müssen Sie nicht viel aufgeben für
dieses Buch?
Wogatzki: Ich vertrete die entschiedene
Ansicht: Gebt alles auf, nur die Denkfreiheit nicht! Ist es wahr, was
ein Mensch sagt, so sagt er es doch nicht weil er will das andere
glauben mögen es sei wahr, denn weil es wahr ist, so soll Wahrheit
allein gesprochen werden. Es möge sich niemand um die ihm angedrohten
Folgen der gesagten Wahrheit kümmern. Gibt der Mensch die Freiheit
seines Geistes auf, gibt er sich auf. Er gibt auf was ihn vom Tiere
unterscheidet. Er stimmt gleichfalls zu, eine der Freiheit geraubten,
übergeordneten Willkür gegen sich zu ergeben und jegliche Macht über ihn
an Dritte abzutreten.
Sehen wir nur zu gut, dass das Volk von
Palästina sich in 70 Jahren sein Menschsein niemals hat nehmen lassen.
An palästinensischen Mut können wir unsere eigene Menschlichkeit bilden.
Und sind wir ehrlich und Mutes genug, so wissen wir alle, dass das, was
auch wir sagen, allein das ist, was die ganze Welt doch längst weiß.
MM: Was hat der Konflikt um Palästina
mit der immer stärker werdenden Hetze gegen Muslime und dem geschürten
Hass gegen Araber und Türken in Deutschland zu tun?
Wogatzki: Lassen Sie es mich kurz
fassen: Jedwede Beleidigung gegen das Glaubensbekenntnis von Menschen
ist verurteilenswürdig. Wenn Muhammad-Karrikaturen, der Prophet aller
Muslime, in gezieltem Anliegen die Gefühle von über zwei Milliarden
Menschen zu verletzten, so, wie es beispielsweise das französische Blatt
"Charlie Hebdo" tat, ist es die bewusste Beleidigung und Schürung von
Feindschaft gegen Muslime. Niemand ist "Je sui Charlie" noch sonst wer
oder was. Jeder Mensch ist Mensch.
Wenn in Deutschland der Islam auf „-ismus“ und
Muslime auf Islamist bald täglich in den Medien beschmutzt werden, in
Zusammenhänge und oder in fingierte Verknüpfungen zur Feindschaft gegen
Muslime aufgestachelt wird ist das verachtenspflichtig. Wenn bald
offener Hass auf Araber und Türken, auf den Islam durch die
unilateralisierte Medienmacht auf sowohl plump-reißerische Art wie die
Springer-Produkte, oder der m.E. ideologisch gleichartigen, jedoch
intellektuell verbrämten SZ, Zeit & Co. geschürt wird, dann ist zu
prüfen: Welche Interessen verfolgen Urheber, Redakteure, Journalisten,
Verleger, Eigentmer und Aufsichtsräte, in welche Kreisn und Brücken sind
diese Menschen eingebunden? Und jeder findet ohne langwierige Mühe
heraus, dass der deutsche Normungs-Journalismus streng
interessengesteuert ist.
MM: Was muss sich ändern?
Wogatzki: „Es wird sich, wenn noch Zeit
für die menschliche Vernunft verbleibt, eine zwingende Veränderung
unter den Menschen ergeben müssen, dass Israel nicht allein offen Hass
[...] in Deutschland durch ihre Abteilungsleiter Knobloch, Schuster &
Koll vertreten - gegen Islam, Muslime, Araber, Ausländer schürt,
sondern gleichermaßen Feindschaft gegen andere Religionen forciert,
heizt den bestehenden, durch das BRD-System güldenen, Kapitalismus auf,
die Gier des Imperialismus und das bereits schon heterogene
Gesellschaftsgefüge.“
Erinnern wir uns an die Rede des türkischen
Ministerpräsidenten R. Erdogan in Davos 2009. So sagte er: „Wir wissen,
wie ihr Kinder am Strand getötet und erschossen habt.“, und kurz darauf
in der deutschen Presse sich der mentale Stumpfsinn entblößt:
“Gaza-Eklat in Davos - Erdogan stürmt vom Podium - Er redete sich in
Rage, stritt mit dem Moderator.” Das frei abrufbare Video zeigt nichts
dergleichen, doch der Subtext wurde abgeliefert. Vielmehr ist auf dem
Video zu sehen, wie Peres genügsam seine Kopfhörer abnimmt, den
Tatsachenäußerungen des türkischen Ministerpräsidenten nicht den
mindesten Respekt erweist.
Es ist mit dem deutschen Grundrecht auf
Religionsfreiheit, deren Würde und freie Ausübung unvereinbar und steht
in eklatantem Widerspruch, wenn in Dauerschleife der Islam beschmutzt,
gegen eine Weltreligion gehetzt, gegen deren Gläubige in allein der
religiösen und menschlichen Entwürdigung straflos agitiert wird.
MM: Wie hängt das mit der Vermengung von
Judentum und Zionismus zusammen?
Wogatzki: Wenn dem Zionismus weiter
gestattet ist, das Judentum als Teil religiöser und vor allem
kultureller Werte missbrauchen zu können, die jüdische Entität gestohlen
wird, ist die Gleichsetzung Zionismus, das heißt, die rassistische, auf
Landraub und Besatzung beruhende Ideologie, diese sei Judentum, ein
besonders perfider Antisemitismus. Der in Deutschland geförderte Hass
gegen Muslime, die Hetze gegen Araber und Türken ist ein dem
zionistischen Kapitalverbrechen gegen die palästinensischen
Glaubensbrüder und Glaubensschwester ein in sich fest verankertes
Feindschaftspotential des hedonistischen, auf die Befriedigung
niederster Instinkte; dem Imperialismus.
Eben der in Deutschland wuchernde Zionismus,
schürt den Islamhass. Die deutsch-zionistische Propaganda steht in
direkter Kausalität mit der Ignoranz gegenüber der Entrechtung aller
Palästinenser. Darin eingeschlossen alle Muslime sowie der
palästinensisch-christlichen und jüdischen Bekenntnisse, die in
Palästina Jahrhunderte friedlich zusammenlebten.
Es ist der Gesellschaftszersetzung weiter
fördernd an jedem Hintertürchen, jeder Straßenecke einen sonstwie
gearteten antisemitischen Hintergrund erschnüffeln zu meinen, doch
gleichzeitig die zionistische Dauerpropaganda zu fördern, Randgruppen
weiter auszubauen und den zersetzenden Imperialcharakter der Ideologie
auszublenden.
Zweifelsfrei sträflich und menschlich
verachtenswürdig ist, dass die bundesdeutsche Überheblichkeit gegenüber
dem mitverursachten Leid Millionen Palästinenser nicht beendet wird, dem
menschlichen Elend so unverhohlene Gleichgültigkeit entgegengebracht
wird.
MM: Organisationen, die zum friedlichen
Boykott gegen Israel aufrufen, werden in Deutschland kriminalisiert. Wie
erklären Sie sich das?
Wogatzki: Bekannt ist, dass die
Kriminalisierung der friedlichen BDS Bewegung allein auf Ideologie fußt.
Die internationale BDS Bewegung ist das legitime und legale Recht aller
Menschen für die Rechte der Palästinenser einzutreten. Das daraus
unsinnige und mehr noch unhaltbare Kriminalisierung gemacht wird, ist
dem imperialistischen, dem zionistischen System als auszeichnendes
Merkmal seiner destruktiven Kraft innewohnend.
Es geht der Kriminalisierungskampagnen gegen
die internationale BDS Bewegung um die vollständige Verneinung der
Palästinenser. Es ist die Kriminalisierung der geraubten Menschenrechte
der Palästinenser. Folgerichtig wird der internationale Widerstand
gleichermaßen, wie die Menschen Palästinas, zu einem Objekt der
Kriminalität. Palästinenser werden aufgrund ihres Seins zum Objekt der
Kriminalisierung. Bedenken wir genau, wie sich das israelische Procedere
gegen Palästinenser darstellt. So ist es staatsisraelische Handhabe
Palästinenser per se, also durch ihr Sein nicht als Menschen, sondern
als Terroristen "einzustufen".
Wer wolle leugnen, dass diese Praxis durch die
deutsch-faschistische Geschichte nicht bekannt ist, als Juden ihres
Menschseins durch rassenideologische Neudefinierung ihres Seins beraubt
wurden, und so ihre Entrechtung und Vernichtung um so brutaler
vorangetrieben wurde. Auf die Bezeichnungen: Tiere auf zwei Beinen,
Schlangen; aber auch Arabushim, sand nigger, bis zu geschichtlichen
Wiederholungen wie: Arabs to the gas chambers, es ist abscheulich, ist
zu verweisen. So, wie also die Palästinenser aufgrund ihres Seins
kriminalisiert werden, werden ihre Interessen, die die BDS Bewegung
international vertritt, kriminalisiert.
„Der israelische Journalist Nitzan Horowitz
stellte in der israelischen Zeitung „Haaretz“ die Frage: “Wie konnte die
Welt während des Holocausts still bleiben?”, und beantwortet diese mit:
“Genauso, wie sie es in Aleppo tut.” Die Kriminalität findet sich allein
in der Kriminalisierung der internationalen Befreiungsbewegung für das
Volk der Palästinenser.
Wie Frau Hecht-Galinski, Norman Finkelstein,
Vittorio Arrigioni und viele aufrechte Menschen mehr müssen die Worte
von Noam Chomsky begriffen werden, aufzustehen, für die Schwachen aktiv
helfend zu sein. Andernfalls, wie er sagt: “Wenn die breite Bevölkerung
weiterhin passiv, apathisch, konsumsüchtig und voller Hass gegen die
Schwachen bleibt, können die Mächtigen tun, was ihnen beliebt - und
die Überlebenden werden die Trümmer betrachten.”
MM: Herr Wogatzki, wir danken Ihnen für
das Interview.
Teile in diesem in Anführungsstriche gesetzten Text
sind dem Buch des Autors: "Möge keiner sagen, er hätte es nicht
gewusst!" entnommen. Erschienen im Zambon Verlag 2017. Leseprobe, sowie
figurative Fakten auf
wwww.faresfalastin.wordpress.com |