MM: Sehr geehrter Herr Prof. Fuders,
bevor wir Fragen im Zusammenhang mit Ihren Forschungsthemen stellen, wie
kam es dazu, dass Sie nach Chile gereist und dort ansässig geworden
sind? Prof.
Fuders: Chile ist ein schönes Land. Wir leben hier im Norden
Patagoniens mit viel Natur um uns herum. Die Universität ist eine der
renommiertesten in Chile. Außerdem habe ich familiäre Bindungen nach
Chile.
MM: Viele Ihrer Vorträge kreisen um den
Zins. Der verheerende Effekt von Zinsen und dessen unvernünftigen
Auswirkungen sind ja nicht erst seit Durchrechnen des Josephpfennigs
bekannt. Vielmehr werden Zinsen von allen monotheistischen Religionen
(insbesondere vom Islam) drastisch abgelehnt. Wie konnte es dennoch dazu
kommen, dass der Zins sich weltweit so dramatisch ausbreiten konnte aber
der Effekt in der Forschung immer noch nicht gut verstanden wird?
Prof.
Fuders: Das ist eine gute Frage. Der verheerende Effekt des Zinses
wird meines Erachtens nicht „immer noch nicht“ gut verstanden, sondern
immer weniger. Früher wurde er offenbar besser verstanden als heute,
sogar schon von Aristoteles, von dessen Haushaltslehre „Oikonomia“ das
Wort Ökonomie stammt. Im ersten Buch Politik verweist der Philosoph auf
den widernatürlichen Charakter des Zinses und bemerkt etwas sarkastisch,
aber treffend, dass Geld keinen Nachwuchs bekommt
[1].
Er hält den Zins, und da stimme ich mit ihm
überein, für die am meisten zu tadelnde Erwerbskunst. Thomas von Aquin
und die Väter des kanonischen Rechts, wie im Übrigen auch Luther kannten
die Problematik ebenfalls gut. Papst Benedikt der XIV schrieb in einer
Enzyklika 1745, dass die Sünde darin beruhe, „dass jemand aus dem
Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm
empfangen hat“ [2].
Für den jungen Luther war der Zins einfach nur
Raub [3].
Wie sie schon richtig sagen, verbieten Tora, Bibel
und Koran den Zins aus der Geldleihe
[4].
MM: Und warum versteht man das heute nicht?
Prof.
Fuders: Ein wesentlicher Grund dafür, dass wir die dem Zins
innewohnende Problematik heute nicht gut erkennen, ist möglicherweise,
dass wir die Begriffe „Kapital“ und „Geld“ häufig als Synonyme
verwenden. Kapital ist in der klassischen Volkswirtschaftslehre ein
Produktionsfaktor neben menschlicher Arbeitskraft und Boden. Gemeint
sind z.B. Maschinen, mit deren Hilfe Menschen unter Einbringung von
Ressourcen (Boden) Güter und Dienstleistungen schaffen. Geld ist aber
kein Produktionsfaktor, sondern ein Tauschmittel, mit dessen Hilfe man
reale Güter oder Dienstleistungen gegeneinander austauschen kann. Geld
ist eine Recheneinheit, die den Tausch erleichtert. Geld ist kein reales
Gut, also keine Ressource und kein Kapital. Wenn wir aber meinen, dass
Geld Kapital wäre, dann ist es natürlich schwer zu verstehen, warum es
einen Unterschied machen sollte, einen Zins aus dem Verleihen von Geld
zu ziehen oder einen Gewinn mit der Herstellung von Produkten oder
Dienstleistungen zu machen. Unsere volkswirtschaftlichen, wie auch
finanzmathematischen Modelle würfeln beides ganz regelmäßig
durcheinander. Zwar mag zuweilen zunächst zwischen „Finanzkapital“ und
„Realkapital“ unterschieden werden, aber in den Modellen werden
anschließend ganz regelmäßig beide Termini wieder zusammen gemischt und
die Rendite von Finanz- und Realkapital miteinander verglichen, ganz so
als ob es dasselbe wäre, ein Auto oder einen Geldschein zu vermieten.
Bezeichnenderweise wird denn auch die Rendite von realwirtschaftlichen
Investitionen, wie auch von Finanzmarktinvestitionen als „Verzinsung“
bezeichnet.
MM: Wie kann dieser Unterschied besser
kommuniziert werden?
Prof.
Fuders: Wichtig für das Verständnis der dem Zins innewohnenden
Problematik ist eine klare Unterscheidung zwischen Zinsen für die
Geldleihe und realwirtschaftlichen Gewinnen. Die Tatsache, dass die
Wirtschaftswissenschaften heute in verwirrender Weise jede Art des
Gewinns als „Verzinsung“ bezeichnen, beispielhaft hierfür ist der
Begriff „Mietzins“, darf nicht zu einer Verwechselung von
realwirtschaftlichen Gewinnen mit dem zu tadelnden Darlehenszins führen,
welcher unabhängig von der Entwicklung der Produktivwirtschaft Zinsen
und damit Geld einfordert und so die unnatürliche Eigenvermehrung des
Geldes bewirkt. Selbstverständlich spricht nichts dagegen, einen Gewinn
mit der Herstellung von Produkten und Dienstleistungen zu erzielen. Wird
Geld investiert, bestünde auch in einem System ohne Kreditzinsen die
Möglichkeit, Gewinn zu machen. Das heißt, auch in einem kreditzinsfreien
Wirtschaftssystem kann Geld gewinnbringend unternehmerisch eingesetzt,
also „verzinst“ werden. Hierbei handelte es sich jedoch dann um eine
Rendite, die auf einem realwirtschaftlichen Gewinn beruht. Kreditzinsen
führen dagegen zu einer Abkoppelung der Finanzmärkte von der
Realwirtschaft. In einem kreditzinsfreien Wirtschaftssystem kann es
keine Verselbständigung der Finanzmärkte gegenüber der Realwirtschaft
geben, weil nicht Geld mit Geld verdient wird. Der Koran ist hier
tatsächlich sehr explizit, indem er eben diese Gleichstellung von
realwirtschaftlichen Gewinnen mit dem Geldzins verurteilt. Es würden
diejenigen bestraft werden, die da sagen „Kaufgeschäfte und Zinsleihe
sind ein und dasselbe“
[5].
MM: Sie kennen sich offensichtlich mit dem
islamischen Wirtschaftssystem gut aus ...
Prof.
Fuders: Übrigens ist es wohl eben diese fehlende Unterscheidung
zwischen realwirtschaftlichen Gewinnen und Geldzinsen, die bei nicht
wenigen Kollegen zu der Ansicht führt, beim so genannten „Islamic
Banking“, wo Zinsen für die Geldleihe verboten sind, würden versteckt
dennoch Zinsen erhoben, das Zinsverbot würde also trickreich umgangen.
So las ich einmal in einem Artikel der Financial Times Deutschland, dass
Mercedes-Benz in Dubai die Verkaufszahlen seiner Autos durch Kredite
erhöhen wollte [6]. Zur
Umgehung des dort geltenden Zinsverbots wurde eine Gesellschaft
gegründet, die die Autos kauft und an die Kunden weiterverkauft,
allerdings auf Raten und insgesamt zu einem höheren Preis. Der Tenor des
Artikels war der, dass es sich bei einem solchen Leasinggeschäft
letztlich ebenfalls um einen Kredit handle, das Zinsverbot listig
umgangen würde. Tatsächlich handelt es sich bei diesem
Finanzierungsmodell aber nicht um einen Kredit. Auch wenn die Kunden
durch die Raten mehr bezahlen, als bei Barzahlung, handelt es sich bei
dem Mehrpreis nicht um Kreditzinsen. Der Mehrpreis ist vielmehr
vergleichbar mit einem Aufpreis, der auch bei Zahlung auf Zahlungsziel
erhoben wird. Kauf auf Zahlungsziel ist meistens etwas teurer als
sofortige Barzahlung, bei der man Skonto erhält. Der Aufpreis für die
spätere Zahlung bei Kauf auf Zahlungsziel ist entgegen der irreführenden
Darstellung in manchen Lehrbüchern der Bankwirtschaftslehre aber kein
Kredit, sondern die Miete für die Benutzung des Produktes und nicht des
Geldes bis zur endgültigen Bezahlung. Ebenso ist der höhere Kaufpreis,
den Kunden in Dubai über die von Mercedes-Benz gegründete Gesellschaft
bezahlen, kein Kredit, sondern entspricht der Miete für das Auto bis zur
endgültigen Zahlung.
MM: Würden Sie bitte diesen Unterschied
noch etwas präzisieren?
Prof.
Fuders: Im Islamic Banking werden diese Kredite treffend als
„Sachmittelkredite“ bezeichnet. Es wird nicht Geld, sondern ein
Sachmittel, also ein Produkt verliehen. Produkt und Geld sind anders als
beim Kredit nicht voneinander getrennt. Der Zwischenhändler trägt
beispielsweise das Risiko, dass der Kunde einen Mangel an dem Fahrzeug
findet und deshalb nicht weiterzahlen möchte. Eine Bank interessiert es
dagegen nicht, ob das Produkt, das der Kunde mit dem geliehenen Geld
kauft, Mängel hat. Sie verlangt unabhängig davon den Zins. Wenn alle
„Kredite“ so funktionieren würden wie im dargestellten Beispiel, so
könnte sich die Geldmenge nicht von der Produktivwirtschaft abkoppeln.
Eine Geldmenge, die nicht schneller wächst als die Produktivität der
Wirtschaft, sondern stabil bleibt, erzeugt automatisch eine stabile
Währung. Und: Es fände keine weitere Umverteilung des Reichtums von
denjenigen, die real etwas produzieren, zu denjenigen, die Zinsen
beziehen, statt.
MM: Sie sind nicht gegen eine
Marktwirtschaft, wobei nicht alles privatisiert werden darf, aber gegen
den Kapitalismus. Viele Leser werden beide Begriffe in enger Beziehung
zueinander sehen. Wie kann man den Unterschied erläutern?
Prof.
Fuders: Marktwirtschaft ist eine gute Sache. Sie begrenzt nämlich,
wenn sie funktioniert, unseren Egoismus und zwingt uns, möglichst gute
Produkte zu möglichst niedrigen Preisen anzubieten, was in der Ökonomie
als Allokationseffizienz bezeichnet wird. Im Idealfall
– im Modell der vollständigen
Konkurrenz
– sinken die Preise bedingt durch den
Wettbewerb auf das niedrigste mögliche Niveau, so dass jeder
Marktteilnehmer gerade noch den Betrag verdient, der den
Opportunitätskosten der der eingesetzten Produktionsfaktoren entspricht.
Mit anderen Worten verdient er genau so viel, wie er seiner Leistung
nach verdient zu verdienen. Leider funktioniert dieser Mechanismus nicht
richtig. Das liegt meines Erachtens aber nicht nur an klassischen
Ursachen für Marktversagen wie etwa Monopole und Kartelle, sondern
insbesondere am Geldzins. Das können wir uns schon dadurch
vergegenwärtigen, dass es in unserem Geldsystem möglich ist, Geld mit
dem Verleihen von Geld zu verdienen, also ohne irgendeinen
Produktionsfaktor eingesetzt zu haben; denn Geld ist wie gesagt kein
Produktionsfaktor. Im Modell der vollständigen Konkurrenz sollte das
nicht möglich sein. Leider fällt es uns schwer, dies zu erkennen, weil
wir Geld eben als Kapital, als Produktionsfaktor ansehen. Übrigens
steckt die Verwechslung von Geld mit Kapital bereits in dem Wort
„Kapitalismus“. Schließlich geht es im Kapitalismus um die Ansammlung
von Geld und nicht Maschinen.
MM: Die Problematik hängt also mit dem Geld
zusammen ...
Prof.
Fuders: Unser Geld ist entgegen der Darstellung in vielen
Lehrbüchern nicht neutral, sondern zwingt zu Wachstum und damit
Umweltzerstörung, erzeugt Inflation, Spekulationsblasen, regelmäßig
wiederkehrende Finanzkrisen und eine stetig wachsende
Einkommensungleichheit. Alle diese schlimmen Szenarien, auf die Ökonomen
keine oder nur unzulängliche Antworten haben, hängen am Geldzins, und
dieser ist wiederum ein Symptom des „Konstruktionsfehlers“
[7]
des Geldes, nämlich der Hortbarkeit
[8].
Ich halte unser Geldsystem daher für den
Hauptgrund für Marktversagen. Wenn wir unser Geld so reformierten, wie
es einst Silvio Gesell vorgeschlagen hat (umlaufgesichertes und damit
zinsfreies Geld), haben wir die Chance, eine wirklich freie, nachhaltig
funktionierende und gerechte Wirtschaftsordnung zu etablieren, nennen
wir sie eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus.
MM: Sie fordern ein umlaufgesichertes Geld
als reines Tauschmittel, dass sich nicht "von alleine" vermehren kann.
Wollen Sie zurück zur Goldbindung, die ja bekanntlich aufgelöst worden
ist, oder gibt es vernünftige Alternativen?
Prof.
Fuders: Nein, ich fordere keine Goldbindung. Geld wird nicht zu
„gutem“ Geld, weil es an Gold oder andere reale Werte gekoppelt ist,
sondern ganz im Gegenteil dadurch, dass es gerade nicht ewig hortbar
ist. Wir brauchen wirklich neutrales Geld, eines das tatsächlich nur den
Tausch erleichtert und nicht gleichzeitig als Wertaufbewahrungsmittel
dient. Aus diesem Widerspruch der Geldfunktionen entsteht der Zins der
wiederum Guthaben auf Konten und Schulden im Gleichschritt wachsen
lässt. Um Ihre Frage zu beantworten, muss ich nun doch etwas weiter
ausholen.
MM: ... sehr gerne ...
Prof.
Fuders: Um den von Silvio Gesell stammenden Vorschlag von
umlaufgesichertem Geld zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen,
dass Geld in unserem heutigen Finanzsystem zwei sich widersprechende
Funktionen erfüllen soll. Einerseits ist Geld ein Tauschmittel, es soll
den Austausch von Gütern erleichtern (so bereits Aristoteles
[9]).
Andererseits lesen wir in Lehrbüchern, dass Geld auch die Funktion eines
Wertaufbewahrungsmittels erfüllt
[10].
Silvio Gesell erkannte, dass aus diesem Widerspruch die regelmäßig
wiederkehrenden Finanzkrisen entstehen. Wenn nämlich Menschen ihr Geld
unter dem Kopfkissen horten, so kann es nicht gleichzeitig als
Tauschmittel fungieren. Wenn viele Menschen ihr Geld zu Hause
aufbewahren, so fehlt dieses im Wirtschaftskreislauf, die Nachfrage
sinkt, Preise sinken, es entsteht Deflation. Wenn Preise sinken, ist der
Anreiz, das Geld lieber später als heute auszugeben noch größer, was die
Tendenz zum Horten noch stärkt. Selbst gesunde Unternehmen müssen die
Produktion drosseln oder ganz stilllegen, weil kaum noch etwas gekauft
wird. Die Arbeitslosigkeit steigt. Eine Abwärtsspirale mit entsetzlichen
Folgen kommt in den Gang.
MM: ... aber wer hortet sein Geld schon
unter dem Kissen?
Prof.
Fuders: Bisher horteten wir deshalb nicht das Geld zu Hause, sondern
bringen es zur Bank, weil diese uns einen Anreiz verspricht, es dorthin
zu bringen. Diesen Anreiz, Geld zu verleihen, nennen wir Zins. Keynes
beschrieb den Zins daher treffend als eine „Prämie für den Verzicht auf
Liquidität“ [11].
Dass wir gerne horten, ist kaum zu verhindern. Der
Drang, sich etwas für schlechtere Zeiten zurück zu legen, steckt in der
Natur des Menschen (und im Übrigen auch in der Natur vieler Tiere, die
ebenfalls gerne „hamstern“). Keynes bezeichnete diesen Trieb als „die
Vorliebe für Liquidität“
[12].
In einer geldlosen Wirtschaft, wo nur reale Güter
gehortet werden können, wie z.B. Lebensmittel, ist das Horten allerdings
nur begrenzt möglich. Der natürliche Verfall verhindert das Horten zu
großer Mengen an Gütern. Geld ist aber anders als Güter leicht und vor
allem unbegrenzt aufbewahrbar. Deshalb versuchen viele Menschen,
möglichst viel davon zurück zu legen. Die Vorliebe für Liquidität wird
nicht gebremst. Das würde den Fluss des Geldes allerdings wie
beschrieben unterbinden. Geld wäre, weil es überwiegend als
Hortungsmittel verwendet würde, kaum noch als Tauchmittel dienlich.
Unser Geld fließt und erleichtert den Tausch von Gütern (noch), weil der
Zins als Liquiditäts- oder Nichthortungsprämie uns dazu bewegt, das Geld
auszuleihen, es nämlich zur Bank zu bringen, die es ebenfalls wieder
ausleihen wird, wodurch das Geld im Fluss bleibt. Fast könnten man daher
meinen, der Zins sei etwas Gutes.
MM: ... aber der Schaden ist offensichtlich
größer ...
Prof.
Fuders: Mit dem Geldzins gehen allerdings schwerwiegende Probleme
einher. Dabei bedarf es eigentlich keines vertieften
volkwirtschaftlichen Verständnisses oder gar aufwendiger mathematischer
Modelle [13],
um nachzuvollziehen, dass ein auf Zinsen
aufgebautes Wirtschaftssystem sich in regelmäßigen Abständen selbst
zerstört. Geldvermögen auf Bankkonten verdoppelt sich durch Zinsen und
Zinseszinsen in regelmäßigen Zeitabständen. Bei einem Zinssatz von 5%
dauert dies beispielsweise etwa 15 Jahre. Bei niedrigerem Zinssatz
stellt sich derselbe Effekt ein, er benötigt dazu lediglich einen
längeren Zeitraum. Das bedeutet, thesaurierende Guthabenkonten wachsen
im Rhythmus einer Exponentialfunktion
[14].
Selbst wenn Guthaben von Konten abgehoben werden,
landen sie mit großer Wahrscheinlichkeit bald auf einem anderen Konto,
wo sie dann verzinst werden. Alle Konten einer Volkswirtschaft
zusammengenommen werden daher diese exponentielle Entwicklung aufweisen.
Dies kann man leicht nachprüfen, indem man sich die
Geldmengenentwicklung eines beliebigen Landes anschaut. Sie verläuft,
wenn der Betrachtungszeitraum nur lang genug ist, immer exponentiell
[15].
Was eine exponentielle Geldmengenentwicklung
bedeutet, lässt sich sehr schön durch den von Ihnen angesprochenen
Josephspfennig verdeutlichen. Hätte Jesus nur einen Cent von seinem
Vater Joseph geerbt, und hätte Er ihn auf ein Bankkonto mit 5%
Jahreszins gelegt (was Er sicherlich nicht getan hätte, denn die
Zinsnahme ist ja in der Bibel verboten), so entspräche der Wert des
Kontos heute viele Milliarden Erdkugeln aus purem Gold
[7].
MM: ... was für ein irrsinniges Wachstum
...
Prof.
Fuders: Wachsen die Guthaben schneller als die Produktion, entsteht
ein Inflationspotential
[16],
wenn auch möglicherweise zunächst nur partiell, nämlich an den
Investitions- und Anlagemärkten. Die Spekulationsblasen in diesen
Märkten könnten daher als „partielle Inflation“ bezeichnet werden (lat.
inflare = aufblähen). Sie gehen aber in die „offizielle“ Messung der
Inflationsraten nicht ein, weshalb wir uns der Illusion des Geldes
(Fisher) nicht bewusst werden. Die Preisblasen entstehen also nicht
durch Spekulation an sich. Vielmehr sind die Spekulationsblasen ein
Sekundärphänomen einer stetig wachsenden Geldmenge, die investiert
werden möchte [17].
MM: ... mit welchen Folgen?
Prof.
Fuders: Die sich durch Zins und Zinseszins vermehrenden Guthaben
[18]
sind andererseits ein wichtiger Grund für die hohe
und immer schneller wachsende Verschuldung der Industriestaaten; denn
nur wo Schulden sind, werden Zinsen bezahlt. Nicht nur die Guthaben,
sondern auch die Gesamtverschuldung einer Volkswirtschaft wächst aus
diesem Grund exponentiell. Uns allen ist bekannt, dass Finanzminister
regelmäßig bei ihrem Amtsantritt versprechen, die Schuldenlast des
Staates zu verringern oder zumindest weniger neue Schulden aufzunehmen
als ihre Vorgänger. Doch am Ende wird auch dieser Finanzminister die
Staatsverschuldung höchstwahrscheinlich wieder wesentlich ausgeweitet
haben. Für den Fall, dass er es schaffen sollte, tatsächlich die
Staatsverschuldung nicht zu erhöhen, so ist das kein Grund zum Jubeln;
denn dann müssen die Bürger oder Unternehmen entsprechend höher
verschuldet sein. Irgendjemand muss sich stetig weiter verschulden, weil
die Gesamtverschuldung im Gleichklang mit den Guthaben wachsen muss;
denn es gibt keinen Zins ohne Schuld. In den Worten Frederick Soddys
[19]:
“Geld ist eine Kredit-Schulden-Beziehung, der sich
niemand entziehen kann”. Und weil Guthaben und Schulden im gleichen
Rhythmus wachsen müssen, wird automatisch auch die Lücke zwischen
denjenigen, die sich verschulden, und denjenigen, deren Guthaben „durch
eine unsichtbare Hand“ wachsen, stetig größer, wie eine
mehrfach im Internet wiedergegebene Abbildung
für Deutschland zeigt. Die Wertpapiere des einen sind eben die Schulden
den anderen, wie uns treffend eine alte Weisheit lehrt.
MM: Die so genannte Schere zwischen arm und
reich geht also auseinander ...
Prof.
Fuders: Es wächst aber nicht nur die Ungleichheit, vielmehr handelst
es sich um eine ungerechte Ungleichheit. Die hieraus resultierende
Einkommensverteilung ist ungerecht, weil die Einkommen der Zinsempfänger
nicht auf ihrer eigenen, sondern auf der Arbeitsleistung einer anderen
Person, namentlich des Schuldners beruhen. Die Vermögen der Geldbesitzer
wachsen, ohne dass der Geldbesitzer auch nur einen Finger krümmt; denn
Geld arbeitet nicht (anders als der Werbeslogan vieler Banken uns das
glauben lassen möchte) und bekommt auch keinen Nachwuchs, wie ja bereits
Aristoteles treffend herausstellte. Es sind Menschen, die den Zinsdienst
erbringen müssen. Der Kreditgeber leistet indes auch keinen
Konsumverzicht, anders als in Lehrbüchern regelmäßig behauptet wird;
denn wer Geld verleiht, verzichtet auf Liquidität, nicht aber auf
Konsum, da das Nutzen stiftende Gut, auf dessen Konsum man verzichten
könnte, ja noch gar nicht gekauft wurde
[20].
Geld ist kein Gut, keine Ressource, kein Kapital,
sondern ein Gutschein, der Güter repräsentiert. Weiter ist der Zins auch
keine Risikoprämie, wie ebenfalls immer wieder in der
Finanzwirtschaftslehre den Studenten beigebracht wird. Das eigentliche
Risiko trägt schließlich ganz überwiegend nicht der Gläubiger, sondern
der Kreditnehmer, der sein Haus, sein Auto oder andere reale Güter
verpfändet. Der Zins ist folglich ein Gewinn ohne irgendeine
Gegenleistung, man könnte sagen, der Zins ist das „Recht auf den fremden
Arbeitsertrag“, wie es Gesell formulierte. Da Geld nur so viel Wert sein
kann, wie es Güter gibt, die dafür gekauft werden können, müssten sich
genau genommen die Kreditgeber bei den Kreditnehmern bedanken; nämlich
dafür, dass diese durch ihre produktivwirtschaftlichen Investitionen
seinem Geld einen Wert, also Kaufkraft verleihen, anstelle Zinsen von
ihnen zu erheben. Die genannte Grafik zeigt uns übrigens nicht nur die
exponentielle wachsende Ungleichheit, sondern auch, dass, seitdem das
Zinsniveau sehr niedrig ist, Guthaben und Schulden in Deutschland
weniger schnell wachsen und die Lücke zwischen Arm und Reich
folgerichtig weniger stark wächst.
MM: Hängt damit auch das Wachstumsdogma
zusammen?
Prof.
Fuders: Der Geldzins ist auch der
Grund, warum wir stets Wirtschaftswachstum anstreben. Die Produktion
muss jährlich steigen, um einerseits den gesamtwirtschaftlich stetig
wachsenden Zinsdienst erbringen zu können. Andererseits sind selbst
Unternehmen, die sich nicht durch Fremdkapital finanzieren, nicht von
dem Zwang, mindestens eine Rendite in Höhe der Fremdkapitalzinsen zu
erwirtschaften, befreit. Die Opportunitätskosten ließen eine
Aufrechterhaltung der Produktion andernfalls unternehmerisch als
unsinnig erscheinen
[21].
Nachhaltigkeit, die Ziele einer „grünen Politik“ oder eine
Post-Wachstumsökonomie sind daher meines Erachtens nach nur schwer
erreichbar, solange der Realwirtschaft nicht der Zwang zu stetigem
Wachstum genommen wird
[22].
Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen kann nicht beliebig
gesteigert werden; denn unendliches Wachstum gibt es aufgrund begrenzter
Ressourcen in der Natur nicht. Auch dies wurde sogar schon von
Aristoteles thematisiert [23],
wird aber durchaus noch heute von vielen Kollegen in Frage gestellt.
Unser Finanzsystem zwingt aber nicht nur zu
stetigem Wirtschaftswachstum und damit zu stetigem Mehrverbrauch von
Ressourcen und fördert nicht nur die Ungleichheit, insbesondere bricht
es früher oder später zusammen. Weil Einlagen unaufhörlich wachsen, muss
auch das Kreditvolumen stetig wachsen. Für Banken wird es immer
schwerer, ausreichend viele Kunden mit guter Bonität zu finden, je
länger ein Finanzsystem existiert und je gesättigter die Wirtschaft mit
Krediten ist. Der Zusammenbruch kommt immer dann, wenn Banken keine
weiteren Kreditnehmer mehr finden, um die durch Zins- und Zinseszins
wachsenden Einlagen zu bedienen. Zuvor werden die Banken aber noch
versuchen, die Zinszahlung auf den Einlagen durch „Zocken“ (Investmentbanking)
oder Kredite an Kunden mit suboptimaler Bonität (sub-prime) aufrecht zu
erhalten. Später wird ihnen dann unzureichende Bonitätsprüfung oder
Casino-Mentalität vorgeworfen werden. All diese verwerflichen
Verhaltensweisen können im Grunde auch als Symptome des Zwangs, stetig
das Kreditvolumen auszuweiten, angesehen werden.
Wir sehen also, die großen Probleme unserer
Zeit, die Umweltzerstörung (bedingt durch Wachstumszwang), exorbitante
und stetig wachsende Ungleichheit in den meisten Teilen der Welt und die
Finanz- und Schuldenkrise stehen in direktem Zusammenhang mit unserem
Finanzsystem, in dem der Zins Guthaben und Schulden im Gleichschritt
wachsen lässt. Der Zins ist andererseits aber notwendig, damit Geld
fließt und als Tauchmittel dienen kann, jedenfalls in unserem
derzeitigen Geldsystem, in dem Geld problemlos unter dem Kopfkissen
hortbar ist. Die einzige wirkliche Lösung zur Umgehung dieser Probleme
ist es, dem Geld ausschließlich eine Zahlungsmittel, nicht aber auch
eine Wertaufbewahrungsfunktion zuzuweisen. Auf diese Weise könnte das
Geld im Fluss gehalten werden, ohne dass der Zins dafür als Anreiz
notwendig wäre. Genau hierauf zielt der knapp 100 Jahre alte Vorschlag
Silvio Gesells ab.
MM: Worin bestand der Vorschlag Silvio
Gesells?
Prof.
Fuders: Gesell schlug ein „Freigeld“ vor, ein Geld frei nämlich vom
„Urzins“, von der „Liquiditätsprämie“
[24].
Die auf Geldscheinen in bestimmten Zeitabständen
aufzuklebenden Steuermarken sollen einen Anreiz geben, das Geld nicht zu
horten. Das Geld verliert dadurch seine unnatürliche Sonderstellung
gegenüber Waren, da es nun ebenso wie Waren verderblich ist. Der
Besitzer des Geldes kann nun nicht mehr einen Zins für die Herausgabe
„erpressen“ (Gesell)
[25],
die Knappheit des Kapitals ausbeuten, wie es Keynes etwas weniger hart
formulierte [26].
Ein solches Geld entspricht dem Wesen der Natur,
da es sich wie Realgüter selbst entwertet. Der dadurch bewirkte
Angebotsdruck des Geldes führe dann zu Zinssätzen, die gegen Null
tendieren. Der Gläubiger verleiht Geld sogar gerne, weil der
Kreditnehmer ja den vollen Betrag zurückzuzahlen verspricht. Das heißt:
Indem man dem nicht rostenden
[27]
Geld seine unnatürliche Sonderstellung gegenüber
Waren nimmt, verschwindet auch der ebenfalls unnatürliche Zins. Menschen
würden Geld dann nicht lange horten, sondern es verkonsumieren,
produktiv investieren oder zinslos verleihen.
Übrigens war John Maynard Keynes davon
überzeugt, dass die „Zukunft mehr vom Geiste Gesells als von jenem von
Marx lernen wird“
[28]. Auf der Bretton-Woods-Konferenz, wo der
US Dollar als Währung für internationale Transaktionen etabliert wurde,
schlug er später eine internationale Verrechnungseinheit („Bancor“) vor,
in der Handelsbilanzüberschüsse mit einer „Gebühr“ belastet werden
[29];
dieser Vorschlag konnte sich aber nicht durchsetzen. Irving Fisher
widmete dem Konzept des Freigeldes sogar ein eigenständiges Buch
[30].
Ein solches natürliches Geld einzuführen, das
ausschließlich zur Vereinfachung des Tausches von realen Gütern und
Dienstleitungen, nicht aber zum Horten dient, ist meines Erachtens die
einzige funktionierende Lösung
[31].
Die Wiedereinführung des Goldstandards, und
hiermit kann ich nun Ihre zuvor gestellte Frage beantworten, löst die
Problematik der Hortbarkeit nicht. Im Gegenteil, Menschen vertrauen ja
gerade deshalb auf Gold, weil es gut hortbar ist. Jede nicht
umlaufgesicherte Währung wird den Zins als Nichthortungsprämie
hervorbringen. Damit werden Guthaben – und weil es keinen Zins ohne
Schuld gibt – auch Schulden im Gleichschritt wachsen. Das ist der Grund,
warum die Goldbindung regelmäßig nach einer gewissen Zeit wieder
aufgehoben wurde und werden wird, sollte sie wieder eingeführt werden:
Es gibt nicht genügend Gold, um die stetig wachsende Geldmenge auf
Konten (Buchgelder) mit Gold zu decken. Das gilt auch für an andere
reale Werte gekoppeltes Geld. Beispielsweise könnte man Geld ja auch an
Rohstoffe, Immobilien oder – neuerdings in Mode – Bitcoins koppeln
[31].
Zwar mag die Investition in Gold oder Bitcoins
eine werterhaltene, weil inflationsausgleichende Anlageform sein. Das
liegt aber nicht daran, dass Gold oder Bitcoins besseres Geld wären,
sondern daran, dass ihr Wert heute in einer dritten, sehr wohl der
Inflation unterliegenden Währung bemessen wird, dem Euro oder Dollar.
Dass Gold und Bitcoin bemessen in Euros so teuer sind, liegt daran, dass
sich die Euro und Dollar-Geldmenge, in der Gold oder Bitcoins bewertet
werden, stetig ausweitet. Der in Euro oder Dollar gemessene Wert von
Gold oder Bitcoin ist daher ein guter Gradmesser für das, was Irving
Fisher einst als „Geldillusion“ bezeichnet hatte. Würde unser
Finanzsystem aber auf Bitcoins (oder Krypto-Euros) umgestellt werden,
und Preise im Supermarkt sowie Konten bei Banken lauteten auf Bitcoins
oder Bruchteilen dessen, so würde es Menschen geben, die Bitcoin
horteten, während andere sie dringend bräuchten. Der einzige Anreiz,
Bitcoins zu verleihen, wäre wie auch im jetzigen System der Zins als
Prämie für den Verzicht auf Liquidität. Dieser ließe die auf Bitcoin
lautenden Bankkonten wachsen, die Menge an Bitcoin-Einheiten auf allen
Konten der Volkswirtschaft zusammengerechnet wäre schon bald nicht mehr
gedeckt durch die tatsächlich durch Blockchain-Technologie geschaffene
Zahl der Bitcoins.
MM: Also weder Geld in seiner heutigen Form
noch Bitcoins?
Prof.
Fuders: Wir können uns drehen und wenden wie wir wollen. Die
Erhaltung der Kaufkraft des Geldes über die Zeit hinweg ist in keinem
Geldsystem möglich. Geld ist ein Tauschmittel. Es kann nicht
gleichzeitig Wertaufbewahrungsmittel sein. Geld, das gehortet ist, kann
nicht gleichzeitig fließen. Das ist ein Widerspruch, aus dem letztlich
die Existenz des Zinses als Liquiditätsprämie und damit die Ursache für
die regelmäßig auftretenden Finanz- und Schuldenkrisen, für die
Spekulation, die Inflation, die Arbeitslosigkeit, den Wachstumszwang der
Wirtschaft und die nach mathematischer Logik stetig größer werdende
Lücke zwischen Arm und Reich folgen
[32].
Solange es Zinsen gibt, kann die Währung nicht
stabil sein. Das wertstabilste Geld ist deshalb vermutlich eines mit
Umlaufsicherung, obwohl die Umlaufsicherungsgebühr selbst einen stetigen
Wertverlust bedeutet
[31].
Die Umlaufsicherungsgebühr dürfte aber nicht höher
sein als es heute die Inflation ist, die es in einem System mit
Umlaufsicherung vermutlich nicht gäbe
[33].
Es ist aber leichter, mit der
Umlaufsicherungsgebühr zu kalkulieren, als mit Inflation und
Finanzkrisen.
MM: Was gibt es für Lösungen neben Gesell?
Prof.
Fuders: Weder „klassische“ Lösungsvorschläge wie Sparen,
Finanztransaktionssteuern, Rettungsfonds, eine verstärkte Regulierung
des Finanzsektors oder die Abschaffung des Euros, noch „revolutionärere“
Vorschläge wie die erwähnte Einführung eines Goldstandards, von
Krypto-Währungen einer Warenkorb-Währung, inflationsbereinigter
Recheneinheiten, einer 100%-Mindestreserve oder auch „positiven Geldes“
wie Zeitkonten oder Zeitgutscheinen werden die unserem Finanzsystem
inhärente Problematik langfristig lösen
[34].
Und auch negative Zentralbankzinsen sind anders,
als dies zum Teil dargestellt wird
[35],
nur bedingt mit Silvio Gesells Umlaufsicherungsgebühr vergleichbar. Das
so genannte „Quantitative Easing“ ist sogar genau das Gegenteil von dem,
was Gesell vorgeschlagen hatte. Gesell wollte, dass das Geld fließt, und
nicht, dass noch mehr von dem nicht fließenden Geld gedruckt wird.
In gewisser Weise vergleichbar mit Gesells
Vorschlag ist allerdings das Konzept des so genannten „Islamic Bankings“
[36].
Finanzinstitutionen, die das Zinsverbot des Korans
ernst nehmen, dürfen keine Geldzinsen erheben
[37].
Banken können also daher auch keine Zinsmarge
verdienen. Eine wichtige Einnahmequelle sind daher
Kontoführungsgebühren. Während Silvio Gesell durch die
Umlaufsicherungsgebühr zu gegen Null tendierenden Zinssätze kommen
möchte, so müsste ein Zinsverbot umgekehrt eine Umlaufsicherungsgebühr
in Form von Kontoführungsgebühren bewirken. Allerdings wird das Horten
von Geld unter dem Kopfkissen damit gefördert. Aus diesem Grund wird das
Halten großer Mengen Bargeld im Islamic Banking als unmoralisch
angesehen, und große Beträge auf Bankkonten von Banken, die nach dem
Scharia-Recht arbeiten, müssen realwirtschaftlich investiert werden
[38].
Da der Vorschlag Gesells nicht auf die moralische Einsicht der Menschen
angewiesen ist, ist er dem Zinsverbot meines Erachtens vorzuziehen.
MM: Viele Ihrer Forderungen stimmen exakt
überein mit dem islamischen Wirtschaftsmodell, welches z.B.
Muhammad Baqir Sadr in seinem Werk "Unsere Wirtschaft"
vorgestellt hat. So fordern auch Sie, dass Boden
und Naturressourcen nicht privatisiert werden sollten. Wollen Sie dem
Eigenheimbesitzer sein Eigenheim wegnehmen?
Prof.
Fuders: Nein, das möchte ich nicht. Ich bin aber der Ansicht, dass
natürliche Ressourcen, insbesondere Boden, Bodenschätze, Wasser und Luft
grundsätzlich frei zugänglich bleiben sollten. Das, was in Lehrbüchern
der Ökologischen Ökonomie häufig als so genannte „natürliche Dividende“
bezeichnet wird, ist meines Erachtens nach in Wahrheit eine Monopolrente
und damit ein ungerechtfertigter, nicht auf eigener Arbeitsleistung
beruhender Gewinn. Dieser resultiert daraus, dass einem Einzelnen das
exklusive Recht zur Ausbeutung natürlicher Ressourcen gegeben wird. Aus
allokationstheoretischer Sicht ist dagegen der freie Zugang am
effizientesten [39].
Schließlich wird richtig als ein Grund für die Existenz von Monopolen
der exklusive Zugang zu Ressourcen, die als Input für das jeweilige
Produkt gebraucht werden, genannt. Wir schützen mit der künstlichen
Privatisierung ursprünglich frei zugänglicher Ressourcen auch nicht etwa
die Natur vor Überausbeutung. Die übermäßige Ausbeutung der Natur rührt
nicht vom freien Zugang zu Ressourcen her, wie immer wieder behauptet
wird, sondern vom Wachstumszwang der Wirtschaft, der wie dargestellt
wiederum ein Sekundärphänomen des Geldzinses ist. Von diesem Zwang sind
sowohl öffentliche, frei zugängliche, wie auch private Güter
gleichermaßen betroffen.
MM: Also soll es auch weiterhin
Privateigentum geben?
Prof.
Fuders: Selbstverständlich brauchen wir Privateigentum an von
Menschen hergestellten Gütern, andernfalls würde sie niemand herstellen.
Es erscheint auch gerecht, dass jemand, der Güter herstellt, für die
Schaffung des Mehrwertes, also für seine Arbeitsleistung belohnt wird.
Privateigentum hat es immer schon gegeben, auch wenn es nicht immer
explizit in Gesetzen verankert war. Das ergibt sich übrigens schon aus
dem Gebot in Tora, Bibel und Koran „Du sollst nicht stehlen“. Dieses
Gebot wäre überflüssig, wenn Privateigentum nicht von Gott vorgesehen
gewesen wäre. Man kann sich aber durchaus fragen, ob es richtig und
gerecht ist, Privateigentum auch an solchen Gütern zuzulassen, die
ausschließlich von der Natur hergestellt wurden, an denen der Mensch
keinerlei Arbeitsleistung vollbracht hat (biotische und abiotische
natürliche Ressourcen). Es macht also Sinn, zwischen von Menschen und
von der Natur hergestellten Gütern zu unterscheiden, wobei es nur an von
Menschen hergestellten Güter Privateigentum geben können sollte. Die von
der Natur geschaffen Güter sollten für alle Menschen (und auch Tiere)
frei zugänglich bleiben. Schließlich wurden sie nicht vom Menschen,
sondern von Gott erschaffen, und zwar für alle gleichermaßen. Diese Idee
der Unterscheidung zwischen vom Menschen hergestellten und natürlichen
Ressourcen bezüglich der Eigentumsordnung ist nicht vollkommen neu, aber
beinahe vollkommen vergessen. Sie wurde von Henry George vor 150 Jahren
vorgeschlagen, 50 Jahre später baute sie Silvio Gesell in sein Modell
einer „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ ein. Neben dem „Freigeld“ sollte
es da nämlich auch das „Freiland“ geben.
MM: Und wie ist es mit Boden und
Bodenschätzen?
Prof.
Fuders: Zu biblischen Zeiten gab es unterhalb des Königs (heute der
Staat) übrigens kein Privateigentum am Boden, Bodenschätzen oder Wasser.
Das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ kann sich daher nur auf von Menschen
erzeugte oder geerntete Güter beziehen. Hierzu passt, was wir im Brief
des Paulus an die Korinther lesen können:
„Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen. (…)
So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur
Gott, der wachsen lässt“
[40].
Wenn wir aber noch nicht einmal anpflanzen oder gießen, wieso sollten
wir einen Anspruch auf Privateigentum an den Produkten der Natur haben?
Nur, wenn der Mensch selbst irgendeine Arbeitsleistung am Endprodukt
erbringt, scheint es gerecht, an diesen Dingen Privateigentum zu
beanspruchen. Die Ernte ist natürlich auch eine Arbeitsleistung. Der
gefangene Fisch gehört daher dem, der ihn fängt. Die Möglichkeit des
Fischfangs, der Zugang zu Ressourcen, die von der Natur gepflanzt und
vom Menschen geerntet werden können, muss daher grundsätzlich für alle
möglich sein. Hätte der Mensch auch zu Moses Zeiten versucht, Boden,
Wasser und neuerdings Luft (Emissionsrechtehandel kann als eine
Privatisierung der Luft angesehen werden) zu privatisieren, vielleicht
hätte Gott in den 10 Geboten dann spezifiziert, dass das Verbot zu
stehlen sich nicht auf Boden, Wasser und Luft bezieht, die ohnehin allen
gleichermaßen gehören.
Gemeineigentum darf es natürlich nicht für
land- und forstwirtschaftliche Produkte, die vom Menschen selbst
gepflanzt wurden, geben. Diese sollten natürlich nicht frei zugänglich
bleiben. Schließlich muss die Arbeitsleistung des land- und
forstwirtschaftlichen Betriebes entlohnt werden. Eben das lesen wir in
der Bibel: „Wer pflanzt und wer begießt: Beide sind eins, jeder aber
erhält seinen eigenen Lohn entsprechend seiner Mühe“
[41]. Heute ist dies
allerdings nicht immer so; denn der Eigentümer von Land und Boden
verdient häufig mehr als eine seiner Arbeitsleistung entsprechende
Entlohnung. Diese darüber hinaus gehende Entlohnung ist der Ertrag, der
in Lehrbüchern als „Natürliche Dividende“ bezeichnet wird, die
eigentlich wie gesagt aber eine Monopolrente darstellt und sich aus der
künstlichen Zuweisung des Bodens, der Bodenschätze des Wassers oder
neuerdings der Luft ergibt, an deren Herstellung kein Mensch eine
Arbeitsleistung beanspruchen kann. Auch hier gilt die Forderung nach
unbeschränktem Zugang zu Boden, Wasser und Luft. Nun gibt es
verschieden Formen, wie man diesen Zugang zu Boden, Wasser oder anderen
Ressourcen regeln kann. Für den interessierten Leser möchte ich hier auf
ein Text verweisen, in dem ich diese Formen diskutiere
[42].
MM: Bedarf es einer Bodenreform?
Prof.
Fuders: Eine Bodenreform ist nicht nur aus
Gerechtigkeitsgesichtspunkten sowie aus allokationstheoretischer Sicht
zu befürworten. Vielmehr sollte sie mit der oben angepriesenen
Geldreform einhergehen, wie Silvio Gesell zu Recht erkannte. Boden ist
kein Produkt und unterliegt keiner Form der Abnutzung oder Alterung und
hat eine ähnliche Überlegenheit gegenüber anderen Realgütern wie sie das
Geld in unserem heutigen Wirtschaftssystem besitzt
[43].
Eine Geldreform ohne eine Bodenreform würde dazu führen, dass Menschen
Geld in Boden als Wertaufbewahrungsmittel investieren. Je mehr Boden
jemand besitzt, desto mehr Pacht, also arbeitsloses Einkommen kann er
daraus ziehen und dieses wiederverwenden, um mehr Boden zu kaufen. Es
würde sich nach einiger Zeit wieder der größte Teil der Ländereien in
der Hand weniger befinden, so wie heute der größte Teil der Vermögen in
Deutschland von nur einem kleinen Teil der Bevölkerung gehalten wird
[44].
Übrigens hat eine solche Reform des Boden- und
Ressourcenrechts mit Marxismus nicht viel gemein. Nur von der Natur
hergestellte Güter sollten Gemeinschaftseigentum sein, nicht sämtliche
Produktionsmittel, wie dies von Karl Marx vorgeschlagen wurde
[45].
Das entspricht der natürlichen, Jahrtausenden alten Praxis, ist aus
allokationstheoretischer Sicht zu befürworten und erscheint gerecht und
im Übrigen auch christlich. Es wurde bereits erwähnt, dass es in
biblischen Zeiten kein Privateigentum an Boden, Wasser und Luft gab.
MM: Sie waren maßgeblich an dem Entwurf
eines Indexes beteiligt (Índice de Desarrollo a Escala Humana), mit dem
der Entwicklungsgrad einer Region anhand der Verwirklichung
fundamentaler menschlicher Bedürfnisse festgestellt werden kann. Wozu
soll der Index dienen oder welche Handlungsanweisungen sollen aus dem
Index folgen?
Prof.
Fuders: Dass der Entwicklungsgrad einer Region nicht gut anhand des
Bruttoinlandproduktes (BIP) gemessen werden kann, ist ja hinlänglich
bekannt. Der frühere US Präsident Kennedy soll einmal gesagt haben, dass
das BIP alles misst, außer das, was das Leben lebenswert macht
[46].
Aber auch alternative Indizes sind meiner Ansicht nach nicht viel
weniger materialistisch angelegt, da sie willkürlich ausgewählte
Faktoren oder Umstände verwenden, die die Autoren der jeweiligen Indizes
als Indikator für Entwicklung oder Lebensqualität ansehen. So sind die
Anzahl der Krankenhausbetten oder der Ärzte im Verhältnis zur
Einwohnerzahl oder der Zugang zu Trinkwasser Indikatoren, die wir häufig
in solchen Indizes finden. Es ist jedoch fraglich, ob eine hohe Anzahl
von Ärzten pro Kopf wirklich bedeutet, dass wir gesünder leben. Wenn
wir, wie immer noch viele Menschen in Chile es tun, autark in den Bergen
mit frischer Luft, wenig Stress und weniger Kontaminierung durch
hochfrequente, gepulste elektromagnetische Strahlung (verglichen zum
Leben in Großstädten) und gesunden kleinbäuerlichen Bio-Lebensmitteln
leben, werden wir wahrscheinlich weniger krank und brauchen weniger
medizinische Versorgung im Vergleich zu einem Leben in einer modernen
Metropole. Wir brauchen auch keinen Zugang zu Leitungswasser, wenn wir
einen Wasserfall von den Gletschern kommend neben dem Haus haben, der
uns mit dem reinsten und lebendigsten Wasser versorgt, das wir uns
vorstellen können.
Eine Alternative zur Messung des Wohlstands ist
unser „Human Scale Development Index“
[47],
der die subjektive Wahrnehmung der Befriedigung fundamentaler
menschlicher Bedürfnisse misst. Dieser Index baut auf dem
Human-Scale-Development-Ansatz von Max-Neef et al. (1991)
[48]
auf. Nach diesem Konzept sind die menschlichen
Bedürfnisse nicht unendlich, sondern klar begrenzt, klassifizierbar und
über Kulturen und historische Zeiträume hinweg gleich. Was sich in
verschiedenen Kulturen oder Zeiten ändern kann, ist die Form und die Art
und Weise, Bedürfnisse zu befriedigen. Viele Grundbedürfnisse des
Menschen wie „Zuneigung“, „Schutz“, „Kreativität“, „Freizeit“,
„Verständnis“ oder „Freiheit“ lassen sich wahrscheinlich leichter
befriedigen, wenn man in den chilenischen Anden-Kordilleren lebt, als
wenn man in der Metropolregion um Santiago de Chile lebt, auch wenn das
regionale BIP dort sehr viel niedrig ist.
Es wäre höchst interessant, diesen Index in
verschiedenen Regionen anzuwenden und dann das Ergebnis mit dem
jeweiligen regionalen BIP zu vergleichen. Vermutlich werden wir zu dem
Ergebnis kommen, dass es jedenfalls keine klare positive Korrelation
zwischen dem BIP und der Befriedigung fundamentaler menschlicher
Bedürfnisse gibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ab einem bestimmten
BIP weiteres Wirtschaftswachstum sogar zu einer Verringerung des HSDIs
führt, da Wirtschaftswachstum langfristig die Umwelt belastet, die
Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen aber wichtig für die
Befriedigung der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse ist. Die
Verwendung dieses Indexes zur Feststellung der Entwicklung eines Landes
oder einer Region könnte daher das Verständnis für die Bedeutung der
Erhaltung von Ökosystemen in der Politik erheblich verbessern. Da stetes
Wachstum und der dadurch bewirkte stete Mehrverbrauch an natürlichen
Ressourcen langfristig mit der Zerstörung der Umwelt einhergehen, würde
die Verwendung dieses Indexes möglicherweise auch die Einsicht der
Notwendigkeit von Postwachstumsstrategien, insbesondre einer Geldreform
fördern.
MM: Herr Prof. Fuders, wir danken für das
Interview.
Quellenangaben
(die Quellenangaben sind von Prof.
Fuders hinzugefügt worden)
[1] Aristoteles, Politik, 1. Buch,
in: Felix Meiner (Hrsg.), Aristoteles Philosophische Schriften in sechs
Bänden. Band 4. Hamburg 1995, 1258b.
[2] Benedicti XIV, Enzyklika “Vix pervenit” ad italiae
episcopos de usura 1 Nov 1745, in: Henricus Denzinger (Hrsg.)
Enchiridion symbolorum et definitionum - quae in rebus fidei et morum a
conciliis oecumenicis et summis pontificibus emanarunt in auditorum
usum. Stahel. Würzburg 1854, S. 297
[3] Martin Luther, Ecclesiates, in: Gerlach O (Hrsg.)
Martin Luthers reformatorische Schriften – Vollständige Auswahl alles
Wichtigen, Eichler. Berlin 1841, S. 75.
[4] Tora: Levitikus 19, 18; Bibel: Exodus 22, 24;
Levitikus 25, 36-37; Deuteromium 23, 20-21 und 24, 10; Ezechiel 18, 8;
18, 13 und 22, 12; Lukas 6, 35; Psalm 15, 5; Sprüche 28, 8. Zum
biblischen Zinsverbot vgl. auch: Brockhaus Enzyklopädie, Bd. 24, 1994,
S. 561; Petersen 2005, S. 6 – 10; Fuders 2017, S. 147 ff.
[5] Koran: Sure 2:275
[6] Margret Hucko, Allah, won’t you buy me a
Mercedes-Benz, in: Financial Times Deutschland v. 8.10.2009, S. 1.
[7] Kennedy. Geld ohne Zinsen, a.a.O. 1991.
[8] Felix Fuders et. al., The Central Bank’s dilemma,
the Inflation-Deflation Paradox and a new interpretation of the
Kondratieff waves, in: Economía (U. de los Andes), Vol. XXXVIII, Nr. 36,
2013, ders., Alternative concepts for a global financial system – an
answer to the present world financial crisis, in: Estudios
Internacionales, 166, S. 45-56; ders., Smarter Money for Smarter Cities:
How Regional Currencies Can Help to Promote a Decentralised and
Sustainable Regional Development, in: E. Dick et al. (Hrsg.)
Decentralisation and Regional Development – Experiences and Lessons from
Four Continents over Three Decades. Springer, Cham 2016, S. 155-185,
ders., Neues Geld für eine neue Ökonomie - Die Reform des Geldwesens
als Voraussetzung für eine Marktwirtschaft, die den Menschen dient, in:
G. Krämer (Hrsg.) Finanzwirtschaft in ethischer Verantwortung -
Erfolgskonzepte für Social Banking und Social Finance. Springer-Gabler,
Wiesbaden 2017, S. 121-183.
[9] Aristoteles, Politik, 1. Buch, in: Felix Meiner
(Hrsg.), Aristoteles Philosophische Schriften in sechs Bänden. Band 4.
Hamburg 1995, 1258b.
[10] Vgl. etwa Wolfgang Grill / Hans Perczynsky,
Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 29. Aufl., Bad Homburg vor d. Höhe
1995, S. 98.
[11] John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der
Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Duncker & Humblot. Berlin.
1936, S. 140.
[12] John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie, a.a.O.,
S. 139 f.; 136 ff.
[13] Die es aber durchaus gibt, vgl. Jürgen Kremer,
Eine andere unsichtbare Hand des Marktes: Von den blinden Flecken der
Volkswirtschaftslehre, in: Humane Wirtschaft, 1/2009; S. 1-12.
[14] Dass das Geldmengenwachstum aufgrund des
Zinseszinseffektes einer Exponentialfunktion folgt, stellen auch heraus:
Margit Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation, a.a.O., S. 22 f.; dies,
Occupy Money, Bielefeld, 2011, S. 17 – 25. Bankkaufleuten und Studenten
der Wirtschaftswissenschaften wird in ihrer Ausbildung die wachsende
Geldmenge mit der so genannten Kredit- oder Buchgeldschöpfung erklärt.
Die Ausweitung der Geldmenge ist aber im Grunde nicht Folge der
Kreditgeldschöpfung, sondern des Zinseszinseffektes, der die Einlagen
bei Banken wachsen lässt und damit die Banken zur Kreditvergabe nötigt.
Hierzu ausführlicher Felix Fuders et. al., The Central Bank’s dilemma,
the Inflation-Deflation Paradox and a new interpretation of the
Kondratieff waves, in: Economía (U. de los Andes, Venezuela), Vol.
XXXVIII, Nr. 36, 2013, S. 41 f., 47, 52. In diesem Sinne wohl auch
Helmut Creutz, Das Geldsyndrom - Wege zu einer krisenfreien
Marktwirtschaft, München 1993, S. 158 – 164.
[15] Vgl. etwa:
https://en.wikipedia.org/wiki/Money_supply
[16] Irving Fisher, The Purchasing Power of Money –
Its Determination and Relation to Credit Interest an Crisis, New York
1963, insbes. S. 26, 48.
[17] Vgl. Felix Fuders, Alternative concepts, a.a.O.,
S. 45 – 56; ders., Wie Zerstörung von Sachkapital dem Finanzsystem in
die Hände spielt, in: Humane Wirtschaft 2/201: S. 34 - 38; ders. /
Patricio Belloy, Terremoto del 27.02.2010 en Chile - Cómo el sector
financiero se beneficia de la destrucción de capital real, in:
IADE-Realidad Económica, Nr. 3/2013, S. 61 – 75; ders. / Manfred
Max-Neef, Local Money as Solution to Capitalist Global Financial Crises,
a.a.O., S. 157 – 189; Felix Fuders et. al., The Central Bank’s dilemma,
a.a.O., S. 33 – 66.
[18] So bereits Aristoteles, Politik, 1. Buch, a.a.O.,
1258b.
[19] Frederick Soddys, The Role of Money - What it
should be contrasted with what it has become, Routledge, London 1934, S.
25.
[20] Fuders, Neues Geld, a.a.O., 2017.
[21] In diesem Sinne auch Dieter Suhr, Alterndes
Geld. Das Konzept Rudolf Steiners aus geldtheoretischer Sicht,
Schaffhausen 1988, S. 56.
[22] Hierzu ausführlicher: Felix Fuders / Manfred
Max-Neef, Local Money, a.a.O., S. 163 f.
[23] Aristoteles, Politik, 1. Buch, a.a.O., 1256b,
35.
[24] Silvio Gesell, Die natürliche
Wirtschaftsordnung, 9. Aufl. Lauf 1949, S. 235 ff.
[25] Silvio Gesell, Die natürliche
Wirtschaftsordnung, a.a.O., S. 205, 344.
[26] John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie, a.a.O.,
S. 317.
[27] Silvio Gesell, Die natürliche
Wirtschaftsordnung, a.a.O., S. 238.
[28] John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie, a.a.O.,
S. 300. Keynes hielt Gesells Ausführungen allerdings für fehlerhaft;
denn Gesell sei die „Vorstellung der Liebe für Liquidität entgangen“
(ebenda S. 301). Dieser Kritik kann nicht zugestimmt werden. Vielmehr
ist gerade die Vorliebe für Liquidität, also das Streben, Bargeld zu
horten, was nur aufgrund der Sonderstellung des Geldes gegenüber Waren
möglich ist, Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Dem Geld diese
Sonderstellung zu nehmen und das Horten ebenso unattraktiv zu machen wie
das Horten von Waren, ist Grundlage der Forderung Gesells nach
gestempeltem Geld. Andersherum kann es aber Keynes vorgehalten werden,
dass er die eigentliche Ursache für die Vorliebe zur Liquidität, die
Monopolstellung des Geldes gegenüber den Waren, nicht erkannt hat (vgl.
ebenda S. 163 ff.).
[29] John Maynard Keynes, Proposals for an
International Currency Union, in: Donald Moggridge (Hrsg.), The
Collected Writings of John Maynard Keynes, Vol. XXV, Activities
1940-1944, Cambridge 1980, S. 42 – 66.
[30] Irving Fisher, Stamp Scrip, Adelphi, New York
1933. Es sei angemerkt, dass Irving Fisher die Idee des Freigeldes von
Silvio Gesell übernahm, da er das Horten als Problem der Deflation
erkannt hatte. Den Zins und die Tatsache, dass der Zins als
Nicht-Hortungsprämie aus der Möglichkeit, Geld zu horten, erwächst,
problematisierte er nicht. Vielmehr war seiner Meinung nach Hauptursache
der Deflation die Überschuldung, ohne dass er den Zins als wesentliche
Ursache der Überschuldung erkennt (Irving Fisher, The Debt Deflation
Theory of Great Depressions, in: Econometrica Vol. 1 Nr. 4 (1933), insb.
S. 344; ders., Booms ans Depressions, 1932, S. 8 ff.).
[31] Ausführlich Felix Fuders, Indexierte Währungen
und Recheneinheiten als Mittel gegen Inflation und Finanzkrisen?, in:
ZfSÖ, Vol. 51 (2014), Nr. 180/181, S. 15 – 24; Felix Fuders & Alwine
Schreiber-Martens, Bitcoin – eine Alternative für das Finanzsystem?, in:
Fairconomy Nr. 3/2018, S. 16-17.
[32] Hierzu bereits: Margit Kennedy, Geld ohne Zinsen
und Inflation, a.a.O.; dies., Occupy Money, a.a.O., S. 17 ff.; Felix
Fuders, Warum der Zins auch moralisch nicht zu rechtfertigen ist, in:
Humane Wirtschaft, Nr. 2/2010, S. 26-29; ders. Die natürliche
Wirtschaftsordnung als Option nach dem Zusammenbruch, in: Aufklärung &
Kritik, Nr. 2/2009, S. 128-145; ders., Eine Wirtschaftsordnung ohne
Zinsen – eine Antwort auf die gegenwärtige Weltfinanzkrise, in:
Zeit-Fragen, Vol. 23/2009, S. 3; ders., Alternative concepts for a world
financial system – an answer to the present world financial crisis, in:
Revista de Estudios Internacionales, Universidad de Chile, Nr. 166, Jhg.
XLII (2010), S. 45 – 56; Joseba Azkarraga et al., La evolución
sostenible II – Apuntes para una salida razonable. Eskoriatza: Lanki (Mondragon
Unibertsitatea), 2011, S. 46-56.
[33] Bei einem durchschnittlichen Bargeldbestand von
5.000 Euro pro Haushalt in Deutschland verliert der Haushalt bei einem
Umlaufimpuls von 6% (jährlich) 300 Euro pro Jahr. Ein Geldvermögen von
durchschnittlich 100.000 Euro pro Haushalt verliert bei einer Inflation
von 6% jedoch 6.000 Euro im Jahr. Das Beispiel stammt von Helmut Creutz.
[34] Hierzu bereits Fuders, Die natürliche
Wirtschaftsordnung, a.a.O. 2009; ders., Alternative concepts, a.a.O.,
2010; ders., Smarter Money, a.a.O., 2016; Fuders & Max-Neef, Loacal
Money, a.a.O., 2014.
[35] Mankiw, It may be time for the fed to go
negative, in: New York Times, 19.04.2009, p. BU7; Willem Buiter &
Nikolaos Panigirtzoglou, Overcoming the Zero Bound on Nominal Interest
Rates with Negative Interest on Currency - Gesell’s Solution, in: The
Economic Journal, Vol. 113, Nr. 490, 2003, S. 723 ff.; Benoît Cœuré,
Life below zero: Learning about negative interest rates (Presentation at
the annual dinner of the ECB's Money Market Contact Group,
Frankfurt am
Main, 9 September 2014).
[36] Felix Fuders, Alternative comcepts, a.a.O., S.
27 f.; Fuders & Max-Neef, Dinero, deuda y crisis financieras. Propuestas
teórico-prácticas en pos de la sostenibilidad del sistema financiero
internacional, in: José Fernández Alonso et al. (Hrsg.), Economía
Internacional – Claves teórico-prácticas sobre la inserción de
Latinoamérica en el mundo, LATIn Guayaquil y otros, 2014, S. 245 – 274.
[37] Hierzu Abdullah Saeed, Islamic Banking and
Interest - A study of the prohibition of riba and its contemporary
interpretation, 2. Aufl. Koninklijke Brill NV, Leiden 1999.
[38] Natalie Schoon, Modern Islamic Banking: Products
and Processes in Practice. Wiley. Chichester 2016, S. 43 ff.
[39] ausführlicher hierzu Felix Fuders, La Tragedia
de los Comunes: el interés como costo de oportunidad es la verdadera
razón de la sobre explotación de la naturaleza, in: Congreso
Transdisciplina, Universidad Austral de Chile / ECLAC, Valdivia 2016.
[40] Bibel Einheitsübersetzung, 1. Kor. 3:6-7
[41] Bibel Einheitsübersetzung 1. Kor. 3:8
[42] Felix Fuders, La Tragedia, a.a.O. 2016.
[43] So auch Dieter Suhr, Das Konzept Rudolf Steiners
aus geldtheoretischer Sicht, a.a.O., 1988, S. 59; ähnlich auch: John
Maynard Keynes, Allgemeine Theorie, a.a.O., S. 317; Helmut Creutz, Das
Geldsyndrom, a.a.O., S. 429 f., 445.
[44] Dirk Löhr, Prinzip Rentenökonomie: Wenn Eigentum
zu Diebstahl wird, Marburg 2013; ders., Die bilanziellen Schatten der
ökonomischen Renten, in: ZfSÖ, Jhg. 50 (2013), Nr. 176/177, S. 3 – 15.;
ders., Der verschwundene Produktionsfaktor Boden, in: Fairconomy (INWO)
Nr. 3/2013, S. 4–9.
[45] Karl Marx, Das Kapital - Kritik der politischen
Oekonomie. Buch 1 Der Produktionsprozess des Kapitals. Otto Meissner,
Hamburg 1872, S. 163 ff.
[46] Robert Constanza et al., Time to leave GDP
behind, in: Nature, Band 505, S. 283-2852014.
[47] Felix Fuders, Nikolas Mengel & Maria del Valle,
Barrera. Índice de desarrollo a escala humana: propuesta para un
indicador de desarrollo endógeno basado en la satisfacción de las
necesidades humanas fundamentales. In: Seguridad Alimentaria, actores
Terretoriales y Desarrollo Endógeno. Laberinto Iztapalapa 2016, S.
63-106.
[48] Manfred Max-Neef, Antonio Elizalde & Martin
Hopenhayn, 1991. Human Scale Development – Conception, Application and
Further Reflections. Apex, New York – London 1991. |