Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Ali Haider
 

Muslim-Markt interviewt
Dr. Ali Haider
- Autor des Buches "Weißer und Erdvater"
12.4.2024

Ali Haider ist 1983 in der irakischen Hauptstadt Bagdad geboren und begann seine Lebensreise in einer großen Familie mit sechs Geschwistern. Sein Vater, ein Arzt, ist ein Vorbild für ihn, und er folgte seinem Weg, indem er Medizin in seiner Heimatstadt studierte. Seine Kindheit war geprägt von der lebhaften Kultur Bagdads und dem Zusammenhalt innerhalb seiner Familie.

Während seiner Ausbildung entdeckte er auch eine Leidenschaft für die Computerprogrammierung – eine Fähigkeit, die sich später als wertvoll erweisen sollte. Seine berufliche Laufbahn begann in Bagdad und Nadschaf. Später hat sich die Familie entschieden sich im Ausland weiter zu entwickeln und zog nach Libanon. Dort setzte er seine medizinische Tätigkeit fort.

Finanzielle Schwierigkeiten führten die Familie zurück in den Irak. Im Jahr 2014 fand er in Deutschland eine neue Heimat. Nachdem er die Sprache erlernt hat, konnte er seine Weiterbildung in der Kinderchirurgie fortsetzen und arbeite fortan nun in der Kinderklinik in Sankt Augustin.

Neben seiner medizinischen Karriere hat er in Deutschland einen YouTube-Kanal namens Islam kurzgesagt ins Leben gerufen, um das Leben des Propheten Muhammad zu beleuchten. Dieses Projekt entwickelte sich weiter, und er entschied sich, seine Erkenntnisse in einem Buch zu teilen, das nach vier Jahren intensiver Arbeit fertiggestellt wurde und unter dem Titel "Weißer und Erdvater" im Jahr 2024 im Selbstverlag erschienen ist.

Dr. Haider ist verheiratet und hat 3 Kinder.

MM: Sehr geehrter Herr Dr. Haider, was war Ihre Motivation ein 430-Seitiges Werk mit noch mehr Quellen angaben zu schreiben?

Dr. Haider: Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Als wir vor 10 Jahren nach Deutschland kamen, stellten wir fest, dass die Religion in dieser Gesellschaft eher marginalisiert ist und sie überwiegend säkular geprägt ist. Es schien uns, dass diese Gesellschaft die Gläubigen sogar als primitiv und asozial betrachtet. Das war eine Überraschung für uns. Wir konnten nicht verstehen, wie die Leute ohne Gott leben können. Dann stellten wir fest, dass diese Gesellschaft eine islamfeindliche Haltung einnimmt, was sie leider daran hindert, diese Religion kennenzulernen, geschweige denn an sie zu glauben. Wir haben gesehen, wie Politiker, Autoren oder Denker, die zur Islamfeindlichkeit verdeckt oder offen aufrufen, gefeiert werden.

MM: Die Ursachen dafür sind sicherlich vielfältig ...

Dr. Haider: Ich verstehe, dass es hierbei mehrere Faktoren gibt, aber einer davon war die falsche Darstellung oder Vorstellung des Propheten Muhammad, sodass eine billige Zeitung wie Charlie Hebdo den Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm, s.) in einem schlechten Licht darstellen konnte. Die Darstellung in der Gesellschaft über den Propheten war nicht anders als diese Zeitung. Es ist uns klar geworden, dass diese Gesellschaft die wahre Geschichte des großen Propheten Muhammad (s.) kennenlernen muss. Damit können wir nicht nur unseren edlen Propheten (s.) verteidigen, sondern auch dazu beitragen, dieser Gesellschaft zu helfen, ihre sozialen Probleme zu lösen und den allgemeinen Verfall der Werte zu beseitigen.

MM: Warum publizieren Sie unter dem Pseudonym "Aaron van Altenberg"?

Dr. Haider: Die Idee war, ein Buch oder eine Biographie über das Leben des Propheten Muhammad (s.) zu verfassen, das sich an Laien ohne Berufserfahrung richtet und speziell auf den deutschsprachigen Raum abzielt. Ich wollte die breiteste Zielgruppe erreichen, die ich kann. Daher habe ich beim Schreiben eine Strategie gewählt, um die größtmögliche Anzahl von Lesern anzusprechen. Aufgrund meiner Vorstellung von dieser Gesellschaft kristallisierte sich in meinem Kopf heraus, dass die Leute hier ungern etwas von Autoren wie Ali, Ahmed, Hassan oder Muhammad hören möchten, da sie diesen keinen Vertrauen schenken, sondern lieber Sven, Stefan, Marcus … Aus diesem Grund wollte ich nicht, dass mein Name ein Hindernis darstellt, um diesen Leuten die wahre Geschichte des Propheten Muhammad (s.) näherzubringen, und habe ich unter einem Pseudonym geschrieben, das den Europäern vertraut ist.

MM: Was bedeutet der im deutschen so ungewöhnlich klingende Titel "Weißer und Erdvater"?

Dr. Haider: 'Weißer' bezieht sich auf den Gedichtvers: 'Und ein Weißer, der mit seinem Gesicht die Menschen um Regen bittet. Er ist eine Zuflucht für die Waisen und ein Schutz für die Witwen.' im berühmten Gedicht von Abi Talib (a.). Damit meinte er den Propheten Muhammad (s.). Es bedeutet nicht hell oder weiße Haut, sondern spirituell rein und ohne Fehler. Was mich interessiert, ist, dass der Prophet Muhammad (s.) dieses Gedicht mochte. Daher wollte ich ihn so nennen, wie sein Onkel (a.) ihn nannte (siehe Seite 85 im Buch).

MM: ... und Erdvater?

Dr. Haider: 'Erdvater' bedeutet Abu Turab, und diese Übersetzung habe ich von Nöldeke übernommen. Abu Turab ist Ali bin Abi Talib (a.), wie es bekannt ist. Der Prophet (s.) nannte Ali bin Abi Talib (a.) Abu Turab. Ali mochte diesen Namen sehr.

Das heißt, das Buch könnte auch 'Muhammad und Ali' heißen. Meiner Meinung nach, geht der Islam hauptsächlich um diese zwei heiligen Personen (s.). Es war mir bewusst, einen indirekten Titel für das Buch zu wählen, um es für die Leser hier einfacher zu machen, die den ehrlichen Namen des Propheten Muhammad (s.) auf dem Cover nicht haben möchten, da es ihnen unangenehm sein könnte, falls sie es im Zug oder in der Bibliothek lesen würden.

MM: Warum haben sie für die Beschreibung des Lebens des Propheten Muhammad ausgerechnet die Roman-Form gewählt?

Dr.Haider: Das Phänomen, dass relativ viele Leute in Deutschland Bücher lesen, habe ich weder im Libanon noch in meinem Heimatland gesehen. Man sieht viele Jugendliche oder Erwachsene, die Bücher in öffentlichen Verkehrsmitteln lesen. Die meisten Bücher, die sie lesen, sind belletristische, abenteuerliche oder romantische Romane. Ich wollte diese gute Gewohnheit in der Gesellschaft ausnutzen und ihnen das Leben des edlen Propheten Muhammad (s.) in Romanform präsentieren, um sie zu ermutigen, dieses Buch zu lesen. Die klassische Schreibweise vieler islamischer Gelehrter macht es für Laien schwierig, deren Bücher zu verstehen, was dazu führt, dass deren Bücher nur für islamische Wissenschaftler zugänglich sind. Einer der Schwerpunkte beim Schreiben dieses Buches war die Verwendung der Romanform. Das ist auch eine Besonderheit dieses Buches. Ich behaupte nicht, dass das Buch ein Roman über den Propheten Muhammad (s.) ist. Aber es ist eine spannende Schreibmethode, die der Romanmethode am nächsten kommt, kann aber nicht 100% Roman sein, sonst verletzt man die Glaubwürdigkeit der historischen Texte.

MM: Auf dem Buchrücken geben Sie an, dass der Quran und die Ahl al-Bait (die Auserwählten in der Familie des Propheten) ihre Quellen waren. Was unterscheidet diese Darstellung von bisherigen Biographien in deutscher Sprache?

Dr. Haider: Die vorhandenen Biographien stammen überwiegend aus sunnitischen Quellen. Bei diesen wurden die Überleiferungen (Hadithe) von Ahl al-Bait nicht berücksichtigt. Dies hat dazu geführt, dass die Biographien, wie z.B. die prophetische Biographie von Ibn Hischam (abhängig von Ibn Ishaq), die prophetische Biographie von Ibn Kathir und der versiegelte Nektar und die anderen, nicht korrekte Überlieferungen oder sogar verfälschte Erzählungen enthalten. Das ist ein wesentliches Problem beim Schreiben von Biographien des Propheten Muhammad (s.). Da die sunnitischen Biographien bekannter sind als die wenigen schiitischen Biographien, verließen sich viele Orientalisten auf sie und lieferten eine falsche Geschichte des Propheten Muhammad (s.).

MM: Nennen Sie ein Beispiel.

Dr. Haider: Einige Beispiele sind: Der Prophet wollte sich angeblich umbringen, als Gabriel ihn für ein paar Monate nicht ansprach, Gabriel drückte den Propheten gewaltig fest, damit er den Koran lesen konnte, der Prophet hörte Musik mit seiner Frau Aischa oder der Prophet heiratete Aischa, als sie 6 Jahre alt war und vieles mehr. Die Feinde des Islams nahmen diese Biographien und benutzten sie, um den Propheten Muhammad (s.) zu beschämen und zu verspotten. Auf der anderen Seite haben wir die schiitisch verfassten Biographien. Sie sind nicht viele und wurden etwas später geschrieben. Viele von ihnen sind für islamische Wissenschaftler gedacht und nicht für Laien. Viele berufen sich auf schiitische Quellen, die zwar pro-Ahl al-Bait sind, aber ihnen fehlen die Überlieferungsketten, was sie schwach macht.

MM: Welches war Ihre Hauptquelle?

Dr. Haider: Von den jetzigen Gelehrten, der die umfangreichste Biographie des Propheten Muhammad (s.) verfasst hat, war Ja'far Murtada al-'Amili, der Al-Sahih Men Sirat Al-Nabi Al-Azam in 35 Bänden geschrieben hat und basierend auf mehr als 1600 Quellen. Er nahm große Rücksicht auf die Vorschriften zur Überprüfung der Hadithe. Sein Buch fand in wissenschaftlichen Foren große Beachtung und wurde in der Islamischen Republik Iran als bestes Buch seines Jahrgangs ausgezeichnet. Ich glaube jedoch, dass einfache Menschen ein so riesiges Buch nicht bewältigen können, daher habe ich es als Hauptquelle genommen und es in einem einzigen Buch zusammengefasst.

MM: Geben Sie uns ein Beispiel für die Diskrepanz zwischen der in der westlichen Welt wahrgenommenen Person des Propheten und der realen Person, die Sie versuchen aufzuklären.

Dr. Haider: Die westliche Sicht auf den Propheten Muhammad (s.) ist leider sehr schlecht. Zum Beispiel in den Worten des französischen Historikers und Schriftstellers Ernest Renan, der sagte: "Die Christen haben eine seltsame Geschichte über Muhammad geschrieben. Es ist eine Geschichte voller Hass und Verachtung für ihn. Sie behaupteten, dass Muhammad vor einer goldenen Statue niederkniete, die die Dämonen für ihn versteckten, und Dante beschuldigte ihn der Gottlosigkeit in seiner Erzählung der Hölle. Der Name Muhammad wurde bei ihm und anderen zum Synonym für das Wort Ungläubiger oder Häretiker. In den Augen der mittelalterlichen Schriftsteller war Muhammad manchmal ein Zauberer, manchmal ein abscheulicher Sünder und ein Dieb, der Kamele stahl. Und in der Neuzeit wurde er beschuldigt, das gestohlen zu haben, was in der Tora und dem Evangelium steht, wie Abraham Geiger in seinem Buch "Was hat Muhammad vom Judentum gelernt?" (Bonn 1833) und Hirschfeld in "Das jüdische Element im Koran" (Berlin 1878)."

Der amerikanische zionistische Pastor Jerry Falwell sagte in seiner Fernsehsendung: "Ich glaube, dass Muhammad ein Terrorist war. Ich glaube, dass Christus ein Beispiel für Liebe gesetzt hat, wie Moses es getan hat, und ich glaube, dass Muhammad ein gegenteiliges Beispiel gesetzt hat. Er war ein Dieb und ein Wegelagerer." Jerry Vines beschrieb unseren Propheten Muhammad (s.) in der jährlichen Versammlung der Baptistenkirche, die in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri abgehalten wurde, mit den Worten: "Ein Perverser, der Kinder bevorzugt und vom Teufel besessen ist."

MM: Das war vor dem Terroranschlag auf das World Trade Center, wurde es danach nicht noch schlimmer?

Dr. Haider: Nach den Ereignissen des 11. September wuchs die westliche Feindseligkeit gegenüber dem Islam und dem Propheten des Islam auffällig und ging von bloßer Verleumdung und Verzerrung zu Handlungen und Einschränkungen über; von den beleidigenden dänischen Karikaturen zur Verbot des Hijabs in Schulen und des Niqabs in öffentlichen Orten in Frankreich; zur Beschränkung des Minarettbaus in der Schweiz; zum beleidigenden Film über die ehrenwerte Person des Gesandten in Amerika.

Die Orientalisten beschuldigten den Propheten Muhammad der Sinnlichkeit, um seinen Ruf zu schädigen, wie der französische Orientalist "Maxime Rodinson" in seinem Buch "Muhammad" und "Hamer Borgstal" in seinem Buch "Bilder aus dem Leben der großen muslimischen Herrscher".

Sie beschuldigten ihn auch, nach seinem eigenen Willen zu urteilen und keine Offenbarung zu erhalten, wie es in Jalawur's Buch "Der Fortschritt der wissenschaftlichen Mission" steht. Sie sagten auch, dass er durstig nach Blut und Mord sei. Damit haben sie den Propheten Muhammad nicht nur von der Stufe der Prophetie herabgesetzt, sondern ihn auch unter das Niveau eines gewöhnlichen anständigen Menschen gestellt.

MM: Dem wollten Sie offenbar mit Ihrem Buch etwas entgegen setzen

Dr. Haider: Ich wollte in meinem Buch den Propheten (s.) darstellen, wie er tatsächlich war. Er braucht kein Lob von mir. Es reicht aus, wenn man seine Lehre und Taten erzählt und sie für sich selbst sprechen lässt. Ich wollte den Leuten nur ein unvoreingenommenes Werk präsentieren, das ihre Augen öffnet und sie ermutigt, den Propheten (s.) ohne Vorurteile kennenzulernen. Was die Muslime betrifft, so glauben wir, dass er der letzte von Gott gesandte Prophet ist, frei von Fehlern und durch göttliche Offenbarung geleitet.

MM: An welchen Projekten wollen Sie in Zukunft mitarbeiten?

Dr. Haider: Wenn Sie mit 'Projekten' Buchprojekte meinen, würde ich sagen, dass ich mich weder als Autor sehe noch als jemand, der das Wissen hat, Bücher zu schreiben. 'Weißer und Erdvater' war ein reines Geschenk Gottes, und dafür bin ich unendlich dankbar. Aber neben meiner Karriere als Arzt plane ich, auf jede erdenkliche Weise im islamischen Aufruf engagiert zu bleiben, so wie Gott mir gegenüber bevorzugt hat.

MM: Dr. Haider, wir danken für das Interview.

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